[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.Gräfinn von G ** bereits die Welt verlassen. Dieser Todes-fall machte eine grosse Veränderung in un- sern Umständen. Wir mußten unsere Capitale übernehmen, die durch Dor- munds Verlassenschaft sehr hoch angewach- sen waren. Jn der That war dieses eine grosse Last für uns. Weder ich, noch mein Mann, noch Caroline wußten recht mit dem Gelde umzugehen. Und ich glaube, wir hätten ehe die Hälfte wegge- schenkt, als daß wir es in unserer Ver- wahrung hätten behalten sollen. An- dreas, Carolinens Bruder, hatte wieder eine Handlung in dem Haag angefangen. Wir schenkten ihm einige tausend Thaler, und von dem übrigen Gelde bothen wir ihm die Hälfte in seine Handlung an; mit der andern Hälfte dienten wir guten Freun- den. Wenn die Vorsichtigkeit bey dem Gelde eine Tugend ohne Ausnahme ist: so muß ich sagen, daß wir oft nachläßig damit umgiengen. Es war uns oft ge- nug, es hinzugeben, wenn wir wußten, daß
Gräfinn von G ** bereits die Welt verlaſſen. Dieſer Todes-fall machte eine groſſe Veränderung in un- ſern Umſtänden. Wir mußten unſere Capitale übernehmen, die durch Dor- munds Verlaſſenſchaft ſehr hoch angewach- ſen waren. Jn der That war dieſes eine groſſe Laſt für uns. Weder ich, noch mein Mann, noch Caroline wußten recht mit dem Gelde umzugehen. Und ich glaube, wir hätten ehe die Hälfte wegge- ſchenkt, als daß wir es in unſerer Ver- wahrung hätten behalten ſollen. An- dreas, Carolinens Bruder, hatte wieder eine Handlung in dem Haag angefangen. Wir ſchenkten ihm einige tauſend Thaler, und von dem übrigen Gelde bothen wir ihm die Hälfte in ſeine Handlung an; mit der andern Hälfte dienten wir guten Freun- den. Wenn die Vorſichtigkeit bey dem Gelde eine Tugend ohne Ausnahme iſt: ſo muß ich ſagen, daß wir oft nachläßig damit umgiengen. Es war uns oft ge- nug, es hinzugeben, wenn wir wußten, daß
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Gräfinn von G **
bereits die Welt verlaſſen. Dieſer Todes-
fall machte eine groſſe Veränderung in un-
ſern Umſtänden. Wir mußten unſere
Capitale übernehmen, die durch Dor-
munds Verlaſſenſchaft ſehr hoch angewach-
ſen waren. Jn der That war dieſes eine
groſſe Laſt für uns. Weder ich, noch
mein Mann, noch Caroline wußten recht
mit dem Gelde umzugehen. Und ich
glaube, wir hätten ehe die Hälfte wegge-
ſchenkt, als daß wir es in unſerer Ver-
wahrung hätten behalten ſollen. An-
dreas, Carolinens Bruder, hatte wieder
eine Handlung in dem Haag angefangen.
Wir ſchenkten ihm einige tauſend Thaler,
und von dem übrigen Gelde bothen wir
ihm die Hälfte in ſeine Handlung an; mit
der andern Hälfte dienten wir guten Freun-
den. Wenn die Vorſichtigkeit bey dem
Gelde eine Tugend ohne Ausnahme iſt:
ſo muß ich ſagen, daß wir oft nachläßig
damit umgiengen. Es war uns oft ge-
nug, es hinzugeben, wenn wir wußten,
daß
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