Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.Vou Hurerey/ Blutschande und Nothzucht. Schandthäter nicht befreyen von der ordentlichen Straffe/ wofernsonst die Gewalt offenbar/ rüchtig und bekandt/ ja der geschwächten Person Vorbitte ist vergeblich/ es wolte denn der Ehren-Schänder sie heyrathen/ so wäre er willkührlich zu bestraffen. §. 20. Wer eine unzeitige unmannbare Jungfrau nothzüchti-Unmannbaren §. 21. Wann einer eine Weibes-Person mit Gewalt zu sei-Nothzüchti- §. 22. Schlechter Hurerey Straffe/ ist nur willkührliche Lei-Hurerey §. 23. Wann nun ein Hurer gestehet und bekennet/ daß er ei- ben K k k k 2
Vou Hurerey/ Blutſchande und Nothzucht. Schandthaͤter nicht befreyen von der ordentlichen Straffe/ wofernſonſt die Gewalt offenbar/ ruͤchtig und bekandt/ ja der geſchwaͤchten Perſon Vorbitte iſt vergeblich/ es wolte denn der Ehren-Schaͤnder ſie heyrathen/ ſo waͤre er willkuͤhrlich zu beſtraffen. §. 20. Wer eine unzeitige unmannbare Jungfrau nothzuͤchti-Unmannbaren §. 21. Wann einer eine Weibes-Perſon mit Gewalt zu ſei-Nothzuͤchti- §. 22. Schlechter Hurerey Straffe/ iſt nur willkuͤhrliche Lei-Hurerey §. 23. Wann nun ein Hurer geſtehet und bekennet/ daß er ei- ben K k k k 2
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Vou Hurerey/ Blutſchande und Nothzucht.
Schandthaͤter nicht befreyen von der ordentlichen Straffe/ wofern
ſonſt die Gewalt offenbar/ ruͤchtig und bekandt/ ja der geſchwaͤchten
Perſon Vorbitte iſt vergeblich/ es wolte denn der Ehren-Schaͤnder ſie
heyrathen/ ſo waͤre er willkuͤhrlich zu beſtraffen.
§. 20. Wer eine unzeitige unmannbare Jungfrau nothzuͤchti-
get/ hat wegen ihrer Todes-Gefahr gleiche Straffe verwuͤrcket/ wo-
fern das Verbrechen vollendet; wo aber nicht/ hat auſſerordentliche
Geiſſel- oder Verweiſung Straffe ſtatt/ oder auch Gefaͤngniß/ bey
welcher Sachen Erkaͤntniß verſtaͤndiger Hebammen und ehrlicher
Weiber eydlichem Bericht allein zu glauben.
Unmannbaren
oder unzeitigẽ
Jungfrauen
Nothzuͤchti-
gung Straffe.
§. 21. Wann einer eine Weibes-Perſon mit Gewalt zu ſei-
nem Willen gebracht/ und mit ihr Unzucht vollfuͤhret/ welches aus
veruͤbter Gewaltthat zu ſchlieſſen/ da niemand kommen/ der ſie von ein-
ander gebracht haͤtte/ ſo iſt hierinnen beyder Theile Bekaͤnntniß noͤthig/
darum ihnen beyderſeits beweglich zuzureden/ daß ſie GOtt zu Ehren
die reine Warheit bekennen moͤgen/ ob die Nothzuͤchtigung geſchehen/
dabey ihr vorzuſtellen/ wie das Bekaͤntniß an ihren ehrlichen Nah-
men unſchaͤdlich ſey/ indem ſie mit Gewalt darzu gezwungen; falls
aber ſie nicht bekennen will/ kan man ſie bedrohen/ zur Warheits-Er-
kundigung ſchaͤrffere Mittel wider ſie zu gebrauchen/ da ſie ſich etwa/
wegen eines Unterhaͤndlers/ verdaͤchtig gemacht/ dahero ſich ſelbſt kei-
ne Ungelegenheit zu verurſachen.
Nothzuͤchti-
gung Bekaͤndt-
niß-Recht.
§. 22. Schlechter Hurerey Straffe/ iſt nur willkuͤhrliche Lei-
bes-Gefaͤngniß-Verweiſung- oder Geld-Straffe/ vermoͤge der Rech-
ten/ wann der Schaͤnder die Geſchaͤndete nicht will ehelichen; wann
nun bey Hurerey keine Eheverſprechung vorgangen/ welches aus ſol-
chen Worten/ daß ein Buhler ſagt: er wolle der Sachen ſchon Rath
ſchaffen/ nicht zu erweiſen/ ſo kan er die Beyſchlaͤfferin zu ehelichen nicht
gezwungen werden; und wofern eine Hure ſelbſt Anleitung dazu ge-
geben/ zum Buhler auff Stube oder Kammer hinkommen/ iſt er auch
von aller Geld-Gabe zu entbinden/ jedoch ſo fern ſie ein lebendiges
Kind zur Welt bringt/ muß er ohne ſchuldige Geld-Buße/ wegen deſ-
ſen Verpfleg- und Erziehung/ Verſicherung ſtellen.
Hurerey
Straffe.
Kindes Ver-
pfleg- uñ Nah-
rungs-Recht.
§. 23. Wann nun ein Hurer geſtehet und bekennet/ daß er ei-
ne Weibes-Perſon zum oͤfftern fleiſchlich erkannt/ ſo iſt deßfalls wider
ihn die Vermuthung/ daß er des Kindes Vater ſey; ob er nun gleich
zu erweiſen ſich getrauet/ daß auch andere Buhler bey ihr geweſen/ iſt
er dennoch unterdeſſen/ biß er zu Recht beſtaͤndig erwieſen/ daß er zu die-
ſem Kinde nicht Vater ſey/ die Nahrung und Lebens-Mittel herzuge-
ben
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