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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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I. Buch/ Cap. IX.
Bürgen Ver-
heissung mag
kein Haupt.
Verbrechen
betreffen.
die Straffe nur des Bürgen Verheissung/ Schuld und Ungehorsam/
nicht aber das eigentliche Haupt-Verbrechen betrifft/ sonsten ein jeder
leicht die Leibes-in Geld-Straffe verwandeln möchte.

§. 13. Gegen den/ der allbereits rechtlich verurtheilet/ mag wohl
Arrest, aber kein Inquisitions-Proceß angestellet werden/ er wäre denn
durch gehäßiges Ubersehen geringer/ als Billigkeit gemäß/ bestrafft
worden vom andern Richter/ sonst möchte sich jemand der ordentlichen
Straffe leichtlich entziehen/ oder er seye nur zur Kirchen-Busse ver-
dammet/ so hebt geistliche die weltliche Straffe nicht auff/ oder wann
Einmahl be-
reits verur-
theilt- oder
Loßgesproche-
nen Recht.
einem Zeugen vorgeworffen/ daß er ein Ehebrecher/ so ist er untüchtig/
jedoch findet ordentliche Straffe hernach Statt/ welches auch zu ver-
stehen von einem/ der schon loßgesprochen/ massen ein Verbrechen nicht
zweymahl zu erforschen/ er wäre denn nur vom Gerichts-Stand ohne
Endurtheil befreyet/ oder weilen er nicht überwiesen/ welches im Zweif-
fel zu vermuthen.

L. 6. ff. de sepulch. violato. L. 11. C. de accusat. L. 3. ff. de adult. L. 3. §. 1. ff. de
praevaricat. C. 1. X. de Except. c. cum dilectus. §. fin. X. de ordin. cognit. L.
pen. §. fin. ff. nautae, caupones, stabul. &c. L. 7. §. 2. ff. de accus. L. 9. C. Eod.
L. 3. §. 1. ff. Eod.
Unbeweglichen
Güter Versi-
cherungs
Recht.

§. 14. Wer im Streit-Gerichts-Gebiete unbewegliche Güter be-
sitzet/ so viel als Beklagten Sache kan geschätzet werden/ jedoch als
eigener und nicht blosser Nutzhaber oder Gläubiger/ dessen Zusage und
Versicherung wird gegläubet/ auch ist ein solcher Ankläger Banden
und Gefängniß befreyet/ so wohl als ein solcher groß- und reich begü-
terter Beklagter/ der sich mit Bürgen vom Gefängniß entledigen kan/
oder die grosse Ehren-Aemter geniessen/ und also Flucht halber unver-
Hoher Perso-
nen Verwah-
rungs Recht.
dacht/ es wäre dann das Verbrechen so groß/ daß weder Geschlecht/
Person/ Würde noch adelicher Stand solches verhindern mag/ jedoch
muß man mit ihnen nach Standes Ehre wegen der Verwahrung et-
was gelinder verfahren/ weilen es bey ihnen weniger Argwohn der
Flucht/ wie auch Durchlauchtige Personen/ welche man im Nothfall
durch Soldaten und Leibwachten in eigenen Hauß-Zimmern ver-
wahren läst/ ohne in greulichen Mordthaten.

L. 15. ff. qui satisd. cog. gloss. in verbo, compelli, §. sed hodie Instit. de satisd. L.
17. C. de Dignit.
Verbrechen
Beschaffenheit
Ubelthäter zu
verhafften.

§. 15. So offt nun das Verbrechen also beschaffen/ daß es schwe-
re Leibes oder Lebens-Straffe verdienet/ mag man zu Beklagten Ver-
hafftung und Gefängniß schreiten/ nicht aber wofern es nur Geld-
Straffe oder Landes-Verweisung nach sich ziehet/ es sey denn wegen

un-

I. Buch/ Cap. IX.
Buͤrgen Ver-
heiſſung mag
kein Haupt.
Verbrechen
betreffen.
die Straffe nur des Buͤrgen Verheiſſung/ Schuld und Ungehorſam/
nicht aber das eigentliche Haupt-Verbrechen betrifft/ ſonſten ein jeder
leicht die Leibes-in Geld-Straffe verwandeln moͤchte.

§. 13. Gegen den/ der allbereits rechtlich verurtheilet/ mag wohl
Arreſt, aber kein Inquiſitions-Proceß angeſtellet werden/ er waͤre denn
durch gehaͤßiges Uberſehen geringer/ als Billigkeit gemaͤß/ beſtrafft
worden vom andern Richter/ ſonſt moͤchte ſich jemand der ordentlichen
Straffe leichtlich entziehen/ oder er ſeye nur zur Kirchen-Buſſe ver-
dammet/ ſo hebt geiſtliche die weltliche Straffe nicht auff/ oder wann
Einmahl be-
reits verur-
theilt- oder
Loßgeſproche-
nen Recht.
einem Zeugen vorgeworffen/ daß er ein Ehebrecher/ ſo iſt er untuͤchtig/
jedoch findet ordentliche Straffe hernach Statt/ welches auch zu ver-
ſtehen von einem/ der ſchon loßgeſprochen/ maſſen ein Verbrechen nicht
zweymahl zu erforſchen/ er waͤre denn nur vom Gerichts-Stand ohne
Endurtheil befreyet/ oder weilen er nicht uͤberwieſen/ welches im Zweif-
fel zu vermuthen.

L. 6. ff. de ſepulch. violato. L. 11. C. de accuſat. L. 3. ff. de adult. L. 3. §. 1. ff. de
prævaricat. C. 1. X. de Except. c. cum dilectus. §. fin. X. de ordin. cognit. L.
pen. §. fin. ff. nautæ, caupones, ſtabul. &c. L. 7. §. 2. ff. de accuſ. L. 9. C. Eod.
L. 3. §. 1. ff. Eod.
Unbeweglichẽ
Guͤter Verſi-
cherungs
Recht.

§. 14. Wer im Streit-Gerichts-Gebiete unbewegliche Guͤter be-
ſitzet/ ſo viel als Beklagten Sache kan geſchaͤtzet werden/ jedoch als
eigener und nicht bloſſer Nutzhaber oder Glaͤubiger/ deſſen Zuſage und
Verſicherung wird geglaͤubet/ auch iſt ein ſolcher Anklaͤger Banden
und Gefaͤngniß befreyet/ ſo wohl als ein ſolcher groß- und reich beguͤ-
terter Beklagter/ der ſich mit Buͤrgen vom Gefaͤngniß entledigen kan/
oder die groſſe Ehren-Aemter genieſſen/ und alſo Flucht halber unver-
Hoher Perſo-
nen Verwah-
rungs Recht.
dacht/ es waͤre dann das Verbrechen ſo groß/ daß weder Geſchlecht/
Perſon/ Wuͤrde noch adelicher Stand ſolches verhindern mag/ jedoch
muß man mit ihnen nach Standes Ehre wegen der Verwahrung et-
was gelinder verfahren/ weilen es bey ihnen weniger Argwohn der
Flucht/ wie auch Durchlauchtige Perſonen/ welche man im Nothfall
durch Soldaten und Leibwachten in eigenen Hauß-Zimmern ver-
wahren laͤſt/ ohne in greulichen Mordthaten.

L. 15. ff. qui ſatisd. cog. gloſſ. in verbo, compelli, §. ſed hodie Inſtit. de ſatisd. L.
17. C. de Dignit.
Verbrechen
Beſchaffenheit
Ubelthaͤter zu
verhafften.

§. 15. So offt nun das Verbrechen alſo beſchaffen/ daß es ſchwe-
re Leibes oder Lebens-Straffe verdienet/ mag man zu Beklagten Ver-
hafftung und Gefaͤngniß ſchreiten/ nicht aber wofern es nur Geld-
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[86/0093] I. Buch/ Cap. IX. die Straffe nur des Buͤrgen Verheiſſung/ Schuld und Ungehorſam/ nicht aber das eigentliche Haupt-Verbrechen betrifft/ ſonſten ein jeder leicht die Leibes-in Geld-Straffe verwandeln moͤchte. Buͤrgen Ver- heiſſung mag kein Haupt. Verbrechen betreffen. §. 13. Gegen den/ der allbereits rechtlich verurtheilet/ mag wohl Arreſt, aber kein Inquiſitions-Proceß angeſtellet werden/ er waͤre denn durch gehaͤßiges Uberſehen geringer/ als Billigkeit gemaͤß/ beſtrafft worden vom andern Richter/ ſonſt moͤchte ſich jemand der ordentlichen Straffe leichtlich entziehen/ oder er ſeye nur zur Kirchen-Buſſe ver- dammet/ ſo hebt geiſtliche die weltliche Straffe nicht auff/ oder wann einem Zeugen vorgeworffen/ daß er ein Ehebrecher/ ſo iſt er untuͤchtig/ jedoch findet ordentliche Straffe hernach Statt/ welches auch zu ver- ſtehen von einem/ der ſchon loßgeſprochen/ maſſen ein Verbrechen nicht zweymahl zu erforſchen/ er waͤre denn nur vom Gerichts-Stand ohne Endurtheil befreyet/ oder weilen er nicht uͤberwieſen/ welches im Zweif- fel zu vermuthen. Einmahl be- reits verur- theilt- oder Loßgeſproche- nen Recht. L. 6. ff. de ſepulch. violato. L. 11. C. de accuſat. L. 3. ff. de adult. L. 3. §. 1. ff. de prævaricat. C. 1. X. de Except. c. cum dilectus. §. fin. X. de ordin. cognit. L. pen. §. fin. ff. nautæ, caupones, ſtabul. &c. L. 7. §. 2. ff. de accuſ. L. 9. C. Eod. L. 3. §. 1. ff. Eod. §. 14. Wer im Streit-Gerichts-Gebiete unbewegliche Guͤter be- ſitzet/ ſo viel als Beklagten Sache kan geſchaͤtzet werden/ jedoch als eigener und nicht bloſſer Nutzhaber oder Glaͤubiger/ deſſen Zuſage und Verſicherung wird geglaͤubet/ auch iſt ein ſolcher Anklaͤger Banden und Gefaͤngniß befreyet/ ſo wohl als ein ſolcher groß- und reich beguͤ- terter Beklagter/ der ſich mit Buͤrgen vom Gefaͤngniß entledigen kan/ oder die groſſe Ehren-Aemter genieſſen/ und alſo Flucht halber unver- dacht/ es waͤre dann das Verbrechen ſo groß/ daß weder Geſchlecht/ Perſon/ Wuͤrde noch adelicher Stand ſolches verhindern mag/ jedoch muß man mit ihnen nach Standes Ehre wegen der Verwahrung et- was gelinder verfahren/ weilen es bey ihnen weniger Argwohn der Flucht/ wie auch Durchlauchtige Perſonen/ welche man im Nothfall durch Soldaten und Leibwachten in eigenen Hauß-Zimmern ver- wahren laͤſt/ ohne in greulichen Mordthaten. Hoher Perſo- nen Verwah- rungs Recht. L. 15. ff. qui ſatisd. cog. gloſſ. in verbo, compelli, §. ſed hodie Inſtit. de ſatisd. L. 17. C. de Dignit. §. 15. So offt nun das Verbrechen alſo beſchaffen/ daß es ſchwe- re Leibes oder Lebens-Straffe verdienet/ mag man zu Beklagten Ver- hafftung und Gefaͤngniß ſchreiten/ nicht aber wofern es nur Geld- Straffe oder Landes-Verweiſung nach ſich ziehet/ es ſey denn wegen un-

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/93>, abgerufen am 27.11.2024.