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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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7. Kapitel. Die Armirung v. Schiffen mit Torpedos. -- Torpedofahrzeuge etc.

Die Frage aber, ob das Lanziren überhaupt noch möglich sein
wird, nachdem ein Artilleriekampf vorangegangen ist, führt dazu, die
Ausstoßrohre zu decken, und das geschieht am besten, indem man sie
unter Wasser legt. Daher erhalten neue Schiffe, wo der Platz es
zuläßt, Unterwasserrohre. Ist dieses nicht möglich, so fällt darum
die Torpedoarmirung keineswegs fort. Denn wenn ein kleines Schiff
einem überlegenen Gegner nicht ausweichen kann, so ist ihm in seinen
Torpedos doch immerhin noch wenigstens die Möglichkeit gegeben,
dem Feinde zu schaden, vorausgesetzt, daß es schnell genug an
den Gegner herankommen kann. Darum gehören Torpedo und
Schiffsgeschwindigkeit zusammen, darum ist die Geschwindigkeit
direkt eine Waffe, und aus dieser Konsequenz ist das Torpedoboot
entstanden.

Während aber der Torpedo für Schiffe nur eine Gelegenheits-
waffe ist, wird der Torpedo im Boote und durch dessen Taktik zur
selbständigen Waffe.

Es darf hier indessen nicht verschwiegen werden, daß das moderne
Torpedoboot keineswegs eine Folge des Whiteheadtorpedos allein ist.
Die ersten modernen Torpedoboote wurden vielmehr für Schlepp-
und Spierentorpedos gebaut.

Das Verdienst, die modernen Torpedoboote -- man darf geradezu
sagen -- erfunden zu haben, gebührt dem englischen Ingenieur
Thornycroft, dessen Werft in Chiswick (London) noch heute als eine
der besten, wenn nicht als beste der englischen Bootsbauwerften gilt.

Mit seiner 1873 gebauten "Miranda" widerlegte Thornycroft
die damals allgemein herrschende, aber irrige Ansicht, daß es un-
möglich sei, kleinen Fahrzeugen dieselbe Geschwindigkeit wie großen
zu geben. Die "Miranda" lief schon 16 Seemeilen pro Stunde.
Leicht ist es auch nicht, dieselbe Geschwindigkeit für verschieden große
Fahrzeuge zu erreichen.

Bei einer Geschwindigkeit von 20 Seemeilen gebraucht:

1 Dampfer von 6000 Tonnen Deplacement, 0,83 Pferdestärken pro Tonne
1 - - 4187 - - 2,38 - - -
1 - - 165 - - 9,49 - - -
1 - - 40 - - 15,40 - - -
1 Torpedo - 0,27 - - 88,30 - - -
7. Kapitel. Die Armirung v. Schiffen mit Torpedos. — Torpedofahrzeuge etc.

Die Frage aber, ob das Lanziren überhaupt noch möglich ſein
wird, nachdem ein Artilleriekampf vorangegangen iſt, führt dazu, die
Ausſtoßrohre zu decken, und das geſchieht am beſten, indem man ſie
unter Waſſer legt. Daher erhalten neue Schiffe, wo der Platz es
zuläßt, Unterwaſſerrohre. Iſt dieſes nicht möglich, ſo fällt darum
die Torpedoarmirung keineswegs fort. Denn wenn ein kleines Schiff
einem überlegenen Gegner nicht ausweichen kann, ſo iſt ihm in ſeinen
Torpedos doch immerhin noch wenigſtens die Möglichkeit gegeben,
dem Feinde zu ſchaden, vorausgeſetzt, daß es ſchnell genug an
den Gegner herankommen kann. Darum gehören Torpedo und
Schiffsgeſchwindigkeit zuſammen, darum iſt die Geſchwindigkeit
direkt eine Waffe, und aus dieſer Konſequenz iſt das Torpedoboot
entſtanden.

Während aber der Torpedo für Schiffe nur eine Gelegenheits-
waffe iſt, wird der Torpedo im Boote und durch deſſen Taktik zur
ſelbſtändigen Waffe.

Es darf hier indeſſen nicht verſchwiegen werden, daß das moderne
Torpedoboot keineswegs eine Folge des Whiteheadtorpedos allein iſt.
Die erſten modernen Torpedoboote wurden vielmehr für Schlepp-
und Spierentorpedos gebaut.

Das Verdienſt, die modernen Torpedoboote — man darf geradezu
ſagen — erfunden zu haben, gebührt dem engliſchen Ingenieur
Thornycroft, deſſen Werft in Chiswick (London) noch heute als eine
der beſten, wenn nicht als beſte der engliſchen Bootsbauwerften gilt.

Mit ſeiner 1873 gebauten „Miranda“ widerlegte Thornycroft
die damals allgemein herrſchende, aber irrige Anſicht, daß es un-
möglich ſei, kleinen Fahrzeugen dieſelbe Geſchwindigkeit wie großen
zu geben. Die „Miranda“ lief ſchon 16 Seemeilen pro Stunde.
Leicht iſt es auch nicht, dieſelbe Geſchwindigkeit für verſchieden große
Fahrzeuge zu erreichen.

Bei einer Geſchwindigkeit von 20 Seemeilen gebraucht:

1 Dampfer von 6000 Tonnen Deplacement, 0,83 Pferdeſtärken pro Tonne
1 - - 4187 - - 2,38 - - -
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[61/0075] 7. Kapitel. Die Armirung v. Schiffen mit Torpedos. — Torpedofahrzeuge etc. Die Frage aber, ob das Lanziren überhaupt noch möglich ſein wird, nachdem ein Artilleriekampf vorangegangen iſt, führt dazu, die Ausſtoßrohre zu decken, und das geſchieht am beſten, indem man ſie unter Waſſer legt. Daher erhalten neue Schiffe, wo der Platz es zuläßt, Unterwaſſerrohre. Iſt dieſes nicht möglich, ſo fällt darum die Torpedoarmirung keineswegs fort. Denn wenn ein kleines Schiff einem überlegenen Gegner nicht ausweichen kann, ſo iſt ihm in ſeinen Torpedos doch immerhin noch wenigſtens die Möglichkeit gegeben, dem Feinde zu ſchaden, vorausgeſetzt, daß es ſchnell genug an den Gegner herankommen kann. Darum gehören Torpedo und Schiffsgeſchwindigkeit zuſammen, darum iſt die Geſchwindigkeit direkt eine Waffe, und aus dieſer Konſequenz iſt das Torpedoboot entſtanden. Während aber der Torpedo für Schiffe nur eine Gelegenheits- waffe iſt, wird der Torpedo im Boote und durch deſſen Taktik zur ſelbſtändigen Waffe. Es darf hier indeſſen nicht verſchwiegen werden, daß das moderne Torpedoboot keineswegs eine Folge des Whiteheadtorpedos allein iſt. Die erſten modernen Torpedoboote wurden vielmehr für Schlepp- und Spierentorpedos gebaut. Das Verdienſt, die modernen Torpedoboote — man darf geradezu ſagen — erfunden zu haben, gebührt dem engliſchen Ingenieur Thornycroft, deſſen Werft in Chiswick (London) noch heute als eine der beſten, wenn nicht als beſte der engliſchen Bootsbauwerften gilt. Mit ſeiner 1873 gebauten „Miranda“ widerlegte Thornycroft die damals allgemein herrſchende, aber irrige Anſicht, daß es un- möglich ſei, kleinen Fahrzeugen dieſelbe Geſchwindigkeit wie großen zu geben. Die „Miranda“ lief ſchon 16 Seemeilen pro Stunde. Leicht iſt es auch nicht, dieſelbe Geſchwindigkeit für verſchieden große Fahrzeuge zu erreichen. Bei einer Geſchwindigkeit von 20 Seemeilen gebraucht: 1 Dampfer von 6000 Tonnen Deplacement, 0,83 Pferdeſtärken pro Tonne 1 - - 4187 - - 2,38 - - - 1 - - 165 - - 9,49 - - - 1 - - 40 - - 15,40 - - - 1 Torpedo - 0,27 - - 88,30 - - -

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/75>, abgerufen am 26.11.2024.