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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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Vom Ehestand und dessen Rechts Anhang.

§. 7. Geheime Verlöbnisse sind eigentlich die/ so ohne Eltern undGeheimen
Verlöbniß
Recht.

Herrn Willen geschehen/ oder ohne Zeugen beschlossen/ welche in Ge-
wissens Gericht wohl verbinden/ in bürgerlichem Recht aber nicht/ es
wäre dann die Sache durch fleischliche Vermischung allbereits ver-
dorben/ daß bey einem Theil Betrug vorhanden/ etwa einem Ge-
schlecht einen Schandflecken anzuhängen/ oder deren schrifft- und
mündliche Verwilligung genungsam bekandt/ welche aus folgenden
Worten zur Gnüge erwiesen seyn kan: Als daß sie sich einander die
Ehe biß auff priesterliche Copulation hiermit gegenwärtig/ klar und
deutlich versprochen haben wollen; also im gleichen ist es kräfftig/
wann jemand mit seiner Beyschläfferin oder Nachtfräulein ausGalgen Straf-
fe Befreyung.

Furcht gegen Todes-Gefahr in Schiffbruchs Noth oder Höllen Angst
Straffe sich zur Ehe verspricht; Jtem/ wer einem Mägdgen die Ehe
zusagt/ die ihn vom Galgen loß bittet/ muß es halten.

§. 8. Wann aber ein Mägdgen einem Freywerber auff die Hey-
raths Anmuthung dunckel und zweiffelhafft antwortet/ ist es auchEhestand so
nichtig.

fragens werth? Solche Worte verpflichten nicht/ es sey dann der an-
wesende Vater zu frieden/ so wäre genung/ daß die Tochter nicht wie-
dersprochen; Sonsten wird künfftigen Ehe-Gelöbniß durch erfolgten
Aussatz auffgehoben/ und mag man geheime Verlöbnisse vom künff-
tigen Ehestand durch Reue umstossen/ weilen sie an sich selbsten nich-
tig sind/ dazu wann ein Theil durch schmähen und lästern den Anfang
zu einigem Haß- und Feindschafft macht; oder wegen begangenen
Kinder-Mords und andern Ubelthaten Bezüchtigung ihrer Person
Gefängniß beschehen/ und darauff die Flucht oder Entweichung er-
folgt/ bey solcher Bewandniß und aus diesen angeführten Ursachen
ist ein Verlöbniß ungültig/ also daß die Verlobte von einander loßzu-
zehlen/ und die unschuldige Person sich ohne Proceß und Vorbewust
des Consistorii nach anderwärtiger Gelegenheit in Heyraths Wege
einlassen/ Gegentheil aber an solcher Verehelichung gar nicht hinder-
lich seyn mag.

L. 7. §. 12. ff. de spons. C fin. X. de conjug. lepros.

§. 9. So mögen sich nun zur Ehe nehmen zwey ledige Mann-Wer sich hey-
rathen mag
oder nicht.

und Weibes-Personen/ jedoch ausgenommen Eltern und Kinder/
Brüder und Schwester/ wie auch Vater und Mutter Brüder und
Schwester/ samt Bruder und Schwester Kinder/ deßgleichen ver-
storbenen Bruders Weib oder Schwester Mann/ oder dessen Bey-
schläfferin; Diese aber: als zweyer Brüder und Schwester Kinder/

und
Vom Eheſtand und deſſen Rechts Anhang.

§. 7. Geheime Verloͤbniſſe ſind eigentlich die/ ſo ohne Eltern undGeheimen
Verloͤbniß
Recht.

Herrn Willen geſchehen/ oder ohne Zeugen beſchloſſen/ welche in Ge-
wiſſens Gericht wohl verbinden/ in buͤrgerlichem Recht aber nicht/ es
waͤre dann die Sache durch fleiſchliche Vermiſchung allbereits ver-
dorben/ daß bey einem Theil Betrug vorhanden/ etwa einem Ge-
ſchlecht einen Schandflecken anzuhaͤngen/ oder deren ſchrifft- und
muͤndliche Verwilligung genungſam bekandt/ welche aus folgenden
Worten zur Gnuͤge erwieſen ſeyn kan: Als daß ſie ſich einander die
Ehe biß auff prieſterliche Copulation hiermit gegenwaͤrtig/ klar und
deutlich verſprochen haben wollen; alſo im gleichen iſt es kraͤfftig/
wann jemand mit ſeiner Beyſchlaͤfferin oder Nachtfraͤulein ausGalgen Stꝛaf-
fe Befreyung.

Furcht gegen Todes-Gefahr in Schiffbruchs Noth oder Hoͤllen Angſt
Straffe ſich zur Ehe verſpricht; Jtem/ wer einem Maͤgdgen die Ehe
zuſagt/ die ihn vom Galgen loß bittet/ muß es halten.

§. 8. Wann aber ein Maͤgdgen einem Freywerber auff die Hey-
raths Anmuthung dunckel und zweiffelhafft antwortet/ iſt es auchEheſtand ſo
nichtig.

fragens werth? Solche Worte verpflichten nicht/ es ſey dann der an-
weſende Vater zu frieden/ ſo waͤre genung/ daß die Tochter nicht wie-
derſprochen; Sonſten wird kuͤnfftigen Ehe-Geloͤbniß durch erfolgten
Ausſatz auffgehoben/ und mag man geheime Verloͤbniſſe vom kuͤnff-
tigen Eheſtand durch Reue umſtoſſen/ weilen ſie an ſich ſelbſten nich-
tig ſind/ dazu wann ein Theil durch ſchmaͤhen und laͤſtern den Anfang
zu einigem Haß- und Feindſchafft macht; oder wegen begangenen
Kinder-Mords und andern Ubelthaten Bezuͤchtigung ihrer Perſon
Gefaͤngniß beſchehen/ und darauff die Flucht oder Entweichung er-
folgt/ bey ſolcher Bewandniß und aus dieſen angefuͤhrten Urſachen
iſt ein Verloͤbniß unguͤltig/ alſo daß die Verlobte von einander loßzu-
zehlen/ und die unſchuldige Perſon ſich ohne Proceß und Vorbewuſt
des Conſiſtorii nach anderwaͤrtiger Gelegenheit in Heyraths Wege
einlaſſen/ Gegentheil aber an ſolcher Verehelichung gar nicht hinder-
lich ſeyn mag.

L. 7. §. 12. ff. de ſponſ. C fin. X. de conjug. leproſ.

§. 9. So moͤgen ſich nun zur Ehe nehmen zwey ledige Mann-Wer ſich hey-
rathen mag
oder nicht.

und Weibes-Perſonen/ jedoch ausgenommen Eltern und Kinder/
Bruͤder und Schweſter/ wie auch Vater und Mutter Bruͤder und
Schweſter/ ſamt Bruder und Schweſter Kinder/ deßgleichen ver-
ſtorbenen Bruders Weib oder Schweſter Mann/ oder deſſen Bey-
ſchlaͤfferin; Dieſe aber: als zweyer Bruͤder und Schweſter Kinder/

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[271/0278] Vom Eheſtand und deſſen Rechts Anhang. §. 7. Geheime Verloͤbniſſe ſind eigentlich die/ ſo ohne Eltern und Herrn Willen geſchehen/ oder ohne Zeugen beſchloſſen/ welche in Ge- wiſſens Gericht wohl verbinden/ in buͤrgerlichem Recht aber nicht/ es waͤre dann die Sache durch fleiſchliche Vermiſchung allbereits ver- dorben/ daß bey einem Theil Betrug vorhanden/ etwa einem Ge- ſchlecht einen Schandflecken anzuhaͤngen/ oder deren ſchrifft- und muͤndliche Verwilligung genungſam bekandt/ welche aus folgenden Worten zur Gnuͤge erwieſen ſeyn kan: Als daß ſie ſich einander die Ehe biß auff prieſterliche Copulation hiermit gegenwaͤrtig/ klar und deutlich verſprochen haben wollen; alſo im gleichen iſt es kraͤfftig/ wann jemand mit ſeiner Beyſchlaͤfferin oder Nachtfraͤulein aus Furcht gegen Todes-Gefahr in Schiffbruchs Noth oder Hoͤllen Angſt Straffe ſich zur Ehe verſpricht; Jtem/ wer einem Maͤgdgen die Ehe zuſagt/ die ihn vom Galgen loß bittet/ muß es halten. Geheimen Verloͤbniß Recht. Galgen Stꝛaf- fe Befreyung. §. 8. Wann aber ein Maͤgdgen einem Freywerber auff die Hey- raths Anmuthung dunckel und zweiffelhafft antwortet/ iſt es auch fragens werth? Solche Worte verpflichten nicht/ es ſey dann der an- weſende Vater zu frieden/ ſo waͤre genung/ daß die Tochter nicht wie- derſprochen; Sonſten wird kuͤnfftigen Ehe-Geloͤbniß durch erfolgten Ausſatz auffgehoben/ und mag man geheime Verloͤbniſſe vom kuͤnff- tigen Eheſtand durch Reue umſtoſſen/ weilen ſie an ſich ſelbſten nich- tig ſind/ dazu wann ein Theil durch ſchmaͤhen und laͤſtern den Anfang zu einigem Haß- und Feindſchafft macht; oder wegen begangenen Kinder-Mords und andern Ubelthaten Bezuͤchtigung ihrer Perſon Gefaͤngniß beſchehen/ und darauff die Flucht oder Entweichung er- folgt/ bey ſolcher Bewandniß und aus dieſen angefuͤhrten Urſachen iſt ein Verloͤbniß unguͤltig/ alſo daß die Verlobte von einander loßzu- zehlen/ und die unſchuldige Perſon ſich ohne Proceß und Vorbewuſt des Conſiſtorii nach anderwaͤrtiger Gelegenheit in Heyraths Wege einlaſſen/ Gegentheil aber an ſolcher Verehelichung gar nicht hinder- lich ſeyn mag. Eheſtand ſo nichtig. L. 7. §. 12. ff. de ſponſ. C fin. X. de conjug. leproſ. §. 9. So moͤgen ſich nun zur Ehe nehmen zwey ledige Mann- und Weibes-Perſonen/ jedoch ausgenommen Eltern und Kinder/ Bruͤder und Schweſter/ wie auch Vater und Mutter Bruͤder und Schweſter/ ſamt Bruder und Schweſter Kinder/ deßgleichen ver- ſtorbenen Bruders Weib oder Schweſter Mann/ oder deſſen Bey- ſchlaͤfferin; Dieſe aber: als zweyer Bruͤder und Schweſter Kinder/ und Wer ſich hey- rathen mag oder nicht.

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/278>, abgerufen am 22.11.2024.