Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.I. Buch/ Cap. IX. Gerichts Be-dienten Pflicht jemand gefan- gen zunehmen. §. 6. So soll nun ein Richter seinen Gerichts-Bedienten auch §. 7. Und sollen jederzeit hierinn nach Gelegenheit und Wichtig- und Bürge- schafft Gerech- tigkeit. §. 8. Jn peinlichen Sachen/ wann der Angeklagte Flucht wegen schafft/
I. Buch/ Cap. IX. Gerichts Be-dienten Pflicht jemand gefan- gen zunehmen. §. 6. So ſoll nun ein Richter ſeinen Gerichts-Bedienten auch §. 7. Und ſollen jederzeit hierinn nach Gelegenheit und Wichtig- und Buͤrge- ſchafft Gerech- tigkeit. §. 8. Jn peinlichen Sachen/ wann der Angeklagte Flucht wegen ſchafft/
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I. Buch/ Cap. IX.
§. 6. So ſoll nun ein Richter ſeinen Gerichts-Bedienten auch
befehlen/ einen Beſchuldigten beſcheidentlich/ nicht aber auff verbote-
ne Art und Weiſe anzugreiffen/ als jemanden lebendig oder todt zu
lieffern/ es ſey dann/ daß gemeinen Nutzens Wohlfahrt ſolches erfor-
dert/ oder der Ubelthaͤter ſich dero Geſtalt widerſetzte/ daß er ohne
Lebens-Gefahr nicht wohl anzugreiffen; Sonſt heiſſet das Recht/ in
die Acht oder Banns Straffe zu erklaͤren/ ſo viel/ daß einer deren allge-
meinen Dinge Gebrauch und ſeiner Freyheit beraubet/ des heiligen
Reichs Bahn und Straſſen nicht betreten darff/ ſondern Fried-loß
und Vogel-frey gehalten werde.
Acht- oder
Banns Straf-
fe-Bedeutung
heiſt: Vogel-
frey und Fried-
loß ſeyn.
§. 7. Und ſollen jederzeit hierinn nach Gelegenheit und Wichtig-
keit der Sachen/ von dem fuͤrgeſetzten Termin an zu rechnen/ wo nicht
eher/ doch zum allerlaͤngſten innerhalb 7. Tagen gaͤntzlich zum Urtheil
Richter und Advocaten beſchlieſſen/ wann ſchon Partheyen ſich anders
verglichen haͤtten; da nemlich auch jemand einen auff friſcher That/
wenn er ſeinen Freund und Helffer haben mag/ ergreiffen und zur
Verhafft bringen moͤchte. Sonſten/ wann Partheyen die Sache zur
heilſamen Urtheils Erkaͤntniß beſchloſſen haben/ wird ſie ja Amts we-
gen dafuͤr angenommen und ferner erkant/ jedoch iſt augenſcheinlichen
Beſichtigungs Beweiß alſo privilegiret in Rechten/ daß ſie auch nach
der Sachen Beſchluß begehret werden kan/ und Beklagter/ ſeines Ein-
wendens ohnerachtet/ ſich zu ſtellen ſchuldig/ hiernechſt aber werden kei-
ne neue Zeugen/ ohne die etwa abweſend geweſen/ noch andern Be-
weiſes neue Urkunden/ ohne die unſchuldig verborgen geblieben/ zuge-
laſſen; in Ehe-Sachen/ Kirchen/ Muͤndlings und peinlichem Streit
kan demnach nimmer zu Verthaͤdigungs Nachtheil beſchloſſen werden.
Auff friſcher
That Ergreif-
fungs-Recht.
Augenſchein
Beſichtigungs
Beweiß Vor-
recht.
§. 8. Jn peinlichen Sachen/ wann der Angeklagte Flucht wegen
verdaͤchtig/ kein freyes Geleit begehret/ muß er ſich verbuͤrgen fuͤr
Gericht zu ſtellen/ und ſo fern die Buͤrgen ihn nicht ſtellen/ muͤſſen ſie
Geld-Straffe erlegen; Alſo/ wann peinlich Angeklagter nicht zu be-
kommen/ noch gefangen zu nehmen muͤglich/ kan ihm als fluͤchtigem auff
Begehren ein freyer Geleits-Brieff/ daß er zu jedern Gerichts-Tage
ſicher zu- und abreiſen moͤge/ auch zum Rechten fuͤr unrechter Gewalt/
und nicht weiter biß etwas peinliches wider ihn erkannt/ vergleitet
werde/ geſtattet ſeyn/ ohne geleiſtete Verſicherung/ entweder insge-
mein auff 3. Tage nemlich hin und her zu reiſen und gerichtlich zu han-
deln/ oder inſonderheit/ ſo lang der Proceß-waͤhret/ daß alſo eine jede
Citation gleichſam freyes Geleit mit ſich fuͤhret nach gethaner Buͤrg-
ſchafft/
Geleits Brieff
Freyheit.
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