Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.von Verleihung der Pfarren. ben/ oder erdacht werden möchten/ sondern allein GOTT dem All-mächtigen zu Lob und Ehren/ auch Ausbreitung seines allerheilig- sten Nahmens und allein seligmachenden Wortes/ gratis verliehen und conferiret werden solten/ auch dabenebenst dahin zu sehen/ daß zu solchem schweren und wichtigem Amte Gottesfürchtige/ ehrba- re/ gelahrte und tüchtige Leute vorgeschlagen und verordnet werden möchten. So müssen Wir iedoch nicht ohne besonders Mißfallen ver- Eydes m 3
von Verleihung der Pfarren. ben/ oder erdacht werden moͤchten/ ſondern allein GOTT dem All-maͤchtigen zu Lob und Ehren/ auch Ausbreitung ſeines allerheilig- ſten Nahmens und allein ſeligmachenden Wortes/ gratis verliehen und conferiret werden ſolten/ auch dabenebenſt dahin zu ſehen/ daß zu ſolchem ſchweren und wichtigem Amte Gottesfuͤrchtige/ ehrba- re/ gelahrte und tuͤchtige Leute vorgeſchlagen und verordnet werden moͤchten. So muͤſſen Wir iedoch nicht ohne beſonders Mißfallen ver- Eydes m 3
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von Verleihung der Pfarren.
ben/ oder erdacht werden moͤchten/ ſondern allein GOTT dem All-
maͤchtigen zu Lob und Ehren/ auch Ausbreitung ſeines allerheilig-
ſten Nahmens und allein ſeligmachenden Wortes/ gratis verliehen
und conferiret werden ſolten/ auch dabenebenſt dahin zu ſehen/ daß
zu ſolchem ſchweren und wichtigem Amte Gottesfuͤrchtige/ ehrba-
re/ gelahrte und tuͤchtige Leute vorgeſchlagen und verordnet werden
moͤchten.
So muͤſſen Wir iedoch nicht ohne beſonders Mißfallen ver-
nehmen/ welcher Geſtalt von etlichen Patronis ſchaͤndliche Simo-
nie und Finantzerey mit den Pfarren und derſelben Patronaten ge-
trieben/ groſſe Summen Geldes zu Lehnwahr gefordert/ auch ge-
nommen/ dieſelbe dannoch beſchoͤnet/ und honoraria ſponte oblata
getauffet werden/ einer dem andern mit Gelde ausſtechen/ ja wohl
gar die Patroni mit dieſer ausdruͤcklichen Condition, daß præſen-
tati dieſe oder jene ihnen von den Patronis vorgeſchlagene Weibes-
Perſon ehlichen wollen/ verleihen und ausſtellen/ und alſo eine lau-
tere in GOttes Wort und dem Rechte hochverbotene Simonia, nun-
dinatio und quæſtus mit den Pfarren exerciret werde. Wann
nun ſolches nicht allein widerrechtlich und zum hoͤchſten unbillich/
ſondern auch dem Predig-Amt uͤberaus ſchimpfflich iſt/ daß mit deſ-
ſen Beſtellunge alſo liederlich umgegangen/ und dergleichen hoͤchſt-
ſtraffbare Finantzerey getrieben werde; So wollen Wir die aus-
laͤndiſche Patronos hiermit freundlich und gnaͤdig erſuchet und er-
mahnet/ Unſern Unterthanen aber ernſtlich/ und bey Vermeidung
Unſerer hoͤchſten Ungnade/ aufferleget haben/ daß ſie ſich ſolcher un-
ziemenden und ihnen ſelbſt ſchimpfflichen exactionen und Schinde-
reyen in und bey Verleihung ihrer in Unſern Fuͤrſtenthuͤmern und
Landen habenden Pfarren hinfuͤro aͤuſern und enthalten. Da aber
einige Patroni etwas an Lehn-Geld pro recognitione zu nehmen be-
rechtiget/ und ſolches beſtaͤndig hergebracht haͤtten/ koͤnnen Wir ge-
ſchehen laſſen/ daß ein ſolcher Patronus von einer guten und vermoͤg-
ſamen Pfarre etwa 4. Thaler/ von einer mittelmaͤßigen 3. Thaler/
von einer geringen 2. Thaler nehme. Mit der Verwarnunge/ da
hinfuͤro ſich befinden wuͤrde/ daß ein Præſentatus ein mehres zu Lehn-
Geld gegeben/ oder ſonſten den Pfarr-Dienſt zu erlangen ſich ehe-
lich verſprechen muͤſſen/ (welches dieſelben vermittelſt Coͤrperlichen
Eydes
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