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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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Von den Pflichten eines Predigers in der Kirchen.
ster mag eingefordert/ und sonderliches Examen mit ihnen gepflogen
werden/ damit ja nicht eins für dem andern sich zu scheuen Ursach habe.

§. 48. Zuletzt im examiniren wird sich ein Pfarrer aller Gelindig-Examinis Ge-
lindigkeit wie
beschaffen seyn
soll.

keit zu gebrauchen wissen/ und das Verhör mit aller freundlichen Zu-
sprache anstellen/ auch gegen Schwache/ Einfältige und Unwissende
sich väterlich erzeigen/ und vors erste mahl mit ziemlicher Antwort zu frie-
den seyn/ dabey aber alles/ was nöthig ist/ ihnen weiter erklären/ so
weit sie es nicht recht verstehen oder nicht wohl fürbringen können.

§. 49. Ja/ es saget D. Luther: Vater und Mutter sollen seyn inEltern Pflicht
mit Kindern
und Gesinde
in Häusern.

ihren Häusern Pabst/ Doctor, Bischoff/ Käyser/ Fürsten und Herren/
darum soll ein Vater sein Kind wie ein Richter straffen/ wie ein Do-
ctor
lehren/ wie ein Bischoff oder Pfarrer ihm fürpredigen/ wann er
das thut/ so kan er für GOtt bestehen/ wo nicht/ wird er seinen Lohn
von ihm zu seiner Zeit wohl bekommen/ massen Eltern/ Vater und
Mutter können an ihren Kindern das Himmelreich/ also wie auch hin-
wiederum nicht leichter die Hölle verdienen/ wann sie dieselben in ih-
rem eigenem Hause zu lehren versäumen.

§. 50. Damit nun ferner niemand/ weder Frembdlinge und Aus-Vorberei-
tungs Pflicht
zum heiligen
Nachtmahl.

länder/ die sich irgendwo auffhalten/ noch Einheimische zu des HErrn
Tisch komme und gelassen werde/ er sey denn zuvor tüchtig darzu er-
kannt/ daß er verstehe und wisse/ was seiner Seligkeit Grund sey/ ja
damit sich nicht offt befinden möge/ daß kaum der Hundert- ja Tau-
sende nicht an wahre Busse/ hertz- und gründliche Reue aller Gewis-
sens Ruhe/ viel weniger an Zähmen und Casteyen des Fleisches geden-
cket/ sondern daß die Vorbereitung zum heil. Nachtmahl beym grö-Christliche
Liebe und Ei-
nigkeit wozu
erfordert.

sten Hauffen nur eine lästerliche Beichte/ Buß- und Gebets-Ubung
seyn/ so soll endlich ein jeder wissen/ daß auch Christliche Liebe und
Einigkeit zu solchen heil. Wercks Verrichtung absonderlich erfordert
werde/ sonst wäre es zum Zeugniß wider den Communicanten selbst/
und zwar soll ein jeder in seiner Pfarr-Kirche unter gewissen Beicht-
Vaters Seel-Sorge bleiben/ weiln der Ertzhirte JEsus CHristus
alle und jede Hirten fragen wird/ nicht allein wie sie gelebet/ sondern
auch/ wie seine Schaafe und Lämmer von ihnen geweidet.

§. 51. Ob nun zwar durch GOttes Gnade noch viele MenschenAntichristischen
Jrrthums Er-
rettung.

aus denen Antichristischen Jrrthümern vor ihrem Ende wieder bekeh-
ret werden/ wann sie in ihrer Todes-Noth allein auff Christum und
sein Verdienst sich verlassen/ so sollen nichts destoweniger wir Chri-
sten für einander bitten/ daß GOtt wolle unsern Feinden/ Verfolgern

und
X 2

Von den Pflichten eines Predigers in der Kirchen.
ſter mag eingefordert/ und ſonderliches Examen mit ihnen gepflogen
werden/ damit ja nicht eins fuͤr dem andern ſich zu ſcheuen Urſach habe.

§. 48. Zuletzt im examiniren wird ſich ein Pfarrer aller Gelindig-Examinis Ge-
lindigkeit wie
beſchaffen ſeyn
ſoll.

keit zu gebrauchen wiſſen/ und das Verhoͤr mit aller freundlichen Zu-
ſprache anſtellen/ auch gegen Schwache/ Einfaͤltige und Unwiſſende
ſich vaͤterlich erzeigen/ uñ vors erſte mahl mit ziemlicher Antwort zu frie-
den ſeyn/ dabey aber alles/ was noͤthig iſt/ ihnen weiter erklaͤren/ ſo
weit ſie es nicht recht verſtehen oder nicht wohl fuͤrbringen koͤnnen.

§. 49. Ja/ es ſaget D. Luther: Vater und Mutter ſollen ſeyn inEltern Pflicht
mit Kindern
und Geſinde
in Haͤuſern.

ihren Haͤuſern Pabſt/ Doctor, Biſchoff/ Kaͤyſer/ Fuͤrſten und Herren/
darum ſoll ein Vater ſein Kind wie ein Richter ſtraffen/ wie ein Do-
ctor
lehren/ wie ein Biſchoff oder Pfarrer ihm fuͤrpredigen/ wann er
das thut/ ſo kan er fuͤr GOtt beſtehen/ wo nicht/ wird er ſeinen Lohn
von ihm zu ſeiner Zeit wohl bekommen/ maſſen Eltern/ Vater und
Mutter koͤnnen an ihren Kindern das Himmelreich/ alſo wie auch hin-
wiederum nicht leichter die Hoͤlle verdienen/ wann ſie dieſelben in ih-
rem eigenem Hauſe zu lehren verſaͤumen.

§. 50. Damit nun ferner niemand/ weder Frembdlinge und Aus-Vorberei-
tungs Pflicht
zum heiligen
Nachtmahl.

laͤnder/ die ſich irgendwo auffhalten/ noch Einheimiſche zu des HErrn
Tiſch komme und gelaſſen werde/ er ſey denn zuvor tuͤchtig darzu er-
kannt/ daß er verſtehe und wiſſe/ was ſeiner Seligkeit Grund ſey/ ja
damit ſich nicht offt befinden moͤge/ daß kaum der Hundert- ja Tau-
ſende nicht an wahre Buſſe/ hertz- und gruͤndliche Reue aller Gewiſ-
ſens Ruhe/ viel weniger an Zaͤhmen und Caſteyen des Fleiſches geden-
cket/ ſondern daß die Vorbereitung zum heil. Nachtmahl beym groͤ-Chriſtliche
Liebe und Ei-
nigkeit wozu
erfordert.

ſten Hauffen nur eine laͤſterliche Beichte/ Buß- und Gebets-Ubung
ſeyn/ ſo ſoll endlich ein jeder wiſſen/ daß auch Chriſtliche Liebe und
Einigkeit zu ſolchen heil. Wercks Verrichtung abſonderlich erfordert
werde/ ſonſt waͤre es zum Zeugniß wider den Communicanten ſelbſt/
und zwar ſoll ein jeder in ſeiner Pfarr-Kirche unter gewiſſen Beicht-
Vaters Seel-Sorge bleiben/ weiln der Ertzhirte JEſus CHriſtus
alle und jede Hirten fragen wird/ nicht allein wie ſie gelebet/ ſondern
auch/ wie ſeine Schaafe und Laͤmmer von ihnen geweidet.

§. 51. Ob nun zwar durch GOttes Gnade noch viele MenſchenAntichriſtiſchẽ
Jrrthums Er-
rettung.

aus denen Antichriſtiſchen Jrrthuͤmern vor ihrem Ende wieder bekeh-
ret werden/ wann ſie in ihrer Todes-Noth allein auff Chriſtum und
ſein Verdienſt ſich verlaſſen/ ſo ſollen nichts deſtoweniger wir Chri-
ſten fuͤr einander bitten/ daß GOtt wolle unſern Feinden/ Verfolgern

und
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[163/0170] Von den Pflichten eines Predigers in der Kirchen. ſter mag eingefordert/ und ſonderliches Examen mit ihnen gepflogen werden/ damit ja nicht eins fuͤr dem andern ſich zu ſcheuen Urſach habe. §. 48. Zuletzt im examiniren wird ſich ein Pfarrer aller Gelindig- keit zu gebrauchen wiſſen/ und das Verhoͤr mit aller freundlichen Zu- ſprache anſtellen/ auch gegen Schwache/ Einfaͤltige und Unwiſſende ſich vaͤterlich erzeigen/ uñ vors erſte mahl mit ziemlicher Antwort zu frie- den ſeyn/ dabey aber alles/ was noͤthig iſt/ ihnen weiter erklaͤren/ ſo weit ſie es nicht recht verſtehen oder nicht wohl fuͤrbringen koͤnnen. Examinis Ge- lindigkeit wie beſchaffen ſeyn ſoll. §. 49. Ja/ es ſaget D. Luther: Vater und Mutter ſollen ſeyn in ihren Haͤuſern Pabſt/ Doctor, Biſchoff/ Kaͤyſer/ Fuͤrſten und Herren/ darum ſoll ein Vater ſein Kind wie ein Richter ſtraffen/ wie ein Do- ctor lehren/ wie ein Biſchoff oder Pfarrer ihm fuͤrpredigen/ wann er das thut/ ſo kan er fuͤr GOtt beſtehen/ wo nicht/ wird er ſeinen Lohn von ihm zu ſeiner Zeit wohl bekommen/ maſſen Eltern/ Vater und Mutter koͤnnen an ihren Kindern das Himmelreich/ alſo wie auch hin- wiederum nicht leichter die Hoͤlle verdienen/ wann ſie dieſelben in ih- rem eigenem Hauſe zu lehren verſaͤumen. Eltern Pflicht mit Kindern und Geſinde in Haͤuſern. §. 50. Damit nun ferner niemand/ weder Frembdlinge und Aus- laͤnder/ die ſich irgendwo auffhalten/ noch Einheimiſche zu des HErrn Tiſch komme und gelaſſen werde/ er ſey denn zuvor tuͤchtig darzu er- kannt/ daß er verſtehe und wiſſe/ was ſeiner Seligkeit Grund ſey/ ja damit ſich nicht offt befinden moͤge/ daß kaum der Hundert- ja Tau- ſende nicht an wahre Buſſe/ hertz- und gruͤndliche Reue aller Gewiſ- ſens Ruhe/ viel weniger an Zaͤhmen und Caſteyen des Fleiſches geden- cket/ ſondern daß die Vorbereitung zum heil. Nachtmahl beym groͤ- ſten Hauffen nur eine laͤſterliche Beichte/ Buß- und Gebets-Ubung ſeyn/ ſo ſoll endlich ein jeder wiſſen/ daß auch Chriſtliche Liebe und Einigkeit zu ſolchen heil. Wercks Verrichtung abſonderlich erfordert werde/ ſonſt waͤre es zum Zeugniß wider den Communicanten ſelbſt/ und zwar ſoll ein jeder in ſeiner Pfarr-Kirche unter gewiſſen Beicht- Vaters Seel-Sorge bleiben/ weiln der Ertzhirte JEſus CHriſtus alle und jede Hirten fragen wird/ nicht allein wie ſie gelebet/ ſondern auch/ wie ſeine Schaafe und Laͤmmer von ihnen geweidet. Vorberei- tungs Pflicht zum heiligen Nachtmahl. Chriſtliche Liebe und Ei- nigkeit wozu erfordert. §. 51. Ob nun zwar durch GOttes Gnade noch viele Menſchen aus denen Antichriſtiſchen Jrrthuͤmern vor ihrem Ende wieder bekeh- ret werden/ wann ſie in ihrer Todes-Noth allein auff Chriſtum und ſein Verdienſt ſich verlaſſen/ ſo ſollen nichts deſtoweniger wir Chri- ſten fuͤr einander bitten/ daß GOtt wolle unſern Feinden/ Verfolgern und Antichriſtiſchẽ Jrrthums Er- rettung. X 2

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/170>, abgerufen am 25.11.2024.