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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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8. Kapitel. Die Anforderungen an kriegsbrauchbare Torpedoboote etc.
trieb. Die Richtung der Kräfte ist mit Pfeilen angedeutet. Aus
Fig. 33 ist zu ersehen, daß diese Kräfte so lange bestrebt sind, das
Boot aufzurichten, als bei der Neigung z. B. nach rechts, wie es
die Zeichnung andeutet, D weiter nach rechts liegt, wie S, oder all-
gemein gesprochen: es ist solange Stabilität vorhanden, als S inner-
halb der Linie M D liegt, oder solange der Schnittpunkt der
Vertikalen durch S mit der Symmetrieebene des Bootes unterhalb M
liegt. Den Punkt M nennt man das Metacentrum und den Abstand
M S die metacentrische Höhe.

Diese Entfernung ist eine sehr kleine und schwankt bei Torpedo-
booten verschiedener Konstruktion zwischen 40 und 70 Centimetern.
(Auch bei den größten Schiffen ist dieser Werth meist nicht viel
größer.) Es ist keineswegs empfehlenswerth, den Abstand M S zu
vergrößern, was leicht zu erreichen wäre. Die Seeeigenschaften der
Fahrzeuge würden dann sehr schlechte werden; letztere würden sich
mit großer Heftigkeit wieder aufrichten, würden sehr schnell und sehr
häufig schlingern (d. h. hin- und herschwanken) und den Aufenthalt
an Bord unerträglich machen. (Infolge übermäßiger Stabilität,
namentlich bei den ersten Panzerschiffen, denen man wegen des Seiten-
panzers eine große metacentrische Höhe geben zu müssen meinte,
schlingerten einige dieser Schiffe so heftig, daß die Masten brachen,
an ein Bedienen der Geschütze aber gar nicht gedacht werden konnte.)

Die erforderliche Stabilität hängt also nicht von der Größe
eines Fahrzeuges ab. Es sprechen bei der Seefähigkeit, die mit
der Stabilität eng verwandt ist, aber noch eine Menge anderer
Faktoren mit. Beim Torpedoboot kann es geschehen, daß aus
Unerfahrenheit oder Unachtsamkeit, schließlich auch infolge unvorher-
zusehender Fälle, d. h. Havarien, eine ungünstige Beeinflussung der
Stabilität stattfindet. Dieses kann z. B. geschehen, wenn sich sehr
viel Wasser im Boot befindet, das sich nicht schnell genug entfernen
läßt; das kann eintreten, wenn unvorsichtiger Weise ein Luk geöffnet
wird und Sturzseen eindringen; das kann geschehen, wenn das
Boot ein Leck erhält etc. In diesen Fällen kann eintreten, was
Fig. 34 zeigt. Hier ist S verschoben und außerhalb der Linie M D
getreten; der Schnittpunkt M1 liegt oberhalb des Metacentrums M
und die beiden, unter normalen Verhältnissen aufrichtenden Kräfte,
Schwere und Auftrieb, tragen jetzt vereint dazu bei, das Boot zu

8. Kapitel. Die Anforderungen an kriegsbrauchbare Torpedoboote etc.
trieb. Die Richtung der Kräfte iſt mit Pfeilen angedeutet. Aus
Fig. 33 iſt zu erſehen, daß dieſe Kräfte ſo lange beſtrebt ſind, das
Boot aufzurichten, als bei der Neigung z. B. nach rechts, wie es
die Zeichnung andeutet, D weiter nach rechts liegt, wie S, oder all-
gemein geſprochen: es iſt ſolange Stabilität vorhanden, als S inner-
halb der Linie M D liegt, oder ſolange der Schnittpunkt der
Vertikalen durch S mit der Symmetrieebene des Bootes unterhalb M
liegt. Den Punkt M nennt man das Metacentrum und den Abſtand
M S die metacentriſche Höhe.

Dieſe Entfernung iſt eine ſehr kleine und ſchwankt bei Torpedo-
booten verſchiedener Konſtruktion zwiſchen 40 und 70 Centimetern.
(Auch bei den größten Schiffen iſt dieſer Werth meiſt nicht viel
größer.) Es iſt keineswegs empfehlenswerth, den Abſtand M S zu
vergrößern, was leicht zu erreichen wäre. Die Seeeigenſchaften der
Fahrzeuge würden dann ſehr ſchlechte werden; letztere würden ſich
mit großer Heftigkeit wieder aufrichten, würden ſehr ſchnell und ſehr
häufig ſchlingern (d. h. hin- und herſchwanken) und den Aufenthalt
an Bord unerträglich machen. (Infolge übermäßiger Stabilität,
namentlich bei den erſten Panzerſchiffen, denen man wegen des Seiten-
panzers eine große metacentriſche Höhe geben zu müſſen meinte,
ſchlingerten einige dieſer Schiffe ſo heftig, daß die Maſten brachen,
an ein Bedienen der Geſchütze aber gar nicht gedacht werden konnte.)

Die erforderliche Stabilität hängt alſo nicht von der Größe
eines Fahrzeuges ab. Es ſprechen bei der Seefähigkeit, die mit
der Stabilität eng verwandt iſt, aber noch eine Menge anderer
Faktoren mit. Beim Torpedoboot kann es geſchehen, daß aus
Unerfahrenheit oder Unachtſamkeit, ſchließlich auch infolge unvorher-
zuſehender Fälle, d. h. Havarien, eine ungünſtige Beeinfluſſung der
Stabilität ſtattfindet. Dieſes kann z. B. geſchehen, wenn ſich ſehr
viel Waſſer im Boot befindet, das ſich nicht ſchnell genug entfernen
läßt; das kann eintreten, wenn unvorſichtiger Weiſe ein Luk geöffnet
wird und Sturzſeen eindringen; das kann geſchehen, wenn das
Boot ein Leck erhält etc. In dieſen Fällen kann eintreten, was
Fig. 34 zeigt. Hier iſt S verſchoben und außerhalb der Linie M D
getreten; der Schnittpunkt M1 liegt oberhalb des Metacentrums M
und die beiden, unter normalen Verhältniſſen aufrichtenden Kräfte,
Schwere und Auftrieb, tragen jetzt vereint dazu bei, das Boot zu

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[71/0089] 8. Kapitel. Die Anforderungen an kriegsbrauchbare Torpedoboote etc. trieb. Die Richtung der Kräfte iſt mit Pfeilen angedeutet. Aus Fig. 33 iſt zu erſehen, daß dieſe Kräfte ſo lange beſtrebt ſind, das Boot aufzurichten, als bei der Neigung z. B. nach rechts, wie es die Zeichnung andeutet, D weiter nach rechts liegt, wie S, oder all- gemein geſprochen: es iſt ſolange Stabilität vorhanden, als S inner- halb der Linie M D liegt, oder ſolange der Schnittpunkt der Vertikalen durch S mit der Symmetrieebene des Bootes unterhalb M liegt. Den Punkt M nennt man das Metacentrum und den Abſtand M S die metacentriſche Höhe. Dieſe Entfernung iſt eine ſehr kleine und ſchwankt bei Torpedo- booten verſchiedener Konſtruktion zwiſchen 40 und 70 Centimetern. (Auch bei den größten Schiffen iſt dieſer Werth meiſt nicht viel größer.) Es iſt keineswegs empfehlenswerth, den Abſtand M S zu vergrößern, was leicht zu erreichen wäre. Die Seeeigenſchaften der Fahrzeuge würden dann ſehr ſchlechte werden; letztere würden ſich mit großer Heftigkeit wieder aufrichten, würden ſehr ſchnell und ſehr häufig ſchlingern (d. h. hin- und herſchwanken) und den Aufenthalt an Bord unerträglich machen. (Infolge übermäßiger Stabilität, namentlich bei den erſten Panzerſchiffen, denen man wegen des Seiten- panzers eine große metacentriſche Höhe geben zu müſſen meinte, ſchlingerten einige dieſer Schiffe ſo heftig, daß die Maſten brachen, an ein Bedienen der Geſchütze aber gar nicht gedacht werden konnte.) Die erforderliche Stabilität hängt alſo nicht von der Größe eines Fahrzeuges ab. Es ſprechen bei der Seefähigkeit, die mit der Stabilität eng verwandt iſt, aber noch eine Menge anderer Faktoren mit. Beim Torpedoboot kann es geſchehen, daß aus Unerfahrenheit oder Unachtſamkeit, ſchließlich auch infolge unvorher- zuſehender Fälle, d. h. Havarien, eine ungünſtige Beeinfluſſung der Stabilität ſtattfindet. Dieſes kann z. B. geſchehen, wenn ſich ſehr viel Waſſer im Boot befindet, das ſich nicht ſchnell genug entfernen läßt; das kann eintreten, wenn unvorſichtiger Weiſe ein Luk geöffnet wird und Sturzſeen eindringen; das kann geſchehen, wenn das Boot ein Leck erhält etc. In dieſen Fällen kann eintreten, was Fig. 34 zeigt. Hier iſt S verſchoben und außerhalb der Linie M D getreten; der Schnittpunkt M1 liegt oberhalb des Metacentrums M und die beiden, unter normalen Verhältniſſen aufrichtenden Kräfte, Schwere und Auftrieb, tragen jetzt vereint dazu bei, das Boot zu

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/89>, abgerufen am 25.11.2024.