Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Herr Gren (Grundriß der Naturl. Halle, 1793. 8. §. 343. 344. 744.) hat zwar die negative Schwere des Wärmestoffs und Phlogistons, die er ehedem behauptete, gänzlich aufgegeben; er nimmt aber dennoch an, daß der Beytritt des Wärmestoffs eine Abnahme in dem Gewichte der Körper verursache, wenn er in denselben gebunden oder latent gemacht werde. "Denn," sagt er, "wenn der Wär"mestoff in den Körpern durch die Cohärenz mit ihren Thei"len zum unmerkbaren, und so seine ursprüngliche Expan"sivkraft ruhend gemacht wird, so hebt er auch dagegen die "Schwerkraft der Theilchen, mit denen er verbunden wird, "auf." Es ist aber ganz unmöglich, sich Expansivkraft und Schwere, wie zwo entgegengesetzte Kräfte vorzustellen, die einander aufheben oder vermindern können, da die eine nach allen möglichen Richtungen, die andere nur nach einer einzigen, wirkt. Wenn Wärmestoff in den Körpern gebunden, und seiner vorigen Elasticität oder Expansivkraft beraubt wird, so geschieht diese Bindung ja nicht durch die Schwere der Körper, sondern vielmehr durch die Anziehung, welche die Theilchen derselben kraft ihrer Verwandtschaft gegen den Wärmestoff ausüben. Man kan sich nämlich vorstellen, die Theilchen des Wärmestoffs werden von den Theilchen des Körpers stärker angezogen, als sie sich selbst unter einander abstoßen. Diese beyden Kräfte nun (Expansivkraft und Anziehung durch Affinität) sind es, die einander entgegen wirken. Sie wirken beyde nach allen Richtungen, weil jedes Theilchen im körperlichen Raume nach allen Seiten zu mit andern Theilchen umringt ist. Ist also die eine Kraft stärker, als die andere, so wird auch die schwächere von der stärkern nach allen Richtungen aufgehoben, und hiemit ist das Phänomen des Verschwindens der Expansivkraft hinreireichend und vollständig erklärt. Alles dieses geht nun die Schwere ganz und gar nicht an; diese bleibt, was sie war, und hat hiebey weder etwas zu thun, noch zu leiden.
Herr Gren (Grundriß der Naturl. Halle, 1793. 8. §. 343. 344. 744.) hat zwar die negative Schwere des Waͤrmeſtoffs und Phlogiſtons, die er ehedem behauptete, gaͤnzlich aufgegeben; er nimmt aber dennoch an, daß der Beytritt des Waͤrmeſtoffs eine Abnahme in dem Gewichte der Koͤrper verurſache, wenn er in denſelben gebunden oder latent gemacht werde. ”Denn,“ ſagt er, ”wenn der Waͤr”meſtoff in den Koͤrpern durch die Cohaͤrenz mit ihren Thei”len zum unmerkbaren, und ſo ſeine urſpruͤngliche Expan”ſivkraft ruhend gemacht wird, ſo hebt er auch dagegen die ”Schwerkraft der Theilchen, mit denen er verbunden wird, ”auf.“ Es iſt aber ganz unmoͤglich, ſich Expanſivkraft und Schwere, wie zwo entgegengeſetzte Kraͤfte vorzuſtellen, die einander aufheben oder vermindern koͤnnen, da die eine nach allen moͤglichen Richtungen, die andere nur nach einer einzigen, wirkt. Wenn Waͤrmeſtoff in den Koͤrpern gebunden, und ſeiner vorigen Elaſticitaͤt oder Expanſivkraft beraubt wird, ſo geſchieht dieſe Bindung ja nicht durch die Schwere der Koͤrper, ſondern vielmehr durch die Anziehung, welche die Theilchen derſelben kraft ihrer Verwandtſchaft gegen den Waͤrmeſtoff ausuͤben. Man kan ſich naͤmlich vorſtellen, die Theilchen des Waͤrmeſtoffs werden von den Theilchen des Koͤrpers ſtaͤrker angezogen, als ſie ſich ſelbſt unter einander abſtoßen. Dieſe beyden Kraͤfte nun (Expanſivkraft und Anziehung durch Affinitaͤt) ſind es, die einander entgegen wirken. Sie wirken beyde nach allen Richtungen, weil jedes Theilchen im koͤrperlichen Raume nach allen Seiten zu mit andern Theilchen umringt iſt. Iſt alſo die eine Kraft ſtaͤrker, als die andere, ſo wird auch die ſchwaͤchere von der ſtaͤrkern nach allen Richtungen aufgehoben, und hiemit iſt das Phaͤnomen des Verſchwindens der Expanſivkraft hinreireichend und vollſtaͤndig erklaͤrt. Alles dieſes geht nun die Schwere ganz und gar nicht an; dieſe bleibt, was ſie war, und hat hiebey weder etwas zu thun, noch zu leiden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><hi rendition="#b"><pb facs="#f0948" xml:id="P.5.936" n="936"/><lb/> derabel</hi> anſehen kan, wodurch man doch noch nicht zugiebt, daß er ganz <hi rendition="#b">ohne Schwere,</hi> noch weniger, daß er <hi rendition="#b">abſolut leicht</hi> oder <hi rendition="#b">negativ ſchwer</hi> ſey, und durch ſeinen Beytritt das Gewicht der Koͤrper vermindere.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">Gren</hi> (Grundriß der Naturl. Halle, 1793. 8. §. 343. 344. 744.) hat zwar die negative Schwere des Waͤrmeſtoffs und Phlogiſtons, die er ehedem behauptete, gaͤnzlich aufgegeben; er nimmt aber dennoch an, daß der Beytritt des Waͤrmeſtoffs eine Abnahme in dem Gewichte der Koͤrper verurſache, wenn er in denſelben gebunden oder latent gemacht werde. ”Denn,“ ſagt er, ”wenn der Waͤr”meſtoff in den Koͤrpern durch die Cohaͤrenz mit ihren Thei”len zum unmerkbaren, und ſo ſeine urſpruͤngliche Expan”ſivkraft ruhend gemacht wird, ſo hebt er auch dagegen die ”Schwerkraft der Theilchen, mit denen er verbunden wird, ”auf.“ Es iſt aber ganz unmoͤglich, ſich Expanſivkraft und Schwere, wie zwo entgegengeſetzte Kraͤfte vorzuſtellen, die einander aufheben oder vermindern koͤnnen, da die eine nach allen moͤglichen Richtungen, die andere nur nach einer einzigen, wirkt. Wenn Waͤrmeſtoff in den Koͤrpern gebunden, und ſeiner vorigen Elaſticitaͤt oder Expanſivkraft beraubt wird, ſo geſchieht dieſe Bindung ja nicht durch die Schwere der Koͤrper, ſondern vielmehr durch die Anziehung, welche die Theilchen derſelben kraft ihrer Verwandtſchaft gegen den Waͤrmeſtoff ausuͤben. Man kan ſich naͤmlich vorſtellen, die Theilchen des Waͤrmeſtoffs werden von den Theilchen des Koͤrpers ſtaͤrker angezogen, als ſie ſich ſelbſt unter einander abſtoßen. Dieſe beyden Kraͤfte nun (Expanſivkraft und Anziehung durch Affinitaͤt) ſind es, die einander entgegen wirken. Sie wirken beyde nach allen Richtungen, weil jedes Theilchen im koͤrperlichen Raume nach allen Seiten zu mit andern Theilchen umringt iſt. Iſt alſo die eine Kraft ſtaͤrker, als die andere, ſo wird auch die ſchwaͤchere von der ſtaͤrkern nach allen Richtungen aufgehoben, und hiemit iſt das Phaͤnomen des Verſchwindens der Expanſivkraft hinreireichend und vollſtaͤndig erklaͤrt. Alles dieſes geht nun die Schwere ganz und gar nicht an; dieſe bleibt, was ſie war, und hat hiebey weder etwas zu thun, noch zu leiden.<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [936/0948]
derabel anſehen kan, wodurch man doch noch nicht zugiebt, daß er ganz ohne Schwere, noch weniger, daß er abſolut leicht oder negativ ſchwer ſey, und durch ſeinen Beytritt das Gewicht der Koͤrper vermindere.
Herr Gren (Grundriß der Naturl. Halle, 1793. 8. §. 343. 344. 744.) hat zwar die negative Schwere des Waͤrmeſtoffs und Phlogiſtons, die er ehedem behauptete, gaͤnzlich aufgegeben; er nimmt aber dennoch an, daß der Beytritt des Waͤrmeſtoffs eine Abnahme in dem Gewichte der Koͤrper verurſache, wenn er in denſelben gebunden oder latent gemacht werde. ”Denn,“ ſagt er, ”wenn der Waͤr”meſtoff in den Koͤrpern durch die Cohaͤrenz mit ihren Thei”len zum unmerkbaren, und ſo ſeine urſpruͤngliche Expan”ſivkraft ruhend gemacht wird, ſo hebt er auch dagegen die ”Schwerkraft der Theilchen, mit denen er verbunden wird, ”auf.“ Es iſt aber ganz unmoͤglich, ſich Expanſivkraft und Schwere, wie zwo entgegengeſetzte Kraͤfte vorzuſtellen, die einander aufheben oder vermindern koͤnnen, da die eine nach allen moͤglichen Richtungen, die andere nur nach einer einzigen, wirkt. Wenn Waͤrmeſtoff in den Koͤrpern gebunden, und ſeiner vorigen Elaſticitaͤt oder Expanſivkraft beraubt wird, ſo geſchieht dieſe Bindung ja nicht durch die Schwere der Koͤrper, ſondern vielmehr durch die Anziehung, welche die Theilchen derſelben kraft ihrer Verwandtſchaft gegen den Waͤrmeſtoff ausuͤben. Man kan ſich naͤmlich vorſtellen, die Theilchen des Waͤrmeſtoffs werden von den Theilchen des Koͤrpers ſtaͤrker angezogen, als ſie ſich ſelbſt unter einander abſtoßen. Dieſe beyden Kraͤfte nun (Expanſivkraft und Anziehung durch Affinitaͤt) ſind es, die einander entgegen wirken. Sie wirken beyde nach allen Richtungen, weil jedes Theilchen im koͤrperlichen Raume nach allen Seiten zu mit andern Theilchen umringt iſt. Iſt alſo die eine Kraft ſtaͤrker, als die andere, ſo wird auch die ſchwaͤchere von der ſtaͤrkern nach allen Richtungen aufgehoben, und hiemit iſt das Phaͤnomen des Verſchwindens der Expanſivkraft hinreireichend und vollſtaͤndig erklaͤrt. Alles dieſes geht nun die Schwere ganz und gar nicht an; dieſe bleibt, was ſie war, und hat hiebey weder etwas zu thun, noch zu leiden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |