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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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Vom Jure Patronatus in Kirchen-Sachen.
Caput II.

Vom Jure Patronatus, oder Kirchen Pfarr-Satz
Lehn und Priester Amt Beruff/ Bestellungs Vorschlag oder
Praesentirungs Gerechtigkeit/ wer predigen und wie
dazu eingeweihet seyn mag.

§. 1.

WAnn nun ein welt-vielmehr aber geistlich Amt zu vergeben/ sollAemter Aus-
theilungs
Pflicht.

man am meisten auff Gottesfurcht und wahres Christenthum
sehen/ also daß billig ein frommer Mann einem Gelehrten und mit
vielen Gaben Begabten öffters vorzuziehen wäre/ massen durch Christ-
lichen Wandel bißweilen mehr Zuhörer zu gewinnen/ als mit präch-
tig und ansehnlichen Lehre/ dann wohl reden und übel leben heist sich
selbst verdammen/ und wie kan derjenige/ so sich selbst nicht zwingen
und seiner Seele wahrnehmen will/ andere zu regieren und zu versor-
gen wissen/ massen billig ein Priester soll der Heerde Beyspiel seynPriester soll
der Heerde
Beyspiel seyn.

im Wandel/ Liebe/ Geist/ Glauben/ Keuschheit/ auch von allen Leu-
ten ein gut Zeugniß haben.

Nov. 123. c. 1. & 13. ad Titum c. I. v. 6. seq. 1. Timoth. III, 2. & seqq. Item,
c. IV. v. 7. & 12.

§. 2. Der Pabst/ als Petri Stadthalter und Nachfolger/ hatPabstes falschen
Vorzugs
Schein.

nicht mehr Recht noch Macht über weltliche Herren und Kirchen/ als
Petrus an Hoheit und Oberhand gehabt; Nun ist aber bekandt/ daß
dieser vor andern Aposteln keinen Vorzug/ sondern gleiche Gewalt
bekommen/ und was sie gethan/ ist insgemein als von Brüdern gesche-
hen/ denen sämtlich befohlen das Evangelium zu predigen/ auch ha-
ben sie alle Gebot und Befehl ausgehen lassen/ wie auch das Wort/
du bist Petrus/ auff diesen Felsen/ gleichsam zur gantzen Kirchen; und
dieses: Was du auff Erden binden wirst/ zu allen Aposteln gesaget
und gerichtet war.

Act. VIII. XV. XVI. Gal. II. Matth. XX. & ult.

§. 3. Geistliche Leute sollen dem Volck Heiligkeits Beyspiel ab-Geistlichen
Heiligkeits
Beyspiel.
Priester Wahl-
Recht.

geben/ ihre Schaafe weiden mit GOttes Wort und der heil. Sacra-
menten Brauch; Solche Priester nun zu erwehlen/ stunde vor Zeiten
bey der gantzen Gemeinde; mit der Zeit Nachfolge aber ist das gemei-
ne Volck von dieser Wahl ausgeschlossen/ und wird ein Erwehlt- oder
Beruffener vom Consistorio examiniret und gut geheissen. EigentlichConsistorii
Examen.

aber gehöret zur Einweihungs Bestätigung des Fürsten und Ober-Lan-

des-
S
Vom Jure Patronatus in Kirchen-Sachen.
Caput II.

Vom Jure Patronatus, oder Kirchen Pfarr-Satz
Lehn und Prieſter Amt Beruff/ Beſtellungs Vorſchlag oder
Præſentirungs Gerechtigkeit/ wer predigen und wie
dazu eingeweihet ſeyn mag.

§. 1.

WAnn nun ein welt-vielmehr aber geiſtlich Amt zu vergeben/ ſollAemter Aus-
theilungs
Pflicht.

man am meiſten auff Gottesfurcht und wahres Chriſtenthum
ſehen/ alſo daß billig ein frommer Mann einem Gelehrten und mit
vielen Gaben Begabten oͤffters vorzuziehen waͤre/ maſſen durch Chriſt-
lichen Wandel bißweilen mehr Zuhoͤrer zu gewinnen/ als mit praͤch-
tig und anſehnlichen Lehre/ dann wohl reden und uͤbel leben heiſt ſich
ſelbſt verdammen/ und wie kan derjenige/ ſo ſich ſelbſt nicht zwingen
und ſeiner Seele wahrnehmen will/ andere zu regieren und zu verſor-
gen wiſſen/ maſſen billig ein Prieſter ſoll der Heerde Beyſpiel ſeynPrieſter ſoll
der Heerde
Beyſpiel ſeyn.

im Wandel/ Liebe/ Geiſt/ Glauben/ Keuſchheit/ auch von allen Leu-
ten ein gut Zeugniß haben.

Nov. 123. c. 1. & 13. ad Titum c. I. v. 6. ſeq. 1. Timoth. III, 2. & ſeqq. Item,
c. IV. v. 7. & 12.

§. 2. Der Pabſt/ als Petri Stadthalter und Nachfolger/ hatPabſtes falſchẽ
Vorzugs
Schein.

nicht mehr Recht noch Macht uͤber weltliche Herren und Kirchen/ als
Petrus an Hoheit und Oberhand gehabt; Nun iſt aber bekandt/ daß
dieſer vor andern Apoſteln keinen Vorzug/ ſondern gleiche Gewalt
bekommen/ und was ſie gethan/ iſt insgemein als von Bruͤdern geſche-
hen/ denen ſaͤmtlich befohlen das Evangelium zu predigen/ auch ha-
ben ſie alle Gebot und Befehl ausgehen laſſen/ wie auch das Wort/
du biſt Petrus/ auff dieſen Felſen/ gleichſam zur gantzen Kirchen; und
dieſes: Was du auff Erden binden wirſt/ zu allen Apoſteln geſaget
und gerichtet war.

Act. VIII. XV. XVI. Gal. II. Matth. XX. & ult.

§. 3. Geiſtliche Leute ſollen dem Volck Heiligkeits Beyſpiel ab-Geiſtlichen
Heiligkeits
Beyſpiel.
Prieſter Wahl-
Recht.

geben/ ihre Schaafe weiden mit GOttes Wort und der heil. Sacra-
menten Brauch; Solche Prieſter nun zu erwehlen/ ſtunde vor Zeiten
bey der gantzen Gemeinde; mit der Zeit Nachfolge aber iſt das gemei-
ne Volck von dieſer Wahl ausgeſchloſſen/ und wird ein Erwehlt- oder
Beruffener vom Conſiſtorio examiniret und gut geheiſſen. EigentlichConſiſtorii
Examen.

aber gehoͤret zur Einweihungs Beſtaͤtigung des Fuͤrſten und Ober-Lan-

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[137/0144] Vom Jure Patronatus in Kirchen-Sachen. Caput II. Vom Jure Patronatus, oder Kirchen Pfarr-Satz Lehn und Prieſter Amt Beruff/ Beſtellungs Vorſchlag oder Præſentirungs Gerechtigkeit/ wer predigen und wie dazu eingeweihet ſeyn mag. §. 1. WAnn nun ein welt-vielmehr aber geiſtlich Amt zu vergeben/ ſoll man am meiſten auff Gottesfurcht und wahres Chriſtenthum ſehen/ alſo daß billig ein frommer Mann einem Gelehrten und mit vielen Gaben Begabten oͤffters vorzuziehen waͤre/ maſſen durch Chriſt- lichen Wandel bißweilen mehr Zuhoͤrer zu gewinnen/ als mit praͤch- tig und anſehnlichen Lehre/ dann wohl reden und uͤbel leben heiſt ſich ſelbſt verdammen/ und wie kan derjenige/ ſo ſich ſelbſt nicht zwingen und ſeiner Seele wahrnehmen will/ andere zu regieren und zu verſor- gen wiſſen/ maſſen billig ein Prieſter ſoll der Heerde Beyſpiel ſeyn im Wandel/ Liebe/ Geiſt/ Glauben/ Keuſchheit/ auch von allen Leu- ten ein gut Zeugniß haben. Aemter Aus- theilungs Pflicht. Prieſter ſoll der Heerde Beyſpiel ſeyn. Nov. 123. c. 1. & 13. ad Titum c. I. v. 6. ſeq. 1. Timoth. III, 2. & ſeqq. Item, c. IV. v. 7. & 12. §. 2. Der Pabſt/ als Petri Stadthalter und Nachfolger/ hat nicht mehr Recht noch Macht uͤber weltliche Herren und Kirchen/ als Petrus an Hoheit und Oberhand gehabt; Nun iſt aber bekandt/ daß dieſer vor andern Apoſteln keinen Vorzug/ ſondern gleiche Gewalt bekommen/ und was ſie gethan/ iſt insgemein als von Bruͤdern geſche- hen/ denen ſaͤmtlich befohlen das Evangelium zu predigen/ auch ha- ben ſie alle Gebot und Befehl ausgehen laſſen/ wie auch das Wort/ du biſt Petrus/ auff dieſen Felſen/ gleichſam zur gantzen Kirchen; und dieſes: Was du auff Erden binden wirſt/ zu allen Apoſteln geſaget und gerichtet war. Pabſtes falſchẽ Vorzugs Schein. Act. VIII. XV. XVI. Gal. II. Matth. XX. & ult. §. 3. Geiſtliche Leute ſollen dem Volck Heiligkeits Beyſpiel ab- geben/ ihre Schaafe weiden mit GOttes Wort und der heil. Sacra- menten Brauch; Solche Prieſter nun zu erwehlen/ ſtunde vor Zeiten bey der gantzen Gemeinde; mit der Zeit Nachfolge aber iſt das gemei- ne Volck von dieſer Wahl ausgeſchloſſen/ und wird ein Erwehlt- oder Beruffener vom Conſiſtorio examiniret und gut geheiſſen. Eigentlich aber gehoͤret zur Einweihungs Beſtaͤtigung des Fuͤrſten und Ober-Lan- des- Geiſtlichen Heiligkeits Beyſpiel. Prieſter Wahl- Recht. Conſiſtorii Examen. S

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/144>, abgerufen am 21.11.2024.