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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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III. Buch/ Cap. VI.
todt/ davon er auch durch Brieffe versichert/ darauff seine andere
Frau/ jedoch mit gutem Vorwissen ihrer Eltern/ bey familiaren Um-
gang/ da sie selbst ihre Sachen aus dem Thor geschafft/ an einen an-
dern Ort zur Trauung geführet/ darüber er eine geraume Zeit gefäng-
lich gehalten/ auch das Verbrechen darum zweiffelhafft/ weilen nicht
erwiesen/ daß die vorige Frau zu der Zeit gelebet/ solches wäre ja bil-
lig mit Geldbusse zu vermitteln.

Heyraths zu-
fällige Ursachen
wie zu entschei-
den.

§. 28. Wann aber Eltern nicht in Abrede seyn können/ daß sie
jemanden ihre Tochter ehelich versprochen/ beyderseits Braut-Leute
auch ihre Bewilligung darein gegeben/ nachmahls sich mit einander
beschenckt/ als Braut und Bräutigam verhalten/ und bey dem Ver-
löbniß halben angesteltem Gelach von anwesenden Freunden Glück-
wünschung angenommen/ also dabey denen Rechten gemäß gar nichts
ermangelt/ ob schon vorgewandt würde/ daß die Heyrath mit dem Be-
ding geschlossen/ wann der Bräutigam seine Braut Ehr-gebühr- und
Ehelich halten/ auch gegen ihre Eltern sich geziemend betragen wol-
te/ dem aber am Verlöbniß-Tage vielfältig zu wieder gelebet/ die
Braut schimpfflich gehalten/ das Geschenck zurück gegeben/ und end-
lich der Bräutigam sie gar von sich gestossen und zum Teuffel gehen
heissen/ ja wann auch die Braut sagen möchte/ daß sie nimmer eheli-
che Liebe gegen den Bräutigam gehabt/ sondern nur ihren Eltern zu
gefallen in die Verlobung gewilliget/ zumahlen jedoch keine Zwangs-
Mittel gebraucht/ auch keine Beschimpffung erwiesen/ viel weniger
sothane Wortwechselungen erheblich/ bündige Verlobung zu trennen;
Jrrthum löset
keine Ehe auff.
als auch solcher Jrrthum/ da eine Braut einen bösen Bräutigam be-
kömmt/ welchen sie für fromm gehalten/ zur Aufflösunge gelten kan/
massen sie und ihre Eltern sich seines Leben und Wandels besser er-
kundigen können.

§. 29. Es wäre denn solchen Falls fernere Verweigerung be-
ständig geschehen/ daß nach allen Umständen vielen und schweren Be-
theurungen keine Versühnlichkeit zu hoffen/ sondern eine gar unfried-
liche/ unglückselige/ zu vielen Aergernissen Anlaß gebende Ehe dar-
aus abzunehmen/ sonst muß billig die Heyrath vollenzogen seyn/ da-
mit nicht andere dergleichen verbotene Mittel/ von solchen rechtmäßigen
Verlöbnissen aus geringen Ursachen sich loß zu machen/ ersinnen können.

L. 99. ff. de condit. & demonstr. L. 12. ff. de spons. L. 22. ff. de R N. L. 9. C. quod met.
caus. L. 32. §. 12. ff. de donat. int. vir. L. 27. ff. de pact. dotal. c. un. caus. 29. q. 1.
L. fin. C. de probat. L. 13. §. 6. C. de judic. L. 10. C. de injur.
§. 30. Wann

III. Buch/ Cap. VI.
todt/ davon er auch durch Brieffe verſichert/ darauff ſeine andere
Frau/ jedoch mit gutem Vorwiſſen ihrer Eltern/ bey familiaren Um-
gang/ da ſie ſelbſt ihre Sachen aus dem Thor geſchafft/ an einen an-
dern Ort zur Trauung gefuͤhret/ daruͤber er eine geraume Zeit gefaͤng-
lich gehalten/ auch das Verbrechen darum zweiffelhafft/ weilen nicht
erwieſen/ daß die vorige Frau zu der Zeit gelebet/ ſolches waͤre ja bil-
lig mit Geldbuſſe zu vermitteln.

Heyraths zu-
faͤllige Urſachẽ
wie zu entſchei-
den.

§. 28. Wann aber Eltern nicht in Abrede ſeyn koͤnnen/ daß ſie
jemanden ihre Tochter ehelich verſprochen/ beyderſeits Braut-Leute
auch ihre Bewilligung darein gegeben/ nachmahls ſich mit einander
beſchenckt/ als Braut und Braͤutigam verhalten/ und bey dem Ver-
loͤbniß halben angeſteltem Gelach von anweſenden Freunden Gluͤck-
wuͤnſchung angenommen/ alſo dabey denen Rechten gemaͤß gar nichts
ermangelt/ ob ſchon vorgewandt wuͤrde/ daß die Heyrath mit dem Be-
ding geſchloſſen/ wann der Braͤutigam ſeine Braut Ehr-gebuͤhr- und
Ehelich halten/ auch gegen ihre Eltern ſich geziemend betragen wol-
te/ dem aber am Verloͤbniß-Tage vielfaͤltig zu wieder gelebet/ die
Braut ſchimpfflich gehalten/ das Geſchenck zuruͤck gegeben/ und end-
lich der Braͤutigam ſie gar von ſich geſtoſſen und zum Teuffel gehen
heiſſen/ ja wann auch die Braut ſagen moͤchte/ daß ſie nimmer eheli-
che Liebe gegen den Braͤutigam gehabt/ ſondern nur ihren Eltern zu
gefallen in die Verlobung gewilliget/ zumahlen jedoch keine Zwangs-
Mittel gebraucht/ auch keine Beſchimpffung erwieſen/ viel weniger
ſothane Wortwechſelungen erheblich/ buͤndige Verlobung zu trennen;
Jrrthum loͤſet
keine Ehe auff.
als auch ſolcher Jrrthum/ da eine Braut einen boͤſen Braͤutigam be-
koͤmmt/ welchen ſie fuͤr fromm gehalten/ zur Auffloͤſunge gelten kan/
maſſen ſie und ihre Eltern ſich ſeines Leben und Wandels beſſer er-
kundigen koͤnnen.

§. 29. Es waͤre denn ſolchen Falls fernere Verweigerung be-
ſtaͤndig geſchehen/ daß nach allen Umſtaͤnden vielen und ſchweren Be-
theurungen keine Verſuͤhnlichkeit zu hoffen/ ſondern eine gar unfried-
liche/ ungluͤckſelige/ zu vielen Aergerniſſen Anlaß gebende Ehe dar-
aus abzunehmen/ ſonſt muß billig die Heyrath vollenzogen ſeyn/ da-
mit nicht andere dergleichen verbotene Mittel/ von ſolchen rechtmaͤßigen
Verloͤbniſſen aus geringen Urſachen ſich loß zu machen/ erſinnen koͤñen.

L. 99. ff. de condit. & demonſtr. L. 12. ff. de ſponſ. L. 22. ff. de R N. L. 9. C. quod met.
cauſ. L. 32. §. 12. ff. de donat. int. vir. L. 27. ff. de pact. dotal. c. un. cauſ. 29. q. 1.
L. fin. C. de probat. L. 13. §. 6. C. de judic. L. 10. C. de injur.
§. 30. Wann
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[278/0285] III. Buch/ Cap. VI. todt/ davon er auch durch Brieffe verſichert/ darauff ſeine andere Frau/ jedoch mit gutem Vorwiſſen ihrer Eltern/ bey familiaren Um- gang/ da ſie ſelbſt ihre Sachen aus dem Thor geſchafft/ an einen an- dern Ort zur Trauung gefuͤhret/ daruͤber er eine geraume Zeit gefaͤng- lich gehalten/ auch das Verbrechen darum zweiffelhafft/ weilen nicht erwieſen/ daß die vorige Frau zu der Zeit gelebet/ ſolches waͤre ja bil- lig mit Geldbuſſe zu vermitteln. §. 28. Wann aber Eltern nicht in Abrede ſeyn koͤnnen/ daß ſie jemanden ihre Tochter ehelich verſprochen/ beyderſeits Braut-Leute auch ihre Bewilligung darein gegeben/ nachmahls ſich mit einander beſchenckt/ als Braut und Braͤutigam verhalten/ und bey dem Ver- loͤbniß halben angeſteltem Gelach von anweſenden Freunden Gluͤck- wuͤnſchung angenommen/ alſo dabey denen Rechten gemaͤß gar nichts ermangelt/ ob ſchon vorgewandt wuͤrde/ daß die Heyrath mit dem Be- ding geſchloſſen/ wann der Braͤutigam ſeine Braut Ehr-gebuͤhr- und Ehelich halten/ auch gegen ihre Eltern ſich geziemend betragen wol- te/ dem aber am Verloͤbniß-Tage vielfaͤltig zu wieder gelebet/ die Braut ſchimpfflich gehalten/ das Geſchenck zuruͤck gegeben/ und end- lich der Braͤutigam ſie gar von ſich geſtoſſen und zum Teuffel gehen heiſſen/ ja wann auch die Braut ſagen moͤchte/ daß ſie nimmer eheli- che Liebe gegen den Braͤutigam gehabt/ ſondern nur ihren Eltern zu gefallen in die Verlobung gewilliget/ zumahlen jedoch keine Zwangs- Mittel gebraucht/ auch keine Beſchimpffung erwieſen/ viel weniger ſothane Wortwechſelungen erheblich/ buͤndige Verlobung zu trennen; als auch ſolcher Jrrthum/ da eine Braut einen boͤſen Braͤutigam be- koͤmmt/ welchen ſie fuͤr fromm gehalten/ zur Auffloͤſunge gelten kan/ maſſen ſie und ihre Eltern ſich ſeines Leben und Wandels beſſer er- kundigen koͤnnen. Jrrthum loͤſet keine Ehe auff. §. 29. Es waͤre denn ſolchen Falls fernere Verweigerung be- ſtaͤndig geſchehen/ daß nach allen Umſtaͤnden vielen und ſchweren Be- theurungen keine Verſuͤhnlichkeit zu hoffen/ ſondern eine gar unfried- liche/ ungluͤckſelige/ zu vielen Aergerniſſen Anlaß gebende Ehe dar- aus abzunehmen/ ſonſt muß billig die Heyrath vollenzogen ſeyn/ da- mit nicht andere dergleichen verbotene Mittel/ von ſolchen rechtmaͤßigen Verloͤbniſſen aus geringen Urſachen ſich loß zu machen/ erſinnen koͤñen. L. 99. ff. de condit. & demonſtr. L. 12. ff. de ſponſ. L. 22. ff. de R N. L. 9. C. quod met. cauſ. L. 32. §. 12. ff. de donat. int. vir. L. 27. ff. de pact. dotal. c. un. cauſ. 29. q. 1. L. fin. C. de probat. L. 13. §. 6. C. de judic. L. 10. C. de injur. §. 30. Wann

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/285>, abgerufen am 22.11.2024.