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Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868.

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die Abnahme der Bevölkerung von Kusaie, von der oben die Rede war, zu.

Ferner hat hier die Feindseligkeit, mit welcher die nicht geistlichen Europäer den Missionären, meist aus Gewinn- oder Genusssucht, entgegentraten (genauere Belege bei Meinicke b und Lutteroth) ganz besonders nachtheiligen Einfluss ausgeübt; und nicht minder der Streit, welchen die katholische Kirche in der Südsee mit den evangelischen Missionären anfing. Frankreich war es, welches als "Werkzeug der Propaganda" (Lutteroth 164) in diesem Theil der Welt auftrat und die Art und Weise, wie es das gethan hat, war keineswegs im Interesse der Polynesier. Erstaunt man schon über die Orgien, welche seine Vertreter verübten -- so Dumont d'Urville auf Nukuhiva (4, 5, ff.), Laplace und die Mannschaft der Artemise auf Tahiti (Lutteroth 167), so erstaunt man noch mehr über die Unbefangenheit, mit welcher die französischen Schriftsteller über diese schmachvollen Vorgänge als etwas ganz Selbstverständliches reden. Will man die Eingeborenen dieser Inseln heben, so muss man ihr Selbstgefühl zu fördern suchen, man muss, indem man die Laster, die ihnen so viel geschadet haben, unterdrückt, auf ihre guten Seiten belebend und kräftigend einwirken: von allem aber hat die französische Okkupation der Insel Tahiti nur das Gegentheil bewirkt und wie man aus der brutalen Art schliessen kann, mit der sie verfuhr, auch gewollt. Wenigstens geht aus allem hervor, dass die Einwanderer die Eingeborenen hier nicht höher schätzten, als einst die Spanier oder Engländer die Amerikaner. In Neuseeland, wo die Engländer fest sich niedergelassen und denselben Racenhochmuth gegen die Eingeborenen gezeigt haben, hat ausser diesem letzteren und anderem schon erwähnten namentlich der massenhafte Landverkauf schädlich gewirkt, auf welchen die Neuseeländer, ohne recht zu wissen, warum es sich handele, eingingen und wobei sie oft genug -- so namentlich von der Neuseelandcompagnie -- sich betrogen sahen. Sie geriethen durch den Mangel an Land in grosse Noth, durch den Betrug aber in grosse Wuth und die Kriege, welche noch bis vor kurzem geführt wurden, beruhen wesentlich auf diesen Gründen (Hochstetter 483-97). Durch alles dies, die Kriege nicht in letzter Reihe, ist natürlich das Emporkommen der Eingeborenen sehr gehindert.

In Melanesien haben namentlich die Sandelholzhändler, meist englische oder amerikanische Capitäne, der Bevölkerung geschadet, da sie, um zu ihrer Waare zu kommen, oft die gewaltsamsten und scheusslichsten Mittel anwenden. Sie schlagen das Sandelholz nieder, wo sie es finden: daher sie häufig in Streit mit den Eingeborenen gerathen. Und in einem solchen Kampfe auf Tanna kam es vor, dass, als die Eingeborenen in eine Höhle im Gebirge flohen, die nachfolgenden Matrosen vor derselben ein Feuer anzündeten und

die Abnahme der Bevölkerung von Kusaie, von der oben die Rede war, zu.

Ferner hat hier die Feindseligkeit, mit welcher die nicht geistlichen Europäer den Missionären, meist aus Gewinn- oder Genusssucht, entgegentraten (genauere Belege bei Meinicke b und Lutteroth) ganz besonders nachtheiligen Einfluss ausgeübt; und nicht minder der Streit, welchen die katholische Kirche in der Südsee mit den evangelischen Missionären anfing. Frankreich war es, welches als »Werkzeug der Propaganda« (Lutteroth 164) in diesem Theil der Welt auftrat und die Art und Weise, wie es das gethan hat, war keineswegs im Interesse der Polynesier. Erstaunt man schon über die Orgien, welche seine Vertreter verübten — so Dumont d'Urville auf Nukuhiva (4, 5, ff.), Laplace und die Mannschaft der Artemise auf Tahiti (Lutteroth 167), so erstaunt man noch mehr über die Unbefangenheit, mit welcher die französischen Schriftsteller über diese schmachvollen Vorgänge als etwas ganz Selbstverständliches reden. Will man die Eingeborenen dieser Inseln heben, so muss man ihr Selbstgefühl zu fördern suchen, man muss, indem man die Laster, die ihnen so viel geschadet haben, unterdrückt, auf ihre guten Seiten belebend und kräftigend einwirken: von allem aber hat die französische Okkupation der Insel Tahiti nur das Gegentheil bewirkt und wie man aus der brutalen Art schliessen kann, mit der sie verfuhr, auch gewollt. Wenigstens geht aus allem hervor, dass die Einwanderer die Eingeborenen hier nicht höher schätzten, als einst die Spanier oder Engländer die Amerikaner. In Neuseeland, wo die Engländer fest sich niedergelassen und denselben Raçenhochmuth gegen die Eingeborenen gezeigt haben, hat ausser diesem letzteren und anderem schon erwähnten namentlich der massenhafte Landverkauf schädlich gewirkt, auf welchen die Neuseeländer, ohne recht zu wissen, warum es sich handele, eingingen und wobei sie oft genug — so namentlich von der Neuseelandcompagnie — sich betrogen sahen. Sie geriethen durch den Mangel an Land in grosse Noth, durch den Betrug aber in grosse Wuth und die Kriege, welche noch bis vor kurzem geführt wurden, beruhen wesentlich auf diesen Gründen (Hochstetter 483-97). Durch alles dies, die Kriege nicht in letzter Reihe, ist natürlich das Emporkommen der Eingeborenen sehr gehindert.

In Melanesien haben namentlich die Sandelholzhändler, meist englische oder amerikanische Capitäne, der Bevölkerung geschadet, da sie, um zu ihrer Waare zu kommen, oft die gewaltsamsten und scheusslichsten Mittel anwenden. Sie schlagen das Sandelholz nieder, wo sie es finden: daher sie häufig in Streit mit den Eingeborenen gerathen. Und in einem solchen Kampfe auf Tanna kam es vor, dass, als die Eingeborenen in eine Höhle im Gebirge flohen, die nachfolgenden Matrosen vor derselben ein Feuer anzündeten und

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 oder Genusssucht, entgegentraten (genauere Belege bei Meinicke b
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 und nicht minder der Streit, welchen die katholische Kirche in der
 Südsee mit den evangelischen Missionären anfing.
 Frankreich war es, welches als »Werkzeug der
 Propaganda« (Lutteroth 164) in diesem Theil der Welt auftrat
 und die Art und Weise, wie es das gethan hat, war keineswegs im
 Interesse der Polynesier. Erstaunt man schon über die Orgien,
 welche seine Vertreter verübten &#x2014; so Dumont d'Urville
 auf Nukuhiva (4, 5, ff.), Laplace und die Mannschaft der Artemise
 auf Tahiti (Lutteroth 167), so erstaunt man noch mehr über die
 Unbefangenheit, mit welcher die französischen Schriftsteller
 über diese schmachvollen Vorgänge als etwas ganz
 Selbstverständliches reden. Will man die Eingeborenen dieser
 Inseln heben, so muss man ihr Selbstgefühl zu fördern
 suchen, man muss, indem man die Laster, die ihnen so viel geschadet
 haben, unterdrückt, auf ihre guten Seiten belebend und
 kräftigend einwirken: von allem aber hat die französische
 Okkupation der Insel Tahiti nur das Gegentheil bewirkt und wie man
 aus der brutalen Art schliessen kann, mit der sie verfuhr, auch
 gewollt. Wenigstens geht aus allem hervor, dass die Einwanderer die
 Eingeborenen hier nicht höher schätzten, als einst die
 Spanier oder Engländer die Amerikaner. In Neuseeland, wo die
 Engländer fest sich niedergelassen und denselben
 Raçenhochmuth gegen die Eingeborenen gezeigt haben, hat
 ausser diesem letzteren und anderem schon erwähnten namentlich
 der massenhafte Landverkauf schädlich gewirkt, auf welchen die
 Neuseeländer, ohne recht zu wissen, warum es sich handele,
 eingingen und wobei sie oft genug &#x2014; so namentlich von der
 Neuseelandcompagnie &#x2014; sich betrogen sahen. Sie geriethen
 durch den Mangel an Land in grosse Noth, durch den Betrug aber in
 grosse Wuth und die Kriege, welche noch bis vor kurzem geführt
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 geschadet, da sie, um zu ihrer Waare zu kommen, oft die
 gewaltsamsten und scheusslichsten Mittel anwenden. Sie schlagen das
 Sandelholz nieder, wo sie es finden: daher sie häufig in
 Streit mit den Eingeborenen gerathen. Und in einem solchen Kampfe
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[0124] die Abnahme der Bevölkerung von Kusaie, von der oben die Rede war, zu. Ferner hat hier die Feindseligkeit, mit welcher die nicht geistlichen Europäer den Missionären, meist aus Gewinn- oder Genusssucht, entgegentraten (genauere Belege bei Meinicke b und Lutteroth) ganz besonders nachtheiligen Einfluss ausgeübt; und nicht minder der Streit, welchen die katholische Kirche in der Südsee mit den evangelischen Missionären anfing. Frankreich war es, welches als »Werkzeug der Propaganda« (Lutteroth 164) in diesem Theil der Welt auftrat und die Art und Weise, wie es das gethan hat, war keineswegs im Interesse der Polynesier. Erstaunt man schon über die Orgien, welche seine Vertreter verübten — so Dumont d'Urville auf Nukuhiva (4, 5, ff.), Laplace und die Mannschaft der Artemise auf Tahiti (Lutteroth 167), so erstaunt man noch mehr über die Unbefangenheit, mit welcher die französischen Schriftsteller über diese schmachvollen Vorgänge als etwas ganz Selbstverständliches reden. Will man die Eingeborenen dieser Inseln heben, so muss man ihr Selbstgefühl zu fördern suchen, man muss, indem man die Laster, die ihnen so viel geschadet haben, unterdrückt, auf ihre guten Seiten belebend und kräftigend einwirken: von allem aber hat die französische Okkupation der Insel Tahiti nur das Gegentheil bewirkt und wie man aus der brutalen Art schliessen kann, mit der sie verfuhr, auch gewollt. Wenigstens geht aus allem hervor, dass die Einwanderer die Eingeborenen hier nicht höher schätzten, als einst die Spanier oder Engländer die Amerikaner. In Neuseeland, wo die Engländer fest sich niedergelassen und denselben Raçenhochmuth gegen die Eingeborenen gezeigt haben, hat ausser diesem letzteren und anderem schon erwähnten namentlich der massenhafte Landverkauf schädlich gewirkt, auf welchen die Neuseeländer, ohne recht zu wissen, warum es sich handele, eingingen und wobei sie oft genug — so namentlich von der Neuseelandcompagnie — sich betrogen sahen. Sie geriethen durch den Mangel an Land in grosse Noth, durch den Betrug aber in grosse Wuth und die Kriege, welche noch bis vor kurzem geführt wurden, beruhen wesentlich auf diesen Gründen (Hochstetter 483-97). Durch alles dies, die Kriege nicht in letzter Reihe, ist natürlich das Emporkommen der Eingeborenen sehr gehindert. In Melanesien haben namentlich die Sandelholzhändler, meist englische oder amerikanische Capitäne, der Bevölkerung geschadet, da sie, um zu ihrer Waare zu kommen, oft die gewaltsamsten und scheusslichsten Mittel anwenden. Sie schlagen das Sandelholz nieder, wo sie es finden: daher sie häufig in Streit mit den Eingeborenen gerathen. Und in einem solchen Kampfe auf Tanna kam es vor, dass, als die Eingeborenen in eine Höhle im Gebirge flohen, die nachfolgenden Matrosen vor derselben ein Feuer anzündeten und

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Zitationshilfe: Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerland_naturvoelker_1868/124>, abgerufen am 22.11.2024.