George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897.Da brachte der abendhauch Ihr die erlösende kunde: Meine trübste stunde Nun kennest du sie auch. Willst du noch länger auf den kahlen böden Nach frühern vollen farben spähn Auf früchte warten in den fahlen öden Und ähren von verdrängten sommern mähn? Bescheide dich wenn nur im schattenschleier Mild schimmernd du genossene fülle schaust Und durch die müden lüfte ein befreier Der wind der weiten zärtlich um uns braust Und sieh die tage die wie wunden brannten In unsrer vorgeschichte schwinden schnell Doch alle dinge die wir blumen nannten Versammeln sich am toten quell. Da brachte der abendhauch Ihr die erlösende kunde: Meine trübste stunde Nun kennest du sie auch. Willst du noch länger auf den kahlen böden Nach frühern vollen farben spähn Auf früchte warten in den fahlen öden Und ähren von verdrängten sommern mähn? Bescheide dich wenn nur im schattenschleier Mild schimmernd du genossene fülle schaust Und durch die müden lüfte ein befreier Der wind der weiten zärtlich um uns braust Und sieh die tage die wie wunden brannten In unsrer vorgeschichte schwinden schnell Doch alle dinge die wir blumen nannten Versammeln sich am toten quell. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0057"/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#blue">D</hi>a brachte der abendhauch</l><lb/> <l><hi rendition="#red">I</hi>hr die erlösende kunde:</l><lb/> <l><hi rendition="#red">M</hi>eine trübste stunde</l><lb/> <l><hi rendition="#red">N</hi>un kennest du sie auch.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in #red">W</hi>illst du noch länger auf den kahlen böden</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">N</hi>ach frühern vollen farben spähn</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">A</hi>uf früchte warten in den fahlen öden</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">U</hi>nd ähren von verdrängten sommern mähn?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#red">B</hi>escheide dich wenn nur im schattenschleier</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">M</hi>ild schimmernd du genossene fülle schaust</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">U</hi>nd durch die müden lüfte ein befreier</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>er wind der weiten zärtlich um uns braust</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#red">U</hi>nd sieh die tage die wie wunden brannten</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">I</hi>n unsrer vorgeschichte schwinden schnell</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>och alle dinge die wir blumen nannten</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">V</hi>ersammeln sich am toten quell.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> </div> <milestone rendition="#hrRed" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hrRed" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [0057]
Da brachte der abendhauch
Ihr die erlösende kunde:
Meine trübste stunde
Nun kennest du sie auch.
Willst du noch länger auf den kahlen böden
Nach frühern vollen farben spähn
Auf früchte warten in den fahlen öden
Und ähren von verdrängten sommern mähn?
Bescheide dich wenn nur im schattenschleier
Mild schimmernd du genossene fülle schaust
Und durch die müden lüfte ein befreier
Der wind der weiten zärtlich um uns braust
Und sieh die tage die wie wunden brannten
In unsrer vorgeschichte schwinden schnell
Doch alle dinge die wir blumen nannten
Versammeln sich am toten quell.
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