Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Buch/ Cap. VIII.
geben pflegen/ dahero man das dabey Verlohrene Unbezahlete nicht
einmahl rechtlich fordern kan/ insonderheit von Geistlichen; So mag
auch kein Mitspieler/ wenn er einem andern Geld geliehen/ und es
ihm selbsten wieder abgewonnen/ solches bey oder nach dem Spiel
nochmahlen begehren/ es sey denn/ daß der/ so das Geld verlohren/ sol-
ches zu bezahlen/ eydlich oder bey ehrlichen Adel-Worten Treu und
Glauben im Spiel verheissen/ alsdann werden Mittel zur Einmah-
nung gestattet/ weilen ein solcher das Ansehn hat/ seinem Recht abge-
sagt/ und das Verlohrne geschenckt zu haben.

§. 23. instit. de inutil. stipul. Tot. tit. ff. & C. de aleat. & al. lus. Auth. interdicimus,
C. de Episc. & cler. L. fin. C. de alcat.
Schädlichen
Spiels Ver-
bot.

§. 5. Weilen nun Karten-Bret- und Würffel-Spiel ein schänd-
und schädlich Verschwendungs Werckzeug/ dadurch die meisten aus
unbedachtsamer Verwegenheit zur Armuth gebracht werden/ dahero
sie alsdann GOtt fluchen und lästern/ auch wohl grössere Unthaten
zu begehen beginnen/ als ist billig zu gemeinen Wesens Besten und
Wohlfahrt/ das Seinige durch Spiel zu mißbrauchen/ auch um
Geld zu spielen/ oder Spiels halben eine Wette oder Gelübde zu thun/
in streng- und löblichen Rechten verboten/ und wo einer dem andern
im Spiel auff borgen abgewinnet/ soll es nicht bezahlet werden/ viel
mehr mag einer/ was er verlohren und bezahlet/ wieder fordern; So
ist auch ein Verkäuffer das im Spiel verkauffte Gut zu gewähren
nicht verbunden; Wer aber bey Straffe zu spielen absaget/ und den-
noch spielet/ ist solche zu bezahlen gehalten/ darum soll man öffentliche
Spiel-Häuser zu plündern frey geben/ deßgleichen wer einem andern
zum Spiel genöthiget/ soll mit Gefängniß Straffe beleget werden;
Um Eß-Waaren aber mag einer Familie Gesellschafft wohl spielen
zur Lust/ also Ballschlagen/ Kegelspiel und dergleichen Ubung ist er-
laubet.

L. fin. in princ. & in fin. C. de relig. & sumt. fun. & aleae lusu. L. item mala, ff. ad L.
Aquil. L. non ambigitur. ff. de Leg. L. fin. ff. de aleator. L. 121. ff. de V. obl.
L. 1. §. ult. ff. de Aleat. §. sed etiam inst. de his qui sui.

§. 6. Ein Vertrag aus Furcht und Gefahr L eibens Lebens und
Vertrag Recht
aus rechtmäs-
siger Furcht.
Gesundheit bewilliget ist unbündig/ wann die Gewalt bewiesen/ sol-
che aber ist nicht zu vermuthen/ wofern einer Parthey Freunde dabey
gewesen/ alsdann er auch durch Protest nicht mag wiederruffen wer-
den; Es muß aber solche Furcht und Schrecken seyn/ die einen stand-
hafften Mann bewegen kan/ als Todes-Bande/ Unzucht/ verbotenen
sonderbaren und öffentlichen unrecht oder gewaltsamen Gefängnisses/

nicht

III. Buch/ Cap. VIII.
geben pflegen/ dahero man das dabey Verlohrene Unbezahlete nicht
einmahl rechtlich fordern kan/ inſonderheit von Geiſtlichen; So mag
auch kein Mitſpieler/ wenn er einem andern Geld geliehen/ und es
ihm ſelbſten wieder abgewonnen/ ſolches bey oder nach dem Spiel
nochmahlen begehren/ es ſey denn/ daß der/ ſo das Geld verlohren/ ſol-
ches zu bezahlen/ eydlich oder bey ehrlichen Adel-Worten Treu und
Glauben im Spiel verheiſſen/ alsdann werden Mittel zur Einmah-
nung geſtattet/ weilen ein ſolcher das Anſehn hat/ ſeinem Recht abge-
ſagt/ und das Verlohrne geſchenckt zu haben.

§. 23. inſtit. de inutil. ſtipul. Tot. tit. ff. & C. de aleat. & al. luſ. Auth. interdicimus,
C. de Epiſc. & cler. L. fin. C. de alcat.
Schaͤdlichen
Spiels Ver-
bot.

§. 5. Weilen nun Karten-Bret- und Wuͤrffel-Spiel ein ſchaͤnd-
und ſchaͤdlich Verſchwendungs Werckzeug/ dadurch die meiſten aus
unbedachtſamer Verwegenheit zur Armuth gebracht werden/ dahero
ſie alsdann GOtt fluchen und laͤſtern/ auch wohl groͤſſere Unthaten
zu begehen beginnen/ als iſt billig zu gemeinen Weſens Beſten und
Wohlfahrt/ das Seinige durch Spiel zu mißbrauchen/ auch um
Geld zu ſpielen/ oder Spiels halben eine Wette oder Geluͤbde zu thun/
in ſtreng- und loͤblichen Rechten verboten/ und wo einer dem andern
im Spiel auff borgen abgewinnet/ ſoll es nicht bezahlet werden/ viel
mehr mag einer/ was er verlohren und bezahlet/ wieder fordern; So
iſt auch ein Verkaͤuffer das im Spiel verkauffte Gut zu gewaͤhren
nicht verbunden; Wer aber bey Straffe zu ſpielen abſaget/ und den-
noch ſpielet/ iſt ſolche zu bezahlen gehalten/ darum ſoll man oͤffentliche
Spiel-Haͤuſer zu pluͤndern frey geben/ deßgleichen wer einem andern
zum Spiel genoͤthiget/ ſoll mit Gefaͤngniß Straffe beleget werden;
Um Eß-Waaren aber mag einer Familie Geſellſchafft wohl ſpielen
zur Luſt/ alſo Ballſchlagen/ Kegelſpiel und dergleichen Ubung iſt er-
laubet.

L. fin. in princ. & in fin. C. de relig. & ſumt. fun. & aleæ luſu. L. item mala, ff. ad L.
Aquil. L. non ambigitur. ff. de Leg. L. fin. ff. de aleator. L. 121. ff. de V. obl.
L. 1. §. ult. ff. de Aleat. §. ſed etiam inſt. de his qui ſui.

§. 6. Ein Vertrag aus Furcht und Gefahr L eibens Lebens und
Vertrag Recht
aus rechtmaͤſ-
ſiger Furcht.
Geſundheit bewilliget iſt unbuͤndig/ wann die Gewalt bewieſen/ ſol-
che aber iſt nicht zu vermuthen/ wofern einer Parthey Freunde dabey
geweſen/ alsdann er auch durch Proteſt nicht mag wiederruffen wer-
den; Es muß aber ſolche Furcht und Schrecken ſeyn/ die einen ſtand-
hafften Mann bewegen kan/ als Todes-Bande/ Unzucht/ verbotenen
ſonderbaren und oͤffentlichen unrecht oder gewaltſamen Gefaͤngniſſes/

nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0313" n="306"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Buch/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Cap.</hi> VIII.</hi></hi></fw><lb/>
geben pflegen/ dahero man das dabey Verlohrene Unbezahlete nicht<lb/>
einmahl rechtlich fordern kan/ in&#x017F;onderheit von Gei&#x017F;tlichen; So mag<lb/>
auch kein Mit&#x017F;pieler/ wenn er einem andern Geld geliehen/ und es<lb/>
ihm &#x017F;elb&#x017F;ten wieder abgewonnen/ &#x017F;olches bey oder nach dem Spiel<lb/>
nochmahlen begehren/ es &#x017F;ey denn/ daß der/ &#x017F;o das Geld verlohren/ &#x017F;ol-<lb/>
ches zu bezahlen/ eydlich oder bey ehrlichen Adel-Worten Treu und<lb/>
Glauben im Spiel verhei&#x017F;&#x017F;en/ alsdann werden Mittel zur Einmah-<lb/>
nung ge&#x017F;tattet/ weilen ein &#x017F;olcher das An&#x017F;ehn hat/ &#x017F;einem Recht abge-<lb/>
&#x017F;agt/ und das Verlohrne ge&#x017F;chenckt zu haben.</p><lb/>
          <list>
            <item> <hi rendition="#aq">§. 23. in&#x017F;tit. de inutil. &#x017F;tipul. Tot. tit. ff. &amp; C. de aleat. &amp; al. lu&#x017F;. Auth. interdicimus,<lb/>
C. de Epi&#x017F;c. &amp; cler. L. fin. C. de alcat.</hi> </item>
          </list><lb/>
          <note place="left">Scha&#x0364;dlichen<lb/>
Spiels Ver-<lb/>
bot.</note>
          <p>§. 5. Weilen nun Karten-Bret- und Wu&#x0364;rffel-Spiel ein &#x017F;cha&#x0364;nd-<lb/>
und &#x017F;cha&#x0364;dlich Ver&#x017F;chwendungs Werckzeug/ dadurch die mei&#x017F;ten aus<lb/>
unbedacht&#x017F;amer Verwegenheit zur Armuth gebracht werden/ dahero<lb/>
&#x017F;ie alsdann GOtt fluchen und la&#x0364;&#x017F;tern/ auch wohl gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Unthaten<lb/>
zu begehen beginnen/ als i&#x017F;t billig zu gemeinen We&#x017F;ens Be&#x017F;ten und<lb/>
Wohlfahrt/ das Seinige durch Spiel zu mißbrauchen/ auch um<lb/>
Geld zu &#x017F;pielen/ oder Spiels halben eine Wette oder Gelu&#x0364;bde zu thun/<lb/>
in &#x017F;treng- und lo&#x0364;blichen Rechten verboten/ und wo einer dem andern<lb/>
im Spiel auff borgen abgewinnet/ &#x017F;oll es nicht bezahlet werden/ viel<lb/>
mehr mag einer/ was er verlohren und bezahlet/ wieder fordern; So<lb/>
i&#x017F;t auch ein Verka&#x0364;uffer das im Spiel verkauffte Gut zu gewa&#x0364;hren<lb/>
nicht verbunden; Wer aber bey Straffe zu &#x017F;pielen ab&#x017F;aget/ und den-<lb/>
noch &#x017F;pielet/ i&#x017F;t &#x017F;olche zu bezahlen gehalten/ darum &#x017F;oll man o&#x0364;ffentliche<lb/>
Spiel-Ha&#x0364;u&#x017F;er zu plu&#x0364;ndern frey geben/ deßgleichen wer einem andern<lb/>
zum Spiel geno&#x0364;thiget/ &#x017F;oll mit Gefa&#x0364;ngniß Straffe beleget werden;<lb/>
Um Eß-Waaren aber mag einer Familie Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft wohl &#x017F;pielen<lb/>
zur Lu&#x017F;t/ al&#x017F;o Ball&#x017F;chlagen/ Kegel&#x017F;piel und dergleichen Ubung i&#x017F;t er-<lb/>
laubet.</p><lb/>
          <list>
            <item> <hi rendition="#aq">L. fin. in princ. &amp; in fin. C. de relig. &amp; &#x017F;umt. fun. &amp; aleæ lu&#x017F;u. L. item mala, ff. ad L.<lb/>
Aquil. L. non ambigitur. ff. de Leg. L. fin. ff. de aleator. L. 121. ff. de V. obl.<lb/>
L. 1. §. ult. ff. de Aleat. §. &#x017F;ed etiam in&#x017F;t. de his qui &#x017F;ui.</hi> </item>
          </list><lb/>
          <p>§. 6. Ein Vertrag aus Furcht und Gefahr L eibens Lebens und<lb/><note place="left">Vertrag Recht<lb/>
aus rechtma&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;iger Furcht.</note>Ge&#x017F;undheit bewilliget i&#x017F;t unbu&#x0364;ndig/ wann die Gewalt bewie&#x017F;en/ &#x017F;ol-<lb/>
che aber i&#x017F;t nicht zu vermuthen/ wofern einer Parthey Freunde dabey<lb/>
gewe&#x017F;en/ alsdann er auch durch <hi rendition="#aq">Prote&#x017F;t</hi> nicht mag wiederruffen wer-<lb/>
den; Es muß aber &#x017F;olche Furcht und Schrecken &#x017F;eyn/ die einen &#x017F;tand-<lb/>
hafften Mann bewegen kan/ als Todes-Bande/ Unzucht/ verbotenen<lb/>
&#x017F;onderbaren und o&#x0364;ffentlichen unrecht oder gewalt&#x017F;amen Gefa&#x0364;ngni&#x017F;&#x017F;es/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[306/0313] III. Buch/ Cap. VIII. geben pflegen/ dahero man das dabey Verlohrene Unbezahlete nicht einmahl rechtlich fordern kan/ inſonderheit von Geiſtlichen; So mag auch kein Mitſpieler/ wenn er einem andern Geld geliehen/ und es ihm ſelbſten wieder abgewonnen/ ſolches bey oder nach dem Spiel nochmahlen begehren/ es ſey denn/ daß der/ ſo das Geld verlohren/ ſol- ches zu bezahlen/ eydlich oder bey ehrlichen Adel-Worten Treu und Glauben im Spiel verheiſſen/ alsdann werden Mittel zur Einmah- nung geſtattet/ weilen ein ſolcher das Anſehn hat/ ſeinem Recht abge- ſagt/ und das Verlohrne geſchenckt zu haben. §. 23. inſtit. de inutil. ſtipul. Tot. tit. ff. & C. de aleat. & al. luſ. Auth. interdicimus, C. de Epiſc. & cler. L. fin. C. de alcat. §. 5. Weilen nun Karten-Bret- und Wuͤrffel-Spiel ein ſchaͤnd- und ſchaͤdlich Verſchwendungs Werckzeug/ dadurch die meiſten aus unbedachtſamer Verwegenheit zur Armuth gebracht werden/ dahero ſie alsdann GOtt fluchen und laͤſtern/ auch wohl groͤſſere Unthaten zu begehen beginnen/ als iſt billig zu gemeinen Weſens Beſten und Wohlfahrt/ das Seinige durch Spiel zu mißbrauchen/ auch um Geld zu ſpielen/ oder Spiels halben eine Wette oder Geluͤbde zu thun/ in ſtreng- und loͤblichen Rechten verboten/ und wo einer dem andern im Spiel auff borgen abgewinnet/ ſoll es nicht bezahlet werden/ viel mehr mag einer/ was er verlohren und bezahlet/ wieder fordern; So iſt auch ein Verkaͤuffer das im Spiel verkauffte Gut zu gewaͤhren nicht verbunden; Wer aber bey Straffe zu ſpielen abſaget/ und den- noch ſpielet/ iſt ſolche zu bezahlen gehalten/ darum ſoll man oͤffentliche Spiel-Haͤuſer zu pluͤndern frey geben/ deßgleichen wer einem andern zum Spiel genoͤthiget/ ſoll mit Gefaͤngniß Straffe beleget werden; Um Eß-Waaren aber mag einer Familie Geſellſchafft wohl ſpielen zur Luſt/ alſo Ballſchlagen/ Kegelſpiel und dergleichen Ubung iſt er- laubet. L. fin. in princ. & in fin. C. de relig. & ſumt. fun. & aleæ luſu. L. item mala, ff. ad L. Aquil. L. non ambigitur. ff. de Leg. L. fin. ff. de aleator. L. 121. ff. de V. obl. L. 1. §. ult. ff. de Aleat. §. ſed etiam inſt. de his qui ſui. §. 6. Ein Vertrag aus Furcht und Gefahr L eibens Lebens und Geſundheit bewilliget iſt unbuͤndig/ wann die Gewalt bewieſen/ ſol- che aber iſt nicht zu vermuthen/ wofern einer Parthey Freunde dabey geweſen/ alsdann er auch durch Proteſt nicht mag wiederruffen wer- den; Es muß aber ſolche Furcht und Schrecken ſeyn/ die einen ſtand- hafften Mann bewegen kan/ als Todes-Bande/ Unzucht/ verbotenen ſonderbaren und oͤffentlichen unrecht oder gewaltſamen Gefaͤngniſſes/ nicht Vertrag Recht aus rechtmaͤſ- ſiger Furcht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/313
Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/313>, abgerufen am 26.12.2024.