Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


Systems halten könnte, dessen Vorzüge in den Folgen ich übrigens keinesweges verkenne.

Lampadius kurze Darstellung der vornehmsten Theorien des Feuers. Gött. 1793. 8. S. 68--77.

Wärme, thierische.

Zusatz zu Th. IV. S. 583--597.

Gegen Crawford's Theorie der thierischen Wärme ist von Berlinghieri (Esame della teoria del calore del cel. Inglese Crawford, con alcune congetture sopra la medesima materia di Leop. Vacca Berlinghieri. Pisa, 1787. 4.) noch folgender Einwurf gemacht worden. Die Capacität des Wasserdampfs für die Wärme verhält sich zu der des Wassers, wie 900 : 1; die Capacität der atmosphärischen Luft zu der des Wassers, wie 19 : 1. Daher ist die Capacität des Wasserdampfs gegen die der atmosphärischen Luft, wie 900 : 19=47 : 1. Wenn also in der ausgeathmeten Luft auch nur (1/47) Wasserdampf enthalten wäre (es ist aber weit mehr darinn), so würde schon die ganze absolute Wärme der vorher eingeathmeten Luft dazu gehören, um diesem Wasserdampfe diejenige Temperatur zu geben, die die eingeathmete Luft vorher hatte, und für die ausgeathmete Luft würde gar keine Wärme mehr übrig bleiben; sie müßte aller Wärme so beraubt seyn, daß sie das Quecksilber zum Gefrieren brächte. Gleichwohl setzt sie noch fühlbare Wärme ab; auch ist der Wasserdampf, dessen Menge weit mehr, als (1/47) des Ganzen beträgt, noch mit Wärme überladen, das Blut hat Wärme erhalten, diejenige ungerechnet, welche durch die Transspiration verloren geht; man sieht also deutlich, daß die eingeathmete atmosphärische Luft diese Menge von Wärme nicht könne geliefert haben. Nach den Angaben der zweyten Auflage des Crawford wird diese Berechnung noch auffallender, da die Capacität der atmosphärischen Luft nur 1,8, mithin jenes Verhältniß 900 : 1,8=500 : 1 wird, daher es scheint, als ob der Wasserdampf alle Wärme der eingeathmeten Luft verschlucken müsse, wenn er auch nur (1/500) der ausgeathmeten ausmachte.


Syſtems halten koͤnnte, deſſen Vorzuͤge in den Folgen ich uͤbrigens keinesweges verkenne.

Lampadius kurze Darſtellung der vornehmſten Theorien des Feuers. Goͤtt. 1793. 8. S. 68—77.

Waͤrme, thieriſche.

Zuſatz zu Th. IV. S. 583—597.

Gegen Crawford's Theorie der thieriſchen Waͤrme iſt von Berlinghieri (Eſame della teoria del calore del cel. Ingleſe Crawford, con alcune congetture ſopra la medeſima materia di Leop. Vacca Berlinghieri. Piſa, 1787. 4.) noch folgender Einwurf gemacht worden. Die Capacitaͤt des Waſſerdampfs fuͤr die Waͤrme verhaͤlt ſich zu der des Waſſers, wie 900 : 1; die Capacitaͤt der atmoſphaͤriſchen Luft zu der des Waſſers, wie 19 : 1. Daher iſt die Capacitaͤt des Waſſerdampfs gegen die der atmoſphaͤriſchen Luft, wie 900 : 19=47 : 1. Wenn alſo in der ausgeathmeten Luft auch nur (1/47) Waſſerdampf enthalten waͤre (es iſt aber weit mehr darinn), ſo wuͤrde ſchon die ganze abſolute Waͤrme der vorher eingeathmeten Luft dazu gehoͤren, um dieſem Waſſerdampfe diejenige Temperatur zu geben, die die eingeathmete Luft vorher hatte, und fuͤr die ausgeathmete Luft wuͤrde gar keine Waͤrme mehr uͤbrig bleiben; ſie muͤßte aller Waͤrme ſo beraubt ſeyn, daß ſie das Queckſilber zum Gefrieren braͤchte. Gleichwohl ſetzt ſie noch fuͤhlbare Waͤrme ab; auch iſt der Waſſerdampf, deſſen Menge weit mehr, als (1/47) des Ganzen betraͤgt, noch mit Waͤrme uͤberladen, das Blut hat Waͤrme erhalten, diejenige ungerechnet, welche durch die Transſpiration verloren geht; man ſieht alſo deutlich, daß die eingeathmete atmoſphaͤriſche Luft dieſe Menge von Waͤrme nicht koͤnne geliefert haben. Nach den Angaben der zweyten Auflage des Crawford wird dieſe Berechnung noch auffallender, da die Capacitaͤt der atmoſphaͤriſchen Luft nur 1,8, mithin jenes Verhaͤltniß 900 : 1,8=500 : 1 wird, daher es ſcheint, als ob der Waſſerdampf alle Waͤrme der eingeathmeten Luft verſchlucken muͤſſe, wenn er auch nur (1/500) der ausgeathmeten ausmachte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0975" xml:id="P.5.963" n="963"/><lb/>
Sy&#x017F;tems halten ko&#x0364;nnte, de&#x017F;&#x017F;en Vorzu&#x0364;ge in den Folgen ich u&#x0364;brigens keinesweges verkenne.</p>
              <p><hi rendition="#b">Lampadius</hi> kurze Dar&#x017F;tellung der vornehm&#x017F;ten Theorien des Feuers. Go&#x0364;tt. 1793. 8. S. 68&#x2014;77.</p>
            </div>
            <div n="2">
              <head>Wa&#x0364;rme, thieri&#x017F;che.</head><lb/>
              <p> <hi rendition="#c">Zu&#x017F;atz zu Th. <hi rendition="#aq">IV.</hi> S. 583&#x2014;597.</hi> </p>
              <p>Gegen <hi rendition="#b">Crawford's</hi> Theorie der thieri&#x017F;chen Wa&#x0364;rme i&#x017F;t von <hi rendition="#b">Berlinghieri</hi> <hi rendition="#aq">(E&#x017F;ame della teoria del calore del cel. Ingle&#x017F;e Crawford, con alcune congetture &#x017F;opra la mede&#x017F;ima materia di <hi rendition="#i">Leop. Vacca Berlinghieri.</hi> Pi&#x017F;a, 1787. 4.)</hi> noch folgender Einwurf gemacht worden. Die Capacita&#x0364;t des Wa&#x017F;&#x017F;erdampfs fu&#x0364;r die Wa&#x0364;rme verha&#x0364;lt &#x017F;ich zu der des Wa&#x017F;&#x017F;ers, wie 900 : 1; die Capacita&#x0364;t der atmo&#x017F;pha&#x0364;ri&#x017F;chen Luft zu der des Wa&#x017F;&#x017F;ers, wie 19 : 1. Daher i&#x017F;t die Capacita&#x0364;t des Wa&#x017F;&#x017F;erdampfs gegen die der atmo&#x017F;pha&#x0364;ri&#x017F;chen Luft, wie 900 : 19=47 : 1. Wenn al&#x017F;o in der ausgeathmeten Luft auch nur (1/47) Wa&#x017F;&#x017F;erdampf enthalten wa&#x0364;re (es i&#x017F;t aber weit mehr darinn), &#x017F;o wu&#x0364;rde &#x017F;chon die ganze ab&#x017F;olute Wa&#x0364;rme der vorher eingeathmeten Luft dazu geho&#x0364;ren, um die&#x017F;em Wa&#x017F;&#x017F;erdampfe diejenige Temperatur zu geben, die die eingeathmete Luft vorher hatte, und fu&#x0364;r die ausgeathmete Luft wu&#x0364;rde gar keine Wa&#x0364;rme mehr u&#x0364;brig bleiben; &#x017F;ie mu&#x0364;ßte aller Wa&#x0364;rme &#x017F;o beraubt &#x017F;eyn, daß &#x017F;ie das Queck&#x017F;ilber zum Gefrieren bra&#x0364;chte. Gleichwohl &#x017F;etzt &#x017F;ie noch fu&#x0364;hlbare Wa&#x0364;rme ab; auch i&#x017F;t der Wa&#x017F;&#x017F;erdampf, de&#x017F;&#x017F;en Menge weit mehr, als (1/47) des Ganzen betra&#x0364;gt, noch mit Wa&#x0364;rme u&#x0364;berladen, das Blut hat Wa&#x0364;rme erhalten, diejenige ungerechnet, welche durch die Trans&#x017F;piration verloren geht; man &#x017F;ieht al&#x017F;o deutlich, daß die eingeathmete atmo&#x017F;pha&#x0364;ri&#x017F;che Luft die&#x017F;e Menge von Wa&#x0364;rme nicht ko&#x0364;nne geliefert haben. Nach den Angaben der zweyten Auflage des <hi rendition="#b">Crawford</hi> wird die&#x017F;e Berechnung noch auffallender, da die Capacita&#x0364;t der atmo&#x017F;pha&#x0364;ri&#x017F;chen Luft nur 1,8, mithin jenes Verha&#x0364;ltniß 900 : 1,8=500 : 1 wird, daher es &#x017F;cheint, als ob der Wa&#x017F;&#x017F;erdampf alle Wa&#x0364;rme der eingeathmeten Luft ver&#x017F;chlucken mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, wenn er auch nur (1/500) der ausgeathmeten ausmachte.<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[963/0975] Syſtems halten koͤnnte, deſſen Vorzuͤge in den Folgen ich uͤbrigens keinesweges verkenne. Lampadius kurze Darſtellung der vornehmſten Theorien des Feuers. Goͤtt. 1793. 8. S. 68—77. Waͤrme, thieriſche. Zuſatz zu Th. IV. S. 583—597. Gegen Crawford's Theorie der thieriſchen Waͤrme iſt von Berlinghieri (Eſame della teoria del calore del cel. Ingleſe Crawford, con alcune congetture ſopra la medeſima materia di Leop. Vacca Berlinghieri. Piſa, 1787. 4.) noch folgender Einwurf gemacht worden. Die Capacitaͤt des Waſſerdampfs fuͤr die Waͤrme verhaͤlt ſich zu der des Waſſers, wie 900 : 1; die Capacitaͤt der atmoſphaͤriſchen Luft zu der des Waſſers, wie 19 : 1. Daher iſt die Capacitaͤt des Waſſerdampfs gegen die der atmoſphaͤriſchen Luft, wie 900 : 19=47 : 1. Wenn alſo in der ausgeathmeten Luft auch nur (1/47) Waſſerdampf enthalten waͤre (es iſt aber weit mehr darinn), ſo wuͤrde ſchon die ganze abſolute Waͤrme der vorher eingeathmeten Luft dazu gehoͤren, um dieſem Waſſerdampfe diejenige Temperatur zu geben, die die eingeathmete Luft vorher hatte, und fuͤr die ausgeathmete Luft wuͤrde gar keine Waͤrme mehr uͤbrig bleiben; ſie muͤßte aller Waͤrme ſo beraubt ſeyn, daß ſie das Queckſilber zum Gefrieren braͤchte. Gleichwohl ſetzt ſie noch fuͤhlbare Waͤrme ab; auch iſt der Waſſerdampf, deſſen Menge weit mehr, als (1/47) des Ganzen betraͤgt, noch mit Waͤrme uͤberladen, das Blut hat Waͤrme erhalten, diejenige ungerechnet, welche durch die Transſpiration verloren geht; man ſieht alſo deutlich, daß die eingeathmete atmoſphaͤriſche Luft dieſe Menge von Waͤrme nicht koͤnne geliefert haben. Nach den Angaben der zweyten Auflage des Crawford wird dieſe Berechnung noch auffallender, da die Capacitaͤt der atmoſphaͤriſchen Luft nur 1,8, mithin jenes Verhaͤltniß 900 : 1,8=500 : 1 wird, daher es ſcheint, als ob der Waſſerdampf alle Waͤrme der eingeathmeten Luft verſchlucken muͤſſe, wenn er auch nur (1/500) der ausgeathmeten ausmachte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/975
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 963. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/975>, abgerufen am 22.11.2024.