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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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Erster Abschnitt. Geschichtliches.
Der Rumpf hatte die Form einer Cigarre; der Bug lief unter
Wasser in eine lange Spiere aus, welche an ihrem äußersten Ende
eine Mine von 30 kg Pulver mit Kontaktzündung trug.

Gegen 9 Uhr pm. am 5. Oktober 1863 bemerkte man an Bord
der "Ironsides" einen Gegenstand, der sich dem Schiffe näherte.
Bei der Dunkelheit erkannte man die feindliche Absicht zu spät; zu
spät wurde der Gegenstand angerufen; die Antwort war ein Gewehr-
schuß, dem der wachthabende Offizier zum Opfer fiel; zu spät wurde
das Feuer auf den Angreifer eröffnet. Durch die Detonation wurde
das Schiff schwer beschädigt und kampfunfähig. Das angreifende
Boot war durch die niederstürzenden Wassermassen halb mit Wasser
gefüllt worden, entkam aber. Der Kommandant des Torpedobootes
und ein Mann der Besatzung waren nach der Detonation über Bord
gesprungen, da sie gemeint hatten, daß das Boot untergehen würde.

Der zweite Torpedobootsangriff hat am 17. Februar 1864
vor Charleston stattgefunden und soll von einem Unterwasserboot des
Systems der Brüder Coessin ausgeführt worden sein. Angegriffen
wurde das Flaggschiff der Nordstaaten "Housatonik".

Angreifer und Angegriffener sanken. Gegen 9 Uhr pm. sah man
von Bord des "Housatonik", wie sich eine Planke dem Schiffe näherte.

Sofort wurde die Kette geslippt*), man ließ die Maschine rück-
wärts schlagen, konnte aber dem Unheil nicht entgehen. Von der
Besatzung des Bootes wurde Niemand, von derjenigen des Schiffes
wurden nur Wenige gerettet.**)

Der dritte Torpedobootsangriff fand auf dem North
Edisto-River, Süd Carolina, am 6. März 1864 statt. Der Angreifer
war eben solches Torpedoboot, wie es Fig. 2 zeigt, der Angegriffene
war das Nordstaatenschiff "Memphis". Es gelang dem Schiffe,
rechtzeitig die Ankerkette zu slippen und sich in Bewegung zu setzen,
die Schraube des Schiffes schlug dem Torpedoboote die Spiere ab,
und der Angriff mißlang.

*) Kette slippen bedeutet im Gegensatz zum zeitraubenden Ankerlichten,
die Kette im Schiffe lösen und ins Wasser fallen lassen. Bei geeigneten Vor-
bereitungen ist das im Moment geschehen.
**) Zeichnungen und Beschreibungen des Bootes fehlen. Nach einem
französischen Autor ist das Boot kein Unterwasserboot gewesen, sondern ein nur
wenig über Wasser ragendes Torpedoboot (Fig. 2).

Erſter Abſchnitt. Geſchichtliches.
Der Rumpf hatte die Form einer Cigarre; der Bug lief unter
Waſſer in eine lange Spiere aus, welche an ihrem äußerſten Ende
eine Mine von 30 kg Pulver mit Kontaktzündung trug.

Gegen 9 Uhr pm. am 5. Oktober 1863 bemerkte man an Bord
der „Ironſides“ einen Gegenſtand, der ſich dem Schiffe näherte.
Bei der Dunkelheit erkannte man die feindliche Abſicht zu ſpät; zu
ſpät wurde der Gegenſtand angerufen; die Antwort war ein Gewehr-
ſchuß, dem der wachthabende Offizier zum Opfer fiel; zu ſpät wurde
das Feuer auf den Angreifer eröffnet. Durch die Detonation wurde
das Schiff ſchwer beſchädigt und kampfunfähig. Das angreifende
Boot war durch die niederſtürzenden Waſſermaſſen halb mit Waſſer
gefüllt worden, entkam aber. Der Kommandant des Torpedobootes
und ein Mann der Beſatzung waren nach der Detonation über Bord
geſprungen, da ſie gemeint hatten, daß das Boot untergehen würde.

Der zweite Torpedobootsangriff hat am 17. Februar 1864
vor Charleſton ſtattgefunden und ſoll von einem Unterwaſſerboot des
Syſtems der Brüder Coëſſin ausgeführt worden ſein. Angegriffen
wurde das Flaggſchiff der Nordſtaaten „Houſatonik“.

Angreifer und Angegriffener ſanken. Gegen 9 Uhr pm. ſah man
von Bord des „Houſatonik“, wie ſich eine Planke dem Schiffe näherte.

Sofort wurde die Kette geſlippt*), man ließ die Maſchine rück-
wärts ſchlagen, konnte aber dem Unheil nicht entgehen. Von der
Beſatzung des Bootes wurde Niemand, von derjenigen des Schiffes
wurden nur Wenige gerettet.**)

Der dritte Torpedobootsangriff fand auf dem North
Ediſto-River, Süd Carolina, am 6. März 1864 ſtatt. Der Angreifer
war eben ſolches Torpedoboot, wie es Fig. 2 zeigt, der Angegriffene
war das Nordſtaatenſchiff „Memphis“. Es gelang dem Schiffe,
rechtzeitig die Ankerkette zu ſlippen und ſich in Bewegung zu ſetzen,
die Schraube des Schiffes ſchlug dem Torpedoboote die Spiere ab,
und der Angriff mißlang.

*) Kette ſlippen bedeutet im Gegenſatz zum zeitraubenden Ankerlichten,
die Kette im Schiffe löſen und ins Waſſer fallen laſſen. Bei geeigneten Vor-
bereitungen iſt das im Moment geſchehen.
**) Zeichnungen und Beſchreibungen des Bootes fehlen. Nach einem
franzöſiſchen Autor iſt das Boot kein Unterwaſſerboot geweſen, ſondern ein nur
wenig über Waſſer ragendes Torpedoboot (Fig. 2).
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[12/0026] Erſter Abſchnitt. Geſchichtliches. Der Rumpf hatte die Form einer Cigarre; der Bug lief unter Waſſer in eine lange Spiere aus, welche an ihrem äußerſten Ende eine Mine von 30 kg Pulver mit Kontaktzündung trug. Gegen 9 Uhr pm. am 5. Oktober 1863 bemerkte man an Bord der „Ironſides“ einen Gegenſtand, der ſich dem Schiffe näherte. Bei der Dunkelheit erkannte man die feindliche Abſicht zu ſpät; zu ſpät wurde der Gegenſtand angerufen; die Antwort war ein Gewehr- ſchuß, dem der wachthabende Offizier zum Opfer fiel; zu ſpät wurde das Feuer auf den Angreifer eröffnet. Durch die Detonation wurde das Schiff ſchwer beſchädigt und kampfunfähig. Das angreifende Boot war durch die niederſtürzenden Waſſermaſſen halb mit Waſſer gefüllt worden, entkam aber. Der Kommandant des Torpedobootes und ein Mann der Beſatzung waren nach der Detonation über Bord geſprungen, da ſie gemeint hatten, daß das Boot untergehen würde. Der zweite Torpedobootsangriff hat am 17. Februar 1864 vor Charleſton ſtattgefunden und ſoll von einem Unterwaſſerboot des Syſtems der Brüder Coëſſin ausgeführt worden ſein. Angegriffen wurde das Flaggſchiff der Nordſtaaten „Houſatonik“. Angreifer und Angegriffener ſanken. Gegen 9 Uhr pm. ſah man von Bord des „Houſatonik“, wie ſich eine Planke dem Schiffe näherte. Sofort wurde die Kette geſlippt *), man ließ die Maſchine rück- wärts ſchlagen, konnte aber dem Unheil nicht entgehen. Von der Beſatzung des Bootes wurde Niemand, von derjenigen des Schiffes wurden nur Wenige gerettet. **) Der dritte Torpedobootsangriff fand auf dem North Ediſto-River, Süd Carolina, am 6. März 1864 ſtatt. Der Angreifer war eben ſolches Torpedoboot, wie es Fig. 2 zeigt, der Angegriffene war das Nordſtaatenſchiff „Memphis“. Es gelang dem Schiffe, rechtzeitig die Ankerkette zu ſlippen und ſich in Bewegung zu ſetzen, die Schraube des Schiffes ſchlug dem Torpedoboote die Spiere ab, und der Angriff mißlang. *) Kette ſlippen bedeutet im Gegenſatz zum zeitraubenden Ankerlichten, die Kette im Schiffe löſen und ins Waſſer fallen laſſen. Bei geeigneten Vor- bereitungen iſt das im Moment geſchehen. **) Zeichnungen und Beſchreibungen des Bootes fehlen. Nach einem franzöſiſchen Autor iſt das Boot kein Unterwaſſerboot geweſen, ſondern ein nur wenig über Waſſer ragendes Torpedoboot (Fig. 2).

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/26>, abgerufen am 21.11.2024.