Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.Sollte Schwerde aufgehoben werden, welche nur lothrecht niederwärts wirkt, so könnte ja dieses nur durch denjenigen Theil der Expansivkraft des Wärmestoffs geschehen, welcher lothrecht aufwärts wirkt. Man wird mir aber zugeben, daß die Anziehung der Theilchen des Körpers gegen den Wärmestoff, weil sie nach allen Seiten gerichtet ist, unter andern auch lothrecht niederwärts wirkt. Dadurch wird aber jener lothrecht aufwärts gerichtete Theil der Elasticität des Wärmestoffs, welcher die Schwerkraft aufheben sollte, selbst aufgehoben. Es bleibt also überall nichts übrig, was der Schwere entgegenwirken könnte, und die Bindung des freyen Wärmestoffs reducirt sich ganz allein auf die Aufhebung seiner Elasticität durch Verwandtschaft gegen die Theile des bindenden Körpers. Herr Gren hat den Satz, daß Bindung des Wärmestoffs die Schwere ruhend mache, auch noch in seinem neusten Lehrbuche (System. Handbuch der Chemie. 1794. I. B. §. 219. 220.) beybehalten, wiewohl er mit seinem jetzigen System nicht mehr in so wesentlicher Verbindung, wie mit dem vorigen, steht. Hiezu scheinen ihn vornehmlich die Versuche der Herren Fordyce (s. den Art. S. 547.) und Eimbke bewogen zu haben. Daß sich aus Fordyce's Versuchen nichts Sicheres folgern lasse, ist bereits im Art. S. 548., unter Beziehung auf Herrn Prof. Hindenburgs aus führliche und gründliche Abhandlung hierüber, erinnert worden. Herr D. Eimbke (Versuche über den Wärmestoff, in Grens Journal der Physik, B. VII. S. 30. u. f.) wog glühende Glascylinder, die er, um die Ausdehnung der umgebenden Luft durch die Hitze zu vermeiden, in eine mit Messingblech ausgefütterte Kapsel von Lindenholz einschloß. Er fand den ganzen Apparat, kalt gewogen, allemal etwas schwerer, als wenn der Glascylinder darinn glühend war. Bey einem Cylinder von 374 (13/16) Gran und einer Kapsel von 3 Unz. 18 1/2 Gran betrug der Unterschied 1/4 Gran; bey einem Cylinder von 1 Unze 450 Gran, und der vorigen Kapsel, war der Unterschied (31/32) Gran; bey einem Cylinder von 2 Unzen 37 1/2 Gran und wieder der vorigen Kapsel fand sich ein Unterschied von 2 5/8 Gran. Sollte Schwerde aufgehoben werden, welche nur lothrecht niederwaͤrts wirkt, ſo koͤnnte ja dieſes nur durch denjenigen Theil der Expanſivkraft des Waͤrmeſtoffs geſchehen, welcher lothrecht aufwaͤrts wirkt. Man wird mir aber zugeben, daß die Anziehung der Theilchen des Koͤrpers gegen den Waͤrmeſtoff, weil ſie nach allen Seiten gerichtet iſt, unter andern auch lothrecht niederwaͤrts wirkt. Dadurch wird aber jener lothrecht aufwaͤrts gerichtete Theil der Elaſticitaͤt des Waͤrmeſtoffs, welcher die Schwerkraft aufheben ſollte, ſelbſt aufgehoben. Es bleibt alſo uͤberall nichts uͤbrig, was der Schwere entgegenwirken koͤnnte, und die Bindung des freyen Waͤrmeſtoffs reducirt ſich ganz allein auf die Aufhebung ſeiner Elaſticitaͤt durch Verwandtſchaft gegen die Theile des bindenden Koͤrpers. Herr Gren hat den Satz, daß Bindung des Waͤrmeſtoffs die Schwere ruhend mache, auch noch in ſeinem neuſten Lehrbuche (Syſtem. Handbuch der Chemie. 1794. I. B. §. 219. 220.) beybehalten, wiewohl er mit ſeinem jetzigen Syſtem nicht mehr in ſo weſentlicher Verbindung, wie mit dem vorigen, ſteht. Hiezu ſcheinen ihn vornehmlich die Verſuche der Herren Fordyce (ſ. den Art. S. 547.) und Eimbke bewogen zu haben. Daß ſich aus Fordyce's Verſuchen nichts Sicheres folgern laſſe, iſt bereits im Art. S. 548., unter Beziehung auf Herrn Prof. Hindenburgs aus fuͤhrliche und gruͤndliche Abhandlung hieruͤber, erinnert worden. Herr D. Eimbke (Verſuche uͤber den Waͤrmeſtoff, in Grens Journal der Phyſik, B. VII. S. 30. u. f.) wog gluͤhende Glascylinder, die er, um die Ausdehnung der umgebenden Luft durch die Hitze zu vermeiden, in eine mit Meſſingblech ausgefuͤtterte Kapſel von Lindenholz einſchloß. Er fand den ganzen Apparat, kalt gewogen, allemal etwas ſchwerer, als wenn der Glascylinder darinn gluͤhend war. Bey einem Cylinder von 374 (13/16) Gran und einer Kapſel von 3 Unz. 18 1/2 Gran betrug der Unterſchied 1/4 Gran; bey einem Cylinder von 1 Unze 450 Gran, und der vorigen Kapſel, war der Unterſchied (31/32) Gran; bey einem Cylinder von 2 Unzen 37 1/2 Gran und wieder der vorigen Kapſel fand ſich ein Unterſchied von 2 5/8 Gran. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0949" xml:id="P.5.937" n="937"/><lb/> </p> <p>Sollte Schwerde aufgehoben werden, welche nur <hi rendition="#b">lothrecht niederwaͤrts</hi> wirkt, ſo koͤnnte ja dieſes nur durch denjenigen Theil der Expanſivkraft des Waͤrmeſtoffs geſchehen, welcher <hi rendition="#b">lothrecht aufwaͤrts</hi> wirkt. Man wird mir aber zugeben, daß die Anziehung der Theilchen des Koͤrpers gegen den Waͤrmeſtoff, weil ſie nach allen Seiten gerichtet iſt, unter andern auch <hi rendition="#b">lothrecht niederwaͤrts</hi> wirkt. 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Sollte Schwerde aufgehoben werden, welche nur lothrecht niederwaͤrts wirkt, ſo koͤnnte ja dieſes nur durch denjenigen Theil der Expanſivkraft des Waͤrmeſtoffs geſchehen, welcher lothrecht aufwaͤrts wirkt. Man wird mir aber zugeben, daß die Anziehung der Theilchen des Koͤrpers gegen den Waͤrmeſtoff, weil ſie nach allen Seiten gerichtet iſt, unter andern auch lothrecht niederwaͤrts wirkt. Dadurch wird aber jener lothrecht aufwaͤrts gerichtete Theil der Elaſticitaͤt des Waͤrmeſtoffs, welcher die Schwerkraft aufheben ſollte, ſelbſt aufgehoben. Es bleibt alſo uͤberall nichts uͤbrig, was der Schwere entgegenwirken koͤnnte, und die Bindung des freyen Waͤrmeſtoffs reducirt ſich ganz allein auf die Aufhebung ſeiner Elaſticitaͤt durch Verwandtſchaft gegen die Theile des bindenden Koͤrpers.
Herr Gren hat den Satz, daß Bindung des Waͤrmeſtoffs die Schwere ruhend mache, auch noch in ſeinem neuſten Lehrbuche (Syſtem. Handbuch der Chemie. 1794. I. B. §. 219. 220.) beybehalten, wiewohl er mit ſeinem jetzigen Syſtem nicht mehr in ſo weſentlicher Verbindung, wie mit dem vorigen, ſteht. Hiezu ſcheinen ihn vornehmlich die Verſuche der Herren Fordyce (ſ. den Art. S. 547.) und Eimbke bewogen zu haben. Daß ſich aus Fordyce's Verſuchen nichts Sicheres folgern laſſe, iſt bereits im Art. S. 548., unter Beziehung auf Herrn Prof. Hindenburgs aus fuͤhrliche und gruͤndliche Abhandlung hieruͤber, erinnert worden.
Herr D. Eimbke (Verſuche uͤber den Waͤrmeſtoff, in Grens Journal der Phyſik, B. VII. S. 30. u. f.) wog gluͤhende Glascylinder, die er, um die Ausdehnung der umgebenden Luft durch die Hitze zu vermeiden, in eine mit Meſſingblech ausgefuͤtterte Kapſel von Lindenholz einſchloß. Er fand den ganzen Apparat, kalt gewogen, allemal etwas ſchwerer, als wenn der Glascylinder darinn gluͤhend war. Bey einem Cylinder von 374 (13/16) Gran und einer Kapſel von 3 Unz. 18 1/2 Gran betrug der Unterſchied 1/4 Gran; bey einem Cylinder von 1 Unze 450 Gran, und der vorigen Kapſel, war der Unterſchied (31/32) Gran; bey einem Cylinder von 2 Unzen 37 1/2 Gran und wieder der vorigen Kapſel fand ſich ein Unterſchied von 2 5/8 Gran.
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