der Kapsel ist ein Stück gemeines Glas, so gemahlt, daß es das Ansehen eines natürlichen Auges hat; die Mitte, die den Stern vorstellt, bleibt durchsichtig. Innerhalb der Kugel befinden sich drey Linsen von verschiedener Brennweite, von welchen man immer nur eine auf einmal dem Stern gegen über bringt. Durch die eine wird der natürliche Zustand des Auges vorgestellt, die zweyte flächere zeigt den Fehler der Weitsichtigkeit, die dritte, erhabner als die erste, erläutert den entgegengesetzten Fehler der Kurzsichtigkeit. Am hintern Ende der Kapsel vertritt ein mattgeschliffenes Glas die Stelle der Netzhaut. Vor der Kugel sind zwey Augengläser, ein erhabnes und ein hohles, die vermittelst eines Handgrifs nach Willkühr vor den Stern gerückt werden können.
Richtet man diese Maschine gegen einen hell erleuchteten Gegenstand, z. B. ein Fenster, und bringt die erste Linse hinter den Stern, so erscheint auf dem mattgeschliffnen Glase ein deutliches, aber verkehrtes, Bild des Gegenstands, welches undeutlich wird, sobald man eines von den vordern Augengläsern vorrückt. Setzt man die zweyte Linse an die Stelle der ersten, so erscheint das Bild sehr unvollkommen, es wird aber wieder deutlich, wenn man das erhabne Augenglas zu Hülfe nimmt. Bedient man sich endlich der dritten Linse, so ist wiederum die Abbildung dunkel und verwirrt, sie erlangt aber die Deutlichkeit wieder, wenn man das hohle Augenglas vor den Stern rückt.
Herr Kries beschreibt hiebey noch eine einfachere Art des künstlichen Auges, welche Taf. XXVIII. Fig. 4. abbildet. AB, eine hohle Kugel von feinem Holz ftellt den Augapfel vor; vorn befindet sich ein erhabnes Glas BD, dessen Brennpunkt gerade auf AC fällt, und das statt der brechenden Feuchtigkeiten des Auges dient; endlich ist in der Mitte der Röhre abcd ein mattgeschliffnes Glas befestigt, welches die Stelle der Netzhaut vertritt. Stellt man nun diese Röhre so, daß das Glas in AC steht, so wird man auf demselben eine reine und deutliche, aber verkehrte Abbildung der vor BD befindlichen Gegenstände wahrnehmen. Schiebt man darauf die Röhre weiter hinein, daß AC nach cd rückt, so
der Kapſel iſt ein Stuͤck gemeines Glas, ſo gemahlt, daß es das Anſehen eines natuͤrlichen Auges hat; die Mitte, die den Stern vorſtellt, bleibt durchſichtig. Innerhalb der Kugel befinden ſich drey Linſen von verſchiedener Brennweite, von welchen man immer nur eine auf einmal dem Stern gegen uͤber bringt. Durch die eine wird der natuͤrliche Zuſtand des Auges vorgeſtellt, die zweyte flaͤchere zeigt den Fehler der Weitſichtigkeit, die dritte, erhabner als die erſte, erlaͤutert den entgegengeſetzten Fehler der Kurzſichtigkeit. Am hintern Ende der Kapſel vertritt ein mattgeſchliffenes Glas die Stelle der Netzhaut. Vor der Kugel ſind zwey Augenglaͤſer, ein erhabnes und ein hohles, die vermittelſt eines Handgrifs nach Willkuͤhr vor den Stern geruͤckt werden koͤnnen.
Richtet man dieſe Maſchine gegen einen hell erleuchteten Gegenſtand, z. B. ein Fenſter, und bringt die erſte Linſe hinter den Stern, ſo erſcheint auf dem mattgeſchliffnen Glaſe ein deutliches, aber verkehrtes, Bild des Gegenſtands, welches undeutlich wird, ſobald man eines von den vordern Augenglaͤſern vorruͤckt. Setzt man die zweyte Linſe an die Stelle der erſten, ſo erſcheint das Bild ſehr unvollkommen, es wird aber wieder deutlich, wenn man das erhabne Augenglas zu Huͤlfe nimmt. Bedient man ſich endlich der dritten Linſe, ſo iſt wiederum die Abbildung dunkel und verwirrt, ſie erlangt aber die Deutlichkeit wieder, wenn man das hohle Augenglas vor den Stern ruͤckt.
Herr Kries beſchreibt hiebey noch eine einfachere Art des kuͤnſtlichen Auges, welche Taf. XXVIII. Fig. 4. abbildet. AB, eine hohle Kugel von feinem Holz ftellt den Augapfel vor; vorn befindet ſich ein erhabnes Glas BD, deſſen Brennpunkt gerade auf AC faͤllt, und das ſtatt der brechenden Feuchtigkeiten des Auges dient; endlich iſt in der Mitte der Roͤhre abcd ein mattgeſchliffnes Glas befeſtigt, welches die Stelle der Netzhaut vertritt. Stellt man nun dieſe Roͤhre ſo, daß das Glas in AC ſteht, ſo wird man auf demſelben eine reine und deutliche, aber verkehrte Abbildung der vor BD befindlichen Gegenſtaͤnde wahrnehmen. Schiebt man darauf die Roͤhre weiter hinein, daß AC nach cd ruͤckt, ſo
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der Kapſel iſt ein Stuͤck gemeines Glas, ſo gemahlt, daß es das Anſehen eines natuͤrlichen Auges hat; die Mitte, die den Stern vorſtellt, bleibt durchſichtig. Innerhalb der Kugel befinden ſich drey Linſen von verſchiedener Brennweite, von welchen man immer nur eine auf einmal dem Stern gegen uͤber bringt. Durch die eine wird der natuͤrliche Zuſtand des Auges vorgeſtellt, die zweyte flaͤchere zeigt den Fehler der Weitſichtigkeit, die dritte, erhabner als die erſte, erlaͤutert den entgegengeſetzten Fehler der Kurzſichtigkeit. Am hintern Ende der Kapſel vertritt ein mattgeſchliffenes Glas die Stelle der Netzhaut. Vor der Kugel ſind zwey Augenglaͤſer, ein erhabnes und ein hohles, die vermittelſt eines Handgrifs nach Willkuͤhr vor den Stern geruͤckt werden koͤnnen.</p><p>Richtet man dieſe Maſchine gegen einen hell erleuchteten Gegenſtand, z. B. ein Fenſter, und bringt die erſte Linſe hinter den Stern, ſo erſcheint auf dem mattgeſchliffnen Glaſe ein deutliches, aber verkehrtes, Bild des Gegenſtands, welches undeutlich wird, ſobald man eines von den vordern Augenglaͤſern vorruͤckt. Setzt man die zweyte Linſe an die Stelle der erſten, ſo erſcheint das Bild ſehr unvollkommen, es wird aber wieder deutlich, wenn man das erhabne Augenglas zu Huͤlfe nimmt. Bedient man ſich endlich der dritten Linſe, ſo iſt wiederum die Abbildung dunkel und verwirrt, ſie erlangt aber die Deutlichkeit wieder, wenn man das hohle Augenglas vor den Stern ruͤckt.</p><p>Herr <hirendition="#b">Kries</hi> beſchreibt hiebey noch eine einfachere Art des kuͤnſtlichen Auges, welche Taf. <hirendition="#aq">XXVIII.</hi> Fig. 4. abbildet. <hirendition="#aq">AB,</hi> eine hohle Kugel von feinem Holz ftellt den Augapfel vor; vorn befindet ſich ein erhabnes Glas <hirendition="#aq">BD,</hi> deſſen Brennpunkt gerade auf <hirendition="#aq">AC</hi> faͤllt, und das ſtatt der brechenden Feuchtigkeiten des Auges dient; endlich iſt in der Mitte der Roͤhre <hirendition="#aq">abcd</hi> ein mattgeſchliffnes Glas befeſtigt, welches die Stelle der Netzhaut vertritt. Stellt man nun dieſe Roͤhre ſo, daß das Glas in <hirendition="#aq">AC</hi>ſteht, ſo wird man auf demſelben eine reine und deutliche, aber verkehrte Abbildung der vor <hirendition="#aq">BD</hi> befindlichen Gegenſtaͤnde wahrnehmen. Schiebt man darauf die Roͤhre weiter hinein, daß <hirendition="#aq">AC</hi> nach <hirendition="#aq">cd</hi> ruͤckt, ſo<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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der Kapſel iſt ein Stuͤck gemeines Glas, ſo gemahlt, daß es das Anſehen eines natuͤrlichen Auges hat; die Mitte, die den Stern vorſtellt, bleibt durchſichtig. Innerhalb der Kugel befinden ſich drey Linſen von verſchiedener Brennweite, von welchen man immer nur eine auf einmal dem Stern gegen uͤber bringt. Durch die eine wird der natuͤrliche Zuſtand des Auges vorgeſtellt, die zweyte flaͤchere zeigt den Fehler der Weitſichtigkeit, die dritte, erhabner als die erſte, erlaͤutert den entgegengeſetzten Fehler der Kurzſichtigkeit. Am hintern Ende der Kapſel vertritt ein mattgeſchliffenes Glas die Stelle der Netzhaut. Vor der Kugel ſind zwey Augenglaͤſer, ein erhabnes und ein hohles, die vermittelſt eines Handgrifs nach Willkuͤhr vor den Stern geruͤckt werden koͤnnen.
Richtet man dieſe Maſchine gegen einen hell erleuchteten Gegenſtand, z. B. ein Fenſter, und bringt die erſte Linſe hinter den Stern, ſo erſcheint auf dem mattgeſchliffnen Glaſe ein deutliches, aber verkehrtes, Bild des Gegenſtands, welches undeutlich wird, ſobald man eines von den vordern Augenglaͤſern vorruͤckt. Setzt man die zweyte Linſe an die Stelle der erſten, ſo erſcheint das Bild ſehr unvollkommen, es wird aber wieder deutlich, wenn man das erhabne Augenglas zu Huͤlfe nimmt. Bedient man ſich endlich der dritten Linſe, ſo iſt wiederum die Abbildung dunkel und verwirrt, ſie erlangt aber die Deutlichkeit wieder, wenn man das hohle Augenglas vor den Stern ruͤckt.
Herr Kries beſchreibt hiebey noch eine einfachere Art des kuͤnſtlichen Auges, welche Taf. XXVIII. Fig. 4. abbildet. AB, eine hohle Kugel von feinem Holz ftellt den Augapfel vor; vorn befindet ſich ein erhabnes Glas BD, deſſen Brennpunkt gerade auf AC faͤllt, und das ſtatt der brechenden Feuchtigkeiten des Auges dient; endlich iſt in der Mitte der Roͤhre abcd ein mattgeſchliffnes Glas befeſtigt, welches die Stelle der Netzhaut vertritt. Stellt man nun dieſe Roͤhre ſo, daß das Glas in AC ſteht, ſo wird man auf demſelben eine reine und deutliche, aber verkehrte Abbildung der vor BD befindlichen Gegenſtaͤnde wahrnehmen. Schiebt man darauf die Roͤhre weiter hinein, daß AC nach cd ruͤckt, ſo
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/95>, abgerufen am 22.11.2024.
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