Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite
7. Kapitel. Die Armirung v. Schiffen mit Torpedos. -- Torpedofahrzeuge etc.

Bewährt haben sich aber auch andere Typen z. B. die Systeme
Yarrow und Schultz. Nicht selten findet man zwei Kessel, von denen
einer vor, der andere hinter der Maschine liegt. Diese Einrichtung
bietet viele Vorzüge. Umgeben sind die Kessel von den Kohlenbunkern.
Man achtet darauf, daß hierdurch ein möglichst großer Schutz vor
feindlichem Feuer erreicht wird.

Eine Frage, welche hier wie manches Andere nur gestreift werden
kann, da sie ein zu großes Gebiet umfaßt, ist das Heizen der Kessel
mit Oel statt mit Kohlen. Für Torpedoboote ist diese Angelegen-
heit von höchster Bedeutung, allein schon deshalb, weil der Kohlen-
rauch beim Manövriren hinderlich ist, ein unbemerktes Annähern an
den Feind aber oft zur Unmöglichkeit macht. Die Kohle ist ja
überhaupt ein dem Seemann zwar unentbehrlicher, aber auch auf-
gedrungener Freund.

Die Maschine liegt in der Abtheilung e. Allgemein werden
drei Cylinder verwendet, da hierbei die Manövrirfähigkeit die größte
ist, indessen sind auch viercylindrige Maschinen mit dreifacher Ex-
pansion nicht selten, obgleich solche Maschinen sich nicht so schnell
und leicht umsteuern lassen wie dreicylindrige.

Eine Frage von größter Bedeutung für Torpedoboote ist die
Zahl der zu verwendenden Maschinen. Ohne Zweifel ist es für
Torpedoboote günstiger, nur eine Maschine zu verwenden, zumal sich
damit dieselbe Geschwindigkeit erreichen läßt wie mit zweien. Außer-
dem verlangt eine Maschine weniger Bedienungspersonal und damit
weniger Aufsicht, kann stärker gebaut werden, gestattet eine bessere
Verwendung der verfügbaren Raumes und schließt einen besseren
Schutz der Schraube in sich. Trotzdem findet man schon sehr häufig
zwei Maschinen. Der Grund hierfür ergiebt sich aus Folgendem:

Naturgemäß ist die Geschwindigkeit des Bootes abhängig in
erster Linie von der Größe der treibenden Kraft, d. h. von den
Pferdestärken, welche die Maschine indizirt. Die Pferdestärken sind
wiederum ein Produkt aus Kolbenfläche, Druck und Zahl der Um-
drehungen. Diese Zahl aber würde bei nur einer Maschine derart
groß werden müssen, daß hierfür die Maschinentheile, trotzdem sie
auf Torpedofahrzeugen verhältnißmäßig nur geringe Abmessungen
haben, doch wieder zu groß und zu schwer sein würden, d. h. es
würde ein Mißverhältniß entstehen zwischen dem Gewichte der be-

H. Gercke, Die Torpedowaffe. 5
7. Kapitel. Die Armirung v. Schiffen mit Torpedos. — Torpedofahrzeuge etc.

Bewährt haben ſich aber auch andere Typen z. B. die Syſteme
Yarrow und Schultz. Nicht ſelten findet man zwei Keſſel, von denen
einer vor, der andere hinter der Maſchine liegt. Dieſe Einrichtung
bietet viele Vorzüge. Umgeben ſind die Keſſel von den Kohlenbunkern.
Man achtet darauf, daß hierdurch ein möglichſt großer Schutz vor
feindlichem Feuer erreicht wird.

Eine Frage, welche hier wie manches Andere nur geſtreift werden
kann, da ſie ein zu großes Gebiet umfaßt, iſt das Heizen der Keſſel
mit Oel ſtatt mit Kohlen. Für Torpedoboote iſt dieſe Angelegen-
heit von höchſter Bedeutung, allein ſchon deshalb, weil der Kohlen-
rauch beim Manövriren hinderlich iſt, ein unbemerktes Annähern an
den Feind aber oft zur Unmöglichkeit macht. Die Kohle iſt ja
überhaupt ein dem Seemann zwar unentbehrlicher, aber auch auf-
gedrungener Freund.

Die Maſchine liegt in der Abtheilung e. Allgemein werden
drei Cylinder verwendet, da hierbei die Manövrirfähigkeit die größte
iſt, indeſſen ſind auch viercylindrige Maſchinen mit dreifacher Ex-
panſion nicht ſelten, obgleich ſolche Maſchinen ſich nicht ſo ſchnell
und leicht umſteuern laſſen wie dreicylindrige.

Eine Frage von größter Bedeutung für Torpedoboote iſt die
Zahl der zu verwendenden Maſchinen. Ohne Zweifel iſt es für
Torpedoboote günſtiger, nur eine Maſchine zu verwenden, zumal ſich
damit dieſelbe Geſchwindigkeit erreichen läßt wie mit zweien. Außer-
dem verlangt eine Maſchine weniger Bedienungsperſonal und damit
weniger Aufſicht, kann ſtärker gebaut werden, geſtattet eine beſſere
Verwendung der verfügbaren Raumes und ſchließt einen beſſeren
Schutz der Schraube in ſich. Trotzdem findet man ſchon ſehr häufig
zwei Maſchinen. Der Grund hierfür ergiebt ſich aus Folgendem:

Naturgemäß iſt die Geſchwindigkeit des Bootes abhängig in
erſter Linie von der Größe der treibenden Kraft, d. h. von den
Pferdeſtärken, welche die Maſchine indizirt. Die Pferdeſtärken ſind
wiederum ein Produkt aus Kolbenfläche, Druck und Zahl der Um-
drehungen. Dieſe Zahl aber würde bei nur einer Maſchine derart
groß werden müſſen, daß hierfür die Maſchinentheile, trotzdem ſie
auf Torpedofahrzeugen verhältnißmäßig nur geringe Abmeſſungen
haben, doch wieder zu groß und zu ſchwer ſein würden, d. h. es
würde ein Mißverhältniß entſtehen zwiſchen dem Gewichte der be-

H. Gercke, Die Torpedowaffe. 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0079" n="65"/>
            <fw place="top" type="header">7. Kapitel. Die Armirung v. Schiffen mit Torpedos. &#x2014; Torpedofahrzeuge etc.</fw><lb/>
            <p>Bewährt haben &#x017F;ich aber auch andere Typen z. B. die Sy&#x017F;teme<lb/>
Yarrow und Schultz. Nicht &#x017F;elten findet man zwei Ke&#x017F;&#x017F;el, von denen<lb/>
einer vor, der andere hinter der Ma&#x017F;chine liegt. Die&#x017F;e Einrichtung<lb/>
bietet viele Vorzüge. Umgeben &#x017F;ind die Ke&#x017F;&#x017F;el von den Kohlenbunkern.<lb/>
Man achtet darauf, daß hierdurch ein möglich&#x017F;t großer Schutz vor<lb/>
feindlichem Feuer erreicht wird.</p><lb/>
            <p>Eine Frage, welche hier wie manches Andere nur ge&#x017F;treift werden<lb/>
kann, da &#x017F;ie ein zu großes Gebiet umfaßt, i&#x017F;t das Heizen der Ke&#x017F;&#x017F;el<lb/>
mit Oel &#x017F;tatt mit Kohlen. Für Torpedoboote i&#x017F;t die&#x017F;e Angelegen-<lb/>
heit von höch&#x017F;ter Bedeutung, allein &#x017F;chon deshalb, weil der Kohlen-<lb/>
rauch beim Manövriren hinderlich i&#x017F;t, ein unbemerktes Annähern an<lb/>
den Feind aber oft zur Unmöglichkeit macht. Die Kohle i&#x017F;t ja<lb/>
überhaupt ein dem Seemann zwar unentbehrlicher, aber auch auf-<lb/>
gedrungener Freund.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#g">Ma&#x017F;chine</hi> liegt in der Abtheilung <hi rendition="#aq">e</hi>. Allgemein werden<lb/>
drei Cylinder verwendet, da hierbei die Manövrirfähigkeit die größte<lb/>
i&#x017F;t, inde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind auch viercylindrige Ma&#x017F;chinen mit dreifacher Ex-<lb/>
pan&#x017F;ion nicht &#x017F;elten, obgleich &#x017F;olche Ma&#x017F;chinen &#x017F;ich nicht &#x017F;o &#x017F;chnell<lb/>
und leicht um&#x017F;teuern la&#x017F;&#x017F;en wie dreicylindrige.</p><lb/>
            <p>Eine Frage von größter Bedeutung für Torpedoboote i&#x017F;t die<lb/>
Zahl der zu verwendenden Ma&#x017F;chinen. Ohne Zweifel i&#x017F;t es für<lb/>
Torpedoboote gün&#x017F;tiger, nur eine Ma&#x017F;chine zu verwenden, zumal &#x017F;ich<lb/>
damit die&#x017F;elbe Ge&#x017F;chwindigkeit erreichen läßt wie mit zweien. Außer-<lb/>
dem verlangt <hi rendition="#g">eine</hi> Ma&#x017F;chine weniger Bedienungsper&#x017F;onal und damit<lb/>
weniger Auf&#x017F;icht, kann &#x017F;tärker gebaut werden, ge&#x017F;tattet eine be&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Verwendung der verfügbaren Raumes und &#x017F;chließt einen be&#x017F;&#x017F;eren<lb/>
Schutz der Schraube in &#x017F;ich. Trotzdem findet man &#x017F;chon &#x017F;ehr häufig<lb/>
zwei Ma&#x017F;chinen. Der Grund hierfür ergiebt &#x017F;ich aus Folgendem:</p><lb/>
            <p>Naturgemäß i&#x017F;t die Ge&#x017F;chwindigkeit des Bootes abhängig in<lb/>
er&#x017F;ter Linie von der Größe der treibenden Kraft, d. h. von den<lb/>
Pferde&#x017F;tärken, welche die Ma&#x017F;chine indizirt. Die Pferde&#x017F;tärken &#x017F;ind<lb/>
wiederum ein Produkt aus Kolbenfläche, Druck und Zahl der Um-<lb/>
drehungen. Die&#x017F;e Zahl aber würde bei nur <hi rendition="#g">einer</hi> Ma&#x017F;chine derart<lb/>
groß werden mü&#x017F;&#x017F;en, daß <hi rendition="#g">hierfür</hi> die Ma&#x017F;chinentheile, trotzdem &#x017F;ie<lb/>
auf Torpedofahrzeugen verhältnißmäßig nur geringe Abme&#x017F;&#x017F;ungen<lb/>
haben, doch wieder zu groß und zu &#x017F;chwer &#x017F;ein würden, d. h. es<lb/>
würde ein Mißverhältniß ent&#x017F;tehen zwi&#x017F;chen dem Gewichte der be-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H. <hi rendition="#g">Gercke</hi>, Die Torpedowaffe. 5</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0079] 7. Kapitel. Die Armirung v. Schiffen mit Torpedos. — Torpedofahrzeuge etc. Bewährt haben ſich aber auch andere Typen z. B. die Syſteme Yarrow und Schultz. Nicht ſelten findet man zwei Keſſel, von denen einer vor, der andere hinter der Maſchine liegt. Dieſe Einrichtung bietet viele Vorzüge. Umgeben ſind die Keſſel von den Kohlenbunkern. Man achtet darauf, daß hierdurch ein möglichſt großer Schutz vor feindlichem Feuer erreicht wird. Eine Frage, welche hier wie manches Andere nur geſtreift werden kann, da ſie ein zu großes Gebiet umfaßt, iſt das Heizen der Keſſel mit Oel ſtatt mit Kohlen. Für Torpedoboote iſt dieſe Angelegen- heit von höchſter Bedeutung, allein ſchon deshalb, weil der Kohlen- rauch beim Manövriren hinderlich iſt, ein unbemerktes Annähern an den Feind aber oft zur Unmöglichkeit macht. Die Kohle iſt ja überhaupt ein dem Seemann zwar unentbehrlicher, aber auch auf- gedrungener Freund. Die Maſchine liegt in der Abtheilung e. Allgemein werden drei Cylinder verwendet, da hierbei die Manövrirfähigkeit die größte iſt, indeſſen ſind auch viercylindrige Maſchinen mit dreifacher Ex- panſion nicht ſelten, obgleich ſolche Maſchinen ſich nicht ſo ſchnell und leicht umſteuern laſſen wie dreicylindrige. Eine Frage von größter Bedeutung für Torpedoboote iſt die Zahl der zu verwendenden Maſchinen. Ohne Zweifel iſt es für Torpedoboote günſtiger, nur eine Maſchine zu verwenden, zumal ſich damit dieſelbe Geſchwindigkeit erreichen läßt wie mit zweien. Außer- dem verlangt eine Maſchine weniger Bedienungsperſonal und damit weniger Aufſicht, kann ſtärker gebaut werden, geſtattet eine beſſere Verwendung der verfügbaren Raumes und ſchließt einen beſſeren Schutz der Schraube in ſich. Trotzdem findet man ſchon ſehr häufig zwei Maſchinen. Der Grund hierfür ergiebt ſich aus Folgendem: Naturgemäß iſt die Geſchwindigkeit des Bootes abhängig in erſter Linie von der Größe der treibenden Kraft, d. h. von den Pferdeſtärken, welche die Maſchine indizirt. Die Pferdeſtärken ſind wiederum ein Produkt aus Kolbenfläche, Druck und Zahl der Um- drehungen. Dieſe Zahl aber würde bei nur einer Maſchine derart groß werden müſſen, daß hierfür die Maſchinentheile, trotzdem ſie auf Torpedofahrzeugen verhältnißmäßig nur geringe Abmeſſungen haben, doch wieder zu groß und zu ſchwer ſein würden, d. h. es würde ein Mißverhältniß entſtehen zwiſchen dem Gewichte der be- H. Gercke, Die Torpedowaffe. 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/79
Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/79>, abgerufen am 26.11.2024.