Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

Von peinlichen Gerichts-Proceß.
trachtung recht und Christlich/ GOTTes Gnaden Lohn zu empfan-
gen/ sollen ausgeführet werden.

§. 2. Zu mehrern Versicherung rechtlichen Processes Ubung/Peinl. Richter
und Schöppen
Pflicht.

sollen Richter und Schöppen/ in allen peinlichen Gerichts-Händeln/
peinlichen Hals-Gerichts Ordnung zur Hand haben/ und gegen-
wärtig nach deren Satzungen thun/ ja auch denen Partheyen auff
Begehren/ gegen leidlichen Lohn/ daraus etwan zu ihren Sachen be-
nöthigten Articuln Abschrifft zum Unterricht geben/ damit sie durch
Unwissenheit derselben nicht verkürtzt noch gefährdet seyn/ sondern
sich darnach zu halten wissen mögen. Welcher Richter nun hierwie-
der urtheilet/ ist billig zu bestraffen/ da hingegen derjenige/ so dersel-
ben Ordnung gemäß Recht spricht/ ein frey und unverletztes Gewis-
sen behalten kan; Nachdem nun der arme Sünder vor dem pein-
lichen Hals-Gericht frey und ungebunden öffentlich bekandt/ ist er
er als Beklagter der begangenen Missethat halben nach Anweisung
der Rechte zu straffen.

L. 1. §. 3. ff. ad L. Corn. de fals.

§. 3. So bald nun der Beklagte zur Gefängniß angenommen/Anklägers
Hafft und
Caution
Recht.

soll Ankläger oder dessen Gewaltshaber auch in leiblicher Hafft
verwahret werden/ biß er genungsame Versicherung gethan/ wo-
fern er nemlich solche peinliche Rechtfertigung zu Recht nicht aus-
führen und verfolgen/ oder wenigstens genungsame Anzeig- und
rechtliche Vermuthungen/ in der vom Richter ziemlich angesetzten
Zeit beweisen würde/ alsdann allen darauff ergangenen Kosten/
auch Beklagten der zugefügten Schmach und Schadens halber Ab-
trag thun wolle/ nach rechtlicher bürgerlichen Erkäntniß/ und zwar
nach Beklagten Gefallen/ bey diesem peinlichen oder Klägers eige-
nem Richter deßfalls zu belangen/ wie auch ohne rechtlichen Pro-
cesses Zierlichkeit gegen Klägern zu handeln/ und das Urtheil ohneAppellation
Ansuchen Ver-
bot.

ferneres Appellation Ansuchen zu vollenziehen/ jedoch daß dadurch
kein bürgerlicher Gerichts-Zwangs ausser diesen Fällen dem pein-
lichen Gerichte zuwachsen soll.

P. H. O. Art. 12.
§. 4. Nach

Von peinlichen Gerichts-Proceß.
trachtung recht und Chriſtlich/ GOTTes Gnaden Lohn zu empfan-
gen/ ſollen ausgefuͤhret werden.

§. 2. Zu mehrern Verſicherung rechtlichen Proceſſes Ubung/Peinl. Richter
und Schoͤppen
Pflicht.

ſollen Richter und Schoͤppen/ in allen peinlichen Gerichts-Haͤndeln/
peinlichen Hals-Gerichts Ordnung zur Hand haben/ und gegen-
waͤrtig nach deren Satzungen thun/ ja auch denen Partheyen auff
Begehren/ gegen leidlichen Lohn/ daraus etwan zu ihren Sachen be-
noͤthigten Articuln Abſchrifft zum Unterricht geben/ damit ſie durch
Unwiſſenheit derſelben nicht verkuͤrtzt noch gefaͤhrdet ſeyn/ ſondern
ſich darnach zu halten wiſſen moͤgen. Welcher Richter nun hierwie-
der urtheilet/ iſt billig zu beſtraffen/ da hingegen derjenige/ ſo derſel-
ben Ordnung gemaͤß Recht ſpricht/ ein frey und unverletztes Gewiſ-
ſen behalten kan; Nachdem nun der arme Suͤnder vor dem pein-
lichen Hals-Gericht frey und ungebunden oͤffentlich bekandt/ iſt er
er als Beklagter der begangenen Miſſethat halben nach Anweiſung
der Rechte zu ſtraffen.

L. 1. §. 3. ff. ad L. Corn. de falſ.

§. 3. So bald nun der Beklagte zur Gefaͤngniß angenommen/Anklaͤgers
Hafft und
Caution
Recht.

ſoll Anklaͤger oder deſſen Gewaltshaber auch in leiblicher Hafft
verwahret werden/ biß er genungſame Verſicherung gethan/ wo-
fern er nemlich ſolche peinliche Rechtfertigung zu Recht nicht aus-
fuͤhren und verfolgen/ oder wenigſtens genungſame Anzeig- und
rechtliche Vermuthungen/ in der vom Richter ziemlich angeſetzten
Zeit beweiſen wuͤrde/ alsdann allen darauff ergangenen Koſten/
auch Beklagten der zugefuͤgten Schmach und Schadens halber Ab-
trag thun wolle/ nach rechtlicher buͤrgerlichen Erkaͤntniß/ und zwar
nach Beklagten Gefallen/ bey dieſem peinlichen oder Klaͤgers eige-
nem Richter deßfalls zu belangen/ wie auch ohne rechtlichen Pro-
ceſſes Zierlichkeit gegen Klaͤgern zu handeln/ und das Urtheil ohneAppellation
Anſuchen Ver-
bot.

ferneres Appellation Anſuchen zu vollenziehen/ jedoch daß dadurch
kein buͤrgerlicher Gerichts-Zwangs auſſer dieſen Faͤllen dem pein-
lichen Gerichte zuwachſen ſoll.

P. H. O. Art. 12.
§. 4. Nach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0678" n="671"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von peinlichen Gerichts-Proceß.</hi></fw><lb/>
trachtung recht und Chri&#x017F;tlich/ GOTTes Gnaden Lohn zu empfan-<lb/>
gen/ &#x017F;ollen ausgefu&#x0364;hret werden.</p><lb/>
              <p>§. 2. Zu mehrern Ver&#x017F;icherung rechtlichen Proce&#x017F;&#x017F;es Ubung/<note place="right">Peinl. Richter<lb/>
und Scho&#x0364;ppen<lb/>
Pflicht.</note><lb/>
&#x017F;ollen Richter und Scho&#x0364;ppen/ in allen peinlichen Gerichts-Ha&#x0364;ndeln/<lb/>
peinlichen Hals-Gerichts Ordnung zur Hand haben/ und gegen-<lb/>
wa&#x0364;rtig nach deren Satzungen thun/ ja auch denen Partheyen auff<lb/>
Begehren/ gegen leidlichen Lohn/ daraus etwan zu ihren Sachen be-<lb/>
no&#x0364;thigten Articuln Ab&#x017F;chrifft zum Unterricht geben/ damit &#x017F;ie durch<lb/>
Unwi&#x017F;&#x017F;enheit der&#x017F;elben nicht verku&#x0364;rtzt noch gefa&#x0364;hrdet &#x017F;eyn/ &#x017F;ondern<lb/>
&#x017F;ich darnach zu halten wi&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;gen. Welcher Richter nun hierwie-<lb/>
der urtheilet/ i&#x017F;t billig zu be&#x017F;traffen/ da hingegen derjenige/ &#x017F;o der&#x017F;el-<lb/>
ben Ordnung gema&#x0364;ß Recht &#x017F;pricht/ ein frey und unverletztes Gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en behalten kan; Nachdem nun der arme Su&#x0364;nder vor dem pein-<lb/>
lichen Hals-Gericht frey und ungebunden o&#x0364;ffentlich bekandt/ i&#x017F;t er<lb/>
er als Beklagter der begangenen Mi&#x017F;&#x017F;ethat halben nach Anwei&#x017F;ung<lb/>
der Rechte zu &#x017F;traffen.</p><lb/>
              <list>
                <item> <hi rendition="#aq">L. 1. §. 3. ff. ad L. Corn. de fal&#x017F;.</hi> </item>
              </list><lb/>
              <p>§. 3. So bald nun der Beklagte zur Gefa&#x0364;ngniß angenommen/<note place="right">Ankla&#x0364;gers<lb/>
Hafft und<lb/><hi rendition="#aq">Caution</hi><lb/>
Recht.</note><lb/>
&#x017F;oll Ankla&#x0364;ger oder de&#x017F;&#x017F;en Gewaltshaber auch in leiblicher Hafft<lb/>
verwahret werden/ biß er genung&#x017F;ame Ver&#x017F;icherung gethan/ wo-<lb/>
fern er nemlich &#x017F;olche peinliche Rechtfertigung zu Recht nicht aus-<lb/>
fu&#x0364;hren und verfolgen/ oder wenig&#x017F;tens genung&#x017F;ame Anzeig- und<lb/>
rechtliche Vermuthungen/ in der vom Richter ziemlich ange&#x017F;etzten<lb/>
Zeit bewei&#x017F;en wu&#x0364;rde/ alsdann allen darauff ergangenen Ko&#x017F;ten/<lb/>
auch Beklagten der zugefu&#x0364;gten Schmach und Schadens halber Ab-<lb/>
trag thun wolle/ nach rechtlicher bu&#x0364;rgerlichen Erka&#x0364;ntniß/ und zwar<lb/>
nach Beklagten Gefallen/ bey die&#x017F;em peinlichen oder Kla&#x0364;gers eige-<lb/>
nem Richter deßfalls zu belangen/ wie auch ohne rechtlichen Pro-<lb/>
ce&#x017F;&#x017F;es Zierlichkeit gegen Kla&#x0364;gern zu handeln/ und das Urtheil ohne<note place="right"><hi rendition="#aq">Appellation</hi><lb/>
An&#x017F;uchen Ver-<lb/>
bot.</note><lb/>
ferneres <hi rendition="#aq">Appellation</hi> An&#x017F;uchen zu vollenziehen/ jedoch daß dadurch<lb/>
kein bu&#x0364;rgerlicher Gerichts-Zwangs au&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;en Fa&#x0364;llen dem pein-<lb/>
lichen Gerichte zuwach&#x017F;en &#x017F;oll.</p><lb/>
              <list>
                <item>P. H. O. <hi rendition="#aq">Art.</hi> 12.</item>
              </list><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">§. 4. Nach</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[671/0678] Von peinlichen Gerichts-Proceß. trachtung recht und Chriſtlich/ GOTTes Gnaden Lohn zu empfan- gen/ ſollen ausgefuͤhret werden. §. 2. Zu mehrern Verſicherung rechtlichen Proceſſes Ubung/ ſollen Richter und Schoͤppen/ in allen peinlichen Gerichts-Haͤndeln/ peinlichen Hals-Gerichts Ordnung zur Hand haben/ und gegen- waͤrtig nach deren Satzungen thun/ ja auch denen Partheyen auff Begehren/ gegen leidlichen Lohn/ daraus etwan zu ihren Sachen be- noͤthigten Articuln Abſchrifft zum Unterricht geben/ damit ſie durch Unwiſſenheit derſelben nicht verkuͤrtzt noch gefaͤhrdet ſeyn/ ſondern ſich darnach zu halten wiſſen moͤgen. Welcher Richter nun hierwie- der urtheilet/ iſt billig zu beſtraffen/ da hingegen derjenige/ ſo derſel- ben Ordnung gemaͤß Recht ſpricht/ ein frey und unverletztes Gewiſ- ſen behalten kan; Nachdem nun der arme Suͤnder vor dem pein- lichen Hals-Gericht frey und ungebunden oͤffentlich bekandt/ iſt er er als Beklagter der begangenen Miſſethat halben nach Anweiſung der Rechte zu ſtraffen. Peinl. Richter und Schoͤppen Pflicht. L. 1. §. 3. ff. ad L. Corn. de falſ. §. 3. So bald nun der Beklagte zur Gefaͤngniß angenommen/ ſoll Anklaͤger oder deſſen Gewaltshaber auch in leiblicher Hafft verwahret werden/ biß er genungſame Verſicherung gethan/ wo- fern er nemlich ſolche peinliche Rechtfertigung zu Recht nicht aus- fuͤhren und verfolgen/ oder wenigſtens genungſame Anzeig- und rechtliche Vermuthungen/ in der vom Richter ziemlich angeſetzten Zeit beweiſen wuͤrde/ alsdann allen darauff ergangenen Koſten/ auch Beklagten der zugefuͤgten Schmach und Schadens halber Ab- trag thun wolle/ nach rechtlicher buͤrgerlichen Erkaͤntniß/ und zwar nach Beklagten Gefallen/ bey dieſem peinlichen oder Klaͤgers eige- nem Richter deßfalls zu belangen/ wie auch ohne rechtlichen Pro- ceſſes Zierlichkeit gegen Klaͤgern zu handeln/ und das Urtheil ohne ferneres Appellation Anſuchen zu vollenziehen/ jedoch daß dadurch kein buͤrgerlicher Gerichts-Zwangs auſſer dieſen Faͤllen dem pein- lichen Gerichte zuwachſen ſoll. Anklaͤgers Hafft und Caution Recht. Appellation Anſuchen Ver- bot. P. H. O. Art. 12. §. 4. Nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/678
Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 671. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/678>, abgerufen am 22.11.2024.