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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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Von Verräther und Auffrührer Straffe.
Caput II.

Vom Laster beleidigter Majestät/ Verrath/ Auff-
ruhr gegen Fürstlichen Hoheit; item/ von Eltern und Kin-
dern/ Haußherrn und Frauen Versehen/ auch Weib-
Kind- oder Gesindes Verführung.

§. 1.

EJner soll zwar des andern Missethat nicht entgelten/ darum trägt
auch der Sohn des Vaters Missethat nicht/ ohn allein im LasterJn Vaterlan-
des Verrath-
Sachen Söh-
ne und Töchter
Erbrecht.

beleidigter Majestät/ darinn muß er zugleich mit büssen/ welches sich
jedoch zur Leibes-Straffe nicht erstrecket/ sondern er wird von aller
Erbschafft/ auch frembden Testamenten ausgeschlossen/ also/ daß ihn
des Vaters Schande immer begleitet/ allezeit arm und dürfftig seyn
muß/ ja zu keinem geist-noch weltlichen/ vielweniger Krieges-Stan-
de zugelassen werde/ dahero ihm als einem Elenden das Leben be-
schwerlich und Tod tröstlich; Also auch in Vaterlandes Verrätherey
Sachen/ weilen es billig/ daß Söhne/ in welchen väterlichen Lasters
Erb-Beyspiel zu fürchten/ auch väterlichen Straffe theilhafftig seyn/
auff daß durch solche Straff-Art des Vaters Missethat desto mehr
gerächet werde/ ob schon die Söhne nichts verbrochen/ sondern fremb-
der Ubelthat wegen verdächtig/ darum auch aus grosser väterlichen
Liebe und Zuneigung rechtlich dafür zu halten/ daß ein Vater seiner
Kinder Straffe und Beschwerden halber/ die ihn öffters mehr qvälen
als eigene/ sich abschrecken/ und/ dem gemeinen Nutzen getreu bleibend/
zu Ehr- und Tugend werde anreitzen lassen; sintemahlen Söhne von
solchem Vater kein Testament machen/ und Töchter nur ihres mütter-
lichen Erbguts vierdten Theil bekommen können.

L. Sancimus, C. de poen. §. omnis, inst. de nox. act. L. quod dicitur, ff. de furt. L. 1.
§. fin. ff. de priv. del. L. crim. ff. de poen. L. supra, §. apud, ff. de aq. & aq.
pluv. Ezech. XIIX, 20. Tot. tit. C. ne fil. pro patr. L. 5. §. filii, C. ad L. Jul.
majest. L 10. in fin. C. de bon. proscr. L. quisquis, C. ad L. Jul. majest. L.
Spurii, ff. de Decur. L. Legem, C. de natur. lib. C. nasci, 56. distinct. L. isti
quidem, ff. quod met. caus.

§. 2. Ja/ wann solches Laster aus feindlichem Muth gegen allge-
meinen Wesens Ruhestand und Sicherheit begangen/ oder gegen ei-Auffruhr
Straffe.

nes Fürsten Räthe/ aus gegenwärtigen Standes Haß/ so wird Rath
und Beginnen hierinn gestrafft/ wofern der Handel nahe zu Ende ge-
bracht; Wann es aber zum Auffruhr und Gefahr gegen eines Fürsten

Per-
D d d d 2
Von Verraͤther und Auffruͤhrer Straffe.
Caput II.

Vom Laſter beleidigter Majeſtaͤt/ Verrath/ Auff-
ruhr gegen Fuͤrſtlichen Hoheit; item/ von Eltern und Kin-
dern/ Haußherrn und Frauen Verſehen/ auch Weib-
Kind- oder Geſindes Verfuͤhrung.

§. 1.

EJner ſoll zwar des andern Miſſethat nicht entgelten/ darum traͤgt
auch der Sohn des Vaters Miſſethat nicht/ ohn allein im LaſterJn Vaterlan-
des Verrath-
Sachen Soͤh-
ne und Toͤchter
Erbrecht.

beleidigter Majeſtaͤt/ darinn muß er zugleich mit buͤſſen/ welches ſich
jedoch zur Leibes-Straffe nicht erſtrecket/ ſondern er wird von aller
Erbſchafft/ auch frembden Teſtamenten ausgeſchloſſen/ alſo/ daß ihn
des Vaters Schande immer begleitet/ allezeit arm und duͤrfftig ſeyn
muß/ ja zu keinem geiſt-noch weltlichen/ vielweniger Krieges-Stan-
de zugelaſſen werde/ dahero ihm als einem Elenden das Leben be-
ſchwerlich und Tod troͤſtlich; Alſo auch in Vaterlandes Verraͤtherey
Sachen/ weilen es billig/ daß Soͤhne/ in welchen vaͤterlichen Laſters
Erb-Beyſpiel zu fuͤrchten/ auch vaͤterlichen Straffe theilhafftig ſeyn/
auff daß durch ſolche Straff-Art des Vaters Miſſethat deſto mehr
geraͤchet werde/ ob ſchon die Soͤhne nichts verbrochen/ ſondern fremb-
der Ubelthat wegen verdaͤchtig/ darum auch aus groſſer vaͤterlichen
Liebe und Zuneigung rechtlich dafuͤr zu halten/ daß ein Vater ſeiner
Kinder Straffe und Beſchwerden halber/ die ihn oͤffters mehr qvaͤlen
als eigene/ ſich abſchrecken/ und/ dem gemeinen Nutzen getreu bleibend/
zu Ehr- und Tugend werde anreitzen laſſen; ſintemahlen Soͤhne von
ſolchem Vater kein Teſtament machen/ und Toͤchter nur ihres muͤtter-
lichen Erbguts vierdten Theil bekommen koͤnnen.

L. Sancimus, C. de pœn. §. omnis, inſt. de nox. act. L. quod dicitur, ff. de furt. L. 1.
§. fin. ff. de priv. del. L. crim. ff. de pœn. L. ſupra, §. apud, ff. de aq. & aq.
pluv. Ezech. XIIX, 20. Tot. tit. C. ne fil. pro patr. L. 5. §. filii, C. ad L. Jul.
majeſt. L 10. in fin. C. de bon. proſcr. L. quisquis, C. ad L. Jul. majeſt. L.
Spurii, ff. de Decur. L. Legem, C. de natur. lib. C. naſci, 56. diſtinct. L. iſti
quidem, ff. quod met. cauſ.

§. 2. Ja/ wann ſolches Laſter aus feindlichem Muth gegen allge-
meinen Weſens Ruheſtand und Sicherheit begangen/ oder gegen ei-Auffruhr
Straffe.

nes Fuͤrſten Raͤthe/ aus gegenwaͤrtigen Standes Haß/ ſo wird Rath
und Beginnen hierinn geſtrafft/ wofern der Handel nahe zu Ende ge-
bracht; Wann es aber zum Auffruhr und Gefahr gegen eines Fuͤrſten

Per-
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[579/0586] Von Verraͤther und Auffruͤhrer Straffe. Caput II. Vom Laſter beleidigter Majeſtaͤt/ Verrath/ Auff- ruhr gegen Fuͤrſtlichen Hoheit; item/ von Eltern und Kin- dern/ Haußherrn und Frauen Verſehen/ auch Weib- Kind- oder Geſindes Verfuͤhrung. §. 1. EJner ſoll zwar des andern Miſſethat nicht entgelten/ darum traͤgt auch der Sohn des Vaters Miſſethat nicht/ ohn allein im Laſter beleidigter Majeſtaͤt/ darinn muß er zugleich mit buͤſſen/ welches ſich jedoch zur Leibes-Straffe nicht erſtrecket/ ſondern er wird von aller Erbſchafft/ auch frembden Teſtamenten ausgeſchloſſen/ alſo/ daß ihn des Vaters Schande immer begleitet/ allezeit arm und duͤrfftig ſeyn muß/ ja zu keinem geiſt-noch weltlichen/ vielweniger Krieges-Stan- de zugelaſſen werde/ dahero ihm als einem Elenden das Leben be- ſchwerlich und Tod troͤſtlich; Alſo auch in Vaterlandes Verraͤtherey Sachen/ weilen es billig/ daß Soͤhne/ in welchen vaͤterlichen Laſters Erb-Beyſpiel zu fuͤrchten/ auch vaͤterlichen Straffe theilhafftig ſeyn/ auff daß durch ſolche Straff-Art des Vaters Miſſethat deſto mehr geraͤchet werde/ ob ſchon die Soͤhne nichts verbrochen/ ſondern fremb- der Ubelthat wegen verdaͤchtig/ darum auch aus groſſer vaͤterlichen Liebe und Zuneigung rechtlich dafuͤr zu halten/ daß ein Vater ſeiner Kinder Straffe und Beſchwerden halber/ die ihn oͤffters mehr qvaͤlen als eigene/ ſich abſchrecken/ und/ dem gemeinen Nutzen getreu bleibend/ zu Ehr- und Tugend werde anreitzen laſſen; ſintemahlen Soͤhne von ſolchem Vater kein Teſtament machen/ und Toͤchter nur ihres muͤtter- lichen Erbguts vierdten Theil bekommen koͤnnen. Jn Vaterlan- des Verrath- Sachen Soͤh- ne und Toͤchter Erbrecht. L. Sancimus, C. de pœn. §. omnis, inſt. de nox. act. L. quod dicitur, ff. de furt. L. 1. §. fin. ff. de priv. del. L. crim. ff. de pœn. L. ſupra, §. apud, ff. de aq. & aq. pluv. Ezech. XIIX, 20. Tot. tit. C. ne fil. pro patr. L. 5. §. filii, C. ad L. Jul. majeſt. L 10. in fin. C. de bon. proſcr. L. quisquis, C. ad L. Jul. majeſt. L. Spurii, ff. de Decur. L. Legem, C. de natur. lib. C. naſci, 56. diſtinct. L. iſti quidem, ff. quod met. cauſ. §. 2. Ja/ wann ſolches Laſter aus feindlichem Muth gegen allge- meinen Weſens Ruheſtand und Sicherheit begangen/ oder gegen ei- nes Fuͤrſten Raͤthe/ aus gegenwaͤrtigen Standes Haß/ ſo wird Rath und Beginnen hierinn geſtrafft/ wofern der Handel nahe zu Ende ge- bracht; Wann es aber zum Auffruhr und Gefahr gegen eines Fuͤrſten Per- Auffruhr Straffe. D d d d 2

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/586>, abgerufen am 22.12.2024.