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George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897.

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Ich lehre dich den sanften reiz des zimmers
Empfinden und der trauten winkel raunen
Des feuers und des stummen lampen-flimmers
Du hast dafür das gleiche müde staunen
Aus deiner blässe fach ich keinen funken
Ich ziehe mich zurück zum beigemache
Und sinne schweigsam in das knie gesunken:
Ob jemals du erwachen wirst? erwache!
So oft ich zagend mich zum vorhang kehre
Du sitzest noch wie anfangs in gedanken
Dein auge hängt noch immer an der leere
Dein schatten kreuzt des teppichs selbe ranken
Was hindert dann noch dass ungeübte
Vertauenslose flehen mir entfliesse:
O gieb dass grosse mutter und betrübte
In dieser seele wieder trost entspriesse.

Noch zwingt mich treue über dir zu wachen
Und deines duldens schönheit dass ich weile
Mein heilig streben ist mich traurig machen
Damit ich wahrer deine trauer teile
Nie wird ein warmer anruf mich empfangen ·
Bis in die späten stunden unsres bundes
Muss ich erkennen mit ergebnem bangen
Das herbe schicksal winterlichen fundes.


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Ich lehre dich den sanften reiz des zimmers
Empfinden und der trauten winkel raunen
Des feuers und des stummen lampen-flimmers
Du hast dafür das gleiche müde staunen
Aus deiner blässe fach ich keinen funken
Ich ziehe mich zurück zum beigemache
Und sinne schweigsam in das knie gesunken:
Ob jemals du erwachen wirst? erwache!
So oft ich zagend mich zum vorhang kehre
Du sitzest noch wie anfangs in gedanken
Dein auge hängt noch immer an der leere
Dein schatten kreuzt des teppichs selbe ranken
Was hindert dann noch dass ungeübte
Vertauenslose flehen mir entfliesse:
O gieb dass grosse mutter und betrübte
In dieser seele wieder trost entspriesse.

Noch zwingt mich treue über dir zu wachen
Und deines duldens schönheit dass ich weile
Mein heilig streben ist mich traurig machen
Damit ich wahrer deine trauer teile
Nie wird ein warmer anruf mich empfangen ·
Bis in die späten stunden unsres bundes
Muss ich erkennen mit ergebnem bangen
Das herbe schicksal winterlichen fundes.


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[0019] Ich lehre dich den sanften reiz des zimmers Empfinden und der trauten winkel raunen Des feuers und des stummen lampen-flimmers Du hast dafür das gleiche müde staunen Aus deiner blässe fach ich keinen funken Ich ziehe mich zurück zum beigemache Und sinne schweigsam in das knie gesunken: Ob jemals du erwachen wirst? erwache! So oft ich zagend mich zum vorhang kehre Du sitzest noch wie anfangs in gedanken Dein auge hängt noch immer an der leere Dein schatten kreuzt des teppichs selbe ranken Was hindert dann noch dass ungeübte Vertauenslose flehen mir entfliesse: O gieb dass grosse mutter und betrübte In dieser seele wieder trost entspriesse. Noch zwingt mich treue über dir zu wachen Und deines duldens schönheit dass ich weile Mein heilig streben ist mich traurig machen Damit ich wahrer deine trauer teile Nie wird ein warmer anruf mich empfangen · Bis in die späten stunden unsres bundes Muss ich erkennen mit ergebnem bangen Das herbe schicksal winterlichen fundes. 2

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Zitationshilfe: George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/george_seele_1897/19>, abgerufen am 23.11.2024.