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[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.

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Gräfinn von G **
und nach der gemeinen Rede für eine
Witwe gehalten haben. Sie besitzt sehr
gute Eigenschaften, und ich habe ihr zehn
tausend Thaler ausgesetzt, damit sie hey-
rathen kann, wenn es ihr beliebt. Für
ihren Sohn habe ich auch etwas gewisses
zu seiner Erziehung bestimmt. Und wenn
ihnen diese Frau gefährlich scheint: so
will ich sie binnen wenig Tagen nach Lief-
land auf meine Güter schicken, und ihr
daselbst alle mögliche Versorgung ver-
schaffen.

Man glaube ja nicht, daß ich die ehe-
malige Geliebte meines Gemahls zu has-
sen anfieng. Nein, ich liebte sie, und die
Liebe besänftigte die Eifersucht. Jch bat,
daß er sie mit einer anständigen Heyrath
versorgen, und sie entfernen möchte. Bey
unserer Zurückkunft traf ich meinen Ge-
mahl schon an. So sehr ich von der
Gewißheit seiner Liebe versichert war: so
konnte ich doch nicht ruhig werden, bis

ich

Gräfinn von G **
und nach der gemeinen Rede für eine
Witwe gehalten haben. Sie beſitzt ſehr
gute Eigenſchaften, und ich habe ihr zehn
tauſend Thaler ausgeſetzt, damit ſie hey-
rathen kann, wenn es ihr beliebt. Für
ihren Sohn habe ich auch etwas gewiſſes
zu ſeiner Erziehung beſtimmt. Und wenn
ihnen dieſe Frau gefährlich ſcheint: ſo
will ich ſie binnen wenig Tagen nach Lief-
land auf meine Güter ſchicken, und ihr
daſelbſt alle mögliche Verſorgung ver-
ſchaffen.

Man glaube ja nicht, daß ich die ehe-
malige Geliebte meines Gemahls zu haſ-
ſen anfieng. Nein, ich liebte ſie, und die
Liebe beſänftigte die Eiferſucht. Jch bat,
daß er ſie mit einer anſtändigen Heyrath
verſorgen, und ſie entfernen möchte. Bey
unſerer Zurückkunft traf ich meinen Ge-
mahl ſchon an. So ſehr ich von der
Gewißheit ſeiner Liebe verſichert war: ſo
konnte ich doch nicht ruhig werden, bis

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[27/0027] Gräfinn von G ** und nach der gemeinen Rede für eine Witwe gehalten haben. Sie beſitzt ſehr gute Eigenſchaften, und ich habe ihr zehn tauſend Thaler ausgeſetzt, damit ſie hey- rathen kann, wenn es ihr beliebt. Für ihren Sohn habe ich auch etwas gewiſſes zu ſeiner Erziehung beſtimmt. Und wenn ihnen dieſe Frau gefährlich ſcheint: ſo will ich ſie binnen wenig Tagen nach Lief- land auf meine Güter ſchicken, und ihr daſelbſt alle mögliche Verſorgung ver- ſchaffen. Man glaube ja nicht, daß ich die ehe- malige Geliebte meines Gemahls zu haſ- ſen anfieng. Nein, ich liebte ſie, und die Liebe beſänftigte die Eiferſucht. Jch bat, daß er ſie mit einer anſtändigen Heyrath verſorgen, und ſie entfernen möchte. Bey unſerer Zurückkunft traf ich meinen Ge- mahl ſchon an. So ſehr ich von der Gewißheit ſeiner Liebe verſichert war: ſo konnte ich doch nicht ruhig werden, bis ich

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Zitationshilfe: [Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben01_1747/27>, abgerufen am 21.11.2024.