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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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VI. Buch/ Cap. I.
sen/ weilen der Eyd nicht nach seinem Wahn/ sondern gegen GOTT
gebrochen/ zu verstehen. Wann nun ein Gefangener die Treue ge-
schwächet/ dreymahl öffentlich geladen nicht erscheinet/ wird er Ehr loß
erkläret/ und sein Nahme bißweilen offenbar an den Galgen ge-
schlagen.

L. 3. ff. de jurejur.
Kriegs-Gefan-
genen Rantzi-
on und Löse-
Gelds Recht.

§. 35. Rancon der Gefangenen soll mit Wissen und Willen
des Generals geschehen/ bey Leib- und Lebens-Straffe; wann sich nun
zuträgt/ daß man nach solchem Vergleich erfähret/ daß einer wegen
Standes Würden wohl mehr geben könne/ so mag dennoch darum
der Contract nicht füglich umgestossen werden/ es sey denn Betrugs
Ursache und Arglist-Gefährde darbey vorgangen und zwischen kom-
men/ und sollen die vom Feinde erkaufft- und rantzionirte Knechte/
nach bezahltem Kauff-Gelde/ ihrem Herrn wieder zugestellt werden;
Hernach sind die freyen Leute ihrem Erlöser so lange verpfändet/ biß sie
das Löse-Geld bezahlen/ und wenn sie das nicht vermögen/ sollen sie
durch 5-jährige Dienste ihre Freyheit wieder gewinnen/ wofern nicht
jemand solche Rantzion für einen gutwillig bey Adelichen Ehren ver-
heissen/ oder es wären auch solche Kosten Geschencks-weise ange-
wandt.

L. & eleganter, §. non solum ff. de dol. L. 12. §. si quis ff. & L. 17. L. fin. C. de ca-
ptiv. & postlim.
Vestungs Bau
Recht.

§. 36. Einem jeden ist zu seiner Verthädigung erlaubt/ seinen
Grund mit Wall- und Mauren Umgang zu umgeben/ auch Vestun-
gen zu erbauen/ jedoch nicht auff Gräntz-scheidungen/ aus ehrgeitzigen
Eyffersucht/ einem andern zu Nachtheil. Sonst aber andere Kriegs-
List und Räncke/ des Feindes hinterlistige Künste abzutreiben/ das
Seinige zu beschützen und Schaden zu vermeiden/ wie auch einen an-
dern vom Bösen abzuhalten/ und dessen Heyl zu befördern/ welche
dem jenigen/ der betrogen scheinet/ Nutzen verschaffen/ oder auch dem
Feinde Abbruch zu thun/ sind in Rechten zugelassen; jedoch soll man
dahin sehen/ daß dergestalt die einmahl gegebene Treue nicht gebro-
chen/ noch Kriegs-Gerechtigkeiten verschwächet werden.

L. per provincias, C. de aedif. priv. L. quicunque, C. de fund.
Jnjurien und
Gewalt-That
Straffe unter
Kriegsbedien-
ten.

§. 37. Alle Jnjurien mit Gebärden oder Schimpff-Worten
sollen durch schrifft- oder mündliche Abbitte/ auch wohl bey völligem
Gerichte der Jnjuriante sich auffs Maul schlagen muß/ nach deren Um-
stände Beschaffenheit/ mit Charge-Entsetzunge/ Geld-Buße/ Gefäng-

niß/

VI. Buch/ Cap. I.
ſen/ weilen der Eyd nicht nach ſeinem Wahn/ ſondern gegen GOTT
gebrochen/ zu verſtehen. Wann nun ein Gefangener die Treue ge-
ſchwaͤchet/ dreymahl oͤffentlich geladen nicht erſcheinet/ wird er Ehr loß
erklaͤret/ und ſein Nahme bißweilen offenbar an den Galgen ge-
ſchlagen.

L. 3. ff. de jurejur.
Kꝛiegs-Gefan-
genen Rantzi-
on und Loͤſe-
Gelds Recht.

§. 35. Rançon der Gefangenen ſoll mit Wiſſen und Willen
des Generals geſchehen/ bey Leib- und Lebens-Straffe; wann ſich nun
zutraͤgt/ daß man nach ſolchem Vergleich erfaͤhret/ daß einer wegen
Standes Wuͤrden wohl mehr geben koͤnne/ ſo mag dennoch darum
der Contract nicht fuͤglich umgeſtoſſen werden/ es ſey denn Betrugs
Urſache und Argliſt-Gefaͤhrde darbey vorgangen und zwiſchen kom-
men/ und ſollen die vom Feinde erkaufft- und rantzionirte Knechte/
nach bezahltem Kauff-Gelde/ ihrem Herrn wieder zugeſtellt werden;
Hernach ſind die freyen Leute ihrem Erloͤſer ſo lange verpfaͤndet/ biß ſie
das Loͤſe-Geld bezahlen/ und wenn ſie das nicht vermoͤgen/ ſollen ſie
durch 5-jaͤhrige Dienſte ihre Freyheit wieder gewinnen/ wofern nicht
jemand ſolche Rantzion fuͤr einen gutwillig bey Adelichen Ehren ver-
heiſſen/ oder es waͤren auch ſolche Koſten Geſchencks-weiſe ange-
wandt.

L. & eleganter, §. non ſolum ff. de dol. L. 12. §. ſi quis ff. & L. 17. L. fin. C. de ca-
ptiv. & poſtlim.
Veſtungs Bau
Recht.

§. 36. Einem jeden iſt zu ſeiner Verthaͤdigung erlaubt/ ſeinen
Grund mit Wall- und Mauren Umgang zu umgeben/ auch Veſtun-
gen zu erbauen/ jedoch nicht auff Graͤntz-ſcheidungen/ aus ehrgeitzigen
Eyfferſucht/ einem andern zu Nachtheil. Sonſt aber andere Kriegs-
Liſt und Raͤncke/ des Feindes hinterliſtige Kuͤnſte abzutreiben/ das
Seinige zu beſchuͤtzen und Schaden zu vermeiden/ wie auch einen an-
dern vom Boͤſen abzuhalten/ und deſſen Heyl zu befoͤrdern/ welche
dem jenigen/ der betrogen ſcheinet/ Nutzen verſchaffen/ oder auch dem
Feinde Abbruch zu thun/ ſind in Rechten zugelaſſen; jedoch ſoll man
dahin ſehen/ daß dergeſtalt die einmahl gegebene Treue nicht gebro-
chen/ noch Kriegs-Gerechtigkeiten verſchwaͤchet werden.

L. per provincias, C. de ædif. priv. L. quicunque, C. de fund.
Jnjurien und
Gewalt-That
Straffe unter
Kriegsbedien-
ten.

§. 37. Alle Jnjurien mit Gebaͤrden oder Schimpff-Worten
ſollen durch ſchrifft- oder muͤndliche Abbitte/ auch wohl bey voͤlligem
Gerichte der Jnjuriante ſich auffs Maul ſchlagen muß/ nach deren Um-
ſtaͤnde Beſchaffenheit/ mit Charge-Entſetzunge/ Geld-Buße/ Gefaͤng-

niß/
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[702/0709] VI. Buch/ Cap. I. ſen/ weilen der Eyd nicht nach ſeinem Wahn/ ſondern gegen GOTT gebrochen/ zu verſtehen. Wann nun ein Gefangener die Treue ge- ſchwaͤchet/ dreymahl oͤffentlich geladen nicht erſcheinet/ wird er Ehr loß erklaͤret/ und ſein Nahme bißweilen offenbar an den Galgen ge- ſchlagen. L. 3. ff. de jurejur. §. 35. Rançon der Gefangenen ſoll mit Wiſſen und Willen des Generals geſchehen/ bey Leib- und Lebens-Straffe; wann ſich nun zutraͤgt/ daß man nach ſolchem Vergleich erfaͤhret/ daß einer wegen Standes Wuͤrden wohl mehr geben koͤnne/ ſo mag dennoch darum der Contract nicht fuͤglich umgeſtoſſen werden/ es ſey denn Betrugs Urſache und Argliſt-Gefaͤhrde darbey vorgangen und zwiſchen kom- men/ und ſollen die vom Feinde erkaufft- und rantzionirte Knechte/ nach bezahltem Kauff-Gelde/ ihrem Herrn wieder zugeſtellt werden; Hernach ſind die freyen Leute ihrem Erloͤſer ſo lange verpfaͤndet/ biß ſie das Loͤſe-Geld bezahlen/ und wenn ſie das nicht vermoͤgen/ ſollen ſie durch 5-jaͤhrige Dienſte ihre Freyheit wieder gewinnen/ wofern nicht jemand ſolche Rantzion fuͤr einen gutwillig bey Adelichen Ehren ver- heiſſen/ oder es waͤren auch ſolche Koſten Geſchencks-weiſe ange- wandt. L. & eleganter, §. non ſolum ff. de dol. L. 12. §. ſi quis ff. & L. 17. L. fin. C. de ca- ptiv. & poſtlim. §. 36. Einem jeden iſt zu ſeiner Verthaͤdigung erlaubt/ ſeinen Grund mit Wall- und Mauren Umgang zu umgeben/ auch Veſtun- gen zu erbauen/ jedoch nicht auff Graͤntz-ſcheidungen/ aus ehrgeitzigen Eyfferſucht/ einem andern zu Nachtheil. Sonſt aber andere Kriegs- Liſt und Raͤncke/ des Feindes hinterliſtige Kuͤnſte abzutreiben/ das Seinige zu beſchuͤtzen und Schaden zu vermeiden/ wie auch einen an- dern vom Boͤſen abzuhalten/ und deſſen Heyl zu befoͤrdern/ welche dem jenigen/ der betrogen ſcheinet/ Nutzen verſchaffen/ oder auch dem Feinde Abbruch zu thun/ ſind in Rechten zugelaſſen; jedoch ſoll man dahin ſehen/ daß dergeſtalt die einmahl gegebene Treue nicht gebro- chen/ noch Kriegs-Gerechtigkeiten verſchwaͤchet werden. L. per provincias, C. de ædif. priv. L. quicunque, C. de fund. §. 37. Alle Jnjurien mit Gebaͤrden oder Schimpff-Worten ſollen durch ſchrifft- oder muͤndliche Abbitte/ auch wohl bey voͤlligem Gerichte der Jnjuriante ſich auffs Maul ſchlagen muß/ nach deren Um- ſtaͤnde Beſchaffenheit/ mit Charge-Entſetzunge/ Geld-Buße/ Gefaͤng- niß/

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/709>, abgerufen am 22.11.2024.