Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

Dritter Abschnitt. Die Verwendung der Torpedos.
Thurm; die übrigen Abtheilungen können von Deck aus erreicht
werden.

Der Kollisionsraum a ist ein dauernd geschlossener, leerer
Raum und soll verhindern, daß bei etwa vorkommenden Zusammen-
stößen größerer Schaden entstehe.

In dem Raume b liegt das Bugruder. Da Torpedoboote
bei ihrer großen Länge mit nur einem gewöhnlichen Ruder am
Heck einen zu großen Drehkreis haben würden, hat man sie außer
diesem Ruder mit noch einem Bugruder ausgerüstet.

Letzteres besteht aus dem Ruderblatte r und der Spindel s,
an welcher die Pinne p sitzt. Das Ruder kann vollständig in das
Boot hinaufgezogen werden, wenn es nicht gebraucht werden soll.
Beim Gebrauch ragt das Blatt unten aus dem Boote hervor, die
Spindel ist dann hinuntergeschraubt und die Pinne ist mittelst der
Leitung l mit dem Dampfsteuerapparat verbunden, der seinen Platz
im vorderen Thurm hat. Dadurch können Bug- und Heckruder zu-
gleich gelegt werden. Wenn die Boote ein Unterwasserbugrohr haben,
so liegt das Bugruder seitwärts desselben. Die Einrichtung zum
Lichten des Bugruders ist getroffen, weil letzteres sehr verletzlich ist
und daher bei einer etwaigen Grundberührung des Bootes sich leicht
verbiegen würde. Die Einrichtung gestattet aber, das Ruder in
flachem Wasser zu bergen, ermöglicht ein schnelles Auswechseln und
bietet den weiteren wesentlichen Vortheil, daß es sparsam ist. Auf
Reisen, d. h. also wenn nicht manövrirt wird, steuert man ohne
Bugruder, verringert damit die Widerstände und erzielt Kohlen-
ersparniß.

Die nächste Abtheilung ist der Mannschaftsraum c. Er
dient als Wohn- und Schlafraum für die Mannschaft, enthält die
Küche und in einem abgeschotteten besonderen Raume das Wasser-
kloset, ferner die Luftpumpe und schließlich die Hauptsache, nämlich
die Torpedos.

Die Abtheilung d enthält die Kesselanlage und die Kohlen-
bunker
.

Die Kessel sind Lokomotivkessel, von denen meist nur einer vor-
handen ist. Auf den neuesten Booten werden Wasserrohrkessel ver-
wendet, von denen wiederum die von Thornycroft konstruirten die
besten zu sein scheinen.

Dritter Abſchnitt. Die Verwendung der Torpedos.
Thurm; die übrigen Abtheilungen können von Deck aus erreicht
werden.

Der Kolliſionsraum a iſt ein dauernd geſchloſſener, leerer
Raum und ſoll verhindern, daß bei etwa vorkommenden Zuſammen-
ſtößen größerer Schaden entſtehe.

In dem Raume b liegt das Bugruder. Da Torpedoboote
bei ihrer großen Länge mit nur einem gewöhnlichen Ruder am
Heck einen zu großen Drehkreis haben würden, hat man ſie außer
dieſem Ruder mit noch einem Bugruder ausgerüſtet.

Letzteres beſteht aus dem Ruderblatte r und der Spindel s,
an welcher die Pinne p ſitzt. Das Ruder kann vollſtändig in das
Boot hinaufgezogen werden, wenn es nicht gebraucht werden ſoll.
Beim Gebrauch ragt das Blatt unten aus dem Boote hervor, die
Spindel iſt dann hinuntergeſchraubt und die Pinne iſt mittelſt der
Leitung l mit dem Dampfſteuerapparat verbunden, der ſeinen Platz
im vorderen Thurm hat. Dadurch können Bug- und Heckruder zu-
gleich gelegt werden. Wenn die Boote ein Unterwaſſerbugrohr haben,
ſo liegt das Bugruder ſeitwärts deſſelben. Die Einrichtung zum
Lichten des Bugruders iſt getroffen, weil letzteres ſehr verletzlich iſt
und daher bei einer etwaigen Grundberührung des Bootes ſich leicht
verbiegen würde. Die Einrichtung geſtattet aber, das Ruder in
flachem Waſſer zu bergen, ermöglicht ein ſchnelles Auswechſeln und
bietet den weiteren weſentlichen Vortheil, daß es ſparſam iſt. Auf
Reiſen, d. h. alſo wenn nicht manövrirt wird, ſteuert man ohne
Bugruder, verringert damit die Widerſtände und erzielt Kohlen-
erſparniß.

Die nächſte Abtheilung iſt der Mannſchaftsraum c. Er
dient als Wohn- und Schlafraum für die Mannſchaft, enthält die
Küche und in einem abgeſchotteten beſonderen Raume das Waſſer-
kloſet, ferner die Luftpumpe und ſchließlich die Hauptſache, nämlich
die Torpedos.

Die Abtheilung d enthält die Keſſelanlage und die Kohlen-
bunker
.

Die Keſſel ſind Lokomotivkeſſel, von denen meiſt nur einer vor-
handen iſt. Auf den neueſten Booten werden Waſſerrohrkeſſel ver-
wendet, von denen wiederum die von Thornycroft konſtruirten die
beſten zu ſein ſcheinen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0078" n="64"/><fw place="top" type="header">Dritter Ab&#x017F;chnitt. Die Verwendung der Torpedos.</fw><lb/>
Thurm; die übrigen Abtheilungen können von Deck aus erreicht<lb/>
werden.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Der Kolli&#x017F;ionsraum</hi><hi rendition="#aq">a</hi> i&#x017F;t ein dauernd ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ener, leerer<lb/>
Raum und &#x017F;oll verhindern, daß bei etwa vorkommenden Zu&#x017F;ammen-<lb/>
&#x017F;tößen größerer Schaden ent&#x017F;tehe.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">In dem Raume</hi><hi rendition="#aq">b</hi><hi rendition="#g">liegt das Bugruder</hi>. Da Torpedoboote<lb/>
bei ihrer großen Länge mit nur <hi rendition="#g">einem</hi> gewöhnlichen Ruder am<lb/>
Heck einen zu großen Drehkreis haben würden, hat man &#x017F;ie außer<lb/>
die&#x017F;em Ruder mit noch einem Bugruder ausgerü&#x017F;tet.</p><lb/>
            <p>Letzteres be&#x017F;teht aus dem Ruderblatte <hi rendition="#aq">r</hi> und der Spindel <hi rendition="#aq">s,</hi><lb/>
an welcher die Pinne <hi rendition="#aq">p</hi> &#x017F;itzt. Das Ruder kann voll&#x017F;tändig in das<lb/>
Boot hinaufgezogen werden, wenn es nicht gebraucht werden &#x017F;oll.<lb/>
Beim Gebrauch ragt das Blatt unten aus dem Boote hervor, die<lb/>
Spindel i&#x017F;t dann hinunterge&#x017F;chraubt und die Pinne i&#x017F;t mittel&#x017F;t der<lb/>
Leitung <hi rendition="#aq">l</hi> mit dem Dampf&#x017F;teuerapparat verbunden, der &#x017F;einen Platz<lb/>
im vorderen Thurm hat. Dadurch können Bug- und Heckruder zu-<lb/>
gleich gelegt werden. Wenn die Boote ein Unterwa&#x017F;&#x017F;erbugrohr haben,<lb/>
&#x017F;o liegt das Bugruder &#x017F;eitwärts de&#x017F;&#x017F;elben. Die Einrichtung zum<lb/>
Lichten des Bugruders i&#x017F;t getroffen, weil letzteres &#x017F;ehr verletzlich i&#x017F;t<lb/>
und daher bei einer etwaigen Grundberührung des Bootes &#x017F;ich leicht<lb/>
verbiegen würde. Die Einrichtung ge&#x017F;tattet aber, das Ruder in<lb/>
flachem Wa&#x017F;&#x017F;er zu bergen, ermöglicht ein &#x017F;chnelles Auswech&#x017F;eln und<lb/>
bietet den weiteren we&#x017F;entlichen Vortheil, daß es &#x017F;par&#x017F;am i&#x017F;t. Auf<lb/>
Rei&#x017F;en, d. h. al&#x017F;o wenn nicht manövrirt wird, &#x017F;teuert man ohne<lb/>
Bugruder, verringert damit die Wider&#x017F;tände und erzielt Kohlen-<lb/>
er&#x017F;parniß.</p><lb/>
            <p>Die näch&#x017F;te Abtheilung i&#x017F;t der <hi rendition="#g">Mann&#x017F;chaftsraum</hi> <hi rendition="#aq">c</hi>. Er<lb/>
dient als Wohn- und Schlafraum für die Mann&#x017F;chaft, enthält die<lb/>
Küche und in einem abge&#x017F;chotteten be&#x017F;onderen Raume das Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
klo&#x017F;et, ferner die Luftpumpe und &#x017F;chließlich die Haupt&#x017F;ache, nämlich<lb/>
die Torpedos.</p><lb/>
            <p>Die Abtheilung <hi rendition="#aq">d</hi> enthält die <hi rendition="#g">Ke&#x017F;&#x017F;elanlage und die Kohlen-<lb/>
bunker</hi>.</p><lb/>
            <p>Die Ke&#x017F;&#x017F;el &#x017F;ind Lokomotivke&#x017F;&#x017F;el, von denen mei&#x017F;t nur einer vor-<lb/>
handen i&#x017F;t. Auf den neue&#x017F;ten Booten werden Wa&#x017F;&#x017F;errohrke&#x017F;&#x017F;el ver-<lb/>
wendet, von denen wiederum die von Thornycroft kon&#x017F;truirten die<lb/>
be&#x017F;ten zu &#x017F;ein &#x017F;cheinen.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0078] Dritter Abſchnitt. Die Verwendung der Torpedos. Thurm; die übrigen Abtheilungen können von Deck aus erreicht werden. Der Kolliſionsraum a iſt ein dauernd geſchloſſener, leerer Raum und ſoll verhindern, daß bei etwa vorkommenden Zuſammen- ſtößen größerer Schaden entſtehe. In dem Raume b liegt das Bugruder. Da Torpedoboote bei ihrer großen Länge mit nur einem gewöhnlichen Ruder am Heck einen zu großen Drehkreis haben würden, hat man ſie außer dieſem Ruder mit noch einem Bugruder ausgerüſtet. Letzteres beſteht aus dem Ruderblatte r und der Spindel s, an welcher die Pinne p ſitzt. Das Ruder kann vollſtändig in das Boot hinaufgezogen werden, wenn es nicht gebraucht werden ſoll. Beim Gebrauch ragt das Blatt unten aus dem Boote hervor, die Spindel iſt dann hinuntergeſchraubt und die Pinne iſt mittelſt der Leitung l mit dem Dampfſteuerapparat verbunden, der ſeinen Platz im vorderen Thurm hat. Dadurch können Bug- und Heckruder zu- gleich gelegt werden. Wenn die Boote ein Unterwaſſerbugrohr haben, ſo liegt das Bugruder ſeitwärts deſſelben. Die Einrichtung zum Lichten des Bugruders iſt getroffen, weil letzteres ſehr verletzlich iſt und daher bei einer etwaigen Grundberührung des Bootes ſich leicht verbiegen würde. Die Einrichtung geſtattet aber, das Ruder in flachem Waſſer zu bergen, ermöglicht ein ſchnelles Auswechſeln und bietet den weiteren weſentlichen Vortheil, daß es ſparſam iſt. Auf Reiſen, d. h. alſo wenn nicht manövrirt wird, ſteuert man ohne Bugruder, verringert damit die Widerſtände und erzielt Kohlen- erſparniß. Die nächſte Abtheilung iſt der Mannſchaftsraum c. Er dient als Wohn- und Schlafraum für die Mannſchaft, enthält die Küche und in einem abgeſchotteten beſonderen Raume das Waſſer- kloſet, ferner die Luftpumpe und ſchließlich die Hauptſache, nämlich die Torpedos. Die Abtheilung d enthält die Keſſelanlage und die Kohlen- bunker. Die Keſſel ſind Lokomotivkeſſel, von denen meiſt nur einer vor- handen iſt. Auf den neueſten Booten werden Waſſerrohrkeſſel ver- wendet, von denen wiederum die von Thornycroft konſtruirten die beſten zu ſein ſcheinen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/78
Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/78>, abgerufen am 26.11.2024.