George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897.Ich lasse meine grosse traurigkeit Dich falsch erraten um dich zu verschonen Ich fühle hat die zeit uns kaum entzweit So wirst du meinen traum nicht mehr bewohnen Doch wenn erst unterm schnee der park entschlief So glaub ich dass noch leiser trost entquille Aus manchen schönen resten strauss und brief In tiefer kalter winterlicher stille. WALLER IM SCHNEE Die steine die in meiner strasse staken Verschwanden alle in dem weichen schooss Der in der ferne bis zum himmel schwillt Die flocken weben noch am bleichen laken Und treibt an meine wimper sie ein stoss So zittert sie wie wenn die thräne quillt · · Zu sternen schau ich führerlos hinan Sie lassen mich mit grauser nacht allein Ich möchte langsam auf dem weissen plan Mir selber unbewusst gebettet sein · Doch wenn die wirbel mich zum abgrund trügen Ihr todeswinde mich gelinde träft: Ich lasse meine grosse traurigkeit Dich falsch erraten um dich zu verschonen Ich fühle hat die zeit uns kaum entzweit So wirst du meinen traum nicht mehr bewohnen Doch wenn erst unterm schnee der park entschlief So glaub ich dass noch leiser trost entquille Aus manchen schönen resten strauss und brief In tiefer kalter winterlicher stille. WALLER IM SCHNEE Die steine die in meiner strasse staken Verschwanden alle in dem weichen schooss Der in der ferne bis zum himmel schwillt Die flocken weben noch am bleichen laken Und treibt an meine wimper sie ein stoss So zittert sie wie wenn die thräne quillt · · Zu sternen schau ich führerlos hinan Sie lassen mich mit grauser nacht allein Ich möchte langsam auf dem weissen plan Mir selber unbewusst gebettet sein · Doch wenn die wirbel mich zum abgrund trügen Ihr todeswinde mich gelinde träft: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0016"/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#blue">I</hi>ch lasse meine grosse traurigkeit</l><lb/> <l><hi rendition="#red">D</hi>ich falsch erraten um dich zu verschonen</l><lb/> <l><hi rendition="#red">I</hi>ch fühle hat die zeit uns kaum entzweit</l><lb/> <l><hi rendition="#red">S</hi>o wirst du meinen traum nicht mehr bewohnen</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l><hi rendition="#blue">D</hi>och wenn erst unterm schnee der park entschlief</l><lb/> <l><hi rendition="#red">S</hi>o glaub ich dass noch leiser trost entquille</l><lb/> <l><hi rendition="#red">A</hi>us manchen schönen resten strauss und brief</l><lb/> <l><hi rendition="#red">I</hi>n tiefer kalter winterlicher stille.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hrRed" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#red">W</hi> <hi rendition="#blue">ALLER</hi> <hi rendition="#red">I</hi> <hi rendition="#blue">M</hi> <hi rendition="#red">S</hi> <hi rendition="#blue">CHNEE</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in #red">D</hi>ie steine die in meiner strasse staken</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">V</hi>erschwanden alle in dem weichen schooss</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>er in der ferne bis zum himmel schwillt</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>ie flocken weben noch am bleichen laken</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#red">U</hi>nd treibt an meine wimper sie ein stoss</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">S</hi>o zittert sie wie wenn die thräne quillt · ·</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">Z</hi>u sternen schau ich führerlos hinan</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">S</hi>ie lassen mich mit grauser nacht allein</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#red">I</hi>ch möchte langsam auf dem weissen plan</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">M</hi>ir selber unbewusst gebettet sein ·</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>och wenn die wirbel mich zum abgrund trügen</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">I</hi>hr todeswinde mich gelinde träft:</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0016]
Ich lasse meine grosse traurigkeit
Dich falsch erraten um dich zu verschonen
Ich fühle hat die zeit uns kaum entzweit
So wirst du meinen traum nicht mehr bewohnen
Doch wenn erst unterm schnee der park entschlief
So glaub ich dass noch leiser trost entquille
Aus manchen schönen resten strauss und brief
In tiefer kalter winterlicher stille.
WALLER IM SCHNEE
Die steine die in meiner strasse staken
Verschwanden alle in dem weichen schooss
Der in der ferne bis zum himmel schwillt
Die flocken weben noch am bleichen laken
Und treibt an meine wimper sie ein stoss
So zittert sie wie wenn die thräne quillt · ·
Zu sternen schau ich führerlos hinan
Sie lassen mich mit grauser nacht allein
Ich möchte langsam auf dem weissen plan
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