Er brachte ferner eine Unze ungelöschten Kalk und eine Unze Wasser in ein Medicinglas, verstopfte es sorgfältig, und wog es, ehe sich der Kalk löschte. Hierauf brachte er durch Schütteln das Löschen des Kalks zuwege, und fand nach dem Erkalten eine Gewichtszunahme von (1/16) Gran, und nach Verlauf eines halben Tages, da die Masse ganz hart geworden war, eine von (3/16) Gran. Ein andermal bey 1 Unze Kalk und 1 1/2 Unzen Wasser fand sich dieselbe Gewichtszunahme; es stand aber noch 1/2 Unze Wasser uneingesogen über dem Kalke. Um völlig reinen ausgeglühten Kalk zu versuchen, wurden zwey Unzen Wasser mit einer Rinde von geschmolzenem Schweinefett übergossen, 1 Unze reiner ätzender Kalk auf das Fett geschüttet, und dieses alles gewogen. Nun ward die Fettrinde durch Schütteln zerbrochen, worauf augenblicklich das Löschen erfolgte. Nach einer Stunde fand sich eine Gewichtszunahme von 1/4 Gran, den andern Morgen von (3/16) Gran. Der Versuch ward wiederholt, und um manometrischen Wirkungen der Luft auszuweichen, ein eben so großes leeres Glas als Gegengewicht gebraucht. Am andern Morgen fand sich eine Gewichtszunahme von 0,43 Gran.
Endlich übergoß auch Hr. Eimbke eine Quantität getrockneter Erbsen in einem Glase mit 2 Unzen Wasser, verschloß das Glas, wie gewöhnlich, und wog es gegen ein zugeküttetes leeres Glas. Nach 24 Stunden, da beynahe alles Wasser verschwunden war, fand sich eine Gewichtszunahme von 0,29 Gran. Diesen Versuch hat nach Hrn. Grens Anzeige schon Friedrich Hofmann angestellt, und die Gewichtszunahme wird hier dem Entweichen des Wärmestoffs, der vorher den flüßigen Zustand des Wassers bewirkte, zugeschrieben.
Ich bin weit entfernt, die Genauigkeit dieser Versuche, so weit hier die Natur der Sache Genauigkeit verstattet, im mindesten zu bezweifeln. Man überdenke aber alle die Schwierigkeiten, welchen genaue Abwägungen überhaupt unterworsen sind, da bey den mindesten Veränderungen der Temperatur nicht nur die Volumina des abgewognen Körpers, der Wagschalen und der Gegengewichte, sondern auch
Er brachte ferner eine Unze ungeloͤſchten Kalk und eine Unze Waſſer in ein Medicinglas, verſtopfte es ſorgfaͤltig, und wog es, ehe ſich der Kalk loͤſchte. Hierauf brachte er durch Schuͤtteln das Loͤſchen des Kalks zuwege, und fand nach dem Erkalten eine Gewichtszunahme von (1/16) Gran, und nach Verlauf eines halben Tages, da die Maſſe ganz hart geworden war, eine von (3/16) Gran. Ein andermal bey 1 Unze Kalk und 1 1/2 Unzen Waſſer fand ſich dieſelbe Gewichtszunahme; es ſtand aber noch 1/2 Unze Waſſer uneingeſogen uͤber dem Kalke. Um voͤllig reinen ausgegluͤhten Kalk zu verſuchen, wurden zwey Unzen Waſſer mit einer Rinde von geſchmolzenem Schweinefett uͤbergoſſen, 1 Unze reiner aͤtzender Kalk auf das Fett geſchuͤttet, und dieſes alles gewogen. Nun ward die Fettrinde durch Schuͤtteln zerbrochen, worauf augenblicklich das Loͤſchen erfolgte. Nach einer Stunde fand ſich eine Gewichtszunahme von 1/4 Gran, den andern Morgen von (3/16) Gran. Der Verſuch ward wiederholt, und um manometriſchen Wirkungen der Luft auszuweichen, ein eben ſo großes leeres Glas als Gegengewicht gebraucht. Am andern Morgen fand ſich eine Gewichtszunahme von 0,43 Gran.
Endlich uͤbergoß auch Hr. Eimbke eine Quantitaͤt getrockneter Erbſen in einem Glaſe mit 2 Unzen Waſſer, verſchloß das Glas, wie gewoͤhnlich, und wog es gegen ein zugekuͤttetes leeres Glas. Nach 24 Stunden, da beynahe alles Waſſer verſchwunden war, fand ſich eine Gewichtszunahme von 0,29 Gran. Dieſen Verſuch hat nach Hrn. Grens Anzeige ſchon Friedrich Hofmann angeſtellt, und die Gewichtszunahme wird hier dem Entweichen des Waͤrmeſtoffs, der vorher den fluͤßigen Zuſtand des Waſſers bewirkte, zugeſchrieben.
Ich bin weit entfernt, die Genauigkeit dieſer Verſuche, ſo weit hier die Natur der Sache Genauigkeit verſtattet, im mindeſten zu bezweifeln. Man uͤberdenke aber alle die Schwierigkeiten, welchen genaue Abwaͤgungen uͤberhaupt unterworſen ſind, da bey den mindeſten Veraͤnderungen der Temperatur nicht nur die Volumina des abgewognen Koͤrpers, der Wagſchalen und der Gegengewichte, ſondern auch
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Er brachte ferner eine Unze ungeloͤſchten Kalk und eine Unze Waſſer in ein Medicinglas, verſtopfte es ſorgfaͤltig, und wog es, ehe ſich der Kalk loͤſchte. Hierauf brachte er durch Schuͤtteln das Loͤſchen des Kalks zuwege, und fand nach dem Erkalten eine Gewichtszunahme von (1/16) Gran, und nach Verlauf eines halben Tages, da die Maſſe ganz hart geworden war, eine von (3/16) Gran. Ein andermal bey 1 Unze Kalk und 1 1/2 Unzen Waſſer fand ſich dieſelbe Gewichtszunahme; es ſtand aber noch 1/2 Unze Waſſer uneingeſogen uͤber dem Kalke. Um voͤllig reinen ausgegluͤhten Kalk zu verſuchen, wurden zwey Unzen Waſſer mit einer Rinde von geſchmolzenem Schweinefett uͤbergoſſen, 1 Unze reiner aͤtzender Kalk auf das Fett geſchuͤttet, und dieſes alles gewogen. Nun ward die Fettrinde durch Schuͤtteln zerbrochen, worauf augenblicklich das Loͤſchen erfolgte. Nach einer Stunde fand ſich eine Gewichtszunahme von 1/4 Gran, den andern Morgen von (3/16) Gran. Der Verſuch ward wiederholt, und um manometriſchen Wirkungen der Luft auszuweichen, ein eben ſo großes leeres Glas als Gegengewicht gebraucht. Am andern Morgen fand ſich eine Gewichtszunahme von 0,43 Gran.
Endlich uͤbergoß auch Hr. Eimbke eine Quantitaͤt getrockneter Erbſen in einem Glaſe mit 2 Unzen Waſſer, verſchloß das Glas, wie gewoͤhnlich, und wog es gegen ein zugekuͤttetes leeres Glas. Nach 24 Stunden, da beynahe alles Waſſer verſchwunden war, fand ſich eine Gewichtszunahme von 0,29 Gran. Dieſen Verſuch hat nach Hrn. Grens Anzeige ſchon Friedrich Hofmann angeſtellt, und die Gewichtszunahme wird hier dem Entweichen des Waͤrmeſtoffs, der vorher den fluͤßigen Zuſtand des Waſſers bewirkte, zugeſchrieben.
Ich bin weit entfernt, die Genauigkeit dieſer Verſuche, ſo weit hier die Natur der Sache Genauigkeit verſtattet, im mindeſten zu bezweifeln. Man uͤberdenke aber alle die Schwierigkeiten, welchen genaue Abwaͤgungen uͤberhaupt unterworſen ſind, da bey den mindeſten Veraͤnderungen der Temperatur nicht nur die Volumina des abgewognen Koͤrpers, der Wagſchalen und der Gegengewichte, ſondern auch
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 938. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/950>, abgerufen am 22.07.2024.
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