Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Heßischen Land-üblichem Gerichts-Brauch.
mercklichen Unkosten und Beschwerden zu suchen genöthiget werden;
so wollen wir dasselbe/ und sonderlich diesen unziemlichen MißbrauchGast-Gerichte
abzuschaffen.

der Kauff- oder Gast-Gerichte hiermit gäntzlich abgeschafft/ und so
wohl unsern Unterthanen von Adel/ die eigene Gerichte haben/ als auch
unsern Beamten aufferlegt/ eingebunden und befohlen haben: daß
sie die gewöhnliche Gerichte fleißig/ vornehmlich aber in den Städten
nach Gelegenheit und Grösse derselben/ entweder alle Wochen oderGerichte wie
offt zu halten.

je zu 14. Tagen und auffm Lande zu 4. Wochen einmahl halten/ und
die Partheyen mit Abforderung einigen widerrechtlichen Unkostens
gar nicht beschweren; Da es aber an etlichen Orten bräuchlich/ die
Gerichte öffters zu halten/ so lassen wir es bey demselben Brauch
noch bewenden/ als den wir hierdurch nicht geändert haben wollen.

§. 5. Da sonsten die Gerichts-Junckern an Haltung ihrer Ge-
richte einigen Mangel erscheinen lassen/ und dadurch die Leute an ih-Gerichts-
Junckern Feh-
ler Erstattung.

ren Rechten auffgehalten worden/ so soll denselbigen Leuten frey ste-
hen/ ihre Sache in unsern Cantzeleyen anhängig zu machen/ da ihnen
auch auff ihr Ansuchen/ nach Befindung dieses Auffenthalts/ gebühr-
licher Proceß erkant/ und zu Recht verholffen werden soll.

§. 6. Dieweilen auch etliche vom Adel zu Besetzung ihrer Ge-Daß die Ge-
richts-Herrn
ihre Untertha-
nen mit Ge-
richts-Kosten
nicht beschwe-
ren sollen.

richte unsere Unterthanen vermögen/ darnach die Unkosten/ so auff
solcher Gerichte Besetzung lauffen/ ihren armen Leuten auffdringen/
so wollen wir solche Beschwerung hiermit abgeschafft und verboten
haben; Setzen und ordnen dahero/ daß hinführo ein jeder in unserm
Lande/ der eigene Gerichte hat/ dieselben auff seinen eigenen Kosten/ er
brauche gleich seine selbst eigene oder andere Schöppen dazu/ halten/
und deßhalben seinen Unterthanen mit nichten beschwerlich seyn soll/
dann weilen die Gerichts-Herrn Renthe/ Zinse/ Dienste/ Bussen/
und dergleichen Pflicht von ihren Leuten nehmen/ so ist auch billig/
daß sie dagegen die Justice zum besten bestellen/ und ihre arme Unter-
thanen damit nicht beschweren.

Caput IV.

Vom Gerichts-Schreiber/ Gerichts-Buch/ auch
Gerichts-Sachen und hinterlegten Geldes Ver-
wahrung.

§. 1.

EJn jedes Gericht soll seinen eigenen Gerichts-Schreiber haben/Gerichtschrei-
ber Pflicht.

der uns und dem Gerichte mit Eyden und Pflichten verwandt seyn

soll/
D d d 3

Von Heßiſchen Land-uͤblichem Gerichts-Brauch.
mercklichen Unkoſten und Beſchwerden zu ſuchen genoͤthiget werden;
ſo wollen wir daſſelbe/ und ſonderlich dieſen unziemlichen MißbrauchGaſt-Gerichte
abzuſchaffen.

der Kauff- oder Gaſt-Gerichte hiermit gaͤntzlich abgeſchafft/ und ſo
wohl unſern Unterthanen von Adel/ die eigene Gerichte haben/ als auch
unſern Beamten aufferlegt/ eingebunden und befohlen haben: daß
ſie die gewoͤhnliche Gerichte fleißig/ vornehmlich aber in den Staͤdten
nach Gelegenheit und Groͤſſe derſelben/ entweder alle Wochen oderGerichte wie
offt zu halten.

je zu 14. Tagen und auffm Lande zu 4. Wochen einmahl halten/ und
die Partheyen mit Abforderung einigen widerrechtlichen Unkoſtens
gar nicht beſchweren; Da es aber an etlichen Orten braͤuchlich/ die
Gerichte oͤffters zu halten/ ſo laſſen wir es bey demſelben Brauch
noch bewenden/ als den wir hierdurch nicht geaͤndert haben wollen.

§. 5. Da ſonſten die Gerichts-Junckern an Haltung ihrer Ge-
richte einigen Mangel erſcheinen laſſen/ und dadurch die Leute an ih-Gerichts-
Junckern Feh-
ler Erſtattung.

ren Rechten auffgehalten worden/ ſo ſoll denſelbigen Leuten frey ſte-
hen/ ihre Sache in unſern Cantzeleyen anhaͤngig zu machen/ da ihnen
auch auff ihr Anſuchen/ nach Befindung dieſes Auffenthalts/ gebuͤhr-
licher Proceß erkant/ und zu Recht verholffen werden ſoll.

§. 6. Dieweilen auch etliche vom Adel zu Beſetzung ihrer Ge-Daß die Ge-
richts-Herrn
ihre Untertha-
nen mit Ge-
richts-Koſten
nicht beſchwe-
ren ſollen.

richte unſere Unterthanen vermoͤgen/ darnach die Unkoſten/ ſo auff
ſolcher Gerichte Beſetzung lauffen/ ihren armen Leuten auffdringen/
ſo wollen wir ſolche Beſchwerung hiermit abgeſchafft und verboten
haben; Setzen und ordnen dahero/ daß hinfuͤhro ein jeder in unſerm
Lande/ der eigene Gerichte hat/ dieſelben auff ſeinen eigenen Koſten/ er
brauche gleich ſeine ſelbſt eigene oder andere Schoͤppen dazu/ halten/
und deßhalben ſeinen Unterthanen mit nichten beſchwerlich ſeyn ſoll/
dann weilen die Gerichts-Herrn Renthe/ Zinſe/ Dienſte/ Buſſen/
und dergleichen Pflicht von ihren Leuten nehmen/ ſo iſt auch billig/
daß ſie dagegen die Juſtice zum beſten beſtellen/ und ihre arme Unter-
thanen damit nicht beſchweren.

Caput IV.

Vom Gerichts-Schreiber/ Gerichts-Buch/ auch
Gerichts-Sachen und hinterlegten Geldes Ver-
wahrung.

§. 1.

EJn jedes Gericht ſoll ſeinen eigenen Gerichts-Schreiber haben/Gerichtſchrei-
ber Pflicht.

der uns und dem Gerichte mit Eyden und Pflichten verwandt ſeyn

ſoll/
D d d 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0404" n="397"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von Heßi&#x017F;chen Land-u&#x0364;blichem Gerichts-Brauch.</hi></fw><lb/>
mercklichen Unko&#x017F;ten und Be&#x017F;chwerden zu &#x017F;uchen geno&#x0364;thiget werden;<lb/>
&#x017F;o wollen wir da&#x017F;&#x017F;elbe/ und &#x017F;onderlich die&#x017F;en unziemlichen Mißbrauch<note place="right">Ga&#x017F;t-Gerichte<lb/>
abzu&#x017F;chaffen.</note><lb/>
der Kauff- oder Ga&#x017F;t-Gerichte hiermit ga&#x0364;ntzlich abge&#x017F;chafft/ und &#x017F;o<lb/>
wohl un&#x017F;ern Unterthanen von Adel/ die eigene Gerichte haben/ als auch<lb/>
un&#x017F;ern Beamten aufferlegt/ eingebunden und befohlen haben: daß<lb/>
&#x017F;ie die gewo&#x0364;hnliche Gerichte fleißig/ vornehmlich aber in den Sta&#x0364;dten<lb/>
nach Gelegenheit und Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der&#x017F;elben/ entweder alle Wochen oder<note place="right">Gerichte wie<lb/>
offt zu halten.</note><lb/>
je zu 14. Tagen und auffm Lande zu 4. Wochen einmahl halten/ und<lb/>
die Partheyen mit Abforderung einigen widerrechtlichen Unko&#x017F;tens<lb/>
gar nicht be&#x017F;chweren; Da es aber an etlichen Orten bra&#x0364;uchlich/ die<lb/>
Gerichte o&#x0364;ffters zu halten/ &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en wir es bey dem&#x017F;elben Brauch<lb/>
noch bewenden/ als den wir hierdurch nicht gea&#x0364;ndert haben wollen.</p><lb/>
          <p>§. 5. Da &#x017F;on&#x017F;ten die Gerichts-Junckern an Haltung ihrer Ge-<lb/>
richte einigen Mangel er&#x017F;cheinen la&#x017F;&#x017F;en/ und dadurch die Leute an ih-<note place="right">Gerichts-<lb/>
Junckern Feh-<lb/>
ler Er&#x017F;tattung.</note><lb/>
ren Rechten auffgehalten worden/ &#x017F;o &#x017F;oll den&#x017F;elbigen Leuten frey &#x017F;te-<lb/>
hen/ ihre Sache in un&#x017F;ern Cantzeleyen anha&#x0364;ngig zu machen/ da ihnen<lb/>
auch auff ihr An&#x017F;uchen/ nach Befindung die&#x017F;es Auffenthalts/ gebu&#x0364;hr-<lb/>
licher Proceß erkant/ und zu Recht verholffen werden &#x017F;oll.</p><lb/>
          <p>§. 6. Dieweilen auch etliche vom Adel zu Be&#x017F;etzung ihrer Ge-<note place="right">Daß die Ge-<lb/>
richts-Herrn<lb/>
ihre Untertha-<lb/>
nen mit Ge-<lb/>
richts-Ko&#x017F;ten<lb/>
nicht be&#x017F;chwe-<lb/>
ren &#x017F;ollen.</note><lb/>
richte un&#x017F;ere Unterthanen vermo&#x0364;gen/ darnach die Unko&#x017F;ten/ &#x017F;o auff<lb/>
&#x017F;olcher Gerichte Be&#x017F;etzung lauffen/ ihren armen Leuten auffdringen/<lb/>
&#x017F;o wollen wir &#x017F;olche Be&#x017F;chwerung hiermit abge&#x017F;chafft und verboten<lb/>
haben; Setzen und ordnen dahero/ daß hinfu&#x0364;hro ein jeder in un&#x017F;erm<lb/>
Lande/ der eigene Gerichte hat/ die&#x017F;elben auff &#x017F;einen eigenen Ko&#x017F;ten/ er<lb/>
brauche gleich &#x017F;eine &#x017F;elb&#x017F;t eigene oder andere Scho&#x0364;ppen dazu/ halten/<lb/>
und deßhalben &#x017F;einen Unterthanen mit nichten be&#x017F;chwerlich &#x017F;eyn &#x017F;oll/<lb/>
dann weilen die Gerichts-Herrn Renthe/ Zin&#x017F;e/ Dien&#x017F;te/ Bu&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
und dergleichen Pflicht von ihren Leuten nehmen/ &#x017F;o i&#x017F;t auch billig/<lb/>
daß &#x017F;ie dagegen die <hi rendition="#aq">Ju&#x017F;tice</hi> zum be&#x017F;ten be&#x017F;tellen/ und ihre arme Unter-<lb/>
thanen damit nicht be&#x017F;chweren.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Caput</hi></hi> IV.</hi> </hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Vom Gerichts-Schreiber/ Gerichts-Buch/ auch<lb/>
Gerichts-Sachen und hinterlegten Geldes Ver-<lb/>
wahrung.</hi> </hi> </p>
          </argument><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">§. 1.</hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#in">E</hi>Jn jedes Gericht &#x017F;oll &#x017F;einen eigenen Gerichts-Schreiber haben/<note place="right">Gericht&#x017F;chrei-<lb/>
ber Pflicht.</note><lb/>
der uns und dem Gerichte mit Eyden und Pflichten verwandt &#x017F;eyn<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d d 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;oll/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[397/0404] Von Heßiſchen Land-uͤblichem Gerichts-Brauch. mercklichen Unkoſten und Beſchwerden zu ſuchen genoͤthiget werden; ſo wollen wir daſſelbe/ und ſonderlich dieſen unziemlichen Mißbrauch der Kauff- oder Gaſt-Gerichte hiermit gaͤntzlich abgeſchafft/ und ſo wohl unſern Unterthanen von Adel/ die eigene Gerichte haben/ als auch unſern Beamten aufferlegt/ eingebunden und befohlen haben: daß ſie die gewoͤhnliche Gerichte fleißig/ vornehmlich aber in den Staͤdten nach Gelegenheit und Groͤſſe derſelben/ entweder alle Wochen oder je zu 14. Tagen und auffm Lande zu 4. Wochen einmahl halten/ und die Partheyen mit Abforderung einigen widerrechtlichen Unkoſtens gar nicht beſchweren; Da es aber an etlichen Orten braͤuchlich/ die Gerichte oͤffters zu halten/ ſo laſſen wir es bey demſelben Brauch noch bewenden/ als den wir hierdurch nicht geaͤndert haben wollen. Gaſt-Gerichte abzuſchaffen. Gerichte wie offt zu halten. §. 5. Da ſonſten die Gerichts-Junckern an Haltung ihrer Ge- richte einigen Mangel erſcheinen laſſen/ und dadurch die Leute an ih- ren Rechten auffgehalten worden/ ſo ſoll denſelbigen Leuten frey ſte- hen/ ihre Sache in unſern Cantzeleyen anhaͤngig zu machen/ da ihnen auch auff ihr Anſuchen/ nach Befindung dieſes Auffenthalts/ gebuͤhr- licher Proceß erkant/ und zu Recht verholffen werden ſoll. Gerichts- Junckern Feh- ler Erſtattung. §. 6. Dieweilen auch etliche vom Adel zu Beſetzung ihrer Ge- richte unſere Unterthanen vermoͤgen/ darnach die Unkoſten/ ſo auff ſolcher Gerichte Beſetzung lauffen/ ihren armen Leuten auffdringen/ ſo wollen wir ſolche Beſchwerung hiermit abgeſchafft und verboten haben; Setzen und ordnen dahero/ daß hinfuͤhro ein jeder in unſerm Lande/ der eigene Gerichte hat/ dieſelben auff ſeinen eigenen Koſten/ er brauche gleich ſeine ſelbſt eigene oder andere Schoͤppen dazu/ halten/ und deßhalben ſeinen Unterthanen mit nichten beſchwerlich ſeyn ſoll/ dann weilen die Gerichts-Herrn Renthe/ Zinſe/ Dienſte/ Buſſen/ und dergleichen Pflicht von ihren Leuten nehmen/ ſo iſt auch billig/ daß ſie dagegen die Juſtice zum beſten beſtellen/ und ihre arme Unter- thanen damit nicht beſchweren. Daß die Ge- richts-Herrn ihre Untertha- nen mit Ge- richts-Koſten nicht beſchwe- ren ſollen. Caput IV. Vom Gerichts-Schreiber/ Gerichts-Buch/ auch Gerichts-Sachen und hinterlegten Geldes Ver- wahrung. §. 1. EJn jedes Gericht ſoll ſeinen eigenen Gerichts-Schreiber haben/ der uns und dem Gerichte mit Eyden und Pflichten verwandt ſeyn ſoll/ Gerichtſchrei- ber Pflicht. D d d 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/404
Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/404>, abgerufen am 22.12.2024.