Dämpfe zu befördern. Um dieses Wasser wieder zu scheiden, wird nachher die erhaltene Säure bey mäßiger Temperatur in großen Retorten destillirt. Dieses englische Vitrioloel kan allerdings durch gehöriges Abdunsten zu eben der concentrirten Stärke gebracht werden, wie das aus Destillation des Vitriols verfertigte sogenannte Nordhäuser Vitrioloel.
Nach Berthollet(Sur l'acide sulfureux in Mem. de l'acad. de Paris, 1782. p. 597 sqq. übers. in Crells chem. Ann. 1789. B. I. S. 330 ff. u. 1790. B. I. S. 457 ff.) enthalten 100 Theile reine wasserfreye Schwefelsäure, 69 Theile Schwefel und 31 Theile Sauerstoff; nach einer andern Erfahrung eben dieses Gelehrten nehmen 72 Theile Schwefel beym Verbrennen 28 Theile Sauerstoff auf. Nach Hrn. Wiegleb (Ueber das wahre Verhältniß der Säure im Schwefel, in Crells chem. Ann. 1792. B. I. S. 400.) bilden sich aus 50 Theilen Schwefel 100 Theile wasserfreye Schwefelsäure.
Die Flüßigkeit dieser Säure hängt von dem mit ihr vermischten Wasser ab. Ist sie davon ganz befreyt, so erscheint sie in fester Gestalt, und macht alsdann das schwefelgesäuerte Eis (Eisoel) aus.
Daß die Bestandtheile dieser Säure wirklich Sauerstoff und Schwefel sind, suchen die Antiphlogistiker durch folgende Versuche zu erweisen. Wenn man reine wasserfreye Schwefelsäure in einem verschloßnen Gefäße mit Wasserstoffgas (brennbarer Luft) in eine höhere Temperatur bringt, so wird sie zerlegt. Ihr Sauerstoff bildet mit dem Wasserstoff Wasser, und der Schwefel fällt zu Boden. Man kan sie auch in höhern Temperaturen durch Destillation über Quecksilber und Eisen zerlegen.
Man hat sich bemüht, eine übersaure (dephlogistisirte) Schwefelsäure (Acide sulfurique oxygene) darzustellen, und sich dazu des Braunsteins bedient, der unter allen metallischen Kalken am meisten mit Sauerstoff überladen ist. Man darf aber hiebey nicht die Glühhitze anwenden, bey welcher man nur gemeine Schwefelsäure und Lebensluft erhält, weil nach Hrn. Grens Erklärung die Basis
Daͤmpfe zu befoͤrdern. Um dieſes Waſſer wieder zu ſcheiden, wird nachher die erhaltene Saͤure bey maͤßiger Temperatur in großen Retorten deſtillirt. Dieſes engliſche Vitrioloel kan allerdings durch gehoͤriges Abdunſten zu eben der concentrirten Staͤrke gebracht werden, wie das aus Deſtillation des Vitriols verfertigte ſogenannte Nordhaͤuſer Vitrioloel.
Nach Berthollet(Sur l'acide ſulfureux in Mém. de l'acad. de Paris, 1782. p. 597 ſqq. uͤberſ. in Crells chem. Ann. 1789. B. I. S. 330 ff. u. 1790. B. I. S. 457 ff.) enthalten 100 Theile reine waſſerfreye Schwefelſaͤure, 69 Theile Schwefel und 31 Theile Sauerſtoff; nach einer andern Erfahrung eben dieſes Gelehrten nehmen 72 Theile Schwefel beym Verbrennen 28 Theile Sauerſtoff auf. Nach Hrn. Wiegleb (Ueber das wahre Verhaͤltniß der Saͤure im Schwefel, in Crells chem. Ann. 1792. B. I. S. 400.) bilden ſich aus 50 Theilen Schwefel 100 Theile waſſerfreye Schwefelſaͤure.
Die Fluͤßigkeit dieſer Saͤure haͤngt von dem mit ihr vermiſchten Waſſer ab. Iſt ſie davon ganz befreyt, ſo erſcheint ſie in feſter Geſtalt, und macht alsdann das ſchwefelgeſaͤuerte Eis (Eisoel) aus.
Daß die Beſtandtheile dieſer Saͤure wirklich Sauerſtoff und Schwefel ſind, ſuchen die Antiphlogiſtiker durch folgende Verſuche zu erweiſen. Wenn man reine waſſerfreye Schwefelſaͤure in einem verſchloßnen Gefaͤße mit Waſſerſtoffgas (brennbarer Luft) in eine hoͤhere Temperatur bringt, ſo wird ſie zerlegt. Ihr Sauerſtoff bildet mit dem Waſſerſtoff Waſſer, und der Schwefel faͤllt zu Boden. Man kan ſie auch in hoͤhern Temperaturen durch Deſtillation uͤber Queckſilber und Eiſen zerlegen.
Man hat ſich bemuͤht, eine uͤberſaure (dephlogiſtiſirte) Schwefelſaͤure (Acide ſulfurique oxygèné) darzuſtellen, und ſich dazu des Braunſteins bedient, der unter allen metalliſchen Kalken am meiſten mit Sauerſtoff uͤberladen iſt. Man darf aber hiebey nicht die Gluͤhhitze anwenden, bey welcher man nur gemeine Schwefelſaͤure und Lebensluft erhaͤlt, weil nach Hrn. Grens Erklaͤrung die Baſis
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Daͤmpfe zu befoͤrdern. Um dieſes Waſſer wieder zu ſcheiden, wird nachher die erhaltene Saͤure bey maͤßiger Temperatur in großen Retorten deſtillirt. Dieſes engliſche Vitrioloel kan allerdings durch gehoͤriges Abdunſten zu eben der concentrirten Staͤrke gebracht werden, wie das aus Deſtillation des Vitriols verfertigte ſogenannte Nordhaͤuſer Vitrioloel.</p><p>Nach <hirendition="#b">Berthollet</hi><hirendition="#aq">(Sur l'acide ſulfureux in Mém. de l'acad. de Paris, 1782. p. 597 ſqq.</hi> uͤberſ. in <hirendition="#b">Crells</hi> chem. Ann. 1789. B. <hirendition="#aq">I.</hi> S. 330 ff. u. 1790. B. <hirendition="#aq">I.</hi> S. 457 ff.) enthalten 100 Theile reine waſſerfreye Schwefelſaͤure, 69 Theile Schwefel und 31 Theile Sauerſtoff; nach einer andern Erfahrung eben dieſes Gelehrten nehmen 72 Theile Schwefel beym Verbrennen 28 Theile Sauerſtoff auf. Nach Hrn. <hirendition="#b">Wiegleb</hi> (Ueber das wahre Verhaͤltniß der Saͤure im Schwefel, in <hirendition="#b">Crells</hi> chem. Ann. 1792. B. <hirendition="#aq">I.</hi> S. 400.) bilden ſich aus 50 Theilen Schwefel 100 Theile waſſerfreye Schwefelſaͤure.</p><p>Die Fluͤßigkeit dieſer Saͤure haͤngt von dem mit ihr vermiſchten Waſſer ab. Iſt ſie davon ganz befreyt, ſo erſcheint ſie in feſter Geſtalt, und macht alsdann das <hirendition="#b">ſchwefelgeſaͤuerte Eis</hi> (Eisoel) aus.</p><p>Daß die Beſtandtheile dieſer Saͤure wirklich Sauerſtoff und Schwefel ſind, ſuchen die Antiphlogiſtiker durch folgende Verſuche zu erweiſen. Wenn man reine waſſerfreye Schwefelſaͤure in einem verſchloßnen Gefaͤße mit Waſſerſtoffgas (brennbarer Luft) in eine hoͤhere Temperatur bringt, ſo wird ſie zerlegt. Ihr Sauerſtoff bildet mit dem Waſſerſtoff Waſſer, und der Schwefel faͤllt zu Boden. Man kan ſie auch in hoͤhern Temperaturen durch Deſtillation uͤber Queckſilber und Eiſen zerlegen.</p><p>Man hat ſich bemuͤht, eine <hirendition="#b">uͤberſaure (dephlogiſtiſirte) Schwefelſaͤure</hi> (<hirendition="#i"><hirendition="#aq">Acide ſulfurique oxygèné)</hi></hi> darzuſtellen, und ſich dazu des Braunſteins bedient, der unter allen metalliſchen Kalken am meiſten mit Sauerſtoff uͤberladen iſt. Man darf aber hiebey nicht die Gluͤhhitze anwenden, bey welcher man nur gemeine Schwefelſaͤure und Lebensluft erhaͤlt, weil nach Hrn. <hirendition="#b">Grens</hi> Erklaͤrung die Baſis<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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Daͤmpfe zu befoͤrdern. Um dieſes Waſſer wieder zu ſcheiden, wird nachher die erhaltene Saͤure bey maͤßiger Temperatur in großen Retorten deſtillirt. Dieſes engliſche Vitrioloel kan allerdings durch gehoͤriges Abdunſten zu eben der concentrirten Staͤrke gebracht werden, wie das aus Deſtillation des Vitriols verfertigte ſogenannte Nordhaͤuſer Vitrioloel.
Nach Berthollet (Sur l'acide ſulfureux in Mém. de l'acad. de Paris, 1782. p. 597 ſqq. uͤberſ. in Crells chem. Ann. 1789. B. I. S. 330 ff. u. 1790. B. I. S. 457 ff.) enthalten 100 Theile reine waſſerfreye Schwefelſaͤure, 69 Theile Schwefel und 31 Theile Sauerſtoff; nach einer andern Erfahrung eben dieſes Gelehrten nehmen 72 Theile Schwefel beym Verbrennen 28 Theile Sauerſtoff auf. Nach Hrn. Wiegleb (Ueber das wahre Verhaͤltniß der Saͤure im Schwefel, in Crells chem. Ann. 1792. B. I. S. 400.) bilden ſich aus 50 Theilen Schwefel 100 Theile waſſerfreye Schwefelſaͤure.
Die Fluͤßigkeit dieſer Saͤure haͤngt von dem mit ihr vermiſchten Waſſer ab. Iſt ſie davon ganz befreyt, ſo erſcheint ſie in feſter Geſtalt, und macht alsdann das ſchwefelgeſaͤuerte Eis (Eisoel) aus.
Daß die Beſtandtheile dieſer Saͤure wirklich Sauerſtoff und Schwefel ſind, ſuchen die Antiphlogiſtiker durch folgende Verſuche zu erweiſen. Wenn man reine waſſerfreye Schwefelſaͤure in einem verſchloßnen Gefaͤße mit Waſſerſtoffgas (brennbarer Luft) in eine hoͤhere Temperatur bringt, ſo wird ſie zerlegt. Ihr Sauerſtoff bildet mit dem Waſſerſtoff Waſſer, und der Schwefel faͤllt zu Boden. Man kan ſie auch in hoͤhern Temperaturen durch Deſtillation uͤber Queckſilber und Eiſen zerlegen.
Man hat ſich bemuͤht, eine uͤberſaure (dephlogiſtiſirte) Schwefelſaͤure (Acide ſulfurique oxygèné) darzuſtellen, und ſich dazu des Braunſteins bedient, der unter allen metalliſchen Kalken am meiſten mit Sauerſtoff uͤberladen iſt. Man darf aber hiebey nicht die Gluͤhhitze anwenden, bey welcher man nur gemeine Schwefelſaͤure und Lebensluft erhaͤlt, weil nach Hrn. Grens Erklaͤrung die Baſis
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 926. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/938>, abgerufen am 22.11.2024.
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