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Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868.

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bevölkerung der Capkolonie unter der englischen Herrschaft bis zum Jahr 1822 um die Hälfte zugenommen habe (Zeitschr. 1, 287) ist wenig glaubhaft und sicherlich nur scheinbar." Die Boers zogen, um den ihnen verhassten englischen Gesetzen nicht gehorchen zu müssen, 5000 an der Zahl, um 1836 nach Port Natal, wo sie ihre scheussliche Willkürherrschaft, ihre Commandos und Knechtung der Eingeborenen noch jetzt, wie sie es selbst bei Livingstones Anwesenheit thaten, fortsetzen (Waitz 2, 336).

Man wird es nicht eben wunderbar finden, wenn die Hottentotten diesem Hauche der Kultur erlagen; wenn jetzt ihr Hass gegen die Weissen so gross ist, dass ein friedliches Einwirken der letzteren, wenn nicht unmöglich, doch ausserordentlich erschwert ist: wenn endlich die Hottentotten jetzt sehr viel roher, träger und sittlich schlechter sind als zu der Zeit, da man sie zuerst kennen lernte. Stand doch über manchen Kirchen der Holländer: "kein Hund und kein Hottentotte darf eintreten" (Waitz 2, 333). Haben doch die Boers nach Kräften die Christianisirung der Eingeborenen zu hindern gesucht, indem sie verboten, dass ihre Sklaven und deren Kinder getauft wurden und bei Lebensstrafe denselben die Missionsstation auch nur zu nennen verboten. Die holländische Compagnie selbst war es, welche die mährischen Brüder aus dem Lande der Hottentotten vertrieb, weil sie auf letztere einen zu grossen Einfluss gewannen. Ja noch 1831, als die Hottentotten am Kat River sich niedergelassen und dort unter Leitung der Missionäre zu einer gewissen Blüthe gelangt waren, gelang es kaum, die Boers von der Zerstörung dieser Colonie mit Gewalt zurückzuhalten (Waitz 2, 336).

Und in diesem Zustande leben die Hottentotten nun schon über 200 Jahr und sind noch nicht ausgerottet!

Gehen wir nun nach Amerika. Die Indianer Nordamerikas kamen den Europäern anfangs freundlich entgegen (Waitz 3, 242), aber die Weissen waren es, welche das Verhältniss trübten. Zunächst vernichteten sie wegen verhältnissmässig geringfügiger Veranlassung das Volk der Pequots; an 700 wurden bei einem plötzlichen Ueberfall getödtet, die übrigen zerstreut, gefangen und von Staatswegen als Sklaven verkauft (Waitz 3, 244). Sklavenjagden in Nordamerika von Seiten der Engländer und Spanier waren ganz gewöhnlich. Die frommen Puritaner, die Gott dankbar waren für jede verheerende Krankheit, welche unter den Indianern wüthete (Waitz 3, 242), sahen in jedem gelingenden Greuel der Christen gegen die Indianer, namentlich wenn diese massenweise zu Grund gingen, ein Zeichen göttlicher Gnade, in jedem Misslingen eines Mordzuges einen göttlichen Zornausbruch gegen sie selber und bekannten dies laut (Waitz 3, 244-45). Man dachte gar bald daran, die Indianer ganz auszurotten: und soll uns das wundern, wenn wir erfahren, dass noch in diesem Jahrhundert der Regierung der Ver-

bevölkerung der Capkolonie unter der englischen Herrschaft bis zum Jahr 1822 um die Hälfte zugenommen habe (Zeitschr. 1, 287) ist wenig glaubhaft und sicherlich nur scheinbar.« Die Boers zogen, um den ihnen verhassten englischen Gesetzen nicht gehorchen zu müssen, 5000 an der Zahl, um 1836 nach Port Natal, wo sie ihre scheussliche Willkürherrschaft, ihre Commandos und Knechtung der Eingeborenen noch jetzt, wie sie es selbst bei Livingstones Anwesenheit thaten, fortsetzen (Waitz 2, 336).

Man wird es nicht eben wunderbar finden, wenn die Hottentotten diesem Hauche der Kultur erlagen; wenn jetzt ihr Hass gegen die Weissen so gross ist, dass ein friedliches Einwirken der letzteren, wenn nicht unmöglich, doch ausserordentlich erschwert ist: wenn endlich die Hottentotten jetzt sehr viel roher, träger und sittlich schlechter sind als zu der Zeit, da man sie zuerst kennen lernte. Stand doch über manchen Kirchen der Holländer: »kein Hund und kein Hottentotte darf eintreten« (Waitz 2, 333). Haben doch die Boers nach Kräften die Christianisirung der Eingeborenen zu hindern gesucht, indem sie verboten, dass ihre Sklaven und deren Kinder getauft wurden und bei Lebensstrafe denselben die Missionsstation auch nur zu nennen verboten. Die holländische Compagnie selbst war es, welche die mährischen Brüder aus dem Lande der Hottentotten vertrieb, weil sie auf letztere einen zu grossen Einfluss gewannen. Ja noch 1831, als die Hottentotten am Kat River sich niedergelassen und dort unter Leitung der Missionäre zu einer gewissen Blüthe gelangt waren, gelang es kaum, die Boers von der Zerstörung dieser Colonie mit Gewalt zurückzuhalten (Waitz 2, 336).

Und in diesem Zustande leben die Hottentotten nun schon über 200 Jahr und sind noch nicht ausgerottet!

Gehen wir nun nach Amerika. Die Indianer Nordamerikas kamen den Europäern anfangs freundlich entgegen (Waitz 3, 242), aber die Weissen waren es, welche das Verhältniss trübten. Zunächst vernichteten sie wegen verhältnissmässig geringfügiger Veranlassung das Volk der Pequots; an 700 wurden bei einem plötzlichen Ueberfall getödtet, die übrigen zerstreut, gefangen und von Staatswegen als Sklaven verkauft (Waitz 3, 244). Sklavenjagden in Nordamerika von Seiten der Engländer und Spanier waren ganz gewöhnlich. Die frommen Puritaner, die Gott dankbar waren für jede verheerende Krankheit, welche unter den Indianern wüthete (Waitz 3, 242), sahen in jedem gelingenden Greuel der Christen gegen die Indianer, namentlich wenn diese massenweise zu Grund gingen, ein Zeichen göttlicher Gnade, in jedem Misslingen eines Mordzuges einen göttlichen Zornausbruch gegen sie selber und bekannten dies laut (Waitz 3, 244-45). Man dachte gar bald daran, die Indianer ganz auszurotten: und soll uns das wundern, wenn wir erfahren, dass noch in diesem Jahrhundert der Regierung der Ver-

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bevölkerung der Capkolonie unter der englischen
 Herrschaft bis zum Jahr 1822 um die Hälfte zugenommen habe
 (Zeitschr. 1, 287) ist wenig glaubhaft und sicherlich nur
 scheinbar.« Die Boers zogen, um den ihnen verhassten
 englischen Gesetzen nicht gehorchen zu müssen, 5000 an der
 Zahl, um 1836 nach Port Natal, wo sie ihre scheussliche
 Willkürherrschaft, ihre Commandos und Knechtung der
 Eingeborenen noch jetzt, wie sie es selbst bei Livingstones
 Anwesenheit thaten, fortsetzen (Waitz 2, 336).</p>
        <p>Man wird es nicht eben wunderbar finden, wenn die Hottentotten
 diesem Hauche der Kultur erlagen; wenn jetzt ihr Hass gegen die
 Weissen so gross ist, dass ein friedliches Einwirken der letzteren,
 wenn nicht unmöglich, doch ausserordentlich erschwert ist:
 wenn endlich die Hottentotten jetzt sehr viel roher, träger
 und sittlich schlechter sind als zu der Zeit, da man sie zuerst
 kennen lernte. Stand doch über manchen Kirchen der
 Holländer: »kein Hund und kein Hottentotte darf
 eintreten« (Waitz 2, 333). Haben doch die Boers nach
 Kräften die Christianisirung der Eingeborenen zu hindern
 gesucht, indem sie verboten, dass ihre Sklaven und deren Kinder
 getauft wurden und bei Lebensstrafe denselben die Missionsstation
 auch nur zu nennen verboten. Die holländische Compagnie selbst
 war es, welche die mährischen Brüder aus dem Lande der
 Hottentotten vertrieb, weil sie auf letztere einen zu grossen
 Einfluss gewannen. Ja noch 1831, als die Hottentotten am Kat River
 sich niedergelassen und dort unter Leitung der Missionäre zu
 einer gewissen Blüthe gelangt waren, gelang es kaum, die Boers
 von der Zerstörung dieser Colonie mit Gewalt
 zurückzuhalten (Waitz 2, 336).</p>
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 Zunächst vernichteten sie wegen verhältnissmässig
 geringfügiger Veranlassung das Volk der Pequots; an 700 wurden
 bei einem plötzlichen Ueberfall getödtet, die
 übrigen zerstreut, gefangen und von Staatswegen als Sklaven
 verkauft (Waitz 3, 244). Sklavenjagden in Nordamerika von Seiten
 der Engländer und Spanier waren ganz gewöhnlich. Die
 frommen Puritaner, die Gott dankbar waren für jede verheerende
 Krankheit, welche unter den Indianern wüthete (Waitz 3, 242),
 sahen in jedem gelingenden Greuel der Christen gegen die Indianer,
 namentlich wenn diese massenweise zu Grund gingen, ein Zeichen
 göttlicher Gnade, in jedem Misslingen eines Mordzuges einen
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 laut (Waitz 3, 244-45). Man dachte gar bald daran, die Indianer
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[0112] bevölkerung der Capkolonie unter der englischen Herrschaft bis zum Jahr 1822 um die Hälfte zugenommen habe (Zeitschr. 1, 287) ist wenig glaubhaft und sicherlich nur scheinbar.« Die Boers zogen, um den ihnen verhassten englischen Gesetzen nicht gehorchen zu müssen, 5000 an der Zahl, um 1836 nach Port Natal, wo sie ihre scheussliche Willkürherrschaft, ihre Commandos und Knechtung der Eingeborenen noch jetzt, wie sie es selbst bei Livingstones Anwesenheit thaten, fortsetzen (Waitz 2, 336). Man wird es nicht eben wunderbar finden, wenn die Hottentotten diesem Hauche der Kultur erlagen; wenn jetzt ihr Hass gegen die Weissen so gross ist, dass ein friedliches Einwirken der letzteren, wenn nicht unmöglich, doch ausserordentlich erschwert ist: wenn endlich die Hottentotten jetzt sehr viel roher, träger und sittlich schlechter sind als zu der Zeit, da man sie zuerst kennen lernte. Stand doch über manchen Kirchen der Holländer: »kein Hund und kein Hottentotte darf eintreten« (Waitz 2, 333). Haben doch die Boers nach Kräften die Christianisirung der Eingeborenen zu hindern gesucht, indem sie verboten, dass ihre Sklaven und deren Kinder getauft wurden und bei Lebensstrafe denselben die Missionsstation auch nur zu nennen verboten. Die holländische Compagnie selbst war es, welche die mährischen Brüder aus dem Lande der Hottentotten vertrieb, weil sie auf letztere einen zu grossen Einfluss gewannen. Ja noch 1831, als die Hottentotten am Kat River sich niedergelassen und dort unter Leitung der Missionäre zu einer gewissen Blüthe gelangt waren, gelang es kaum, die Boers von der Zerstörung dieser Colonie mit Gewalt zurückzuhalten (Waitz 2, 336). Und in diesem Zustande leben die Hottentotten nun schon über 200 Jahr und sind noch nicht ausgerottet! Gehen wir nun nach Amerika. Die Indianer Nordamerikas kamen den Europäern anfangs freundlich entgegen (Waitz 3, 242), aber die Weissen waren es, welche das Verhältniss trübten. Zunächst vernichteten sie wegen verhältnissmässig geringfügiger Veranlassung das Volk der Pequots; an 700 wurden bei einem plötzlichen Ueberfall getödtet, die übrigen zerstreut, gefangen und von Staatswegen als Sklaven verkauft (Waitz 3, 244). Sklavenjagden in Nordamerika von Seiten der Engländer und Spanier waren ganz gewöhnlich. Die frommen Puritaner, die Gott dankbar waren für jede verheerende Krankheit, welche unter den Indianern wüthete (Waitz 3, 242), sahen in jedem gelingenden Greuel der Christen gegen die Indianer, namentlich wenn diese massenweise zu Grund gingen, ein Zeichen göttlicher Gnade, in jedem Misslingen eines Mordzuges einen göttlichen Zornausbruch gegen sie selber und bekannten dies laut (Waitz 3, 244-45). Man dachte gar bald daran, die Indianer ganz auszurotten: und soll uns das wundern, wenn wir erfahren, dass noch in diesem Jahrhundert der Regierung der Ver-

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Zitationshilfe: Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerland_naturvoelker_1868/112>, abgerufen am 22.11.2024.