§. 9. Ein Bruder vom Vater allein/ nicht aber von der Mutter/ ist nicht schuldig seinem Halbbruder oder Schwester im Testament etwas zu geben/ sondern mag andere zu Erben verordnen/ jedoch ehrliche Leute/ sonst wird das Testament vernichtet; Wer sonst ein Testa- ment verbirget oder gefährlich vorenthält/ fällt in Falschheits Laster.
L. fratres 27. C. de. inoff. testam §. non autem, verf. Soror autem, inst. Eod. L. Eum qui celavit, C. ad L. Corn. de fals.
Soldaten Freyheit Testa- ment zu ma- chen.
§. 10. Ein Soldat in seinem Zug oder Feld-Schlacht begrif- fen/ mag jemanden zum theil als Erbe einsetzen/ zum theil auch vergessen/ da ihm dennoch das übrige Antheil zuwächst/ sonst aber hat niemand solchen Rechts Freyheit/ jedoch sollen auch Soldaten an andern Orten in ihren Häusern/ Wohnungen oder Winter-Qvartieren/ da sie Zeit und Gelegenheit haben/ sich ordentlichen Rechts-Lauffs bedienen; Sonst aber Kriegs-Leute und Rittermäßigen Männer letzte Verordnung und Willen/ auff Scheide/ Schild oder Schwerdt/ im Staub oder Sande gemacht/ item alle deren unvollkommene schrifftliche Testamente/ sollen jeder- zeit vollkommene Gewalt und Macht haben/ auch kräfft- und gültig gehalten werden; So muß gleichfals in andern Begebenheiten recht- lichen Vermächtnissen erst Genüge geschehen/ so gar/ daß auch Ubelthä- tern/ die Hauptverbrechen begangen/ wohl vor/ nicht aber nach abge- sprochenem Urtheil frey steht/ etwas vom ihrigen wegzugeben/ und To- des wegen zu verschencken.
L. quoties C. de haered. instit. L. 6. §. 1. L. miles, ff. Eod. L. 7. ff. de R. J. §. 1. instit. de Testam. L. milites, C. & L. miles, si testam. ff. de Testam. milit. L. fin. §. et- si, C. de jure deliber. L. 15. ff. de donat. Auth. bona, C. de bon. damn, §. de- portati, Auth. de nupt.
Testament wann nichtig verfällt.
§. 11. Wer auch nach seines Vatern Tod gebohren/ oder nach gemach- tem Testament zum Erben erkant/ wird nicht mit vorbedachtem Rath/ sondern aus Vergessenheit übergangen vermuthet/ und bleibet also der rechte Erbe/ ja es verfällt das Testament von Rechts wegen/ weilen es nicht wahrscheinlich zu halten/ daß jemand seinen Kindern/ welche die Natur zum Erbrecht fordert/ einen Fremden habe vorziehen wollen/ sie wären dann recht ausdrücklich enterbet.
§. aliud quoque in auth. ut cum. de appell. cog. L. si filium, C. de inoffic. testam.
§. 12. Ob nun zwar durch Kinder Geburt ein Testament vernich- tet/ dieselbe aber vor dem Vater wieder sterben/ so gewinnet dasselbe seine vorige Würckungs Krafft/ es sey denn wissent- und vorsetzlich vom Urheber ausgelescht/ durchstrichen/ verkratzt oder zerrissen; eini-
gen
III. Buch/ Cap. X.
Voll- oder Halb-Bruͤder Recht im Te- ſtament.
§. 9. Ein Bruder vom Vater allein/ nicht aber von der Mutter/ iſt nicht ſchuldig ſeinem Halbbruder oder Schweſter im Teſtament etwas zu geben/ ſondern mag andere zu Erben verordnen/ jedoch ehrliche Leute/ ſonſt wird das Teſtament vernichtet; Wer ſonſt ein Teſta- ment verbirget oder gefaͤhrlich vorenthaͤlt/ faͤllt in Falſchheits Laſter.
L. fratres 27. C. de. inoff. teſtam §. non autem, verf. Soror autem, inſt. Eod. L. Eum qui celavit, C. ad L. Corn. de fals.
Soldaten Fꝛeyheit Teſta- ment zu ma- chen.
§. 10. Ein Soldat in ſeinem Zug oder Feld-Schlacht begrif- fen/ mag jemanden zum theil als Erbe einſetzen/ zum theil auch vergeſſen/ da ihm dennoch das uͤbrige Antheil zuwaͤchſt/ ſonſt aber hat niemand ſolchen Rechts Freyheit/ jedoch ſollen auch Soldaten an andern Orten in ihren Haͤuſern/ Wohnungen oder Winter-Qvartieren/ da ſie Zeit und Gelegenheit haben/ ſich ordentlichen Rechts-Lauffs bedienen; Sonſt aber Kriegs-Leute und Rittermaͤßigen Maͤnner letzte Verordnung und Willen/ auff Scheide/ Schild oder Schwerdt/ im Staub oder Sande gemacht/ item alle deren unvollkommene ſchrifftliche Teſtamente/ ſollen jeder- zeit vollkommene Gewalt und Macht haben/ auch kraͤfft- und guͤltig gehalten werden; So muß gleichfals in andern Begebenheiten recht- lichen Vermaͤchtniſſen erſt Genuͤge geſchehen/ ſo gar/ daß auch Ubelthaͤ- tern/ die Hauptverbrechen begangen/ wohl vor/ nicht aber nach abge- ſprochenem Urtheil frey ſteht/ etwas vom ihrigen wegzugeben/ und To- des wegen zu verſchencken.
L. quoties C. de hæred. inſtit. L. 6. §. 1. L. miles, ff. Eod. L. 7. ff. de R. J. §. 1. inſtit. de Teſtam. L. milites, C. & L. miles, ſi teſtam. ff. de Teſtam. milit. L. fin. §. et- ſi, C. de jure deliber. L. 15. ff. de donat. Auth. bona, C. de bon. damn, §. de- portati, Auth. de nupt.
Teſtament wann nichtig verfaͤllt.
§. 11. Wer auch nach ſeines Vatern Tod gebohrẽ/ oder nach gemach- tem Teſtament zum Erben erkant/ wird nicht mit vorbedachtem Rath/ ſondern aus Vergeſſenheit uͤbergangen vermuthet/ und bleibet alſo der rechte Erbe/ ja es verfaͤllt das Teſtament von Rechts wegen/ weilen es nicht wahrſcheinlich zu halten/ daß jemand ſeinen Kindern/ welche die Natur zum Erbrecht fordert/ einen Fremden habe vorziehen wollen/ ſie waͤren dann recht ausdruͤcklich enterbet.
§. aliud quoque in auth. ut cum. de appell. cog. L. ſi filium, C. de inoffic. teſtam.
§. 12. Ob nun zwar durch Kinder Geburt ein Teſtament vernich- tet/ dieſelbe aber vor dem Vater wieder ſterben/ ſo gewinnet daſſelbe ſeine vorige Wuͤrckungs Krafft/ es ſey denn wiſſent- und vorſetzlich vom Urheber ausgeleſcht/ durchſtrichen/ verkratzt oder zerriſſen; eini-
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III. Buch/ Cap. X.
§. 9. Ein Bruder vom Vater allein/ nicht aber von der Mutter/
iſt nicht ſchuldig ſeinem Halbbruder oder Schweſter im Teſtament
etwas zu geben/ ſondern mag andere zu Erben verordnen/ jedoch ehrliche
Leute/ ſonſt wird das Teſtament vernichtet; Wer ſonſt ein Teſta-
ment verbirget oder gefaͤhrlich vorenthaͤlt/ faͤllt in Falſchheits Laſter.
L. fratres 27. C. de. inoff. teſtam §. non autem, verf. Soror autem, inſt. Eod. L.
Eum qui celavit, C. ad L. Corn. de fals.
§. 10. Ein Soldat in ſeinem Zug oder Feld-Schlacht begrif-
fen/ mag jemanden zum theil als Erbe einſetzen/ zum theil auch
vergeſſen/ da ihm dennoch das uͤbrige Antheil zuwaͤchſt/ ſonſt
aber hat niemand ſolchen Rechts Freyheit/ jedoch ſollen auch
Soldaten an andern Orten in ihren Haͤuſern/ Wohnungen oder
Winter-Qvartieren/ da ſie Zeit und Gelegenheit haben/ ſich
ordentlichen Rechts-Lauffs bedienen; Sonſt aber Kriegs-Leute
und Rittermaͤßigen Maͤnner letzte Verordnung und Willen/ auff
Scheide/ Schild oder Schwerdt/ im Staub oder Sande gemacht/
item alle deren unvollkommene ſchrifftliche Teſtamente/ ſollen jeder-
zeit vollkommene Gewalt und Macht haben/ auch kraͤfft- und guͤltig
gehalten werden; So muß gleichfals in andern Begebenheiten recht-
lichen Vermaͤchtniſſen erſt Genuͤge geſchehen/ ſo gar/ daß auch Ubelthaͤ-
tern/ die Hauptverbrechen begangen/ wohl vor/ nicht aber nach abge-
ſprochenem Urtheil frey ſteht/ etwas vom ihrigen wegzugeben/ und To-
des wegen zu verſchencken.
L. quoties C. de hæred. inſtit. L. 6. §. 1. L. miles, ff. Eod. L. 7. ff. de R. J. §. 1. inſtit.
de Teſtam. L. milites, C. & L. miles, ſi teſtam. ff. de Teſtam. milit. L. fin. §. et-
ſi, C. de jure deliber. L. 15. ff. de donat. Auth. bona, C. de bon. damn, §. de-
portati, Auth. de nupt.
§. 11. Wer auch nach ſeines Vatern Tod gebohrẽ/ oder nach gemach-
tem Teſtament zum Erben erkant/ wird nicht mit vorbedachtem Rath/
ſondern aus Vergeſſenheit uͤbergangen vermuthet/ und bleibet alſo der
rechte Erbe/ ja es verfaͤllt das Teſtament von Rechts wegen/ weilen es
nicht wahrſcheinlich zu halten/ daß jemand ſeinen Kindern/ welche die
Natur zum Erbrecht fordert/ einen Fremden habe vorziehen wollen/ ſie
waͤren dann recht ausdruͤcklich enterbet.
§. aliud quoque in auth. ut cum. de appell. cog. L. ſi filium, C. de inoffic. teſtam.
§. 12. Ob nun zwar durch Kinder Geburt ein Teſtament vernich-
tet/ dieſelbe aber vor dem Vater wieder ſterben/ ſo gewinnet daſſelbe
ſeine vorige Wuͤrckungs Krafft/ es ſey denn wiſſent- und vorſetzlich
vom Urheber ausgeleſcht/ durchſtrichen/ verkratzt oder zerriſſen; eini-
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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/337>, abgerufen am 25.11.2024.
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