Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.IV. Buch/ Cap. XIX. mit genugsamer Bürgschafft gesichert/ oder so dieselbe nicht nothdürff-tig geschehen könte/ oder sonst denen Sachen/ um bevorstehenden au- genscheinlichen Gefahr willen/ mit solcher Bürgschafft nicht geholffen wäre/ alsdann beydes die Kinder und ihre Güter zugleich/ oder die Gü- ter allein/ wie es Gelegenheit und Nothdurfft erheischen wird/ aus deren Eltern oder Stieff-Vaters Administration und Verwaltung demnechst abgenommen/ und ihren verordneten Vormündern unter- geben und befohlen werden/ sie und dieselben ihre Güter zum best- und treulichsten zu erziehen und verwalten/ und so fern von denen Eltern beydes Kinder und Güter um ihres gottloß-verteuffelt-unerbaren Le- bens und Wandels willen abgenommen/ so soll ihnen von solchen ih- rer Kinder Gütern zur Leibzucht weiters nichts gereichet/ sondern das- selbe denen Kindern zu ihrer Aufferziehung und Besten angewendet werden. ihre Leibzucht nicht zu ver- weigern. §. 7. Wann aber denen Eltern ihres Lebens halben keine Un- §. 8. Es soll aber der Ususfructus oder Leibzucht/ so denen Eltern und
IV. Buch/ Cap. XIX. mit genugſamer Buͤrgſchafft geſichert/ oder ſo dieſelbe nicht nothduͤrff-tig geſchehen koͤnte/ oder ſonſt denen Sachen/ um bevorſtehenden au- genſcheinlichen Gefahr willen/ mit ſolcher Buͤrgſchafft nicht geholffen waͤre/ alsdann beydes die Kinder und ihre Guͤter zugleich/ oder die Guͤ- ter allein/ wie es Gelegenheit und Nothdurfft erheiſchen wird/ aus deren Eltern oder Stieff-Vaters Adminiſtration und Verwaltung demnechſt abgenommen/ und ihren verordneten Vormuͤndern unter- geben und befohlen werden/ ſie und dieſelben ihre Guͤter zum beſt- und treulichſten zu erziehen und verwalten/ und ſo fern von denen Eltern beydes Kinder und Guͤter um ihres gottloß-verteuffelt-unerbaren Le- bens und Wandels willen abgenommen/ ſo ſoll ihnen von ſolchen ih- rer Kinder Guͤtern zur Leibzucht weiters nichts gereichet/ ſondern daſ- ſelbe denen Kindern zu ihrer Aufferziehung und Beſten angewendet werden. ihre Leibzucht nicht zu ver- weigern. §. 7. Wann aber denen Eltern ihres Lebens halben keine Un- §. 8. Es ſoll aber der Uſusfructus oder Leibzucht/ ſo denen Eltern und
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IV. Buch/ Cap. XIX.
mit genugſamer Buͤrgſchafft geſichert/ oder ſo dieſelbe nicht nothduͤrff-
tig geſchehen koͤnte/ oder ſonſt denen Sachen/ um bevorſtehenden au-
genſcheinlichen Gefahr willen/ mit ſolcher Buͤrgſchafft nicht geholffen
waͤre/ alsdann beydes die Kinder und ihre Guͤter zugleich/ oder die Guͤ-
ter allein/ wie es Gelegenheit und Nothdurfft erheiſchen wird/ aus
deren Eltern oder Stieff-Vaters Adminiſtration und Verwaltung
demnechſt abgenommen/ und ihren verordneten Vormuͤndern unter-
geben und befohlen werden/ ſie und dieſelben ihre Guͤter zum beſt- und
treulichſten zu erziehen und verwalten/ und ſo fern von denen Eltern
beydes Kinder und Guͤter um ihres gottloß-verteuffelt-unerbaren Le-
bens und Wandels willen abgenommen/ ſo ſoll ihnen von ſolchen ih-
rer Kinder Guͤtern zur Leibzucht weiters nichts gereichet/ ſondern daſ-
ſelbe denen Kindern zu ihrer Aufferziehung und Beſten angewendet
werden.
§. 7. Wann aber denen Eltern ihres Lebens halben keine Un-
zucht noch Unerbarkeit zugemeſſen werden kan/ ſondern ſie ſonſt we-
gen Unverſtandes oder Fahrlaͤßigkeit zu der Adminiſtration ihrer Kin-
der Guͤter nicht dienlich ſeyn/ ſo ſollen ihnen gleichwohl/ ob ſchon die
Guͤter aus ihrer Verwaltung genommen/ die Leibzucht Nutzungen zu
ihrem ſelbſt und der Kinder Unterhalt abgefolget/ und ſie deſſen gebuͤh-
rend verſichert werden.
§. 8. Es ſoll aber der Uſusfructus oder Leibzucht/ ſo denen Eltern
an ihrer eheleiblichen Kinder angefallenen und zuvertheilten Guͤtern
durch dieſe unſere Lands-Ordnung ausbedungen iſt/ ſich nicht weiter/
dann auff des Uſufructuarii oder Leibzuͤchters Lebens Laͤnge/ erſtrecken
und mit deſſelben Tode endigen; darum/ ſo unter zweyen Eheleuten der
Mann erſt verſtuͤrbe/ das Weib nach beſchehener Abtheilung mit ih-
ren Kindern/ als ob ſtehet/ ſich in die andere Ehe begebe/ ihrem zweyten
Ehemann nicht allein ihr eigen Gut/ ſondern auch die Leibzucht an ihrer
Kinder Antheilen zubraͤchte/ und endlich vor ihm verſtuͤrbe/ ſo ſoll der-
ſelbs zweyt- und letztlebende Ehemann ſich der zugebrachten Leibzucht
an ſeiner Stieff-Kinder Guͤtern nicht laͤnger zu erfreuen haben/ ſon-
dern binnen Monats Friſt nach ſeines Weibes Abſterben davon ab-
zutreten ſchuldig ſeyn/ wie auch ſolche Guͤter ſeinen Stieff-Kindern
ohne Einrede mit allen darauff ſtehenden und dahero reichenden Nu-
tzungen wuͤrcklich einzuraͤumen/ und ſoll der Stieff-Vater an ſolchen
Nutzungen/ die erſt nach geendeter Leibzucht betagen und erſcheinen/
auch ohne Stieff-Vaters Muͤhe und Arbeit gefallen/ als ledige Erb-
und
Leibzucht Ver-
wuͤrckungs
Recht.
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