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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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VI. Buch/ Cap. I.
geheiligte Dinge sind/ als wird billich deren Gewaltthätern Hals-
Straffe aufferlegt; So mögen auch/ ohne des Commandeurs Ver-
bewust und sonderlichem Erlaubniß-Befehl/ auff dem Wall oder Ve-
stungs-Posten keine fremde Leute geduldet werden.

C. omnium, C. Excommunieatorum & C. miles, Extr. de armat. secul. milit. L. 2.
C. quando liceat unicuique. L. 3. §. 1. 7. & 18. & L. fin. ff. de re milit. L. si
quis, C. de mandat. Princ. L. 2. ff. ad L. Jul. Majest. L. sanctum, L. sacra,
L. fin. de rer. divis.
Wegläuffer
Straffe.

§. 17. Käyser Constantinus ließ allen Wegläuffern einen Fuß
abnehmen/ solches fliehen ihnen ferner zu verwehren; also/ in fast glei-
cher Verdammniß ist ein beurlaubt-verirreter Knecht/ der ohne Ursach
herum schweifft/ die Zeit übel zubringt/ und gar zu späth zum Kriegs-
Hauffen sich wieder einfindet; Ja/ wer auch solche Jrrgänger und
Wegläuffer verheelet/ ist Dieberey schuldig/ gleichwie gegen solche
Verheeler 100. Gülden Straffe verordnet worden. Alle Deser-
Uber- u. Weg-
läuffer Ursachen
wie bey Nach-
forschung wohl
zu beobachten.
teurs und Wegläuffer aber soll man darnach richten: Ob sie groß
oder geringe Besoldung? Ob sie Befehlshaber oder Gemeine? Ob
sie sich zuvor wohl gehalten? Ob sie alleine ausgerissen? oder mehr
mit sich verführet? Ob sie junge oder neu angehende Soldaten/ die
noch nicht lange gedienet? also das erste mahl ihnen wohl zu verzei-
hen/ zum andern mahl nach Kriegs-Gebrauch zu bestraffen. Jtem
zu beachten/ wie die Soldaten von ihren Officiers gehalten? und zwar
in Friedens-Zeiten ist es nicht so hart als im Kriege zu straffen/ vom
Fähnlein sich zu absentiren. Sonsten ist das Ausreissen bey Lebens-
Verlust verboten/ jedoch Verbrechen Ursach/ Gemüths und Person
Beschaffenheit wohl zu beobachten: Ob Deserteur durch Gage
Mangel/ aus Hunger/ Nackte und Blöße verursachet? Ob er zu die-
nen gezwungen? Ob er versprochenes Werbe-Geld/ Quartier/
Charge oder Mondierung nicht bekommen? Ob es aus betrüglichem
Vorsatz oder anderm Zufall geschehen? Ob es ein Officier oder neu-
geworbener unerfahrner Soldat? Ob er es offter- und mehrmahlen
gethan? Ob er Gewehr und Mondierung mit sich genommen? Ob
er zum Feinde oder sonst wohin gelauffen? Ob er zuvorn im Wandel
gehorsam/ dienst-fleißig und wohl gelebt? Ob er von selbsten wieder-
kommen oder nicht?

L. 1. C. de serv. fugit. L. 1. §. fin. L. 4. cum seqq. L. 17. §. Erronem, ff. de aedilit. E-
dict. L. 1. in princ. ff. de fugit. L. 3. 4. 5. ad L. flav de plag. L. quicunque
& tot. tit. C. de serv. fugitiv. Tit. ff. de re milit. L. 12. C. de Desertor. & eo-

rum

VI. Buch/ Cap. I.
geheiligte Dinge ſind/ als wird billich deren Gewaltthaͤtern Hals-
Straffe aufferlegt; So moͤgen auch/ ohne des Commandeurs Ver-
bewuſt und ſonderlichem Erlaubniß-Befehl/ auff dem Wall oder Ve-
ſtungs-Poſten keine fremde Leute geduldet werden.

C. omnium, C. Excommunieatorum & C. miles, Extr. de armat. ſecul. milit. L. 2.
C. quando liceat unicuique. L. 3. §. 1. 7. & 18. & L. fin. ff. de re milit. L. ſi
quis, C. de mandat. Princ. L. 2. ff. ad L. Jul. Majeſt. L. ſanctum, L. ſacra,
L. fin. de rer. diviſ.
Weglaͤuffer
Straffe.

§. 17. Kaͤyſer Conſtantinus ließ allen Weglaͤuffern einen Fuß
abnehmen/ ſolches fliehen ihnen ferner zu verwehren; alſo/ in faſt glei-
cher Verdammniß iſt ein beurlaubt-verirreter Knecht/ der ohne Urſach
herum ſchweifft/ die Zeit uͤbel zubringt/ und gar zu ſpaͤth zum Kriegs-
Hauffen ſich wieder einfindet; Ja/ wer auch ſolche Jrrgaͤnger und
Weglaͤuffer verheelet/ iſt Dieberey ſchuldig/ gleichwie gegen ſolche
Verheeler 100. Guͤlden Straffe verordnet worden. Alle Deſer-
Uber- u. Weg-
laͤuffer Urſachẽ
wie bey Nach-
foꝛſchung wohl
zu beobachten.
teurs und Weglaͤuffer aber ſoll man darnach richten: Ob ſie groß
oder geringe Beſoldung? Ob ſie Befehlshaber oder Gemeine? Ob
ſie ſich zuvor wohl gehalten? Ob ſie alleine ausgeriſſen? oder mehr
mit ſich verfuͤhret? Ob ſie junge oder neu angehende Soldaten/ die
noch nicht lange gedienet? alſo das erſte mahl ihnen wohl zu verzei-
hen/ zum andern mahl nach Kriegs-Gebrauch zu beſtraffen. Jtem
zu beachten/ wie die Soldaten von ihren Officiers gehalten? und zwar
in Friedens-Zeiten iſt es nicht ſo hart als im Kriege zu ſtraffen/ vom
Faͤhnlein ſich zu abſentiren. Sonſten iſt das Ausreiſſen bey Lebens-
Verluſt verboten/ jedoch Verbrechen Urſach/ Gemuͤths und Perſon
Beſchaffenheit wohl zu beobachten: Ob Deſerteur durch Gage
Mangel/ aus Hunger/ Nackte und Bloͤße verurſachet? Ob er zu die-
nen gezwungen? Ob er verſprochenes Werbe-Geld/ Quartier/
Charge oder Mondierung nicht bekommen? Ob es aus betruͤglichem
Vorſatz oder anderm Zufall geſchehen? Ob es ein Officier oder neu-
geworbener unerfahrner Soldat? Ob er es offter- und mehrmahlen
gethan? Ob er Gewehr und Mondierung mit ſich genommen? Ob
er zum Feinde oder ſonſt wohin gelauffen? Ob er zuvorn im Wandel
gehorſam/ dienſt-fleißig und wohl gelebt? Ob er von ſelbſten wieder-
kommen oder nicht?

L. 1. C. de ſerv. fugit. L. 1. §. fin. L. 4. cum ſeqq. L. 17. §. Erronem, ff. de ædilit. E-
dict. L. 1. in princ. ff. de fugit. L. 3. 4. 5. ad L. flav de plag. L. quicunque
& tot. tit. C. de ſerv. fugitiv. Tit. ff. de re milit. L. 12. C. de Deſertor. & eo-

rum
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[694/0701] VI. Buch/ Cap. I. geheiligte Dinge ſind/ als wird billich deren Gewaltthaͤtern Hals- Straffe aufferlegt; So moͤgen auch/ ohne des Commandeurs Ver- bewuſt und ſonderlichem Erlaubniß-Befehl/ auff dem Wall oder Ve- ſtungs-Poſten keine fremde Leute geduldet werden. C. omnium, C. Excommunieatorum & C. miles, Extr. de armat. ſecul. milit. L. 2. C. quando liceat unicuique. L. 3. §. 1. 7. & 18. & L. fin. ff. de re milit. L. ſi quis, C. de mandat. Princ. L. 2. ff. ad L. Jul. Majeſt. L. ſanctum, L. ſacra, L. fin. de rer. diviſ. §. 17. Kaͤyſer Conſtantinus ließ allen Weglaͤuffern einen Fuß abnehmen/ ſolches fliehen ihnen ferner zu verwehren; alſo/ in faſt glei- cher Verdammniß iſt ein beurlaubt-verirreter Knecht/ der ohne Urſach herum ſchweifft/ die Zeit uͤbel zubringt/ und gar zu ſpaͤth zum Kriegs- Hauffen ſich wieder einfindet; Ja/ wer auch ſolche Jrrgaͤnger und Weglaͤuffer verheelet/ iſt Dieberey ſchuldig/ gleichwie gegen ſolche Verheeler 100. Guͤlden Straffe verordnet worden. Alle Deſer- teurs und Weglaͤuffer aber ſoll man darnach richten: Ob ſie groß oder geringe Beſoldung? Ob ſie Befehlshaber oder Gemeine? Ob ſie ſich zuvor wohl gehalten? Ob ſie alleine ausgeriſſen? oder mehr mit ſich verfuͤhret? Ob ſie junge oder neu angehende Soldaten/ die noch nicht lange gedienet? alſo das erſte mahl ihnen wohl zu verzei- hen/ zum andern mahl nach Kriegs-Gebrauch zu beſtraffen. Jtem zu beachten/ wie die Soldaten von ihren Officiers gehalten? und zwar in Friedens-Zeiten iſt es nicht ſo hart als im Kriege zu ſtraffen/ vom Faͤhnlein ſich zu abſentiren. Sonſten iſt das Ausreiſſen bey Lebens- Verluſt verboten/ jedoch Verbrechen Urſach/ Gemuͤths und Perſon Beſchaffenheit wohl zu beobachten: Ob Deſerteur durch Gage Mangel/ aus Hunger/ Nackte und Bloͤße verurſachet? Ob er zu die- nen gezwungen? Ob er verſprochenes Werbe-Geld/ Quartier/ Charge oder Mondierung nicht bekommen? Ob es aus betruͤglichem Vorſatz oder anderm Zufall geſchehen? Ob es ein Officier oder neu- geworbener unerfahrner Soldat? Ob er es offter- und mehrmahlen gethan? Ob er Gewehr und Mondierung mit ſich genommen? Ob er zum Feinde oder ſonſt wohin gelauffen? Ob er zuvorn im Wandel gehorſam/ dienſt-fleißig und wohl gelebt? Ob er von ſelbſten wieder- kommen oder nicht? Uber- u. Weg- laͤuffer Urſachẽ wie bey Nach- foꝛſchung wohl zu beobachten. L. 1. C. de ſerv. fugit. L. 1. §. fin. L. 4. cum ſeqq. L. 17. §. Erronem, ff. de ædilit. E- dict. L. 1. in princ. ff. de fugit. L. 3. 4. 5. ad L. flav de plag. L. quicunque & tot. tit. C. de ſerv. fugitiv. Tit. ff. de re milit. L. 12. C. de Deſertor. & eo- rum

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 694. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/701>, abgerufen am 25.11.2024.