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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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Von gerichtlicher Aussage und Zeugen Verhör.

§. 47. Derowegen müssen alle und jede Zeugen also schweren/ daßZeugen Eyds
Jnnhalt und
Würckung.

sie über vorgestellte Articuln und Fragstücke und die gantze Sache/ was
ihnen davon bekandt/ die Warheit sagen wollen/ und nicht bejahen/
was falsch ist/ weder um Preiß oder Geld Nutzen/ noch aus Liebe/ Haß
und Furcht/ ja daß sie von Frag und Antwort vor deren Eröffnung
nichts kundbar machen wollen/ dahero auch etliche gewissenhaffte Zeu-
gen offtmahls von selbsten wiederkommen und aus Gewissens Zwang
etwas erzehlen/ darüber sie nicht befraget worden.

§. 48. So mag auch wohl Beklagter selbst zu seiner Verthädi-Frage-Puncten
Recht über
Zeugen Per-
sonen/ Arti-
culn oder Sa-
chen Umstän-
de.

gung über die Nachforschungs Articuln und Zeugen Personen oder
Sachen Umständen Beschaffenheit Frage-Puncten auffsetzen/ dar-
über die Zeugen billig zu verhören/ massen ein jeder Richter nicht alle-
zeit so geschickt oder auffrichtig/ sondern wohl gar nachläßig/ in derglei-
chen zu des Beklagten Unschuld zu gestatten oder verfertigen; wobey
zu erinnern/ daß dennoch ein Richter/ Falls Beklagter arm oder Bey-
standes beraubt/ von Amts wegen ohne Weitläufftigkeit/ Gottes-
furcht halben/ solche Frag-Stücke zu verordnen/ pflichtig ist.

§. 49. So mögen auch zu des Beklagten Unschuld VerthädigungZeugen Recht
auff ewiges
Gedächtniß.

Zeugen auff künfftig der Sachen ewiges Gedächtniß geführet werden/
bevorab da er genugsam erhebliche Ursachen anzeigen kan/ als derer
Zeugen hohes Alter/ gefährliche Kranckheit/ daß an ihrer Genesung
zu zweiffeln/ oder Todes-Gefahr vorhanden/ oder an Pest-Ort undZeugen Reise-
und Zehr-Ko-
sten.

Zeit/ oder wegen der bevorstehenden langwierigen Reise/ oder da sie
gar Lebenslang an weit entferneten Enden verbleiben würden; Reise
und Zehr-Kosten aber/ auch Arbeit Versäumniß/ mögen Zeugen sich
wohl bezahlen lassen.

§. 50. Unbekandte Zeugen sollen auf Gegentheils Anfechtung nichtUnbekant be-
lohnet und
widerwärti-
gen Zeugen
Recht.

zugelassen seyn/ es würde dann durch Zeugen Vorführer derer Dar-
stellung stattlich fürgebracht/ daß sie nemlich zur Verhörs Zeit redlich
und unverläumbdet wären. Also sind auch belohnete Zeugen verwerff-
lich/ massen kein Zeuge sein Zeugniß verkauffen soll/ sondern ein jeder
muß der Warheit umsonst beystehen; ja tausend widerwärtige Zeu-
gen/ die ein ander mit ihrer Aussage nicht helffen/ sondern mit Ort/
Zeit und That Unterscheid widersprechen/ beweisen weniger als ein-
tzeler Zeuge/ es gilt auch bey ihnen kein Eyd der Erfüllung zu thun.

L. 3. §. 5. ff. de testibus. L. 3. §. 5. ff. de Carbon. Edict. c. 14. q. 5. L 125. ff. de R. J.

§. 51. Nachdem auch nöthig ist/ daß Zeugschafft/ darauff jemand zu
peinlicher Straffe soll verurtheilet werden/ gar lauter und rechtfertig

sey/
H 3
Von gerichtlicher Ausſage und Zeugen Verhoͤr.

§. 47. Derowegen muͤſſen alle und jede Zeugen alſo ſchweren/ daßZeugen Eyds
Jnnhalt und
Wuͤrckung.

ſie uͤber vorgeſtellte Articuln und Fragſtuͤcke und die gantze Sache/ was
ihnen davon bekandt/ die Warheit ſagen wollen/ und nicht bejahen/
was falſch iſt/ weder um Preiß oder Geld Nutzen/ noch aus Liebe/ Haß
und Furcht/ ja daß ſie von Frag und Antwort vor deren Eroͤffnung
nichts kundbar machen wollen/ dahero auch etliche gewiſſenhaffte Zeu-
gen offtmahls von ſelbſten wiederkommen und aus Gewiſſens Zwang
etwas erzehlen/ daruͤber ſie nicht befraget worden.

§. 48. So mag auch wohl Beklagter ſelbſt zu ſeiner Verthaͤdi-Frage-Punctẽ
Recht uͤber
Zeugen Per-
ſonen/ Arti-
culn oder Sa-
chen Umſtaͤn-
de.

gung uͤber die Nachforſchungs Articuln und Zeugen Perſonen oder
Sachen Umſtaͤnden Beſchaffenheit Frage-Puncten auffſetzen/ dar-
uͤber die Zeugen billig zu verhoͤren/ maſſen ein jeder Richter nicht alle-
zeit ſo geſchickt oder auffrichtig/ ſondern wohl gar nachlaͤßig/ in derglei-
chen zu des Beklagten Unſchuld zu geſtatten oder verfertigen; wobey
zu erinnern/ daß dennoch ein Richter/ Falls Beklagter arm oder Bey-
ſtandes beraubt/ von Amts wegen ohne Weitlaͤufftigkeit/ Gottes-
furcht halben/ ſolche Frag-Stuͤcke zu verordnen/ pflichtig iſt.

§. 49. So moͤgen auch zu des Beklagten Unſchuld VerthaͤdigungZeugen Recht
auff ewiges
Gedaͤchtniß.

Zeugen auff kuͤnfftig der Sachen ewiges Gedaͤchtniß gefuͤhret werden/
bevorab da er genugſam erhebliche Urſachen anzeigen kan/ als derer
Zeugen hohes Alter/ gefaͤhrliche Kranckheit/ daß an ihrer Geneſung
zu zweiffeln/ oder Todes-Gefahr vorhanden/ oder an Peſt-Ort undZeugen Reiſe-
und Zehr-Ko-
ſten.

Zeit/ oder wegen der bevorſtehenden langwierigen Reiſe/ oder da ſie
gar Lebenslang an weit entferneten Enden verbleiben wuͤrden; Reiſe
und Zehr-Koſten aber/ auch Arbeit Verſaͤumniß/ moͤgen Zeugen ſich
wohl bezahlen laſſen.

§. 50. Unbekandte Zeugen ſollen auf Gegentheils Anfechtung nichtUnbekant be-
lohnet und
widerwaͤrti-
gen Zeugen
Recht.

zugelaſſen ſeyn/ es wuͤrde dann durch Zeugen Vorfuͤhrer derer Dar-
ſtellung ſtattlich fuͤrgebracht/ daß ſie nemlich zur Verhoͤrs Zeit redlich
und unverlaͤumbdet waͤren. Alſo ſind auch belohnete Zeugen verwerff-
lich/ maſſen kein Zeuge ſein Zeugniß verkauffen ſoll/ ſondern ein jeder
muß der Warheit umſonſt beyſtehen; ja tauſend widerwaͤrtige Zeu-
gen/ die ein ander mit ihrer Ausſage nicht helffen/ ſondern mit Ort/
Zeit und That Unterſcheid widerſprechen/ beweiſen weniger als ein-
tzeler Zeuge/ es gilt auch bey ihnen kein Eyd der Erfuͤllung zu thun.

L. 3. §. 5. ff. de teſtibus. L. 3. §. 5. ff. de Carbon. Edict. c. 14. q. 5. L 125. ff. de R. J.

§. 51. Nachdem auch noͤthig iſt/ daß Zeugſchafft/ darauff jemand zu
peinlicher Straffe ſoll verurtheilet werden/ gar lauter und rechtfertig

ſey/
H 3
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[61/0068] Von gerichtlicher Ausſage und Zeugen Verhoͤr. §. 47. Derowegen muͤſſen alle und jede Zeugen alſo ſchweren/ daß ſie uͤber vorgeſtellte Articuln und Fragſtuͤcke und die gantze Sache/ was ihnen davon bekandt/ die Warheit ſagen wollen/ und nicht bejahen/ was falſch iſt/ weder um Preiß oder Geld Nutzen/ noch aus Liebe/ Haß und Furcht/ ja daß ſie von Frag und Antwort vor deren Eroͤffnung nichts kundbar machen wollen/ dahero auch etliche gewiſſenhaffte Zeu- gen offtmahls von ſelbſten wiederkommen und aus Gewiſſens Zwang etwas erzehlen/ daruͤber ſie nicht befraget worden. Zeugen Eyds Jnnhalt und Wuͤrckung. §. 48. So mag auch wohl Beklagter ſelbſt zu ſeiner Verthaͤdi- gung uͤber die Nachforſchungs Articuln und Zeugen Perſonen oder Sachen Umſtaͤnden Beſchaffenheit Frage-Puncten auffſetzen/ dar- uͤber die Zeugen billig zu verhoͤren/ maſſen ein jeder Richter nicht alle- zeit ſo geſchickt oder auffrichtig/ ſondern wohl gar nachlaͤßig/ in derglei- chen zu des Beklagten Unſchuld zu geſtatten oder verfertigen; wobey zu erinnern/ daß dennoch ein Richter/ Falls Beklagter arm oder Bey- ſtandes beraubt/ von Amts wegen ohne Weitlaͤufftigkeit/ Gottes- furcht halben/ ſolche Frag-Stuͤcke zu verordnen/ pflichtig iſt. Frage-Punctẽ Recht uͤber Zeugen Per- ſonen/ Arti- culn oder Sa- chen Umſtaͤn- de. §. 49. So moͤgen auch zu des Beklagten Unſchuld Verthaͤdigung Zeugen auff kuͤnfftig der Sachen ewiges Gedaͤchtniß gefuͤhret werden/ bevorab da er genugſam erhebliche Urſachen anzeigen kan/ als derer Zeugen hohes Alter/ gefaͤhrliche Kranckheit/ daß an ihrer Geneſung zu zweiffeln/ oder Todes-Gefahr vorhanden/ oder an Peſt-Ort und Zeit/ oder wegen der bevorſtehenden langwierigen Reiſe/ oder da ſie gar Lebenslang an weit entferneten Enden verbleiben wuͤrden; Reiſe und Zehr-Koſten aber/ auch Arbeit Verſaͤumniß/ moͤgen Zeugen ſich wohl bezahlen laſſen. Zeugen Recht auff ewiges Gedaͤchtniß. Zeugen Reiſe- und Zehr-Ko- ſten. §. 50. Unbekandte Zeugen ſollen auf Gegentheils Anfechtung nicht zugelaſſen ſeyn/ es wuͤrde dann durch Zeugen Vorfuͤhrer derer Dar- ſtellung ſtattlich fuͤrgebracht/ daß ſie nemlich zur Verhoͤrs Zeit redlich und unverlaͤumbdet waͤren. Alſo ſind auch belohnete Zeugen verwerff- lich/ maſſen kein Zeuge ſein Zeugniß verkauffen ſoll/ ſondern ein jeder muß der Warheit umſonſt beyſtehen; ja tauſend widerwaͤrtige Zeu- gen/ die ein ander mit ihrer Ausſage nicht helffen/ ſondern mit Ort/ Zeit und That Unterſcheid widerſprechen/ beweiſen weniger als ein- tzeler Zeuge/ es gilt auch bey ihnen kein Eyd der Erfuͤllung zu thun. Unbekant be- lohnet und widerwaͤrti- gen Zeugen Recht. L. 3. §. 5. ff. de teſtibus. L. 3. §. 5. ff. de Carbon. Edict. c. 14. q. 5. L 125. ff. de R. J. §. 51. Nachdem auch noͤthig iſt/ daß Zeugſchafft/ darauff jemand zu peinlicher Straffe ſoll verurtheilet werden/ gar lauter und rechtfertig ſey/ H 3

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/68>, abgerufen am 24.11.2024.