[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.Leben der Schwedischen Gesellschaft wieder auf unser Landgut zu-rück, ohne uns aufzuhalten. Kurz, der Abend verstrich eben so vergnügt, als der Mittag. Jtzt wundere ich mich, daß ich meinen Nicht
Leben der Schwediſchen Geſellſchaft wieder auf unſer Landgut zu-rück, ohne uns aufzuhalten. Kurz, der Abend verſtrich eben ſo vergnügt, als der Mittag. Jtzt wundere ich mich, daß ich meinen Nicht
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Leben der Schwediſchen
Geſellſchaft wieder auf unſer Landgut zu-
rück, ohne uns aufzuhalten. Kurz, der
Abend verſtrich eben ſo vergnügt, als der
Mittag.
Jtzt wundere ich mich, daß ich meinen
Gemahl noch nicht beſchrieben habe. Er
ſah bräunlich im Geſichte aus, und hatte
ein Paar ſo feurige und blitzende Augen,
daß ſie einem eine kleine Furcht ein-
jagten, wenn man ſie allein betrachtete.
Doch ſeine übrige Geſichtsbildung wuß-
te dieſes Feuer ſo geſchickt zu dämpfen,
daß nichts als Großmuth und eine leb-
hafte Zärtlichkeit aus ſeinen Minen
hervorleuchtete. Er war vortrefflich ge-
wachſen. Jch will ihn nicht weiter ab-
ſchildern. Man verderbt durch die ge-
naue Beſchreibungen oft das Bild, das
man ſeinen Leſern von einer ſchönen
Perſon machen will. Genug, mein Graf
war in meinen Augen der ſchönſte
Mann.
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Zitationshilfe: | [Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben01_1747/22>, abgerufen am 16.07.2024. |