[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.Leben der Schwedischen Namen gerathen, Schweden so baldzu verlassen, als es möglich wäre, da- mit ich nicht der Rache des Prinzen oder seiner Wollust weiter ausgesetzt seyn möchte. Der Befehl wegen der Einzie- hung unserer Güter war, wie ich erfuhr, schon vor meines Gemahls Tode unter- zeichnet worden. Jch entschloß mich also zur Flucht, und bat den Herrn R-- Schweden mit mir zu verlassen. Wir gaben in unserm Hause eine Reise auf die andern Güter vor, und nahmen nichts, als die Chatoulle, in welcher etwan tau- send Ducaten waren, (denn mein Ge- mahl hatte sein baares Vermögen der Kro- ne vorgestreckt) nebst dem Geschmeide und den Kleinodien mit uns. Alles Silber- geschirr liessen wir im Stiche, und kamen in Begleitung des vorhin gedachten Reit- knechts, und des Bedienten des Herrn R-- glücklich über die Grenzen. Wir erfuh- ren bald darauf, daß man die Güter ein- gezogen, und daß man mir etliche Meilen hatte
Leben der Schwediſchen Namen gerathen, Schweden ſo baldzu verlaſſen, als es möglich wäre, da- mit ich nicht der Rache des Prinzen oder ſeiner Wolluſt weiter ausgeſetzt ſeyn möchte. Der Befehl wegen der Einzie- hung unſerer Güter war, wie ich erfuhr, ſchon vor meines Gemahls Tode unter- zeichnet worden. Jch entſchloß mich alſo zur Flucht, und bat den Herrn R-- Schweden mit mir zu verlaſſen. Wir gaben in unſerm Hauſe eine Reiſe auf die andern Güter vor, und nahmen nichts, als die Chatoulle, in welcher etwan tau- ſend Ducaten waren, (denn mein Ge- mahl hatte ſein baares Vermögen der Kro- ne vorgeſtreckt) nebſt dem Geſchmeide und den Kleinodien mit uns. Alles Silber- geſchirr lieſſen wir im Stiche, und kamen in Begleitung des vorhin gedachten Reit- knechts, und des Bedienten des Herrn R-- glücklich über die Grenzen. Wir erfuh- ren bald darauf, daß man die Güter ein- gezogen, und daß man mir etliche Meilen hatte
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Leben der Schwediſchen
Namen gerathen, Schweden ſo bald
zu verlaſſen, als es möglich wäre, da-
mit ich nicht der Rache des Prinzen
oder ſeiner Wolluſt weiter ausgeſetzt ſeyn
möchte. Der Befehl wegen der Einzie-
hung unſerer Güter war, wie ich erfuhr,
ſchon vor meines Gemahls Tode unter-
zeichnet worden. Jch entſchloß mich alſo
zur Flucht, und bat den Herrn R--
Schweden mit mir zu verlaſſen. Wir
gaben in unſerm Hauſe eine Reiſe auf die
andern Güter vor, und nahmen nichts,
als die Chatoulle, in welcher etwan tau-
ſend Ducaten waren, (denn mein Ge-
mahl hatte ſein baares Vermögen der Kro-
ne vorgeſtreckt) nebſt dem Geſchmeide und
den Kleinodien mit uns. Alles Silber-
geſchirr lieſſen wir im Stiche, und kamen
in Begleitung des vorhin gedachten Reit-
knechts, und des Bedienten des Herrn R--
glücklich über die Grenzen. Wir erfuh-
ren bald darauf, daß man die Güter ein-
gezogen, und daß man mir etliche Meilen
hatte
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