ohngesähr 64 Grad nach Fahrenheit war. Die Verdünstung des Wassers im Gefäße brachte bey ihrem höchsten Grade das Barometer auf 27 1/2 Zoll, folglich wiederum 1/2 Zoll höher. Diese Verdünstung ist also ganz einerley mit der im luftleeren Raume über dem Quecksilber des Barometers, und mit der, welche Nairne unter der luftleeren Glocke wahrnahm. Das Product beyder trägt eine Quecksilbersäule von 1/2 Zoll Höhe. Da nun in dem einen Falle keine Luft vorhanden war, welche Ursache der Ausdünstung hätte seyn können, so hat man auch im andern Falle, mithin überhaupt, keinen Grund, die Ursache der Ausdünstung in der Luft zu suchen.
Monge und andere Vertheidiger des Auflösungssystems glauben zwischen Verdampfung und Ausdünstung deswegen unterscheiden zu müssen, weil bey der letztern weit weniger Feuer verschluckt, oder weit weniger freye Wärme gebunden werde, als zu Verwandlung des Wassers in Dampf erforderlich sey; woraus nothwendig folge, daß dabey die Wirkung des Feuers durch die Ziehkraft der Luft, als eines Auflösungsmittels, unterstützt werden müsse. Allein folgende von Watt angestellte und von de Luc(Annales de Chim. To. VIII. p. 73. Prüfung einer Abhandl. des Hrn. Monge, in Grens Journ. der Phys. B. VI. S. 125 u. f.) erzählte Versuche lehren das Gegentheil.
Ein Gefäß von ohngesähr 8 Zoll Durchmesser ward mit Wasser gefüllt, welches wärmer war, als die umgebende Luft, mithin im freyen ausdünsten mußte. Man stellte ein Thermometer in das Wasser, welches bey gelindem Umrühren genau den Verlust der Wärme zeigte, den das letztere erlitt. Der ganze Apparat ward an einer Wage aufgehängt, welche zugleich den Verlust des Gewichts angab. Ein anderes dem vorigen ähnliches Gefäß, mit einer gleichen Quantität Wasser von derselben Temperatur, ward in geringer Entfernung vom vorigen aufgestellt, das Wasser aber, um sein Ausdünsten zu verhindern, mit geöltem Papiere bedeckt. Nach dem Versuche ward der Verlust der Wärme in beyden Gefäßen verglichen, und es ergab sich aus dem Ueberschusse dieses Verlusts in dem unbedeckten Gefäße, mit dem Verluste am Gewicht zusammengehalten, daß die Verdünstung
ohngeſaͤhr 64 Grad nach Fahrenheit war. Die Verduͤnſtung des Waſſers im Gefaͤße brachte bey ihrem hoͤchſten Grade das Barometer auf 27 1/2 Zoll, folglich wiederum 1/2 Zoll hoͤher. Dieſe Verduͤnſtung iſt alſo ganz einerley mit der im luftleeren Raume uͤber dem Queckſilber des Barometers, und mit der, welche Nairne unter der luftleeren Glocke wahrnahm. Das Product beyder traͤgt eine Queckſilberſaͤule von 1/2 Zoll Hoͤhe. Da nun in dem einen Falle keine Luft vorhanden war, welche Urſache der Ausduͤnſtung haͤtte ſeyn koͤnnen, ſo hat man auch im andern Falle, mithin uͤberhaupt, keinen Grund, die Urſache der Ausduͤnſtung in der Luft zu ſuchen.
Monge und andere Vertheidiger des Aufloͤſungsſyſtems glauben zwiſchen Verdampfung und Ausduͤnſtung deswegen unterſcheiden zu muͤſſen, weil bey der letztern weit weniger Feuer verſchluckt, oder weit weniger freye Waͤrme gebunden werde, als zu Verwandlung des Waſſers in Dampf erforderlich ſey; woraus nothwendig folge, daß dabey die Wirkung des Feuers durch die Ziehkraft der Luft, als eines Aufloͤſungsmittels, unterſtuͤtzt werden muͤſſe. Allein folgende von Watt angeſtellte und von de Luc(Annales de Chim. To. VIII. p. 73. Pruͤfung einer Abhandl. des Hrn. Monge, in Grens Journ. der Phyſ. B. VI. S. 125 u. f.) erzaͤhlte Verſuche lehren das Gegentheil.
Ein Gefaͤß von ohngeſaͤhr 8 Zoll Durchmeſſer ward mit Waſſer gefuͤllt, welches waͤrmer war, als die umgebende Luft, mithin im freyen ausduͤnſten mußte. Man ſtellte ein Thermometer in das Waſſer, welches bey gelindem Umruͤhren genau den Verluſt der Waͤrme zeigte, den das letztere erlitt. Der ganze Apparat ward an einer Wage aufgehaͤngt, welche zugleich den Verluſt des Gewichts angab. Ein anderes dem vorigen aͤhnliches Gefaͤß, mit einer gleichen Quantitaͤt Waſſer von derſelben Temperatur, ward in geringer Entfernung vom vorigen aufgeſtellt, das Waſſer aber, um ſein Ausduͤnſten zu verhindern, mit geoͤltem Papiere bedeckt. Nach dem Verſuche ward der Verluſt der Waͤrme in beyden Gefaͤßen verglichen, und es ergab ſich aus dem Ueberſchuſſe dieſes Verluſts in dem unbedeckten Gefaͤße, mit dem Verluſte am Gewicht zuſammengehalten, daß die Verduͤnſtung
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="2"><p><pbfacs="#f0099"xml:id="P.5.87"n="87"/><lb/>
ohngeſaͤhr 64 Grad nach Fahrenheit war. Die Verduͤnſtung des Waſſers im Gefaͤße brachte bey ihrem hoͤchſten Grade das Barometer auf 27 1/2 Zoll, folglich wiederum 1/2 Zoll hoͤher. Dieſe Verduͤnſtung iſt alſo ganz einerley mit der im luftleeren Raume uͤber dem Queckſilber des Barometers, und mit der, welche <hirendition="#b">Nairne</hi> unter der luftleeren Glocke wahrnahm. Das Product beyder traͤgt eine Queckſilberſaͤule von 1/2 Zoll Hoͤhe. Da nun in dem einen Falle keine Luft vorhanden war, welche Urſache der Ausduͤnſtung haͤtte ſeyn koͤnnen, ſo hat man auch im andern Falle, mithin uͤberhaupt, keinen Grund, die Urſache der Ausduͤnſtung in der Luft zu ſuchen.</p><p><hirendition="#b">Monge</hi> und andere Vertheidiger des Aufloͤſungsſyſtems glauben zwiſchen Verdampfung und Ausduͤnſtung deswegen unterſcheiden zu muͤſſen, weil bey der letztern weit weniger Feuer verſchluckt, oder weit weniger freye Waͤrme gebunden werde, als zu Verwandlung des Waſſers in Dampf erforderlich ſey; woraus nothwendig folge, daß dabey die Wirkung des Feuers durch die Ziehkraft der Luft, als eines Aufloͤſungsmittels, unterſtuͤtzt werden muͤſſe. Allein folgende von <hirendition="#b">Watt</hi> angeſtellte und von <hirendition="#b">de Luc</hi><hirendition="#aq">(Annales de Chim. To. VIII. p. 73.</hi> Pruͤfung einer Abhandl. des Hrn. <hirendition="#b">Monge,</hi> in <hirendition="#b">Grens</hi> Journ. der Phyſ. B. <hirendition="#aq">VI.</hi> S. 125 u. f.) erzaͤhlte Verſuche lehren das Gegentheil.</p><p>Ein Gefaͤß von ohngeſaͤhr 8 Zoll Durchmeſſer ward mit Waſſer gefuͤllt, welches waͤrmer war, als die umgebende Luft, mithin im freyen ausduͤnſten mußte. Man ſtellte ein Thermometer in das Waſſer, welches bey gelindem Umruͤhren genau den Verluſt der Waͤrme zeigte, den das letztere erlitt. Der ganze Apparat ward an einer Wage aufgehaͤngt, welche zugleich den Verluſt des Gewichts angab. Ein anderes dem vorigen aͤhnliches Gefaͤß, mit einer gleichen Quantitaͤt Waſſer von derſelben Temperatur, ward in geringer Entfernung vom vorigen aufgeſtellt, das Waſſer aber, um ſein Ausduͤnſten zu verhindern, mit geoͤltem Papiere bedeckt. Nach dem Verſuche ward der Verluſt der Waͤrme in beyden Gefaͤßen verglichen, und es ergab ſich aus dem Ueberſchuſſe dieſes Verluſts in dem unbedeckten Gefaͤße, mit dem Verluſte am Gewicht zuſammengehalten, daß die Verduͤnſtung<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[87/0099]
ohngeſaͤhr 64 Grad nach Fahrenheit war. Die Verduͤnſtung des Waſſers im Gefaͤße brachte bey ihrem hoͤchſten Grade das Barometer auf 27 1/2 Zoll, folglich wiederum 1/2 Zoll hoͤher. Dieſe Verduͤnſtung iſt alſo ganz einerley mit der im luftleeren Raume uͤber dem Queckſilber des Barometers, und mit der, welche Nairne unter der luftleeren Glocke wahrnahm. Das Product beyder traͤgt eine Queckſilberſaͤule von 1/2 Zoll Hoͤhe. Da nun in dem einen Falle keine Luft vorhanden war, welche Urſache der Ausduͤnſtung haͤtte ſeyn koͤnnen, ſo hat man auch im andern Falle, mithin uͤberhaupt, keinen Grund, die Urſache der Ausduͤnſtung in der Luft zu ſuchen.
Monge und andere Vertheidiger des Aufloͤſungsſyſtems glauben zwiſchen Verdampfung und Ausduͤnſtung deswegen unterſcheiden zu muͤſſen, weil bey der letztern weit weniger Feuer verſchluckt, oder weit weniger freye Waͤrme gebunden werde, als zu Verwandlung des Waſſers in Dampf erforderlich ſey; woraus nothwendig folge, daß dabey die Wirkung des Feuers durch die Ziehkraft der Luft, als eines Aufloͤſungsmittels, unterſtuͤtzt werden muͤſſe. Allein folgende von Watt angeſtellte und von de Luc (Annales de Chim. To. VIII. p. 73. Pruͤfung einer Abhandl. des Hrn. Monge, in Grens Journ. der Phyſ. B. VI. S. 125 u. f.) erzaͤhlte Verſuche lehren das Gegentheil.
Ein Gefaͤß von ohngeſaͤhr 8 Zoll Durchmeſſer ward mit Waſſer gefuͤllt, welches waͤrmer war, als die umgebende Luft, mithin im freyen ausduͤnſten mußte. Man ſtellte ein Thermometer in das Waſſer, welches bey gelindem Umruͤhren genau den Verluſt der Waͤrme zeigte, den das letztere erlitt. Der ganze Apparat ward an einer Wage aufgehaͤngt, welche zugleich den Verluſt des Gewichts angab. Ein anderes dem vorigen aͤhnliches Gefaͤß, mit einer gleichen Quantitaͤt Waſſer von derſelben Temperatur, ward in geringer Entfernung vom vorigen aufgeſtellt, das Waſſer aber, um ſein Ausduͤnſten zu verhindern, mit geoͤltem Papiere bedeckt. Nach dem Verſuche ward der Verluſt der Waͤrme in beyden Gefaͤßen verglichen, und es ergab ſich aus dem Ueberſchuſſe dieſes Verluſts in dem unbedeckten Gefaͤße, mit dem Verluſte am Gewicht zuſammengehalten, daß die Verduͤnſtung
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/99>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.