Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.Von Arresten/ Bürgen/ Urtheilen und Straffen. §. 21. Wer beschworne Urphede frevent- und fürsetzlich bricht/Urphede Fried- P. H. O. Art. 176. §. 22. Jn peinlichen viel weniger bürgerlichen Gerichts-Orten und M
Von Arreſten/ Buͤrgen/ Urtheilen und Straffen. §. 21. Wer beſchworne Urphede frevent- und fuͤrſetzlich bricht/Urphede Fried- P. H. O. Art. 176. §. 22. Jn peinlichen viel weniger buͤrgerlichen Gerichts-Orten und M
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Von Arreſten/ Buͤrgen/ Urtheilen und Straffen.
§. 21. Wer beſchworne Urphede frevent- und fuͤrſetzlich bricht/
oder uͤber vorgeuͤbte/ nachgelaſſene oder gerichtete Miſſethat andern
Ubel anzuthun mit Worten oder Schrifften/ jedoch ohne beſchwerliche
Umſtaͤnde bedrohet/ oder aus genungſamen Urſachen einer ſolchen Per-
ſon nicht zu glauben oder zu trauen waͤre/ ſondern thaͤtlich gewaltſame
Beſchaͤdigung wider Recht und Billigkeit von ihr zu befuͤrchten/ ſo
mag man zu Recht erfundene nothduͤrfftige genugſame Caution und
Verſicherung ſolchen kuͤnfftigen Schadens halber begehren/ da inzwi-
ſchen/ biß zu dieſer Sicherheit Leiſtung/ der boßhaffte Menſch im Ge-
faͤngniß zu behalten/ jedoch nicht leichtfertig ohne mercklichem Verdacht
bevorſtehenden Unheils/ und ſoll Beklagter/ wofern er nicht ſich ſelbſt
von eigenen Guͤtern/ noch der Anklaͤger ihn zu erhalten vermag/ mit
Koſt und Buͤttels Wart-Geld von der Obrigkeit verſehen werden; ſo
auch ermeldeter Gefangene unter frembden Gerichts-Gebiet einige
Guͤter haͤtte/ davon ſeine Enthalt- und Verwahrungs-Koſten zum
Theil oder alle geſchehen koͤnnen/ dieſelbige ſollen/ ohne ſolcher Obrig-
keit Verhinderung/ dazu gebraucht werden/ und hierbey werden tuͤch-
tige Buͤrgen erfordert/ kan eydliche Verſicherung alſo keine Statt
finden.
Urphede Fried-
Bruchs oder
Bedraͤuungs
Straffe.
Caution Recht
fuͤr zukuͤnffti-
gen Schaden.
Gefaͤngniß
wann Statt
findet.
Koſt- und Buͤt-
tel Wart-Geld
Recht.
Gefangenen
Guͤter Recht
unter fremdem
Gebiet.
P. H. O. Art. 176.
§. 22. Jn peinlichen viel weniger buͤrgerlichen Gerichts-Orten
muß auch kein Mißbrauch der Gefaͤngniß gefunden werden/ daß nem-
lich dieſelbe nicht zu Verwahrung/ ſondern mehr zu Peinigung der ein-
gelegt Gefangenen/ unbilliger maſſen zugerichtet ſeynd. Vielmehr ſoll
Gefaͤngniß nicht zur ſchweren Beſtraffung/ ſondern zu derer Gefange-
nen Erhaltung gemacht ſeyn; dahero ſolche Obrigkeiten als Moͤrder
zu erachten/ welche die armen Gefangene an unter Erd gegrabene Oer-
ter verſchlieſſen/ daß ſie weder Sonn noch Mond anſchauen/ und zwar
ſoll Orts Beſchaffenheit nach Perſonen Unterſcheid ſeyn/ als nicht
ſchwartz/ finſter/ ſondern ertraͤglich/ hell- und gegen der Sonnen Licht
uͤber; Wann aber etwa bey Nacht-Zeiten/ um mehrer Sicherheit
willen/ jemand an einem dunckeln Ort zu verwahren/ ſoll man ihn je-
doch nach der Sonnen Auffgang an Tages Licht faͤhigen Ort wieder
hinfuͤhren laſſen/ daß er durch Sonnen Anblick erqvicket werde. Dero-
wegen abſonderlich ein peinlicher Richter ſich bey Zeiten um ein tuͤch-
tig wohl verwahrtes Gefaͤngniß bemuͤhen ſoll/ daraus derer Gefan-
genen Flucht nicht zu befuͤrchten/ ſonſt moͤgen ſie mit eiſernen Ketten
und Banden/ Hand- und Fuß-Schellen/ jedoch ohne Grauſamkeit
und
Gefaͤngniß
Orts Beſchaf-
fenheit.
Ketten und
Banden Recht
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