Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.Von den Pflichten eines Predigers in der Kirchen. auch verspotten/ wenn man die Kinder dem alamodischen Pracht zuder Stunde auffopffert/ da sie dem Teuffel und seinem Wesen entsa- gen solten/ vielmehr müste man dieselben mit Furcht und Andacht GOtt kniend und seuffzend zubringen; darnach/ wann das Kindlein in solcher eitelen Hoffarts-Tracht getaufft/ fallen die Leute zum Tisch offt ohne Gebet/ wie die Säu zu Träbern/ schütten Kragen und Ma- gen voll/ da ist des armen Kindes bald vergessen/ welches jedoch am jüngsten Tage denen Eltern grosse Verantwortung geben wird/ wannTauff-Ver- saumniß Ge- fahr und Ver- antwortung. die jungen Kindlein diejenigen zur Höllen weisen/ die sich lauter Him- mel träumen lassen; Ja was muß der grosse GOtt wohl für Greuel an solchen bösen Christen haben? der sich dennoch der armen Kinder nach seiner grossen Güte erbarmet/ und selbige um Christi willen zu Gnaden annimmt/ daß sie nicht allezeit auffgeblasene schwulstige Hoch- muths-Geister werden. §. 15. Wie macht es aber der HErr Christus? Er leget die Hän-Christi Tauff- §. 16. Diejenigen nun/ so in Bekäntniß der heil. DreyeinigkeitKetzer Tauffe Dist. 4. c. 117. & 118. de consecr. §. 17. Weilen dann eine rechtmäßige Tauffe nicht zu wiederho-Heil. Sacra- zu er- U
Von den Pflichten eines Predigers in der Kirchen. auch verſpotten/ wenn man die Kinder dem alamodiſchen Pracht zuder Stunde auffopffert/ da ſie dem Teuffel und ſeinem Weſen entſa- gen ſolten/ vielmehr muͤſte man dieſelben mit Furcht und Andacht GOtt kniend und ſeuffzend zubringen; darnach/ wann das Kindlein in ſolcher eitelen Hoffarts-Tracht getaufft/ fallen die Leute zum Tiſch offt ohne Gebet/ wie die Saͤu zu Traͤbern/ ſchuͤtten Kragen und Ma- gen voll/ da iſt des armen Kindes bald vergeſſen/ welches jedoch am juͤngſten Tage denen Eltern groſſe Verantwortung geben wird/ wannTauff-Ver- ſaumniß Ge- fahr und Ver- antwortung. die jungen Kindlein diejenigen zur Hoͤllen weiſen/ die ſich lauter Him- mel traͤumen laſſen; Ja was muß der groſſe GOtt wohl fuͤr Greuel an ſolchen boͤſen Chriſten haben? der ſich dennoch der armen Kinder nach ſeiner groſſen Guͤte erbarmet/ und ſelbige um Chriſti willen zu Gnaden annim̃t/ daß ſie nicht allezeit auffgeblaſene ſchwulſtige Hoch- muths-Geiſter werden. §. 15. Wie macht es aber der HErr Chriſtus? Er leget die Haͤn-Chriſti Tauff- §. 16. Diejenigen nun/ ſo in Bekaͤntniß der heil. DreyeinigkeitKetzer Tauffe Diſt. 4. c. 117. & 118. de conſecr. §. 17. Weilen dann eine rechtmaͤßige Tauffe nicht zu wiederho-Heil. Sacra- zu er- U
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0160" n="153"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Pflichten eines Predigers in der Kirchen.</hi></fw><lb/> auch verſpotten/ wenn man die Kinder dem alamodiſchen Pracht zu<lb/> der Stunde auffopffert/ da ſie dem Teuffel und ſeinem Weſen entſa-<lb/> gen ſolten/ vielmehr muͤſte man dieſelben mit Furcht und Andacht<lb/> GOtt kniend und ſeuffzend zubringen; darnach/ wann das Kindlein<lb/> in ſolcher eitelen Hoffarts-Tracht getaufft/ fallen die Leute zum Tiſch<lb/> offt ohne Gebet/ wie die Saͤu zu Traͤbern/ ſchuͤtten Kragen und Ma-<lb/> gen voll/ da iſt des armen Kindes bald vergeſſen/ welches jedoch am<lb/> juͤngſten Tage denen Eltern groſſe Verantwortung geben wird/ wann<note place="right">Tauff-Ver-<lb/> ſaumniß Ge-<lb/> fahr und Ver-<lb/> antwortung.</note><lb/> die jungen Kindlein diejenigen zur Hoͤllen weiſen/ die ſich lauter Him-<lb/> mel traͤumen laſſen; Ja was muß der groſſe GOtt wohl fuͤr Greuel<lb/> an ſolchen boͤſen Chriſten haben? der ſich dennoch der armen Kinder<lb/> nach ſeiner groſſen Guͤte erbarmet/ und ſelbige um Chriſti willen zu<lb/> Gnaden annim̃t/ daß ſie nicht allezeit auffgeblaſene ſchwulſtige Hoch-<lb/> muths-Geiſter werden.</p><lb/> <p>§. 15. Wie macht es aber der HErr Chriſtus? Er leget die Haͤn-<note place="right">Chriſti Tauff-<lb/> Ceremonien.</note><lb/> de auff die Kindlein/ und betet uͤber ſie/ ja er hertzet und ſegnete alle/ die<lb/> man zu ihm brachte; GOtt aber ſey uns gnaͤdig! wie mancher tritt<lb/> zum Tauff-Stein/ legt in Kindes Nahmen ſein Glaubens-Zeugniß<lb/> ab/ und verſtehet offt ſelbſt nicht/ weſſen er gefraget wird. Er ſaget<lb/> zwar dabey: Jch glaͤube an GOtt Vater/ Sohn und Heil. Geiſt; hat<lb/> aber keine Ubung noch Erfahrung des ſeligmachenden Glaubens/ ſon-<lb/> dern dienet mehr dem Teuffel in ſeinen Wercken und Weſen/ als<lb/> GOtt dem himmliſchen Vater.</p><lb/> <p>§. 16. Diejenigen nun/ ſo in Bekaͤntniß der heil. Dreyeinigkeit<note place="right">Ketzer Tauffe<lb/> verwerfflich.</note><lb/> und Verdienſt JEſu Chriſti nicht mit unſerm Glauben uͤbereinkom-<lb/> men/ haben auch keine rechte Tauffe/ darum derer Ketzer Kinder zur<lb/> Bekehrung noch einmahl moͤgen getaufft werden/ ſonſt mag man der<note place="right">Tauff Wieder-<lb/> hohlung ver-<lb/> boten.</note><lb/> heil. Tauffe Handlung/ wann ſie Gebrauch- und rechtmaͤßig geſche-<lb/> hen/ nicht wiederholen. Wer ſich aber wiſſentlich/ aus Ketzerey und<lb/> Aberglauben eine Kranckheit zu heilen/ oder Gewinſt halben zweymahl<lb/> tauffen laͤſt/ iſt ſcharffen Kirchen-Zucht unterworffen/ und welcher es<lb/> thut/ wird ſeines Amts entſetzet.</p><lb/> <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">Diſt. 4. c. 117. & 118. de conſecr.</hi> </hi> </p><lb/> <p>§. 17. Weilen dann eine rechtmaͤßige Tauffe nicht zu wiederho-<note place="right">Heil. Sacra-<lb/> ments Miß-<lb/> brauch Straf-<lb/> fe.</note><lb/> len/ ob ſchon ſie ein Ketzer verrichtet haͤtte/ ſo werden billig wegen des<lb/> heil. Sacraments Mißbrauch mit Staupenſchlag und ewigen Lan-<lb/> des-Verweiſung geſtrafft alle ſolche Landſtreicher/ die ihre ſchon ein-<lb/> mahl getauffte Kinder nur um Geld von neuen/ und viele Gevattern<lb/> <fw place="bottom" type="sig">U</fw><fw place="bottom" type="catch">zu er-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [153/0160]
Von den Pflichten eines Predigers in der Kirchen.
auch verſpotten/ wenn man die Kinder dem alamodiſchen Pracht zu
der Stunde auffopffert/ da ſie dem Teuffel und ſeinem Weſen entſa-
gen ſolten/ vielmehr muͤſte man dieſelben mit Furcht und Andacht
GOtt kniend und ſeuffzend zubringen; darnach/ wann das Kindlein
in ſolcher eitelen Hoffarts-Tracht getaufft/ fallen die Leute zum Tiſch
offt ohne Gebet/ wie die Saͤu zu Traͤbern/ ſchuͤtten Kragen und Ma-
gen voll/ da iſt des armen Kindes bald vergeſſen/ welches jedoch am
juͤngſten Tage denen Eltern groſſe Verantwortung geben wird/ wann
die jungen Kindlein diejenigen zur Hoͤllen weiſen/ die ſich lauter Him-
mel traͤumen laſſen; Ja was muß der groſſe GOtt wohl fuͤr Greuel
an ſolchen boͤſen Chriſten haben? der ſich dennoch der armen Kinder
nach ſeiner groſſen Guͤte erbarmet/ und ſelbige um Chriſti willen zu
Gnaden annim̃t/ daß ſie nicht allezeit auffgeblaſene ſchwulſtige Hoch-
muths-Geiſter werden.
Tauff-Ver-
ſaumniß Ge-
fahr und Ver-
antwortung.
§. 15. Wie macht es aber der HErr Chriſtus? Er leget die Haͤn-
de auff die Kindlein/ und betet uͤber ſie/ ja er hertzet und ſegnete alle/ die
man zu ihm brachte; GOtt aber ſey uns gnaͤdig! wie mancher tritt
zum Tauff-Stein/ legt in Kindes Nahmen ſein Glaubens-Zeugniß
ab/ und verſtehet offt ſelbſt nicht/ weſſen er gefraget wird. Er ſaget
zwar dabey: Jch glaͤube an GOtt Vater/ Sohn und Heil. Geiſt; hat
aber keine Ubung noch Erfahrung des ſeligmachenden Glaubens/ ſon-
dern dienet mehr dem Teuffel in ſeinen Wercken und Weſen/ als
GOtt dem himmliſchen Vater.
Chriſti Tauff-
Ceremonien.
§. 16. Diejenigen nun/ ſo in Bekaͤntniß der heil. Dreyeinigkeit
und Verdienſt JEſu Chriſti nicht mit unſerm Glauben uͤbereinkom-
men/ haben auch keine rechte Tauffe/ darum derer Ketzer Kinder zur
Bekehrung noch einmahl moͤgen getaufft werden/ ſonſt mag man der
heil. Tauffe Handlung/ wann ſie Gebrauch- und rechtmaͤßig geſche-
hen/ nicht wiederholen. Wer ſich aber wiſſentlich/ aus Ketzerey und
Aberglauben eine Kranckheit zu heilen/ oder Gewinſt halben zweymahl
tauffen laͤſt/ iſt ſcharffen Kirchen-Zucht unterworffen/ und welcher es
thut/ wird ſeines Amts entſetzet.
Ketzer Tauffe
verwerfflich.
Tauff Wieder-
hohlung ver-
boten.
Diſt. 4. c. 117. & 118. de conſecr.
§. 17. Weilen dann eine rechtmaͤßige Tauffe nicht zu wiederho-
len/ ob ſchon ſie ein Ketzer verrichtet haͤtte/ ſo werden billig wegen des
heil. Sacraments Mißbrauch mit Staupenſchlag und ewigen Lan-
des-Verweiſung geſtrafft alle ſolche Landſtreicher/ die ihre ſchon ein-
mahl getauffte Kinder nur um Geld von neuen/ und viele Gevattern
zu er-
Heil. Sacra-
ments Miß-
brauch Straf-
fe.
U
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |