Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

IV. Buch/ Cap. XXVIII.
dern nach seinem selbst Willen und Gefallen verleihen/ im Fall ers aber
nicht thäte/ und liesse den ersten Conductorem nach geendeter Location,
Geheim- oder
stillschwei-
gend Gedings-
Recht.stillschweigends/ ohn einig ferners Gedinge/ beym Gut bleiben/ und es
dann ein Meyer- oder nutzbar Gut ist/ so wird die vorhergehende Leihe
durch diesen tacitum consensum auff ein Jahr prorogirt und erstreckt/
darum auch einer dem andern gerade zu denselben Gedingen/ die in vor-
hergehender Leihe abgeredt worden/ verpflichtet ist; wann es aber ein
Wohnhauß/ so lange dann nach geendeter Miethe dasselbe ferner
ohne weiter Geding bewohnet und nicht auffgesagt wird/ ist der Ein-
wohner die zuvor versprochene pension nach verlauffener Zeit zu be-
zahlen schuldig/ dafür auch sein Haußgeräthe/ was er dessen im gemie-
theten Hause hat/ tacite verhafftet und unterpfandet ist.

L. si cui, C. locat. L. item quaeritur, §. qui impleto, ff. Eod. L. legem, C. Eod.
D. L. legem & L. certi juris, C. Eod.
Kauff- und
Miethe-Zeit
Recht.

§. 8. So auch der Eigenthums-Herr sein Hauß oder ander Gut/
das er auff eine Anzahl Jahre verliehen hätte/ immittelst einem dritten
erblich verkauffte/ und gegen demselben Käuffer der geschehenen Leihe
nicht gedächte/ noch derenthalben etwas ausbedingte; Und ob dann
wohl dieser Käuffer auch vor geendeter Location sein Gut zu sich neh-
men mag/ welches ihme der Conductor, aus Krafft seiner vom Ver-
käuffer habenden Leihe/ nicht vorenthalten kan/ so stehet dennoch dem-
selben Conductori frey/ sich seines erlittenen Schadens und Interesse
beym Locatore zu erholen/ darum da derselbe dieser Ansprache geübri-
get seyn will/ soll er gegen den Käuffer allewege die versprochene Loca-
tion-Zeit ausdingen und vorbehalten.

L. Emtorem, C. Locat. L. si merces, §. 1. ff. Eod.

§. 9. So aber Conductor seine Besserung höher anschlüge/ denn
lhm Locator geständig/ und sie sich darum unter einander selbst nicht
vergleichen könten/ so sollen unsere Beamten/ durch etliche hierzu inson-
Conductoris
Besserung Au-
genschein-
Recht.derheit verordnet und beleidigte Feld-Nachbarn/ solche Besserungen in
Augenschein nehmen/ besichtigen und schätzen lassen/ in welche Schä-
tzung gleichwohl weiter nichts/ dann was augenscheinlich ist und gezei-
get werden kan/ gebracht/ auch dasselbe in dem Werth/ wie es zur Ab-
stand-Zeit vor Augen befunden wird/ und nicht höher geschätzt wer-
den soll.

§. 10. Wenn auch Conductor vom gemietheten Gut/ nach geen-
deter Location, völlig abzeucht/ oder sonst um seines Verschuldens
Willen vor der Zeit verstossen wird/ was er dann auff Wiederma-

chung

IV. Buch/ Cap. XXVIII.
dern nach ſeinem ſelbſt Willen und Gefallen verleihen/ im Fall ers aber
nicht thaͤte/ und lieſſe den erſten Conductorem nach geendeter Location,
Geheim- oder
ſtillſchwei-
gend Gedings-
Recht.ſtillſchweigends/ ohn einig ferners Gedinge/ beym Gut bleiben/ und es
dann ein Meyer- oder nutzbar Gut iſt/ ſo wird die vorhergehende Leihe
durch dieſen tacitum conſenſum auff ein Jahr prorogirt und erſtreckt/
darum auch einer dem andern gerade zu denſelben Gedingen/ die in vor-
hergehender Leihe abgeredt worden/ verpflichtet iſt; wann es aber ein
Wohnhauß/ ſo lange dann nach geendeter Miethe daſſelbe ferner
ohne weiter Geding bewohnet und nicht auffgeſagt wird/ iſt der Ein-
wohner die zuvor verſprochene penſion nach verlauffener Zeit zu be-
zahlen ſchuldig/ dafuͤr auch ſein Haußgeraͤthe/ was er deſſen im gemie-
theten Hauſe hat/ tacitè verhafftet und unterpfandet iſt.

L. ſi cui, C. locat. L. item quæritur, §. qui impleto, ff. Eod. L. legem, C. Eod.
D. L. legem & L. certi juris, C. Eod.
Kauff- und
Miethe-Zeit
Recht.

§. 8. So auch der Eigenthums-Herr ſein Hauß oder ander Gut/
das er auff eine Anzahl Jahre verliehen haͤtte/ immittelſt einem dritten
erblich verkauffte/ und gegen demſelben Kaͤuffer der geſchehenen Leihe
nicht gedaͤchte/ noch derenthalben etwas ausbedingte; Und ob dann
wohl dieſer Kaͤuffer auch vor geendeter Location ſein Gut zu ſich neh-
men mag/ welches ihme der Conductor, aus Krafft ſeiner vom Ver-
kaͤuffer habenden Leihe/ nicht vorenthalten kan/ ſo ſtehet dennoch dem-
ſelben Conductori frey/ ſich ſeines erlittenen Schadens und Intereſſe
beym Locatore zu erholen/ darum da derſelbe dieſer Anſprache geuͤbri-
get ſeyn will/ ſoll er gegen den Kaͤuffer allewege die verſprochene Loca-
tion-Zeit ausdingen und vorbehalten.

L. Emtorem, C. Locat. L. ſi merces, §. 1. ff. Eod.

§. 9. So aber Conductor ſeine Beſſerung hoͤher anſchluͤge/ denn
lhm Locator geſtaͤndig/ und ſie ſich darum unter einander ſelbſt nicht
vergleichen koͤnten/ ſo ſollen unſere Beamten/ durch etliche hierzu inſon-
Conductoris
Beſſerung Au-
genſchein-
Recht.derheit verordnet und beleidigte Feld-Nachbarn/ ſolche Beſſerungen in
Augenſchein nehmen/ beſichtigen und ſchaͤtzen laſſen/ in welche Schaͤ-
tzung gleichwohl weiter nichts/ dann was augenſcheinlich iſt und gezei-
get werden kan/ gebracht/ auch daſſelbe in dem Werth/ wie es zur Ab-
ſtand-Zeit vor Augen befunden wird/ und nicht hoͤher geſchaͤtzt wer-
den ſoll.

§. 10. Wenn auch Conductor vom gemietheten Gut/ nach geen-
deter Location, voͤllig abzeucht/ oder ſonſt um ſeines Verſchuldens
Willen vor der Zeit verſtoſſen wird/ was er dann auff Wiederma-

chung
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0515" n="508"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Buch/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi></hi> XXVIII.</hi></hi></fw><lb/>
dern nach &#x017F;einem &#x017F;elb&#x017F;t Willen und Gefallen verleihen/ im Fall ers aber<lb/>
nicht tha&#x0364;te/ und lie&#x017F;&#x017F;e den er&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Conductorem</hi> nach geendeter <hi rendition="#aq">Location,</hi><lb/><note place="left">Geheim- oder<lb/>
&#x017F;till&#x017F;chwei-<lb/>
gend Gedings-<lb/>
Recht.</note>&#x017F;till&#x017F;chweigends/ ohn einig ferners Gedinge/ beym Gut bleiben/ und es<lb/>
dann ein Meyer- oder nutzbar Gut i&#x017F;t/ &#x017F;o wird die vorhergehende Leihe<lb/>
durch die&#x017F;en <hi rendition="#aq">tacitum con&#x017F;en&#x017F;um</hi> auff ein Jahr <hi rendition="#aq">prorogi</hi>rt und er&#x017F;treckt/<lb/>
darum auch einer dem andern gerade zu den&#x017F;elben Gedingen/ die in vor-<lb/>
hergehender Leihe abgeredt worden/ verpflichtet i&#x017F;t; wann es aber ein<lb/>
Wohnhauß/ &#x017F;o lange dann nach geendeter Miethe da&#x017F;&#x017F;elbe ferner<lb/>
ohne weiter Geding bewohnet und nicht auffge&#x017F;agt wird/ i&#x017F;t der Ein-<lb/>
wohner die zuvor ver&#x017F;prochene <hi rendition="#aq">pen&#x017F;ion</hi> nach verlauffener Zeit zu be-<lb/>
zahlen &#x017F;chuldig/ dafu&#x0364;r auch &#x017F;ein Haußgera&#x0364;the/ was er de&#x017F;&#x017F;en im gemie-<lb/>
theten Hau&#x017F;e hat/ <hi rendition="#aq">tacitè</hi> verhafftet und unterpfandet i&#x017F;t.</p><lb/>
          <list>
            <item> <hi rendition="#aq">L. &#x017F;i cui, C. locat. L. item quæritur, §. qui impleto, ff. Eod. L. legem, C. Eod.<lb/>
D. L. legem &amp; L. certi juris, C. Eod.</hi> </item>
          </list><lb/>
          <note place="left">Kauff- und<lb/>
Miethe-Zeit<lb/>
Recht.</note>
          <p>§. 8. So auch der Eigenthums-Herr &#x017F;ein Hauß oder ander Gut/<lb/>
das er auff eine Anzahl Jahre verliehen ha&#x0364;tte/ immittel&#x017F;t einem dritten<lb/>
erblich verkauffte/ und gegen dem&#x017F;elben Ka&#x0364;uffer der ge&#x017F;chehenen Leihe<lb/>
nicht geda&#x0364;chte/ noch derenthalben etwas ausbedingte; Und ob dann<lb/>
wohl die&#x017F;er Ka&#x0364;uffer auch vor geendeter <hi rendition="#aq">Location</hi> &#x017F;ein Gut zu &#x017F;ich neh-<lb/>
men mag/ welches ihme der <hi rendition="#aq">Conductor,</hi> aus Krafft &#x017F;einer vom Ver-<lb/>
ka&#x0364;uffer habenden Leihe/ nicht vorenthalten kan/ &#x017F;o &#x017F;tehet dennoch dem-<lb/>
&#x017F;elben <hi rendition="#aq">Conductori</hi> frey/ &#x017F;ich &#x017F;eines erlittenen Schadens und <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi><lb/>
beym <hi rendition="#aq">Locatore</hi> zu erholen/ darum da der&#x017F;elbe die&#x017F;er An&#x017F;prache geu&#x0364;bri-<lb/>
get &#x017F;eyn will/ &#x017F;oll er gegen den Ka&#x0364;uffer allewege die ver&#x017F;prochene <hi rendition="#aq">Loca-<lb/>
tion-</hi>Zeit ausdingen und vorbehalten.</p><lb/>
          <list>
            <item> <hi rendition="#aq">L. Emtorem, C. Locat. L. &#x017F;i merces, §. 1. ff. Eod.</hi> </item>
          </list><lb/>
          <p>§. 9. So aber <hi rendition="#aq">Conductor</hi> &#x017F;eine Be&#x017F;&#x017F;erung ho&#x0364;her an&#x017F;chlu&#x0364;ge/ denn<lb/>
lhm <hi rendition="#aq">Locator</hi> ge&#x017F;ta&#x0364;ndig/ und &#x017F;ie &#x017F;ich darum unter einander &#x017F;elb&#x017F;t nicht<lb/>
vergleichen ko&#x0364;nten/ &#x017F;o &#x017F;ollen un&#x017F;ere Beamten/ durch etliche hierzu in&#x017F;on-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Conductoris</hi><lb/>
Be&#x017F;&#x017F;erung Au-<lb/>
gen&#x017F;chein-<lb/>
Recht.</note>derheit verordnet und beleidigte Feld-Nachbarn/ &#x017F;olche Be&#x017F;&#x017F;erungen in<lb/>
Augen&#x017F;chein nehmen/ be&#x017F;ichtigen und &#x017F;cha&#x0364;tzen la&#x017F;&#x017F;en/ in welche Scha&#x0364;-<lb/>
tzung gleichwohl weiter nichts/ dann was augen&#x017F;cheinlich i&#x017F;t und gezei-<lb/>
get werden kan/ gebracht/ auch da&#x017F;&#x017F;elbe in dem Werth/ wie es zur Ab-<lb/>
&#x017F;tand-Zeit vor Augen befunden wird/ und nicht ho&#x0364;her ge&#x017F;cha&#x0364;tzt wer-<lb/>
den &#x017F;oll.</p><lb/>
          <p>§. 10. Wenn auch <hi rendition="#aq">Conductor</hi> vom gemietheten Gut/ nach geen-<lb/>
deter <hi rendition="#aq">Location,</hi> vo&#x0364;llig abzeucht/ oder &#x017F;on&#x017F;t um &#x017F;eines Ver&#x017F;chuldens<lb/>
Willen vor der Zeit ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en wird/ was er dann auff Wiederma-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">chung</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[508/0515] IV. Buch/ Cap. XXVIII. dern nach ſeinem ſelbſt Willen und Gefallen verleihen/ im Fall ers aber nicht thaͤte/ und lieſſe den erſten Conductorem nach geendeter Location, ſtillſchweigends/ ohn einig ferners Gedinge/ beym Gut bleiben/ und es dann ein Meyer- oder nutzbar Gut iſt/ ſo wird die vorhergehende Leihe durch dieſen tacitum conſenſum auff ein Jahr prorogirt und erſtreckt/ darum auch einer dem andern gerade zu denſelben Gedingen/ die in vor- hergehender Leihe abgeredt worden/ verpflichtet iſt; wann es aber ein Wohnhauß/ ſo lange dann nach geendeter Miethe daſſelbe ferner ohne weiter Geding bewohnet und nicht auffgeſagt wird/ iſt der Ein- wohner die zuvor verſprochene penſion nach verlauffener Zeit zu be- zahlen ſchuldig/ dafuͤr auch ſein Haußgeraͤthe/ was er deſſen im gemie- theten Hauſe hat/ tacitè verhafftet und unterpfandet iſt. Geheim- oder ſtillſchwei- gend Gedings- Recht. L. ſi cui, C. locat. L. item quæritur, §. qui impleto, ff. Eod. L. legem, C. Eod. D. L. legem & L. certi juris, C. Eod. §. 8. So auch der Eigenthums-Herr ſein Hauß oder ander Gut/ das er auff eine Anzahl Jahre verliehen haͤtte/ immittelſt einem dritten erblich verkauffte/ und gegen demſelben Kaͤuffer der geſchehenen Leihe nicht gedaͤchte/ noch derenthalben etwas ausbedingte; Und ob dann wohl dieſer Kaͤuffer auch vor geendeter Location ſein Gut zu ſich neh- men mag/ welches ihme der Conductor, aus Krafft ſeiner vom Ver- kaͤuffer habenden Leihe/ nicht vorenthalten kan/ ſo ſtehet dennoch dem- ſelben Conductori frey/ ſich ſeines erlittenen Schadens und Intereſſe beym Locatore zu erholen/ darum da derſelbe dieſer Anſprache geuͤbri- get ſeyn will/ ſoll er gegen den Kaͤuffer allewege die verſprochene Loca- tion-Zeit ausdingen und vorbehalten. L. Emtorem, C. Locat. L. ſi merces, §. 1. ff. Eod. §. 9. So aber Conductor ſeine Beſſerung hoͤher anſchluͤge/ denn lhm Locator geſtaͤndig/ und ſie ſich darum unter einander ſelbſt nicht vergleichen koͤnten/ ſo ſollen unſere Beamten/ durch etliche hierzu inſon- derheit verordnet und beleidigte Feld-Nachbarn/ ſolche Beſſerungen in Augenſchein nehmen/ beſichtigen und ſchaͤtzen laſſen/ in welche Schaͤ- tzung gleichwohl weiter nichts/ dann was augenſcheinlich iſt und gezei- get werden kan/ gebracht/ auch daſſelbe in dem Werth/ wie es zur Ab- ſtand-Zeit vor Augen befunden wird/ und nicht hoͤher geſchaͤtzt wer- den ſoll. Conductoris Beſſerung Au- genſchein- Recht. §. 10. Wenn auch Conductor vom gemietheten Gut/ nach geen- deter Location, voͤllig abzeucht/ oder ſonſt um ſeines Verſchuldens Willen vor der Zeit verſtoſſen wird/ was er dann auff Wiederma- chung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/515
Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/515>, abgerufen am 22.11.2024.