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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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I. Buch/ Cap. VI.
sondern ihn dazu ermahnen; So dann in ietzt bemeldter Erfahrung
keiner Unschuld Erfindung obhanden/ mag er gepeiniget werden.

P. H. O. art. 47. & 57. L. 3. C. de accusat. L. non tantum, ff. de appellat. L. 10. &
pen. §. 1. ff. de publ. jud. L. 19. ff. de poen.

§. 37. So nun etwan auch ein überwundener Missethäter seinen
Helffer und Gesellen/ der ihm in geübt-erfundener That geholffen/
freywillig mit allen dazu gehörigen Umständen im Gefängniß besaget/
Ubelthäters
Bekäntniß
Recht wegen
Mitgesellen.
und beständig dabey verharret/ ist solches gegen Besagten einiger Arg-
wohn/ wann dem Sager nemlich solche Person nicht nahmentlich für-
gehalten und darauff sonderlich befraget worden/ sondern insge-
mein/ wer ihm geholffen/ und er also jenen von ihm selbst ungemartert
bedacht und genannt/ wie nicht weniger daß die beschuldigte Person so
verdächtig/ daß man sich der Ubelthat argwöhnisch zu ihr versehen
möge/ welches aus der Missethat erkundigtem Umstand und Anzeige
auch durch Auffsehen des besagten guten oder bösen Leumuth-Stand
oder Gemeinschafft zu erachten/ alsdenn mag einer frey und billig zur
Hafft eingezogen werden. So gebühret sich auch einen solchen sagenden
Ubelthäter eigentlich zu examiniren/ wie/ wo und wann ihm Besagter
geholffen/ nach was Gestalt und Gelegenheit der Sachen er mit ihm
Gesellschafft gehabt/ nach allen best-müglichst-nothdürfftigen War-
heit Erfindungs Mitteln; deßgleichen ob er mit besagtem irgend in
geheim- oder offenbaren Unwillen/ Feindschafft und Widerwärtig-
keit stehe; so wäre nach dessen Erkundigung seiner Sache nicht zu glau-
ben/ er zeige dann deßhalben andere glaubhafft- und redliche Ursa-
chen Wahrzeichen an.

Kundschafft
Verhör Recht.
P. H. O. art. 31.

§. 38. Vermöge gemeiner Rechte sollen in peinlichen Sachen/
ausser dessen Gerichts-Personen/ keine Commissarien zur Kundschafft-
Verhör gegeben werden/ wenn es aber von nöthen/ muß die frembde
Obrigkeit allen Fleiß thun/ und/ was sie nicht verstünde/ bey andern
Rechts-Gelehrten Raths erholen/ damit die Kundschafft den Rechten
Cmmissarien
Pflicht wegen
Kundschafft.
gemäß verhöret werde/ oder fürstliche Commissarien mögen die Zeu-
gen öffentlich citiren; Allwo aber keine dazu Rechts verständige Perso-
nen sind/ dennoch an tüchtigen Kundschafft-Verhörern viel gelegen/
auff daß nicht etwan durch dieselbe aus Unverstand einige Verkürtzung
Beweiß-Arti-
euln Recht sie
zu verschicken.
geschehe/ so sollen deßfalls verzeichnete Beweiß-Articul durch den
Richter/ jedoch ohne Partheyen Nachtheil und Kosten an des fremb-
den Gerichts Obrigkeit verschicket/ auch dabey der Sachen Gelegen-

heit

I. Buch/ Cap. VI.
ſondern ihn dazu ermahnen; So dann in ietzt bemeldter Erfahrung
keiner Unſchuld Erfindung obhanden/ mag er gepeiniget werden.

P. H. O. art. 47. & 57. L. 3. C. de accuſat. L. non tantum, ff. de appellat. L. 10. &
pen. §. 1. ff. de publ. jud. L. 19. ff. de pœn.

§. 37. So nun etwan auch ein uͤberwundener Miſſethaͤter ſeinen
Helffer und Geſellen/ der ihm in geuͤbt-erfundener That geholffen/
freywillig mit allen dazu gehoͤrigen Umſtaͤnden im Gefaͤngniß beſaget/
Ubelthaͤters
Bekaͤntniß
Recht wegen
Mitgeſellen.
und beſtaͤndig dabey verharret/ iſt ſolches gegen Beſagten einiger Arg-
wohn/ wann dem Sager nemlich ſolche Perſon nicht nahmentlich fuͤr-
gehalten und darauff ſonderlich befraget worden/ ſondern insge-
mein/ wer ihm geholffen/ und er alſo jenen von ihm ſelbſt ungemartert
bedacht und genannt/ wie nicht weniger daß die beſchuldigte Perſon ſo
verdaͤchtig/ daß man ſich der Ubelthat argwoͤhniſch zu ihr verſehen
moͤge/ welches aus der Miſſethat erkundigtem Umſtand und Anzeige
auch durch Auffſehen des beſagten guten oder boͤſen Leumuth-Stand
oder Gemeinſchafft zu erachten/ alsdenn mag einer frey und billig zur
Hafft eingezogen werden. So gebuͤhret ſich auch einen ſolchen ſagenden
Ubelthaͤter eigentlich zu examiniren/ wie/ wo und wann ihm Beſagter
geholffen/ nach was Geſtalt und Gelegenheit der Sachen er mit ihm
Geſellſchafft gehabt/ nach allen beſt-muͤglichſt-nothduͤrfftigen War-
heit Erfindungs Mitteln; deßgleichen ob er mit beſagtem irgend in
geheim- oder offenbaren Unwillen/ Feindſchafft und Widerwaͤrtig-
keit ſtehe; ſo waͤre nach deſſen Erkundigung ſeiner Sache nicht zu glau-
ben/ er zeige dann deßhalben andere glaubhafft- und redliche Urſa-
chen Wahrzeichen an.

Kundſchafft
Verhoͤr Recht.
P. H. O. art. 31.

§. 38. Vermoͤge gemeiner Rechte ſollen in peinlichen Sachen/
auſſer deſſen Gerichts-Perſonen/ keine Commiſſarien zur Kundſchafft-
Verhoͤr gegeben werden/ wenn es aber von noͤthen/ muß die frembde
Obrigkeit allen Fleiß thun/ und/ was ſie nicht verſtuͤnde/ bey andern
Rechts-Gelehrten Raths erholen/ damit die Kundſchafft den Rechten
Cmmiſſarien
Pflicht wegen
Kundſchafft.
gemaͤß verhoͤret werde/ oder fuͤrſtliche Commiſſarien moͤgen die Zeu-
gen oͤffentlich citiren; Allwo aber keine dazu Rechts verſtaͤndige Perſo-
nen ſind/ dennoch an tuͤchtigen Kundſchafft-Verhoͤrern viel gelegen/
auff daß nicht etwan durch dieſelbe aus Unverſtand einige Verkuͤrtzung
Beweiß-Arti-
euln Recht ſie
zu verſchicken.
geſchehe/ ſo ſollen deßfalls verzeichnete Beweiß-Articul durch den
Richter/ jedoch ohne Partheyen Nachtheil und Koſten an des fremb-
den Gerichts Obrigkeit verſchicket/ auch dabey der Sachen Gelegen-

heit
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[42/0049] I. Buch/ Cap. VI. ſondern ihn dazu ermahnen; So dann in ietzt bemeldter Erfahrung keiner Unſchuld Erfindung obhanden/ mag er gepeiniget werden. P. H. O. art. 47. & 57. L. 3. C. de accuſat. L. non tantum, ff. de appellat. L. 10. & pen. §. 1. ff. de publ. jud. L. 19. ff. de pœn. §. 37. So nun etwan auch ein uͤberwundener Miſſethaͤter ſeinen Helffer und Geſellen/ der ihm in geuͤbt-erfundener That geholffen/ freywillig mit allen dazu gehoͤrigen Umſtaͤnden im Gefaͤngniß beſaget/ und beſtaͤndig dabey verharret/ iſt ſolches gegen Beſagten einiger Arg- wohn/ wann dem Sager nemlich ſolche Perſon nicht nahmentlich fuͤr- gehalten und darauff ſonderlich befraget worden/ ſondern insge- mein/ wer ihm geholffen/ und er alſo jenen von ihm ſelbſt ungemartert bedacht und genannt/ wie nicht weniger daß die beſchuldigte Perſon ſo verdaͤchtig/ daß man ſich der Ubelthat argwoͤhniſch zu ihr verſehen moͤge/ welches aus der Miſſethat erkundigtem Umſtand und Anzeige auch durch Auffſehen des beſagten guten oder boͤſen Leumuth-Stand oder Gemeinſchafft zu erachten/ alsdenn mag einer frey und billig zur Hafft eingezogen werden. So gebuͤhret ſich auch einen ſolchen ſagenden Ubelthaͤter eigentlich zu examiniren/ wie/ wo und wann ihm Beſagter geholffen/ nach was Geſtalt und Gelegenheit der Sachen er mit ihm Geſellſchafft gehabt/ nach allen beſt-muͤglichſt-nothduͤrfftigen War- heit Erfindungs Mitteln; deßgleichen ob er mit beſagtem irgend in geheim- oder offenbaren Unwillen/ Feindſchafft und Widerwaͤrtig- keit ſtehe; ſo waͤre nach deſſen Erkundigung ſeiner Sache nicht zu glau- ben/ er zeige dann deßhalben andere glaubhafft- und redliche Urſa- chen Wahrzeichen an. Ubelthaͤters Bekaͤntniß Recht wegen Mitgeſellen. P. H. O. art. 31. §. 38. Vermoͤge gemeiner Rechte ſollen in peinlichen Sachen/ auſſer deſſen Gerichts-Perſonen/ keine Commiſſarien zur Kundſchafft- Verhoͤr gegeben werden/ wenn es aber von noͤthen/ muß die frembde Obrigkeit allen Fleiß thun/ und/ was ſie nicht verſtuͤnde/ bey andern Rechts-Gelehrten Raths erholen/ damit die Kundſchafft den Rechten gemaͤß verhoͤret werde/ oder fuͤrſtliche Commiſſarien moͤgen die Zeu- gen oͤffentlich citiren; Allwo aber keine dazu Rechts verſtaͤndige Perſo- nen ſind/ dennoch an tuͤchtigen Kundſchafft-Verhoͤrern viel gelegen/ auff daß nicht etwan durch dieſelbe aus Unverſtand einige Verkuͤrtzung geſchehe/ ſo ſollen deßfalls verzeichnete Beweiß-Articul durch den Richter/ jedoch ohne Partheyen Nachtheil und Koſten an des fremb- den Gerichts Obrigkeit verſchicket/ auch dabey der Sachen Gelegen- heit Cmmiſſarien Pflicht wegen Kundſchafft. Beweiß-Arti- euln Recht ſie zu verſchicken.

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/49>, abgerufen am 21.11.2024.