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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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Vierter Abschnitt. Die Abwehr der Torpedos.

Es soll hier keineswegs das große Gebiet über den zu wäh-
lenden, allein richtigen Typ von Kriegsschiffen berührt werden, es
kommt hier nur darauf an, festzustellen, ob etwa das Torpedo-
fahrzeug
diesen Typ abgeben kann.

Ist dieses festgestellt, so beantworten sich die weiteren Fragen
sehr leicht, ja aus dem früher Dargelegten von selbst, ob nämlich
ein Torpedoboot gepanzert werden soll, und ob man ihm etwas von
seiner Geschwindigkeit nehmen darf.

Man kommt vielleicht am schnellsten zum Ziele, indem man sich
die Nachtheile der Waffe vergegenwärtigt und dann die Frage auf-
wirft:

Kann bei diesen Nachtheilen ein Torpedofahrzeug den Normal-
typ des Zukunftskriegsschiffes darstellen?

Es war nachgewiesen, daß der Torpedo nur im Torpedoboote
zur selbständigen Waffe wird. Kann man nun mit einem Boote über
See gelangen und kann man in Booten dauernd die See halten?
Sicherlich nicht, solange die Boote eben Boote bleiben sollen; sicherlich
nicht, solange Menschen essen und schlafen müssen um kampffähig sein
und bleiben zu können. Es giebt allerdings einen Beruf, welcher
seine Träger zwingt, wochenlang auf Booten in See zu sein; das
sind Hochseefischer und manchmal Lootsen. Aber die Bewegungen und
die Lebensart von und in Torpedo- und Fischerbooten und diese
selbst sind nicht in Parallele zu stellen, und es war schon früher
erwähnt, daß selbst die erfahrensten Seeleute auf Torpedobooten ge-
legentlich wieder seekrank werden. Es giebt der Unterschiede viele,
hier möge nur darauf hingewiesen werden, daß Fischerboote bei
schlechtem Wetter meist Feiertag machen. Torpedoboote fangen dann
erst recht zu arbeiten an und können nicht feiern, wann sie wollen.

Torpedoboote können zwar über See gehen und haben das schon
oft gethan, aber was man in seemännisch-militärischem Sinne
unter Seeausdauer versteht, haben sie nicht.

Vergrößert man die Torpedoboote, dann sind sie eben keine
Boote mehr. Sie sollen ja aber Boote bleiben, damit die Waffe
selbständig sei!

Der Torpedo ist nur für den Nahkampf geeignet. Könnte
man also mit Torpedobooten Unternehmungen gegen feindliche Küsten-
werke vornehmen? Man braucht auf die Frage nicht zu antworten!

Vierter Abſchnitt. Die Abwehr der Torpedos.

Es ſoll hier keineswegs das große Gebiet über den zu wäh-
lenden, allein richtigen Typ von Kriegsſchiffen berührt werden, es
kommt hier nur darauf an, feſtzuſtellen, ob etwa das Torpedo-
fahrzeug
dieſen Typ abgeben kann.

Iſt dieſes feſtgeſtellt, ſo beantworten ſich die weiteren Fragen
ſehr leicht, ja aus dem früher Dargelegten von ſelbſt, ob nämlich
ein Torpedoboot gepanzert werden ſoll, und ob man ihm etwas von
ſeiner Geſchwindigkeit nehmen darf.

Man kommt vielleicht am ſchnellſten zum Ziele, indem man ſich
die Nachtheile der Waffe vergegenwärtigt und dann die Frage auf-
wirft:

Kann bei dieſen Nachtheilen ein Torpedofahrzeug den Normal-
typ des Zukunftskriegsſchiffes darſtellen?

Es war nachgewieſen, daß der Torpedo nur im Torpedoboote
zur ſelbſtändigen Waffe wird. Kann man nun mit einem Boote über
See gelangen und kann man in Booten dauernd die See halten?
Sicherlich nicht, ſolange die Boote eben Boote bleiben ſollen; ſicherlich
nicht, ſolange Menſchen eſſen und ſchlafen müſſen um kampffähig ſein
und bleiben zu können. Es giebt allerdings einen Beruf, welcher
ſeine Träger zwingt, wochenlang auf Booten in See zu ſein; das
ſind Hochſeefiſcher und manchmal Lootſen. Aber die Bewegungen und
die Lebensart von und in Torpedo- und Fiſcherbooten und dieſe
ſelbſt ſind nicht in Parallele zu ſtellen, und es war ſchon früher
erwähnt, daß ſelbſt die erfahrenſten Seeleute auf Torpedobooten ge-
legentlich wieder ſeekrank werden. Es giebt der Unterſchiede viele,
hier möge nur darauf hingewieſen werden, daß Fiſcherboote bei
ſchlechtem Wetter meiſt Feiertag machen. Torpedoboote fangen dann
erſt recht zu arbeiten an und können nicht feiern, wann ſie wollen.

Torpedoboote können zwar über See gehen und haben das ſchon
oft gethan, aber was man in ſeemänniſch-militäriſchem Sinne
unter Seeausdauer verſteht, haben ſie nicht.

Vergrößert man die Torpedoboote, dann ſind ſie eben keine
Boote mehr. Sie ſollen ja aber Boote bleiben, damit die Waffe
ſelbſtändig ſei!

Der Torpedo iſt nur für den Nahkampf geeignet. Könnte
man alſo mit Torpedobooten Unternehmungen gegen feindliche Küſten-
werke vornehmen? Man braucht auf die Frage nicht zu antworten!

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[90/0110] Vierter Abſchnitt. Die Abwehr der Torpedos. Es ſoll hier keineswegs das große Gebiet über den zu wäh- lenden, allein richtigen Typ von Kriegsſchiffen berührt werden, es kommt hier nur darauf an, feſtzuſtellen, ob etwa das Torpedo- fahrzeug dieſen Typ abgeben kann. Iſt dieſes feſtgeſtellt, ſo beantworten ſich die weiteren Fragen ſehr leicht, ja aus dem früher Dargelegten von ſelbſt, ob nämlich ein Torpedoboot gepanzert werden ſoll, und ob man ihm etwas von ſeiner Geſchwindigkeit nehmen darf. Man kommt vielleicht am ſchnellſten zum Ziele, indem man ſich die Nachtheile der Waffe vergegenwärtigt und dann die Frage auf- wirft: Kann bei dieſen Nachtheilen ein Torpedofahrzeug den Normal- typ des Zukunftskriegsſchiffes darſtellen? Es war nachgewieſen, daß der Torpedo nur im Torpedoboote zur ſelbſtändigen Waffe wird. Kann man nun mit einem Boote über See gelangen und kann man in Booten dauernd die See halten? Sicherlich nicht, ſolange die Boote eben Boote bleiben ſollen; ſicherlich nicht, ſolange Menſchen eſſen und ſchlafen müſſen um kampffähig ſein und bleiben zu können. Es giebt allerdings einen Beruf, welcher ſeine Träger zwingt, wochenlang auf Booten in See zu ſein; das ſind Hochſeefiſcher und manchmal Lootſen. Aber die Bewegungen und die Lebensart von und in Torpedo- und Fiſcherbooten und dieſe ſelbſt ſind nicht in Parallele zu ſtellen, und es war ſchon früher erwähnt, daß ſelbſt die erfahrenſten Seeleute auf Torpedobooten ge- legentlich wieder ſeekrank werden. Es giebt der Unterſchiede viele, hier möge nur darauf hingewieſen werden, daß Fiſcherboote bei ſchlechtem Wetter meiſt Feiertag machen. Torpedoboote fangen dann erſt recht zu arbeiten an und können nicht feiern, wann ſie wollen. Torpedoboote können zwar über See gehen und haben das ſchon oft gethan, aber was man in ſeemänniſch-militäriſchem Sinne unter Seeausdauer verſteht, haben ſie nicht. Vergrößert man die Torpedoboote, dann ſind ſie eben keine Boote mehr. Sie ſollen ja aber Boote bleiben, damit die Waffe ſelbſtändig ſei! Der Torpedo iſt nur für den Nahkampf geeignet. Könnte man alſo mit Torpedobooten Unternehmungen gegen feindliche Küſten- werke vornehmen? Man braucht auf die Frage nicht zu antworten!

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/110>, abgerufen am 23.11.2024.