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Geier, Martin: Die köstlichste Arbeit/ aus dem 119. Psalm v. 54. [...] bei Ansehnlicher und Volckreicher Leichbestattung Des [...] Herrn Henrich Schützens [...]. Dresden, 1672.

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Die köstlichste Arbeit.
Catulli, die junge Hertzen weidlich vergifften und entzünden können.
Da heissets: ihr spielet auf dem Psalter/ und ertichtet euch lieder/
wie David; (ihr wollets dem David zu trotz nach- oder vorthun/)
und trincket wein aus denn schalen/ etc. Da finden sich derer nicht
wenig/ die bis in die nacht sitzen/ das sie der wein erhitzet/ und ha-
ben harffen/ psalter/ paucken/ pfeiffen und wein in ihren wohl-
leben/ und sehen nicht auff das werck des Herren/ (wie Gott anderer
orten so eifferig abstraffet/) und schauen nicht auff das geschäffte
seiner Hände. Jes. V. 11, 12. Wie viel sind auch derer/ denen es schimpflich
fürkömt/ GOtt dem HErren/ zu ehren in der Kirche ein Lied mit zu sin-
gen/ in meinung/ sie würden die mäuler zu sehr aus dem geschicke bringen.
Und hat man auch bei ietziger Kirchen-Visitation mit verwunderung
anhören müssen/ wie in manchen Dörffen das Weibes-Volck keine
lieder mit zu singen begehre/ gleich als ob sie solche GOttes Ehre nicht
angehe. Gesetzt aber/ das ja noch manche wohl ein gutes lied in der
Kirche mit singen/ wie stehets aber in ihren Häusern? leider mehr
leichtfertigkeit/ als Gottesfurcht. Singt man auch schon etwas guts
mit dem munde/ lieber/ wo ist das Hertz? Viel singen mehr der melodei
zu liebe/ weil etwa das lied neu ist/ eine feine frische art hat/ und fein welt-
lich klinget/ wer fragt nach dem inhalt? Es gemahnet mich mit solchen
leuten/ als wie mit einem/ der grosse beliebung trägt zu neuen Kleider-
trachten: deswegen wen er einen solchen fremden Vogel siht/ der fein
seltzam auffzeucht/ ei/ heist es/ das ist artig! das ist beqvem! mit einem
solchen machet man Kundschafft/ nimt ihn zu sich/ GOtt gebe/ was für
ein pube in solchen neuen Kleide stecke/ oder was für unlust und schaden
er hernach dem wirthe zuziehet. Also singen und lernen ihrer viel ein
lied/ nicht eben darum/ das es aus einem geistreichen Hertzen entsprun-
gen/ oder aus einem fleischlichen sin/ sondern weil es vor eine artige me-
lodei gehalten wird. Solten aber auch wohl solche leute die wort des
HErren treffen/ Jesa. 29, 13: Dies Volck nahet sich zu mir mit sei-
nem munde/ und mit seinen lippen ehret es mich; aber ihr Hertz

ist

Die koͤſtlichſte Arbeit.
Catulli, die junge Hertzen weidlich vergifften und entzuͤnden koͤnnen.
Da heiſſets: ihr ſpielet auf dem Pſalter/ und ertichtet euch lieder/
wie David; (ihr wollets dem David zu trotz nach- oder vorthun/)
und trincket wein aus denn ſchalen/ etc. Da finden ſich derer nicht
wenig/ die bis in die nacht ſitzen/ das ſie der wein erhitzet/ und ha-
ben harffen/ pſalter/ paucken/ pfeiffen und wein in ihren wohl-
leben/ und ſehen nicht auff das werck des Herren/ (wie Gott anderer
orten ſo eifferig abſtraffet/) und ſchauen nicht auff das geſchaͤffte
ſeiner Haͤnde. Jeſ. V. 11, 12. Wie viel ſind auch derer/ denen es ſchimpflich
fuͤrkoͤmt/ GOtt dem HErren/ zu ehren in der Kirche ein Lied mit zu ſin-
gen/ in meinung/ ſie wuͤꝛden die maͤuler zu ſehr aus dem geſchicke bringen.
Und hat man auch bei ietziger Kirchen-Viſitation mit verwunderung
anhoͤren muͤſſen/ wie in manchen Doͤrffen das Weibes-Volck keine
lieder mit zu ſingen begehre/ gleich als ob ſie ſolche GOttes Ehre nicht
angehe. Geſetzt aber/ das ja noch manche wohl ein gutes lied in der
Kirche mit ſingen/ wie ſtehets aber in ihren Haͤuſern? leider mehr
leichtfertigkeit/ als Gottesfurcht. Singt man auch ſchon etwas guts
mit dem munde/ lieber/ wo iſt das Hertz? Viel ſingen mehr der melodei
zu liebe/ weil etwa das lied neu iſt/ eine feine friſche art hat/ und fein welt-
lich klinget/ wer fragt nach dem inhalt? Es gemahnet mich mit ſolchen
leuten/ als wie mit einem/ der groſſe beliebung traͤgt zu neuen Kleider-
trachten: deswegen wen er einen ſolchen fremden Vogel ſiht/ der fein
ſeltzam auffzeucht/ ei/ heiſt es/ das iſt artig! das iſt beqvem! mit einem
ſolchen machet man Kundſchafft/ nimt ihn zu ſich/ GOtt gebe/ was fuͤr
ein pube in ſolchen neuen Kleide ſtecke/ oder was fuͤr unluſt und ſchaden
er hernach dem wirthe zuziehet. Alſo ſingen und lernen ihrer viel ein
lied/ nicht eben darum/ das es aus einem geiſtreichen Hertzen entſprun-
gen/ oder aus einem fleiſchlichen ſin/ ſondern weil es vor eine artige me-
lodei gehalten wird. Solten aber auch wohl ſolche leute die wort des
HErren treffen/ Jeſa. 29, 13: Dies Volck nahet ſich zu mir mit ſei-
nem munde/ und mit ſeinen lippen ehret es mich; aber ihr Hertz

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Zitationshilfe: Geier, Martin: Die köstlichste Arbeit/ aus dem 119. Psalm v. 54. [...] bei Ansehnlicher und Volckreicher Leichbestattung Des [...] Herrn Henrich Schützens [...]. Dresden, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geier_schuetz_1672/30>, abgerufen am 23.11.2024.