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[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.

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Leben der Schwedischen
Vernunft waren bey meiner Empfindung
ungültig, und sie vermehrten nur meine
Wehmuth, weil ich sah, daß sie solche
nicht besänftigen konnten. Der angesetz-
te Todestag meines Gemahls brach an.
Jch brachte ihn mit Thränen und Gebete
zu, und fühlte den Streich mehr, als ein-
mal, der meinem Gemahle das Leben
nehmen sollte. Niemand stund mir in
meinem Elende redlicher bey, als der Herr
R--. Er klagte und weinte mit mir,
und erwarb sich durch seine Traurigkeit
den Vortheil, daß ich die Trostgründe
anhörte, mit denen er mich nunmehr an-
fieng aufzurichten.

Binnen acht Tagen kam der Reitknecht
meines Gemahls, und brachte mir die
Post, daß sein Herr drey Tage vor dem
Tage des Urthels an seinen Wunden ge-
storben wäre. Diese Nachricht vergnüg-
te mich, so betrübt sie war, doch unend-
lich. So ist er denn, als ein Held, an

seinen

Leben der Schwediſchen
Vernunft waren bey meiner Empfindung
ungültig, und ſie vermehrten nur meine
Wehmuth, weil ich ſah, daß ſie ſolche
nicht beſänftigen konnten. Der angeſetz-
te Todestag meines Gemahls brach an.
Jch brachte ihn mit Thränen und Gebete
zu, und fühlte den Streich mehr, als ein-
mal, der meinem Gemahle das Leben
nehmen ſollte. Niemand ſtund mir in
meinem Elende redlicher bey, als der Herr
R--. Er klagte und weinte mit mir,
und erwarb ſich durch ſeine Traurigkeit
den Vortheil, daß ich die Troſtgründe
anhörte, mit denen er mich nunmehr an-
fieng aufzurichten.

Binnen acht Tagen kam der Reitknecht
meines Gemahls, und brachte mir die
Poſt, daß ſein Herr drey Tage vor dem
Tage des Urthels an ſeinen Wunden ge-
ſtorben wäre. Dieſe Nachricht vergnüg-
te mich, ſo betrübt ſie war, doch unend-
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[52/0052] Leben der Schwediſchen Vernunft waren bey meiner Empfindung ungültig, und ſie vermehrten nur meine Wehmuth, weil ich ſah, daß ſie ſolche nicht beſänftigen konnten. Der angeſetz- te Todestag meines Gemahls brach an. Jch brachte ihn mit Thränen und Gebete zu, und fühlte den Streich mehr, als ein- mal, der meinem Gemahle das Leben nehmen ſollte. Niemand ſtund mir in meinem Elende redlicher bey, als der Herr R--. Er klagte und weinte mit mir, und erwarb ſich durch ſeine Traurigkeit den Vortheil, daß ich die Troſtgründe anhörte, mit denen er mich nunmehr an- fieng aufzurichten. Binnen acht Tagen kam der Reitknecht meines Gemahls, und brachte mir die Poſt, daß ſein Herr drey Tage vor dem Tage des Urthels an ſeinen Wunden ge- ſtorben wäre. Dieſe Nachricht vergnüg- te mich, ſo betrübt ſie war, doch unend- lich. So iſt er denn, als ein Held, an ſeinen

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Zitationshilfe: [Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben01_1747/52>, abgerufen am 22.11.2024.