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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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Zweiter Abschnitt. Die verschiedenen, jetzt gebräuchlichen Torpedos.
tiger man an ihm zieht. Wird der Torpedo durch die Differenz zweier
Kräfte, nämlich der durch die Propeller ausgeübten Triebkraft und
der Zugkraft in den Klaviersaiten, getrieben, so ist es die Differenz
der Umdrehungszahlen beider Schraubenwellen, also auch der
Trommeln, womit man den Torpedo lenkt. Hierzu dient der
Steuermechanismus S. Fig. 29 veranschaulicht das Prinzip des
Apparates. Die innere Welle ist mit einem Schraubengewinde ver-
sehen. Die äußere Welle hat hier einen Schlitz. Durch diesen hindurch
reicht ein Keil, welcher von einer Muffe ausgeht, die wiederum auf
der äußeren Welle verschiebbar, aber um dieselbe wegen ebendesselben
Keiles nicht drehbar ist. Das innere Ende des Keiles greift in das
Schraubengewinde der inneren Welle. Die Muffe ist außen mit zwei
Wulsten umgeben, zwischen denen das gabelförmige Ende der Steuer-
pinne liegt. Die Pinne ist ein zweiarmiger Hebel, dessen anderes,
nicht gabelförmiges Ende an die Steuerstange direkt angreift. Die
Bewegung der letzteren wird durch einfache Hebelübertragung auf die
Vertikalruder v (Fig. 28) übertragen.

Denkt man sich (Fig. 29) die äußere Welle feststehend und die
innere Welle gedreht, so kann die Muffe wegen des Keiles nicht mit-
drehen. Folglich wird letzterer nach der einen oder der anderen
Seite geschraubt, wobei er in dem Schlitze der äußeren Welle gleitet.
Mit dem Keil werden die Muffe, mit dieser die Gabel der Steuer-
pinne, damit die Steuerstange und in weiterer Folge die Ruder
bewegt.

Drehen beide Wellen gleichmäßig schnell, ist also die Differenz
ihrer Umdrehungszahlen gleich O, so bleibt die Muffe auf ihrem
Platze, und der Torpedo geht geradeaus; drehen aber die Wellen
ungleichmäßig schnell, so beginnt das vorhin beschriebene Spiel, denn
es ist für das Arbeiten der Einrichtung gleichgiltig, ob die eine Welle
steht und die andere dreht, oder ob beide Wellen drehen, die eine
aber schneller als die andere. Dann ist die Differenz der Um-
drehungszahlen nicht gleich O. Da die Schraubenwellen aber durch
die Trommeln und diese wieder mittelst der Klaviersaiten von Land
aus gedreht werden, so hat man es in der Hand, die Wellen ver-
schieden schnell drehen zu lassen, damit die Ruder zu bewegen und
den Torpedo zu steuern. Dieses Steuern ist innerhalb eines Winkels
von 40o nach jeder Seite möglich. Unmöglich aber ist es, den

Zweiter Abſchnitt. Die verſchiedenen, jetzt gebräuchlichen Torpedos.
tiger man an ihm zieht. Wird der Torpedo durch die Differenz zweier
Kräfte, nämlich der durch die Propeller ausgeübten Triebkraft und
der Zugkraft in den Klavierſaiten, getrieben, ſo iſt es die Differenz
der Umdrehungszahlen beider Schraubenwellen, alſo auch der
Trommeln, womit man den Torpedo lenkt. Hierzu dient der
Steuermechanismus S. Fig. 29 veranſchaulicht das Prinzip des
Apparates. Die innere Welle iſt mit einem Schraubengewinde ver-
ſehen. Die äußere Welle hat hier einen Schlitz. Durch dieſen hindurch
reicht ein Keil, welcher von einer Muffe ausgeht, die wiederum auf
der äußeren Welle verſchiebbar, aber um dieſelbe wegen ebendeſſelben
Keiles nicht drehbar iſt. Das innere Ende des Keiles greift in das
Schraubengewinde der inneren Welle. Die Muffe iſt außen mit zwei
Wulſten umgeben, zwiſchen denen das gabelförmige Ende der Steuer-
pinne liegt. Die Pinne iſt ein zweiarmiger Hebel, deſſen anderes,
nicht gabelförmiges Ende an die Steuerſtange direkt angreift. Die
Bewegung der letzteren wird durch einfache Hebelübertragung auf die
Vertikalruder v (Fig. 28) übertragen.

Denkt man ſich (Fig. 29) die äußere Welle feſtſtehend und die
innere Welle gedreht, ſo kann die Muffe wegen des Keiles nicht mit-
drehen. Folglich wird letzterer nach der einen oder der anderen
Seite geſchraubt, wobei er in dem Schlitze der äußeren Welle gleitet.
Mit dem Keil werden die Muffe, mit dieſer die Gabel der Steuer-
pinne, damit die Steuerſtange und in weiterer Folge die Ruder
bewegt.

Drehen beide Wellen gleichmäßig ſchnell, iſt alſo die Differenz
ihrer Umdrehungszahlen gleich O, ſo bleibt die Muffe auf ihrem
Platze, und der Torpedo geht geradeaus; drehen aber die Wellen
ungleichmäßig ſchnell, ſo beginnt das vorhin beſchriebene Spiel, denn
es iſt für das Arbeiten der Einrichtung gleichgiltig, ob die eine Welle
ſteht und die andere dreht, oder ob beide Wellen drehen, die eine
aber ſchneller als die andere. Dann iſt die Differenz der Um-
drehungszahlen nicht gleich O. Da die Schraubenwellen aber durch
die Trommeln und dieſe wieder mittelſt der Klavierſaiten von Land
aus gedreht werden, ſo hat man es in der Hand, die Wellen ver-
ſchieden ſchnell drehen zu laſſen, damit die Ruder zu bewegen und
den Torpedo zu ſteuern. Dieſes Steuern iſt innerhalb eines Winkels
von 40º nach jeder Seite möglich. Unmöglich aber iſt es, den

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[54/0068] Zweiter Abſchnitt. Die verſchiedenen, jetzt gebräuchlichen Torpedos. tiger man an ihm zieht. Wird der Torpedo durch die Differenz zweier Kräfte, nämlich der durch die Propeller ausgeübten Triebkraft und der Zugkraft in den Klavierſaiten, getrieben, ſo iſt es die Differenz der Umdrehungszahlen beider Schraubenwellen, alſo auch der Trommeln, womit man den Torpedo lenkt. Hierzu dient der Steuermechanismus S. Fig. 29 veranſchaulicht das Prinzip des Apparates. Die innere Welle iſt mit einem Schraubengewinde ver- ſehen. Die äußere Welle hat hier einen Schlitz. Durch dieſen hindurch reicht ein Keil, welcher von einer Muffe ausgeht, die wiederum auf der äußeren Welle verſchiebbar, aber um dieſelbe wegen ebendeſſelben Keiles nicht drehbar iſt. Das innere Ende des Keiles greift in das Schraubengewinde der inneren Welle. Die Muffe iſt außen mit zwei Wulſten umgeben, zwiſchen denen das gabelförmige Ende der Steuer- pinne liegt. Die Pinne iſt ein zweiarmiger Hebel, deſſen anderes, nicht gabelförmiges Ende an die Steuerſtange direkt angreift. Die Bewegung der letzteren wird durch einfache Hebelübertragung auf die Vertikalruder v (Fig. 28) übertragen. Denkt man ſich (Fig. 29) die äußere Welle feſtſtehend und die innere Welle gedreht, ſo kann die Muffe wegen des Keiles nicht mit- drehen. Folglich wird letzterer nach der einen oder der anderen Seite geſchraubt, wobei er in dem Schlitze der äußeren Welle gleitet. Mit dem Keil werden die Muffe, mit dieſer die Gabel der Steuer- pinne, damit die Steuerſtange und in weiterer Folge die Ruder bewegt. Drehen beide Wellen gleichmäßig ſchnell, iſt alſo die Differenz ihrer Umdrehungszahlen gleich O, ſo bleibt die Muffe auf ihrem Platze, und der Torpedo geht geradeaus; drehen aber die Wellen ungleichmäßig ſchnell, ſo beginnt das vorhin beſchriebene Spiel, denn es iſt für das Arbeiten der Einrichtung gleichgiltig, ob die eine Welle ſteht und die andere dreht, oder ob beide Wellen drehen, die eine aber ſchneller als die andere. Dann iſt die Differenz der Um- drehungszahlen nicht gleich O. Da die Schraubenwellen aber durch die Trommeln und dieſe wieder mittelſt der Klavierſaiten von Land aus gedreht werden, ſo hat man es in der Hand, die Wellen ver- ſchieden ſchnell drehen zu laſſen, damit die Ruder zu bewegen und den Torpedo zu ſteuern. Dieſes Steuern iſt innerhalb eines Winkels von 40º nach jeder Seite möglich. Unmöglich aber iſt es, den

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/68>, abgerufen am 27.11.2024.