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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Die letztere ist die flüchtige Schwefelsäure oder phlogistisirte Vitriolsäure des alten Systems, s. den Art. Schwefelsäure, flüchtige (Th. III. S. 883 u. f.).

Das Schwefelsaure zeigt sich in Gasgestalt, so lange es nicht mit Wasser verbunden ist, s. Gas, vitriolsaures. Man erhält es, indem man Schwefel langsam verbrennt, oder Schwefelsäure über Metalle oder Kohlen destillirt. Das eigenthümliche Gewicht des mit Schwefelsaurem gesättigten Wassers verhält sich zu dem des reinen Wassers, wie 1,04 zu 1.

Man kan das Schwefelsaure überhaupt auf zweyerley Weise in Schwefelsäure verwandeln. Erstens, indem man ihm einen Theil seiner Grundlage entzieht, und dadurch das Verhältniß des Sauerstoffs zu dem übrigen vergrößert. Dieses geschieht, wenn man das Saure einer hohen Temperatur aussetzt, da dann ein Theil des Schwefels abgesetzt, und das übrige mit Sauerstoff gesättiget wird. Zweytens, indem man dem Schwefelsauren Sauerstoff zusetzt. Dieses geschieht, wenn man es unter eine Glocke mit Sauerstoffgas setzt, aus dem es den Sauerstoff einsaugt, und dadurch am Gewichte zunimmt.

Die Schwefelsäure ward vormals größtentheils aus dem schwefelgesäuerten Eisen oder sogenannten Eisenvitriol bereitet, und erhielt daher den Namen der Vitriolsäure, den man jetzt mit dem weit schicklichern der Schwefelsäure vertauscht hat.

In England und Schottland wird diese Säure im Großen durch die Verbrennung des Schwefels bereitet. Man mischt den letztern, um das Verbrennen zu erleichtern, mit etwas zu Pulver gestoßenem Salpeter, welcher zersetzt wird, und mehr Sauerstoff hergiebt. Dennoch kan diese Verbrennung, selbst in den größten Gefäßen, nur kurze Zeit fortgesetzt werden, weil das Sauerstoffgas bald verzehrt, und die Luft in bloßes Stickgas verwandelt wird, auch der aufsteigende schwefeisaure Dampf das Verbrennen hindert. In den großen Manufacturen läßt man die Mischung in großen mit Bley getäfelten Zimmern (houses) abbrennen, worinn etwas Wasser enthalten ist, um die Verdichtung der


Die letztere iſt die fluͤchtige Schwefelſaͤure oder phlogiſtiſirte Vitriolſaͤure des alten Syſtems, ſ. den Art. Schwefelſaͤure, fluͤchtige (Th. III. S. 883 u. f.).

Das Schwefelſaure zeigt ſich in Gasgeſtalt, ſo lange es nicht mit Waſſer verbunden iſt, ſ. Gas, vitriolſaures. Man erhaͤlt es, indem man Schwefel langſam verbrennt, oder Schwefelſaͤure uͤber Metalle oder Kohlen deſtillirt. Das eigenthuͤmliche Gewicht des mit Schwefelſaurem geſaͤttigten Waſſers verhaͤlt ſich zu dem des reinen Waſſers, wie 1,04 zu 1.

Man kan das Schwefelſaure uͤberhaupt auf zweyerley Weiſe in Schwefelſaͤure verwandeln. Erſtens, indem man ihm einen Theil ſeiner Grundlage entzieht, und dadurch das Verhaͤltniß des Sauerſtoffs zu dem uͤbrigen vergroͤßert. Dieſes geſchieht, wenn man das Saure einer hohen Temperatur ausſetzt, da dann ein Theil des Schwefels abgeſetzt, und das uͤbrige mit Sauerſtoff geſaͤttiget wird. Zweytens, indem man dem Schwefelſauren Sauerſtoff zuſetzt. Dieſes geſchieht, wenn man es unter eine Glocke mit Sauerſtoffgas ſetzt, aus dem es den Sauerſtoff einſaugt, und dadurch am Gewichte zunimmt.

Die Schwefelſaͤure ward vormals groͤßtentheils aus dem ſchwefelgeſaͤuerten Eiſen oder ſogenannten Eiſenvitriol bereitet, und erhielt daher den Namen der Vitriolſaͤure, den man jetzt mit dem weit ſchicklichern der Schwefelſaͤure vertauſcht hat.

In England und Schottland wird dieſe Saͤure im Großen durch die Verbrennung des Schwefels bereitet. Man miſcht den letztern, um das Verbrennen zu erleichtern, mit etwas zu Pulver geſtoßenem Salpeter, welcher zerſetzt wird, und mehr Sauerſtoff hergiebt. Dennoch kan dieſe Verbrennung, ſelbſt in den groͤßten Gefaͤßen, nur kurze Zeit fortgeſetzt werden, weil das Sauerſtoffgas bald verzehrt, und die Luft in bloßes Stickgas verwandelt wird, auch der aufſteigende ſchwefeiſaure Dampf das Verbrennen hindert. In den großen Manufacturen laͤßt man die Miſchung in großen mit Bley getaͤfelten Zimmern (houſes) abbrennen, worinn etwas Waſſer enthalten iſt, um die Verdichtung der

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[925/0937] Die letztere iſt die fluͤchtige Schwefelſaͤure oder phlogiſtiſirte Vitriolſaͤure des alten Syſtems, ſ. den Art. Schwefelſaͤure, fluͤchtige (Th. III. S. 883 u. f.). Das Schwefelſaure zeigt ſich in Gasgeſtalt, ſo lange es nicht mit Waſſer verbunden iſt, ſ. Gas, vitriolſaures. Man erhaͤlt es, indem man Schwefel langſam verbrennt, oder Schwefelſaͤure uͤber Metalle oder Kohlen deſtillirt. Das eigenthuͤmliche Gewicht des mit Schwefelſaurem geſaͤttigten Waſſers verhaͤlt ſich zu dem des reinen Waſſers, wie 1,04 zu 1. Man kan das Schwefelſaure uͤberhaupt auf zweyerley Weiſe in Schwefelſaͤure verwandeln. Erſtens, indem man ihm einen Theil ſeiner Grundlage entzieht, und dadurch das Verhaͤltniß des Sauerſtoffs zu dem uͤbrigen vergroͤßert. Dieſes geſchieht, wenn man das Saure einer hohen Temperatur ausſetzt, da dann ein Theil des Schwefels abgeſetzt, und das uͤbrige mit Sauerſtoff geſaͤttiget wird. Zweytens, indem man dem Schwefelſauren Sauerſtoff zuſetzt. Dieſes geſchieht, wenn man es unter eine Glocke mit Sauerſtoffgas ſetzt, aus dem es den Sauerſtoff einſaugt, und dadurch am Gewichte zunimmt. Die Schwefelſaͤure ward vormals groͤßtentheils aus dem ſchwefelgeſaͤuerten Eiſen oder ſogenannten Eiſenvitriol bereitet, und erhielt daher den Namen der Vitriolſaͤure, den man jetzt mit dem weit ſchicklichern der Schwefelſaͤure vertauſcht hat. In England und Schottland wird dieſe Saͤure im Großen durch die Verbrennung des Schwefels bereitet. Man miſcht den letztern, um das Verbrennen zu erleichtern, mit etwas zu Pulver geſtoßenem Salpeter, welcher zerſetzt wird, und mehr Sauerſtoff hergiebt. Dennoch kan dieſe Verbrennung, ſelbſt in den groͤßten Gefaͤßen, nur kurze Zeit fortgeſetzt werden, weil das Sauerſtoffgas bald verzehrt, und die Luft in bloßes Stickgas verwandelt wird, auch der aufſteigende ſchwefeiſaure Dampf das Verbrennen hindert. In den großen Manufacturen laͤßt man die Miſchung in großen mit Bley getaͤfelten Zimmern (houſes) abbrennen, worinn etwas Waſſer enthalten iſt, um die Verdichtung der

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 925. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/937>, abgerufen am 22.11.2024.