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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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Der Untergang der "Maine".
Schiffes wird mithin mit dem Vorsteven zuerst nach unten gedrückt;
es können aber auch die Gewichte des Vorstevens, der Anker und der
Buggeschütze diese Drehung um eine horizontale Querachse bewirkt
haben, wenn nämlich infolge der Explosion die Verbindungen mit
dem weiter zurückgelegenen Steuerbordthurm weiter gelöst sind. Nun
ist das Vorschiff schnell, das Achterschiff langsamer gesunken. Das
Vorschiff lag mithin zuerst auf Grund, sollte sich da nicht der Knick
im Kiel, das vielberufene umgekehrte V des Kieles, von selbst
während des Sinkens des Schiffes
gebildet haben?

Die Bruch- bezw. Biegestelle muß ja sogar hoch und dicht
unter Wasser liegen.

Man denke sich den ungefähr bei Spant 18 abgebrochenen
Schiffstheil in aufrechter Lage auf dem Meeresboden stehend. Nun
denke man sich den Sporn in den Meeresboden herabgedrückt und
den abgesprengten Theil des Schiffes (von hinten gesehen) nach rechts
hin übergerollt. Entsprechend der Gellung *) des Schiffes wird sich der
Kiel vom Meeresboden erheben, und zwar mit seinem vordersten Theile
am wenigsten, mit seinem hintersten Punkte -- und das ist die Stelle
bei Spant 18 -- am höchsten.

Diese Lage hat das Vorschiff der "Maine".

Das Hinterschiff liegt mit einer Krängung nach Backbord auf
dem Meeresboden. Von Spant 18 an ist die Verbindung mit dem
Hinterschiffe gelockert oder ganz gelöst.

Da nun der Kiel vom Vorsteven bis Spant 18 im Vorschiffe
noch fest oder einigermaßen fest liegt, die Bruchstelle durch das Ueber-
rollen zur Seite in die Höhe getrieben ist, so mußte der Kiel
ungefähr an dieser Stelle ein V bilden, denn seine Fortsetzung nach
hinten liegt ja unter den Trümmern des Schiffes von Spant 23
bis 30 und unter dem Hinterschiffe, mithin auf dem Meeresboden,
also tief.

Es muß die Sprengung noch in ihrer Wirkung von oben be-
trachtet werden. Die Verschiebung des Vorschiffes aus der Kiellinie,
mithin die Drehung um eine Vertikalachse, kommt weniger in Betracht
und dürfte sich ähnlich erklären lassen, wie die vorhin beschriebene
Drehung um die Querachse; von Wichtigkeit aber ist die Entstehung
jener V-förmig gebogenen Lappen Fig. 3.

*) "Gellung" heißt die gebogene Form der Schiffswand.

Der Untergang der „Maine“.
Schiffes wird mithin mit dem Vorſteven zuerſt nach unten gedrückt;
es können aber auch die Gewichte des Vorſtevens, der Anker und der
Buggeſchütze dieſe Drehung um eine horizontale Querachſe bewirkt
haben, wenn nämlich infolge der Exploſion die Verbindungen mit
dem weiter zurückgelegenen Steuerbordthurm weiter gelöſt ſind. Nun
iſt das Vorſchiff ſchnell, das Achterſchiff langſamer geſunken. Das
Vorſchiff lag mithin zuerſt auf Grund, ſollte ſich da nicht der Knick
im Kiel, das vielberufene umgekehrte V des Kieles, von ſelbſt
während des Sinkens des Schiffes
gebildet haben?

Die Bruch- bezw. Biegeſtelle muß ja ſogar hoch und dicht
unter Waſſer liegen.

Man denke ſich den ungefähr bei Spant 18 abgebrochenen
Schiffstheil in aufrechter Lage auf dem Meeresboden ſtehend. Nun
denke man ſich den Sporn in den Meeresboden herabgedrückt und
den abgeſprengten Theil des Schiffes (von hinten geſehen) nach rechts
hin übergerollt. Entſprechend der Gellung *) des Schiffes wird ſich der
Kiel vom Meeresboden erheben, und zwar mit ſeinem vorderſten Theile
am wenigſten, mit ſeinem hinterſten Punkte — und das iſt die Stelle
bei Spant 18 — am höchſten.

Dieſe Lage hat das Vorſchiff der „Maine“.

Das Hinterſchiff liegt mit einer Krängung nach Backbord auf
dem Meeresboden. Von Spant 18 an iſt die Verbindung mit dem
Hinterſchiffe gelockert oder ganz gelöſt.

Da nun der Kiel vom Vorſteven bis Spant 18 im Vorſchiffe
noch feſt oder einigermaßen feſt liegt, die Bruchſtelle durch das Ueber-
rollen zur Seite in die Höhe getrieben iſt, ſo mußte der Kiel
ungefähr an dieſer Stelle ein V bilden, denn ſeine Fortſetzung nach
hinten liegt ja unter den Trümmern des Schiffes von Spant 23
bis 30 und unter dem Hinterſchiffe, mithin auf dem Meeresboden,
alſo tief.

Es muß die Sprengung noch in ihrer Wirkung von oben be-
trachtet werden. Die Verſchiebung des Vorſchiffes aus der Kiellinie,
mithin die Drehung um eine Vertikalachſe, kommt weniger in Betracht
und dürfte ſich ähnlich erklären laſſen, wie die vorhin beſchriebene
Drehung um die Querachſe; von Wichtigkeit aber iſt die Entſtehung
jener V-förmig gebogenen Lappen Fig. 3.

*) „Gellung“ heißt die gebogene Form der Schiffswand.
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[111/0135] Der Untergang der „Maine“. Schiffes wird mithin mit dem Vorſteven zuerſt nach unten gedrückt; es können aber auch die Gewichte des Vorſtevens, der Anker und der Buggeſchütze dieſe Drehung um eine horizontale Querachſe bewirkt haben, wenn nämlich infolge der Exploſion die Verbindungen mit dem weiter zurückgelegenen Steuerbordthurm weiter gelöſt ſind. Nun iſt das Vorſchiff ſchnell, das Achterſchiff langſamer geſunken. Das Vorſchiff lag mithin zuerſt auf Grund, ſollte ſich da nicht der Knick im Kiel, das vielberufene umgekehrte V des Kieles, von ſelbſt während des Sinkens des Schiffes gebildet haben? Die Bruch- bezw. Biegeſtelle muß ja ſogar hoch und dicht unter Waſſer liegen. Man denke ſich den ungefähr bei Spant 18 abgebrochenen Schiffstheil in aufrechter Lage auf dem Meeresboden ſtehend. Nun denke man ſich den Sporn in den Meeresboden herabgedrückt und den abgeſprengten Theil des Schiffes (von hinten geſehen) nach rechts hin übergerollt. Entſprechend der Gellung *) des Schiffes wird ſich der Kiel vom Meeresboden erheben, und zwar mit ſeinem vorderſten Theile am wenigſten, mit ſeinem hinterſten Punkte — und das iſt die Stelle bei Spant 18 — am höchſten. Dieſe Lage hat das Vorſchiff der „Maine“. Das Hinterſchiff liegt mit einer Krängung nach Backbord auf dem Meeresboden. Von Spant 18 an iſt die Verbindung mit dem Hinterſchiffe gelockert oder ganz gelöſt. Da nun der Kiel vom Vorſteven bis Spant 18 im Vorſchiffe noch feſt oder einigermaßen feſt liegt, die Bruchſtelle durch das Ueber- rollen zur Seite in die Höhe getrieben iſt, ſo mußte der Kiel ungefähr an dieſer Stelle ein V bilden, denn ſeine Fortſetzung nach hinten liegt ja unter den Trümmern des Schiffes von Spant 23 bis 30 und unter dem Hinterſchiffe, mithin auf dem Meeresboden, alſo tief. Es muß die Sprengung noch in ihrer Wirkung von oben be- trachtet werden. Die Verſchiebung des Vorſchiffes aus der Kiellinie, mithin die Drehung um eine Vertikalachſe, kommt weniger in Betracht und dürfte ſich ähnlich erklären laſſen, wie die vorhin beſchriebene Drehung um die Querachſe; von Wichtigkeit aber iſt die Entſtehung jener V-förmig gebogenen Lappen Fig. 3. *) „Gellung“ heißt die gebogene Form der Schiffswand.

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/135>, abgerufen am 22.11.2024.