Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite
Unter bäumen um den see
Schweben wir vereint uns freuend
Sachte singend blumen streuend
Weisse nelken weissen klee

Reifefreuden
Ein stolzes beben und ein reiches schallen
Durch später erde schwere fülle strich · ·
Die kurzen worte waren kaum gefallen
Als tiefer rührung ruhe uns beschlich
Sie sanken hin wo sich am fruchtgeländer
Der purpurschein im gelben schmelz verlor
Sie stiegen auf zum schmuck der hügelränder
Wo für die dunkle lust die traube gor
Ich wagte dir nicht du nicht mir zu nahen
Als schräger strahl um unsre häupter schoss
Noch gar mit rede störend zu bejahen
Was jezt uns band was jedes stumm genoss
Und was in uns bei jenes tages rüste
Auf zu den veilchenfarbnen wolken klomm
Was mehr als unsre träume und gelüste
An diesem gluten-abend zart erglomm.

Weisser gesang
Dass ich für sie den weissen traum ersänne · ·
Mir schien im schloss das herbe strahlen tränken
Und blasse blüten-bäume nur umschränken
Dass er mit zweier kinder frühtag ränne

Unter bäumen um den see
Schweben wir vereint uns freuend
Sachte singend blumen streuend
Weisse nelken weissen klee

Reifefreuden
Ein stolzes beben und ein reiches schallen
Durch später erde schwere fülle strich · ·
Die kurzen worte waren kaum gefallen
Als tiefer rührung ruhe uns beschlich
Sie sanken hin wo sich am fruchtgeländer
Der purpurschein im gelben schmelz verlor
Sie stiegen auf zum schmuck der hügelränder
Wo für die dunkle lust die traube gor
Ich wagte dir nicht du nicht mir zu nahen
Als schräger strahl um unsre häupter schoss
Noch gar mit rede störend zu bejahen
Was jezt uns band was jedes stumm genoss
Und was in uns bei jenes tages rüste
Auf zu den veilchenfarbnen wolken klomm
Was mehr als unsre träume und gelüste
An diesem gluten-abend zart erglomm.

Weisser gesang
Dass ich für sie den weissen traum ersänne · ·
Mir schien im schloss das herbe strahlen tränken
Und blasse blüten-bäume nur umschränken
Dass er mit zweier kinder frühtag ränne

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0033"/>
              <lg n="4">
                <l><hi rendition="#blue">U</hi>nter bäumen um den see</l><lb/>
                <l><hi rendition="#red">S</hi>chweben wir vereint uns freuend</l><lb/>
                <l><hi rendition="#red">S</hi>achte singend blumen streuend</l><lb/>
                <l><hi rendition="#red">W</hi>eisse nelken weissen klee</l>
              </lg><lb/>
              <l/>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#red">Reifefreuden</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in #red">E</hi>in stolzes beben und ein reiches schallen</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">D</hi>urch später erde schwere fülle strich · ·</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">D</hi>ie kurzen worte waren kaum gefallen</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">A</hi>ls tiefer rührung ruhe uns beschlich</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l><hi rendition="#red">S</hi>ie sanken hin wo sich am fruchtgeländer</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">D</hi>er purpurschein im gelben schmelz verlor</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">S</hi>ie stiegen auf zum schmuck der hügelränder</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">W</hi>o für die dunkle lust die traube gor</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l><hi rendition="#red">I</hi>ch wagte dir nicht du nicht mir zu nahen</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">A</hi>ls schräger strahl um unsre häupter schoss</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">N</hi>och gar mit rede störend zu bejahen</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">W</hi>as jezt uns band was jedes stumm genoss</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="4">
                <l><hi rendition="#red">U</hi>nd was in uns bei jenes tages rüste</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">A</hi>uf zu den veilchenfarbnen wolken klomm</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">W</hi>as mehr als unsre träume und gelüste</l><lb/>
                <l><hi rendition="#blue">A</hi>n diesem gluten-abend zart erglomm.</l>
              </lg><lb/>
              <l/>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#blue">Weisser gesang</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#blue #in">D</hi>ass ich für sie den weissen traum ersänne · ·</l><lb/>
                <l><hi rendition="#red">M</hi>ir schien im schloss das herbe strahlen tränken</l><lb/>
                <l><hi rendition="#red">U</hi>nd blasse blüten-bäume nur umschränken</l><lb/>
                <l><hi rendition="#red">D</hi>ass er mit zweier kinder frühtag ränne</l>
              </lg><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0033] Unter bäumen um den see Schweben wir vereint uns freuend Sachte singend blumen streuend Weisse nelken weissen klee Reifefreuden Ein stolzes beben und ein reiches schallen Durch später erde schwere fülle strich · · Die kurzen worte waren kaum gefallen Als tiefer rührung ruhe uns beschlich Sie sanken hin wo sich am fruchtgeländer Der purpurschein im gelben schmelz verlor Sie stiegen auf zum schmuck der hügelränder Wo für die dunkle lust die traube gor Ich wagte dir nicht du nicht mir zu nahen Als schräger strahl um unsre häupter schoss Noch gar mit rede störend zu bejahen Was jezt uns band was jedes stumm genoss Und was in uns bei jenes tages rüste Auf zu den veilchenfarbnen wolken klomm Was mehr als unsre träume und gelüste An diesem gluten-abend zart erglomm. Weisser gesang Dass ich für sie den weissen traum ersänne · · Mir schien im schloss das herbe strahlen tränken Und blasse blüten-bäume nur umschränken Dass er mit zweier kinder frühtag ränne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/george_seele_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/george_seele_1897/33
Zitationshilfe: George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/george_seele_1897/33>, abgerufen am 17.11.2024.