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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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I. Buch/ Cap. VI.
lich ist/ er habe denn freye Vollmacht/ noch deßgleichen Vormünders
Mündling/ er sey dann rechtlich dazu gezwungen/ oder eines Urhebers
dem Nachfolger/ ohne in dessen vorhergegangenen Rechten; derowe-
gen wird Bekäntniß ohne Vollmacht auszuführen wiederfochten/
wann aber Bekäntniß Vergleichs halber/ Verleugnungs-Straffe zu
meiden/ geschehen/ kan sie/ weilen kein Jrrthum dabey/ nicht umgestos-
sen werden.

L. 21. ff. de reb. Cred. L. 28. ff. de SCt. Vellej. L. 75. §. 5. ff. de V. O. L. fin. C. de
duob. reis. L. 3. ff. pign. act. L. 58. ff. de procurat. L. 46. §. 5. ff. de admin. tut.
L. 25. §. 1. ff. ad L. Aquil. L. 3. §. 1. ff. quod quisque juris. L. 4. ff. de confess.

§. 31. Muthmassungen sind einige Rechtens und von Rechts we-
gen/ andere von Menschen Gedancken. Wann nun deren viel zusam-
men kommen/ machen sie vollen Beweiß/ gegen letztere ist gegentheili-
ger Beweiß zugelassen/ gegen erstere aber nicht/ massen das Gesetz al-
so vermag/ es wäre denn Jrrthum erwiesen oder sonst offenbare Kund-
schafft und Partheyen Geständniß oder Augenschein dagegen vorhan-
den/ derowegen ein Vormund/ der gar gewiß weiß/ daß die zu Münd-
lings Gütern beygebrachte Sache sein eigen ist/ solche wohl behalten
Erben Recht
ohne inventa-
rium
zu ma-
chen.
mag/ und ist kein Erbe über Erbschaffts Vermögen zu bezahlen schul-
dig/ ob schon er keine Verzeichniß/ jedoch ohne Betrug hätte machen
lassen. Die letztere Vermuthung bestehet in gesunder Vernunfft/ dar-
um sie auch Beweißthums Bürde zum Gegentheil überträgt oder ei-
Muthmassun-
gen rechtlicher
Anzeig Beweiß
nes Beweiß vollgültig machet und Erfüllungs-Eyd anzubieten verur-
sacht/ welche wann sie für beyde Theile streiten/ müssen Richter erken-
nen/ welche am gütig- und gültigsten/ am starck und mächtigsten/ mehr
auff gemeinen als sonderlichem Recht beruhend/ wie denn sonderbare
der allgemeinen/ oder eines andern sonderliche und natürliche der zu-
fälligen oder bürgerlichen vorzuziehen/ auch günstiger für Besitzere
und Beklagten.

L. fin. C. arbitr. tut. c. 30. X. de sponsal. L. 12. ff. de probat. L. 16. C. Eod. L. ult. ff.
quod met. caus. L. 5. ff. de probat. L. 7. ff. de restit. in integr. L. 21. §. fin. ff.
de test. L. quoties, ff. de reb. dub. L. 14. C. de Testam. L. 19. C. de Episcop.
Zweene Klä-
ger Vorzugs
Recht.

§. 32. Ein Verschwender vermag niemanden rechtlich anzukla-
gen/ wann aber sonst zween andere ehrliche Männer zugleich klagen/
so stehet es bey dem Richter/ welchen er zuerst verhören will/ es sey
dann/ daß einer von ihnen die erste Klage gethan zu haben bezeugen
will; Wer auch einen andern verthädigen will/ muß Bürgschafft
thun/ dem Urtheil Gnüge zu verschaffen; sonst aber/ damit kein Un-
schuldiger verdammt werde/ wofern ihm seine Beschützung geweigert

wäre/

I. Buch/ Cap. VI.
lich iſt/ er habe denn freye Vollmacht/ noch deßgleichen Vormuͤnders
Muͤndling/ er ſey dann rechtlich dazu gezwungen/ oder eines Urhebers
dem Nachfolger/ ohne in deſſen vorhergegangenen Rechten; derowe-
gen wird Bekaͤntniß ohne Vollmacht auszufuͤhren wiederfochten/
wann aber Bekaͤntniß Vergleichs halber/ Verleugnungs-Straffe zu
meiden/ geſchehen/ kan ſie/ weilen kein Jrrthum dabey/ nicht umgeſtoſ-
ſen werden.

L. 21. ff. de reb. Cred. L. 28. ff. de SCt. Vellej. L. 75. §. 5. ff. de V. O. L. fin. C. de
duob. reis. L. 3. ff. pign. act. L. 58. ff. de procurat. L. 46. §. 5. ff. de admin. tut.
L. 25. §. 1. ff. ad L. Aquil. L. 3. §. 1. ff. quod quisque juris. L. 4. ff. de confeſſ.

§. 31. Muthmaſſungen ſind einige Rechtens und von Rechts we-
gen/ andere von Menſchen Gedancken. Wann nun deren viel zuſam-
men kommen/ machen ſie vollen Beweiß/ gegen letztere iſt gegentheili-
ger Beweiß zugelaſſen/ gegen erſtere aber nicht/ maſſen das Geſetz al-
ſo vermag/ es waͤre denn Jrrthum erwieſen oder ſonſt offenbare Kund-
ſchafft und Partheyen Geſtaͤndniß oder Augenſchein dagegen vorhan-
den/ derowegen ein Vormund/ der gar gewiß weiß/ daß die zu Muͤnd-
lings Guͤtern beygebrachte Sache ſein eigen iſt/ ſolche wohl behalten
Erben Recht
ohne inventa-
rium
zu ma-
chen.
mag/ und iſt kein Erbe uͤber Erbſchaffts Vermoͤgen zu bezahlen ſchul-
dig/ ob ſchon er keine Verzeichniß/ jedoch ohne Betrug haͤtte machen
laſſen. Die letztere Vermuthung beſtehet in geſunder Vernunfft/ dar-
um ſie auch Beweißthums Buͤrde zum Gegentheil uͤbertraͤgt oder ei-
Muthmaſſun-
gen rechtlicher
Anzeig Beweiß
nes Beweiß vollguͤltig machet und Erfuͤllungs-Eyd anzubieten verur-
ſacht/ welche wann ſie fuͤr beyde Theile ſtreiten/ muͤſſen Richter erken-
nen/ welche am guͤtig- und guͤltigſten/ am ſtarck und maͤchtigſten/ mehr
auff gemeinen als ſonderlichem Recht beruhend/ wie denn ſonderbare
der allgemeinen/ oder eines andern ſonderliche und natuͤrliche der zu-
faͤlligen oder buͤrgerlichen vorzuziehen/ auch guͤnſtiger fuͤr Beſitzere
und Beklagten.

L. fin. C. arbitr. tut. c. 30. X. de ſponſal. L. 12. ff. de probat. L. 16. C. Eod. L. ult. ff.
quod met. cauſ. L. 5. ff. de probat. L. 7. ff. de reſtit. in integr. L. 21. §. fin. ff.
de teſt. L. quoties, ff. de reb. dub. L. 14. C. de Teſtam. L. 19. C. de Epiſcop.
Zweene Klaͤ-
ger Vorzugs
Recht.

§. 32. Ein Verſchwender vermag niemanden rechtlich anzukla-
gen/ wann aber ſonſt zween andere ehrliche Maͤnner zugleich klagen/
ſo ſtehet es bey dem Richter/ welchen er zuerſt verhoͤren will/ es ſey
dann/ daß einer von ihnen die erſte Klage gethan zu haben bezeugen
will; Wer auch einen andern verthaͤdigen will/ muß Buͤrgſchafft
thun/ dem Urtheil Gnuͤge zu verſchaffen; ſonſt aber/ damit kein Un-
ſchuldiger verdammt werde/ wofern ihm ſeine Beſchuͤtzung geweigert

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[40/0047] I. Buch/ Cap. VI. lich iſt/ er habe denn freye Vollmacht/ noch deßgleichen Vormuͤnders Muͤndling/ er ſey dann rechtlich dazu gezwungen/ oder eines Urhebers dem Nachfolger/ ohne in deſſen vorhergegangenen Rechten; derowe- gen wird Bekaͤntniß ohne Vollmacht auszufuͤhren wiederfochten/ wann aber Bekaͤntniß Vergleichs halber/ Verleugnungs-Straffe zu meiden/ geſchehen/ kan ſie/ weilen kein Jrrthum dabey/ nicht umgeſtoſ- ſen werden. L. 21. ff. de reb. Cred. L. 28. ff. de SCt. Vellej. L. 75. §. 5. ff. de V. O. L. fin. C. de duob. reis. L. 3. ff. pign. act. L. 58. ff. de procurat. L. 46. §. 5. ff. de admin. tut. L. 25. §. 1. ff. ad L. Aquil. L. 3. §. 1. ff. quod quisque juris. L. 4. ff. de confeſſ. §. 31. Muthmaſſungen ſind einige Rechtens und von Rechts we- gen/ andere von Menſchen Gedancken. Wann nun deren viel zuſam- men kommen/ machen ſie vollen Beweiß/ gegen letztere iſt gegentheili- ger Beweiß zugelaſſen/ gegen erſtere aber nicht/ maſſen das Geſetz al- ſo vermag/ es waͤre denn Jrrthum erwieſen oder ſonſt offenbare Kund- ſchafft und Partheyen Geſtaͤndniß oder Augenſchein dagegen vorhan- den/ derowegen ein Vormund/ der gar gewiß weiß/ daß die zu Muͤnd- lings Guͤtern beygebrachte Sache ſein eigen iſt/ ſolche wohl behalten mag/ und iſt kein Erbe uͤber Erbſchaffts Vermoͤgen zu bezahlen ſchul- dig/ ob ſchon er keine Verzeichniß/ jedoch ohne Betrug haͤtte machen laſſen. Die letztere Vermuthung beſtehet in geſunder Vernunfft/ dar- um ſie auch Beweißthums Buͤrde zum Gegentheil uͤbertraͤgt oder ei- nes Beweiß vollguͤltig machet und Erfuͤllungs-Eyd anzubieten verur- ſacht/ welche wann ſie fuͤr beyde Theile ſtreiten/ muͤſſen Richter erken- nen/ welche am guͤtig- und guͤltigſten/ am ſtarck und maͤchtigſten/ mehr auff gemeinen als ſonderlichem Recht beruhend/ wie denn ſonderbare der allgemeinen/ oder eines andern ſonderliche und natuͤrliche der zu- faͤlligen oder buͤrgerlichen vorzuziehen/ auch guͤnſtiger fuͤr Beſitzere und Beklagten. Erben Recht ohne inventa- rium zu ma- chen. Muthmaſſun- gen rechtlicher Anzeig Beweiß L. fin. C. arbitr. tut. c. 30. X. de ſponſal. L. 12. ff. de probat. L. 16. C. Eod. L. ult. ff. quod met. cauſ. L. 5. ff. de probat. L. 7. ff. de reſtit. in integr. L. 21. §. fin. ff. de teſt. L. quoties, ff. de reb. dub. L. 14. C. de Teſtam. L. 19. C. de Epiſcop. §. 32. Ein Verſchwender vermag niemanden rechtlich anzukla- gen/ wann aber ſonſt zween andere ehrliche Maͤnner zugleich klagen/ ſo ſtehet es bey dem Richter/ welchen er zuerſt verhoͤren will/ es ſey dann/ daß einer von ihnen die erſte Klage gethan zu haben bezeugen will; Wer auch einen andern verthaͤdigen will/ muß Buͤrgſchafft thun/ dem Urtheil Gnuͤge zu verſchaffen; ſonſt aber/ damit kein Un- ſchuldiger verdammt werde/ wofern ihm ſeine Beſchuͤtzung geweigert waͤre/

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/47>, abgerufen am 24.11.2024.